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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1202 bis 1203.
und sie fielen nachher doch in denselben Falstrick, der für sie bereitet war. Denn1202
die Pilger kamen unter der Führung GOttes gesund und frisch in Wysbu an,
wurden auch von den Bürgern und Angesessenen daselbst mit Freuden aufgenom-
men. Nach etlichen Tagen kamen die Esthen mit ihrer ganzen Beute an. Als
die Pilger sie segeln sahen, beschwerten sie sich über die Bürger und Kaufleute, daß
sie Feinde des christlichen Namens in ihren Hafen so ungehindert einlaufen liessen.

a) Man merke sich hier Dietrichen von Apeldern, des Bischofs zweiten Bruder, der eine
adeliche Dame geheirathet, und als oberster Minister des Alberts nach mancherley Be-
gebenheiten, und vielen Schicksalen zu Lande und zu Wasser, endlich sich im Schloß
Odempe niedergelassen. Welches alles unser Verfasser bey jedem Jahre anzeigen
wird.
b) Weil ich keine Dänische Provinz Lystria*) finden können, auch nicht einmal in der sehr
ausführlichen und genauen Chorographia Danica des Pontanus; so kam ich auf die
Gedanken, entweder Falstria zu lesen, oder Loxtra oder Lethra: wovon Erich in
histor. gent. Dan. p. 263 265; Stephan über den Saxo Grammaticus p. 29.
Worm. in monument. Dan. c. 12; Leibniz in script. Brunsuic. tom. 1 p. 7 not. 1).
Herr Keisler in antiqu. celt. p. 93 nachzuschlagen. Die letztere Muthmassung gefiel
mir deswegen, weil ich sahe, daß einige Lethra in Schonen setzen, so gröstentheils
an der See liegt, und von Kapern leichte befahren werden kan. Endlich grif ich nach
alten Urkunden, worinne öfters die besten Beschreibungen der Landschaften in mitlerer
Zeit enthalten sind, und fand, daß Schonen ehemals in 3 kleinere Provinzen eingethei-
let worden, in Halland nemlich, Lystrien und Blecking. Denn da der König von
Schweden, Magnus, 1333 in der Octave**) des heiligen Martini mit Waldemar
dem 3ten König in Dännemark einen Vergleich traf, so versprach er unter andern, daß
der Brief, der durch Waldemaren ihm gegeben sey, über die Länder Schonen, Hal-
land
und Bleckingen, Lyster und die Jnsel Huän, in seiner völligen Gültigkeit und
Kraft, auf ewig sich erstrecken und dauren solte. Den ganzen Vergleich liefert Ponta-
nus
Rer. Dan. libr. 8 p. 468 seq. Der in der Beschreibung von Dännemark aber
ausgelassene Name Lystrien zeiget an, daß diese Eintheilung schon zu Pontanus Zei-
ten aus dem Gebrauch, und stat Lystrien der Name Schonen aufgekommen, wie es
in engerm Verstande Halland und Bleckingen entgegen gesetzt wird; welche 3 Pro-
vinzen das heutige grössere Schonen oder Scandinavien ausmachen.
c) Adamus Bremensis de situ Daniae n. 75, nachdem er alle Jnseln des Königreichs Dän-
nemark
durchgegangen, schreibet: Es gibt auch noch andere, die unter Schwe-
dischem Scepter stehen, davon die gröste diejenige ist, welche Curland heis-
set
***) - - - Wir glauben, sie werde in dem Leben des heiligen Anscharius Chori
genant, welche die Schweden damals sich zinsbar gemacht. Wie aber bey dem Ver-
fasser der Lebensbeschreibung des heiligen Anscharius, dem heiligen Rembert c. 27,
Chori nicht eine Jnsel, sondern ein gewisses Volk bedeutet, also fragt Pontanus Cho-
rogr. Dan. p.
734 nicht unbillig, was für ein Curland hier zu verstehen sey, da das
jetzige keine Jnsel ist, und muthmasset, weil Adam gedenket, daß ers vom Könige von
Dännemark gehöret, er sey mehr dem Klange als den Worten gefolget, und habe
Curland für Gulland gesetzet, das ist, die Jnsel Gothland, die in der Mutter-
sprache Gulland heissen sol. Pontanus ist dieser Meinung desto lieber zugethan,
weil Adam sonst nirgends einer Jnsel Gothland gedenket. Aber die Sache hat nichts
zu sagen. Denn Adam hatte sich nicht vorgenommen, alle zu Schweden gehörige
Jnseln zu nennen. Wir sehen ja auch Oeland nicht angeführet. Gothland und Oe-
land
aber scheinen deswegen ausgelassen zu seyn, weil sie dem vesten Lande von Goth-
land
alzunahe liegen und zu Gothland gerechnet werden. Joh. Baazius histor.
eccles. sveogoth. l. 1. c. 1. p.
39. Zur Auflösung dieses Knotens aber thut sonderlich
viel, daß die Jnsel Oesel in Esthnischer Sprache Curresaar, das ist, der Curen
Jnsel heisset. Weil man daher schliessen kan, daß die Curen oder Choren, wie
sie Rembert nennet, so wol Einwohner der Jnsel, als des vesten Landes gewesen, die
nur der Sund bey Domnes abgesondert, die auch in der Mundart heutiges Tages
*) Da Herr Gruber und mein Rigisches Manuscript Lystria hier lesen: so hat solgende Note b) da-
her ihren Ursprung.
**) Octave hiessen die 8 heiligen Tage nach gewissen Festen.
***) Zwar setzet Adam. Bremens. daß die Jnsel Curland 8 Tagereisen groß sey, und Grotius merket
an, daß insula hier eine Halbinsel heissen müsse. Welches erste, wenn es von Oesel zu verstehen,
derselben Umfang ausmachet. Uebrigens scheinet die Gruberische Muthmassung des Grotius seiner
vorzuziehen zu seyn.
J

von 1202 bis 1203.
und ſie fielen nachher doch in denſelben Falſtrick, der fuͤr ſie bereitet war. Denn1202
die Pilger kamen unter der Fuͤhrung GOttes geſund und friſch in Wysbu an,
wurden auch von den Buͤrgern und Angeſeſſenen daſelbſt mit Freuden aufgenom-
men. Nach etlichen Tagen kamen die Eſthen mit ihrer ganzen Beute an. Als
die Pilger ſie ſegeln ſahen, beſchwerten ſie ſich uͤber die Buͤrger und Kaufleute, daß
ſie Feinde des chriſtlichen Namens in ihren Hafen ſo ungehindert einlaufen lieſſen.

a) Man merke ſich hier Dietrichen von Apeldern, des Biſchofs zweiten Bruder, der eine
adeliche Dame geheirathet, und als oberſter Miniſter des Alberts nach mancherley Be-
gebenheiten, und vielen Schickſalen zu Lande und zu Waſſer, endlich ſich im Schloß
Odempe niedergelaſſen. Welches alles unſer Verfaſſer bey jedem Jahre anzeigen
wird.
b) Weil ich keine Daͤniſche Provinz Lyſtria*) finden koͤnnen, auch nicht einmal in der ſehr
ausfuͤhrlichen und genauen Chorographia Danica des Pontanus; ſo kam ich auf die
Gedanken, entweder Falſtria zu leſen, oder Loxtra oder Lethra: wovon Erich in
hiſtor. gent. Dan. p. 263 265; Stephan uͤber den Saxo Grammaticus p. 29.
Worm. in monument. Dan. c. 12; Leibniz in ſcript. Brunſuic. tom. 1 p. 7 not. 1).
Herr Keisler in antiqu. celt. p. 93 nachzuſchlagen. Die letztere Muthmaſſung gefiel
mir deswegen, weil ich ſahe, daß einige Lethra in Schonen ſetzen, ſo groͤſtentheils
an der See liegt, und von Kapern leichte befahren werden kan. Endlich grif ich nach
alten Urkunden, worinne oͤfters die beſten Beſchreibungen der Landſchaften in mitlerer
Zeit enthalten ſind, und fand, daß Schonen ehemals in 3 kleinere Provinzen eingethei-
let worden, in Halland nemlich, Lyſtrien und Blecking. Denn da der Koͤnig von
Schweden, Magnus, 1333 in der Octave**) des heiligen Martini mit Waldemar
dem 3ten Koͤnig in Daͤnnemark einen Vergleich traf, ſo verſprach er unter andern, daß
der Brief, der durch Waldemaren ihm gegeben ſey, uͤber die Laͤnder Schonen, Hal-
land
und Bleckingen, Lyſter und die Jnſel Huaͤn, in ſeiner voͤlligen Guͤltigkeit und
Kraft, auf ewig ſich erſtrecken und dauren ſolte. Den ganzen Vergleich liefert Ponta-
nus
Rer. Dan. libr. 8 p. 468 ſeq. Der in der Beſchreibung von Daͤnnemark aber
ausgelaſſene Name Lyſtrien zeiget an, daß dieſe Eintheilung ſchon zu Pontanus Zei-
ten aus dem Gebrauch, und ſtat Lyſtrien der Name Schonen aufgekommen, wie es
in engerm Verſtande Halland und Bleckingen entgegen geſetzt wird; welche 3 Pro-
vinzen das heutige groͤſſere Schonen oder Scandinavien ausmachen.
c) Adamus Bremenſis de ſitu Daniæ n. 75, nachdem er alle Jnſeln des Koͤnigreichs Daͤn-
nemark
durchgegangen, ſchreibet: Es gibt auch noch andere, die unter Schwe-
diſchem Scepter ſtehen, davon die groͤſte diejenige iſt, welche Curland heiſ-
ſet
***) ‒ ‒ ‒ Wir glauben, ſie werde in dem Leben des heiligen Anſcharius Chori
genant, welche die Schweden damals ſich zinsbar gemacht. Wie aber bey dem Ver-
faſſer der Lebensbeſchreibung des heiligen Anſcharius, dem heiligen Rembert c. 27,
Chori nicht eine Jnſel, ſondern ein gewiſſes Volk bedeutet, alſo fragt Pontanus Cho-
rogr. Dan. p.
734 nicht unbillig, was fuͤr ein Curland hier zu verſtehen ſey, da das
jetzige keine Jnſel iſt, und muthmaſſet, weil Adam gedenket, daß ers vom Koͤnige von
Daͤnnemark gehoͤret, er ſey mehr dem Klange als den Worten gefolget, und habe
Curland fuͤr Gulland geſetzet, das iſt, die Jnſel Gothland, die in der Mutter-
ſprache Gulland heiſſen ſol. Pontanus iſt dieſer Meinung deſto lieber zugethan,
weil Adam ſonſt nirgends einer Jnſel Gothland gedenket. Aber die Sache hat nichts
zu ſagen. Denn Adam hatte ſich nicht vorgenommen, alle zu Schweden gehoͤrige
Jnſeln zu nennen. Wir ſehen ja auch Oeland nicht angefuͤhret. Gothland und Oe-
land
aber ſcheinen deswegen ausgelaſſen zu ſeyn, weil ſie dem veſten Lande von Goth-
land
alzunahe liegen und zu Gothland gerechnet werden. Joh. Baazius hiſtor.
eccleſ. ſveogoth. l. 1. c. 1. p.
39. Zur Aufloͤſung dieſes Knotens aber thut ſonderlich
viel, daß die Jnſel Oeſel in Eſthniſcher Sprache Curreſaar, das iſt, der Curen
Jnſel heiſſet. Weil man daher ſchlieſſen kan, daß die Curen oder Choren, wie
ſie Rembert nennet, ſo wol Einwohner der Jnſel, als des veſten Landes geweſen, die
nur der Sund bey Domnes abgeſondert, die auch in der Mundart heutiges Tages
*) Da Herr Gruber und mein Rigiſches Manuſcript Lyſtria hier leſen: ſo hat ſolgende Note b) da-
her ihren Urſprung.
**) Octave hieſſen die 8 heiligen Tage nach gewiſſen Feſten.
***) Zwar ſetzet Adam. Bremenſ. daß die Jnſel Curland 8 Tagereiſen groß ſey, und Grotius merket
an, daß inſula hier eine Halbinſel heiſſen muͤſſe. Welches erſte, wenn es von Oeſel zu verſtehen,
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vorzuziehen zu ſeyn.
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[33/0065] von 1202 bis 1203. und ſie fielen nachher doch in denſelben Falſtrick, der fuͤr ſie bereitet war. Denn die Pilger kamen unter der Fuͤhrung GOttes geſund und friſch in Wysbu an, wurden auch von den Buͤrgern und Angeſeſſenen daſelbſt mit Freuden aufgenom- men. Nach etlichen Tagen kamen die Eſthen mit ihrer ganzen Beute an. Als die Pilger ſie ſegeln ſahen, beſchwerten ſie ſich uͤber die Buͤrger und Kaufleute, daß ſie Feinde des chriſtlichen Namens in ihren Hafen ſo ungehindert einlaufen lieſſen. 1202 a⁾ Man merke ſich hier Dietrichen von Apeldern, des Biſchofs zweiten Bruder, der eine adeliche Dame geheirathet, und als oberſter Miniſter des Alberts nach mancherley Be- gebenheiten, und vielen Schickſalen zu Lande und zu Waſſer, endlich ſich im Schloß Odempe niedergelaſſen. Welches alles unſer Verfaſſer bey jedem Jahre anzeigen wird. b⁾ Weil ich keine Daͤniſche Provinz Lyſtria *) finden koͤnnen, auch nicht einmal in der ſehr ausfuͤhrlichen und genauen Chorographia Danica des Pontanus; ſo kam ich auf die Gedanken, entweder Falſtria zu leſen, oder Loxtra oder Lethra: wovon Erich in hiſtor. gent. Dan. p. 263 265; Stephan uͤber den Saxo Grammaticus p. 29. Worm. in monument. Dan. c. 12; Leibniz in ſcript. Brunſuic. tom. 1 p. 7 not. 1). Herr Keisler in antiqu. celt. p. 93 nachzuſchlagen. Die letztere Muthmaſſung gefiel mir deswegen, weil ich ſahe, daß einige Lethra in Schonen ſetzen, ſo groͤſtentheils an der See liegt, und von Kapern leichte befahren werden kan. Endlich grif ich nach alten Urkunden, worinne oͤfters die beſten Beſchreibungen der Landſchaften in mitlerer Zeit enthalten ſind, und fand, daß Schonen ehemals in 3 kleinere Provinzen eingethei- let worden, in Halland nemlich, Lyſtrien und Blecking. Denn da der Koͤnig von Schweden, Magnus, 1333 in der Octave **) des heiligen Martini mit Waldemar dem 3ten Koͤnig in Daͤnnemark einen Vergleich traf, ſo verſprach er unter andern, daß der Brief, der durch Waldemaren ihm gegeben ſey, uͤber die Laͤnder Schonen, Hal- land und Bleckingen, Lyſter und die Jnſel Huaͤn, in ſeiner voͤlligen Guͤltigkeit und Kraft, auf ewig ſich erſtrecken und dauren ſolte. Den ganzen Vergleich liefert Ponta- nus Rer. Dan. libr. 8 p. 468 ſeq. Der in der Beſchreibung von Daͤnnemark aber ausgelaſſene Name Lyſtrien zeiget an, daß dieſe Eintheilung ſchon zu Pontanus Zei- ten aus dem Gebrauch, und ſtat Lyſtrien der Name Schonen aufgekommen, wie es in engerm Verſtande Halland und Bleckingen entgegen geſetzt wird; welche 3 Pro- vinzen das heutige groͤſſere Schonen oder Scandinavien ausmachen. c⁾ Adamus Bremenſis de ſitu Daniæ n. 75, nachdem er alle Jnſeln des Koͤnigreichs Daͤn- nemark durchgegangen, ſchreibet: Es gibt auch noch andere, die unter Schwe- diſchem Scepter ſtehen, davon die groͤſte diejenige iſt, welche Curland heiſ- ſet ***) ‒ ‒ ‒ Wir glauben, ſie werde in dem Leben des heiligen Anſcharius Chori genant, welche die Schweden damals ſich zinsbar gemacht. Wie aber bey dem Ver- faſſer der Lebensbeſchreibung des heiligen Anſcharius, dem heiligen Rembert c. 27, Chori nicht eine Jnſel, ſondern ein gewiſſes Volk bedeutet, alſo fragt Pontanus Cho- rogr. Dan. p. 734 nicht unbillig, was fuͤr ein Curland hier zu verſtehen ſey, da das jetzige keine Jnſel iſt, und muthmaſſet, weil Adam gedenket, daß ers vom Koͤnige von Daͤnnemark gehoͤret, er ſey mehr dem Klange als den Worten gefolget, und habe Curland fuͤr Gulland geſetzet, das iſt, die Jnſel Gothland, die in der Mutter- ſprache Gulland heiſſen ſol. Pontanus iſt dieſer Meinung deſto lieber zugethan, weil Adam ſonſt nirgends einer Jnſel Gothland gedenket. Aber die Sache hat nichts zu ſagen. Denn Adam hatte ſich nicht vorgenommen, alle zu Schweden gehoͤrige Jnſeln zu nennen. Wir ſehen ja auch Oeland nicht angefuͤhret. Gothland und Oe- land aber ſcheinen deswegen ausgelaſſen zu ſeyn, weil ſie dem veſten Lande von Goth- land alzunahe liegen und zu Gothland gerechnet werden. Joh. Baazius hiſtor. eccleſ. ſveogoth. l. 1. c. 1. p. 39. Zur Aufloͤſung dieſes Knotens aber thut ſonderlich viel, daß die Jnſel Oeſel in Eſthniſcher Sprache Curreſaar, das iſt, der Curen Jnſel heiſſet. Weil man daher ſchlieſſen kan, daß die Curen oder Choren, wie ſie Rembert nennet, ſo wol Einwohner der Jnſel, als des veſten Landes geweſen, die nur der Sund bey Domnes abgeſondert, die auch in der Mundart heutiges Tages nicht *) Da Herr Gruber und mein Rigiſches Manuſcript Lyſtria hier leſen: ſo hat ſolgende Note b) da- her ihren Urſprung. **) Octave hieſſen die 8 heiligen Tage nach gewiſſen Feſten. ***) Zwar ſetzet Adam. Bremenſ. daß die Jnſel Curland 8 Tagereiſen groß ſey, und Grotius merket an, daß inſula hier eine Halbinſel heiſſen muͤſſe. Welches erſte, wenn es von Oeſel zu verſtehen, derſelben Umfang ausmachet. Uebrigens ſcheinet die Gruberiſche Muthmaſſung des Grotius ſeiner vorzuziehen zu ſeyn. J

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/65>, abgerufen am 26.04.2024.