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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1395schwedischen Königs Albrechts und dessen Prinzen Erichs anhalten musten.
Die Königin erklärte sich endlich zu Lindholm, sie wolle die beiden königl. Gefan-
genen an obbemeldte Hanseestädte liefern; verlange aber dagegen, daß Revel nebst
den andern 6 Hänseestädten innerhalb drey Jahren von Michaelis an, die Löse-
gelder erlege, widrigenfals sollen sie beide Gefangene wieder stellen, oder 6000
Mark erlegen, oder ihr auch Stockholm samt allen Festungen einräumen, wel-
che Plätze die Stände des Reichs den Hanseestädten für ihre Bürgschaft zum Un-
terpfande übertragen hatten. Der König Albrecht ward sodann nach Rostock
und sein Sohn Erich nach Wismar gebracht.

1396

Am 23 April gab Bonifacius der IXte den Ordensmeistern in Liefland
Volmacht, ihre Bedienten (familiares) in Fällen da ein Bruder dem andern ver-
geben kan, von ihren Sünden loszusprechen, und ihnen eine heilsame Busse aufzu-
legen. f)

Der Ordensmeister Wennemar, der, wie sein Vorgänger, mit dem Um-
sturz des geistlichen Regiments in Liefland schwanger gieng, versuchte sein Heil
nun auch an dem Bischof Diedrich zu Dörpt, welcher dem Orden einen jähr-
lichen Tribut entrichten oder seine Stiftsgüter räumen solte. Der Bischof wagte
alles für die Freiheit seines Stifts, und weil er den Orden nicht ärger kränken
konte, so begab er sich mit den benachbarten Russen von Plescow mit den Lit-
thauern
und Samogiten in ein Bündnis, die sich auch willig zu seinem Schu-
tze einfanden. Wennemar gewan zwar das Feld, war aber zu schwach sich den
Sieg recht zu Nutze zu machen. Doch brauchte er seine übrige Macht gegen die
rigischen Domherren, welche bisher Bedenken getragen hatten, Johan von
Wallenrode für ihren Erzbischof zu erkennen.

Die Ritter und Herren Bartholomäus und Johan von Tiesenhausen
hatten das Unglück, daß ihnen ihre Schlösser, Kokenhausen und Berson,
welche sie seit des Bischof Alberts Zeiten besessen hatten, eingezogen wurden.
Sie selbst entwichen auf ihre Güter ins Dörptische. Der Hochmeister, der
Bischof von Pomesanien, ein Herzog von Lignitz und andre hohe Häupter
solten sich zwar als Mittelspersonen gebrauchen lassen; man erklärte sie aber für
parteiisch. Jndessen bewilligten doch beide Theile einen Compromis, wozu die
Bischöfe von Beursberg und Dörpt, wie auch die Stadt Lübeck erbeten
1397wurden. Der Vergleich kam auch am 4ten Jul. zu jedermans Vergnügen zu
Stande. Die Artikel desselben enthielten folgendes: Alle Entwichene vom Adel
sollen wieder ins Stift kommen, dem Erzbischof die Huldigung leisten, und den
Besitz ihrer Güter wieder antreten. Die Herren von Tiesenhausen lassen ihr
Recht an Kokenhausen fahren; dagegen werden sie mit andern Landgütern be-
friediget, erhalten Berson wieder, und dürfen das angefangene Schlos Erla un-
gestört ausbauen.*)

Um
f) Die Absolution der Brüder erstreckte sich gar weit; indessen setzte sie doch eine Art von
zeitlicher Strafe voraus. Russow erzehlet uns Blat 28 b. eine solche vor der Ver-
gebung vorher gegangene Züchtigung, die mehr lächerlich als gefährlich war. Ein Diener
der Ordensherren ward auf einer unzüchtigen That ertappet, und nach gefältem Urtheil mit
Pfeiffen und Trummeln durch die Stadt und über den Markt von allen Stalbrüdern
zum Thore hinaus begleitet, alda in einen Brunnen geworfen, und mit derselben Mu-
sik den lustigen Gang zurück geführet, daß das Wasser aus den Kleidern träuffelte.
Auf dem Schlosse absolvirte ihn der älteste Stalbruder oder Vogt, von allen seinen
Sünden.
*) Der ganze Krieg mit dem Bischof Diedrich zu Dörpt ward zu Danzig schon am Tage Johannis
des Täufers beigelegt; die Tractaten aber erst am Tage der Aposteltheilung unterzeichnet, und
heissen des Ordens Söhnebrief. Die zu Danzig versamleten Häupter waren Johan von Wal-
lenrode,
Erzbischof zu Riga, Bruder Conrad Jungingen, Hochmeister, Bruder Wenne-
mar
von Brüggeney, Meister zu Liefland, Bruder Albrecht, Graf zu Schwarzburg, Com-
tur zu Danzig, der liefländische Marschal Berndt Hövelmann, und Conrad von Vieting-
hoff.
Jm Namen der gemeinen Ritter und Knechte handelten Johann von Scherenbecke,
Evert

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1395ſchwediſchen Koͤnigs Albrechts und deſſen Prinzen Erichs anhalten muſten.
Die Koͤnigin erklaͤrte ſich endlich zu Lindholm, ſie wolle die beiden koͤnigl. Gefan-
genen an obbemeldte Hanſeeſtaͤdte liefern; verlange aber dagegen, daß Revel nebſt
den andern 6 Haͤnſeeſtaͤdten innerhalb drey Jahren von Michaelis an, die Loͤſe-
gelder erlege, widrigenfals ſollen ſie beide Gefangene wieder ſtellen, oder 6000
Mark erlegen, oder ihr auch Stockholm ſamt allen Feſtungen einraͤumen, wel-
che Plaͤtze die Staͤnde des Reichs den Hanſeeſtaͤdten fuͤr ihre Buͤrgſchaft zum Un-
terpfande uͤbertragen hatten. Der Koͤnig Albrecht ward ſodann nach Roſtock
und ſein Sohn Erich nach Wismar gebracht.

1396

Am 23 April gab Bonifacius der IXte den Ordensmeiſtern in Liefland
Volmacht, ihre Bedienten (familiares) in Faͤllen da ein Bruder dem andern ver-
geben kan, von ihren Suͤnden loszuſprechen, und ihnen eine heilſame Buſſe aufzu-
legen. f)

Der Ordensmeiſter Wennemar, der, wie ſein Vorgaͤnger, mit dem Um-
ſturz des geiſtlichen Regiments in Liefland ſchwanger gieng, verſuchte ſein Heil
nun auch an dem Biſchof Diedrich zu Doͤrpt, welcher dem Orden einen jaͤhr-
lichen Tribut entrichten oder ſeine Stiftsguͤter raͤumen ſolte. Der Biſchof wagte
alles fuͤr die Freiheit ſeines Stifts, und weil er den Orden nicht aͤrger kraͤnken
konte, ſo begab er ſich mit den benachbarten Ruſſen von Plescow mit den Lit-
thauern
und Samogiten in ein Buͤndnis, die ſich auch willig zu ſeinem Schu-
tze einfanden. Wennemar gewan zwar das Feld, war aber zu ſchwach ſich den
Sieg recht zu Nutze zu machen. Doch brauchte er ſeine uͤbrige Macht gegen die
rigiſchen Domherren, welche bisher Bedenken getragen hatten, Johan von
Wallenrode fuͤr ihren Erzbiſchof zu erkennen.

Die Ritter und Herren Bartholomaͤus und Johan von Tieſenhauſen
hatten das Ungluͤck, daß ihnen ihre Schloͤſſer, Kokenhauſen und Berſon,
welche ſie ſeit des Biſchof Alberts Zeiten beſeſſen hatten, eingezogen wurden.
Sie ſelbſt entwichen auf ihre Guͤter ins Doͤrptiſche. Der Hochmeiſter, der
Biſchof von Pomeſanien, ein Herzog von Lignitz und andre hohe Haͤupter
ſolten ſich zwar als Mittelsperſonen gebrauchen laſſen; man erklaͤrte ſie aber fuͤr
parteiiſch. Jndeſſen bewilligten doch beide Theile einen Compromis, wozu die
Biſchoͤfe von Beursberg und Doͤrpt, wie auch die Stadt Luͤbeck erbeten
1397wurden. Der Vergleich kam auch am 4ten Jul. zu jedermans Vergnuͤgen zu
Stande. Die Artikel deſſelben enthielten folgendes: Alle Entwichene vom Adel
ſollen wieder ins Stift kommen, dem Erzbiſchof die Huldigung leiſten, und den
Beſitz ihrer Guͤter wieder antreten. Die Herren von Tieſenhauſen laſſen ihr
Recht an Kokenhauſen fahren; dagegen werden ſie mit andern Landguͤtern be-
friediget, erhalten Berſon wieder, und duͤrfen das angefangene Schlos Erla un-
geſtoͤrt ausbauen.*)

Um
f) Die Abſolution der Bruͤder erſtreckte ſich gar weit; indeſſen ſetzte ſie doch eine Art von
zeitlicher Strafe voraus. Ruſſow erzehlet uns Blat 28 b. eine ſolche vor der Ver-
gebung vorher gegangene Zuͤchtigung, die mehr laͤcherlich als gefaͤhrlich war. Ein Diener
der Ordensherren ward auf einer unzuͤchtigen That ertappet, und nach gefaͤltem Urtheil mit
Pfeiffen und Trummeln durch die Stadt und uͤber den Markt von allen Stalbruͤdern
zum Thore hinaus begleitet, alda in einen Brunnen geworfen, und mit derſelben Mu-
ſik den luſtigen Gang zuruͤck gefuͤhret, daß das Waſſer aus den Kleidern traͤuffelte.
Auf dem Schloſſe abſolvirte ihn der aͤlteſte Stalbruder oder Vogt, von allen ſeinen
Suͤnden.
*) Der ganze Krieg mit dem Biſchof Diedrich zu Doͤrpt ward zu Danzig ſchon am Tage Johannis
des Taͤufers beigelegt; die Tractaten aber erſt am Tage der Apoſteltheilung unterzeichnet, und
heiſſen des Ordens Soͤhnebrief. Die zu Danzig verſamleten Haͤupter waren Johan von Wal-
lenrode,
Erzbiſchof zu Riga, Bruder Conrad Jungingen, Hochmeiſter, Bruder Wenne-
mar
von Bruͤggeney, Meiſter zu Liefland, Bruder Albrecht, Graf zu Schwarzburg, Com-
tur zu Danzig, der lieflaͤndiſche Marſchal Berndt Hoͤvelmann, und Conrad von Vieting-
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Jm Namen der gemeinen Ritter und Knechte handelten Johann von Scherenbecke,
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[116/0134] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, ſchwediſchen Koͤnigs Albrechts und deſſen Prinzen Erichs anhalten muſten. Die Koͤnigin erklaͤrte ſich endlich zu Lindholm, ſie wolle die beiden koͤnigl. Gefan- genen an obbemeldte Hanſeeſtaͤdte liefern; verlange aber dagegen, daß Revel nebſt den andern 6 Haͤnſeeſtaͤdten innerhalb drey Jahren von Michaelis an, die Loͤſe- gelder erlege, widrigenfals ſollen ſie beide Gefangene wieder ſtellen, oder 6000 Mark erlegen, oder ihr auch Stockholm ſamt allen Feſtungen einraͤumen, wel- che Plaͤtze die Staͤnde des Reichs den Hanſeeſtaͤdten fuͤr ihre Buͤrgſchaft zum Un- terpfande uͤbertragen hatten. Der Koͤnig Albrecht ward ſodann nach Roſtock und ſein Sohn Erich nach Wismar gebracht. 1395 Am 23 April gab Bonifacius der IXte den Ordensmeiſtern in Liefland Volmacht, ihre Bedienten (familiares) in Faͤllen da ein Bruder dem andern ver- geben kan, von ihren Suͤnden loszuſprechen, und ihnen eine heilſame Buſſe aufzu- legen. f) Der Ordensmeiſter Wennemar, der, wie ſein Vorgaͤnger, mit dem Um- ſturz des geiſtlichen Regiments in Liefland ſchwanger gieng, verſuchte ſein Heil nun auch an dem Biſchof Diedrich zu Doͤrpt, welcher dem Orden einen jaͤhr- lichen Tribut entrichten oder ſeine Stiftsguͤter raͤumen ſolte. Der Biſchof wagte alles fuͤr die Freiheit ſeines Stifts, und weil er den Orden nicht aͤrger kraͤnken konte, ſo begab er ſich mit den benachbarten Ruſſen von Plescow mit den Lit- thauern und Samogiten in ein Buͤndnis, die ſich auch willig zu ſeinem Schu- tze einfanden. Wennemar gewan zwar das Feld, war aber zu ſchwach ſich den Sieg recht zu Nutze zu machen. Doch brauchte er ſeine uͤbrige Macht gegen die rigiſchen Domherren, welche bisher Bedenken getragen hatten, Johan von Wallenrode fuͤr ihren Erzbiſchof zu erkennen. Die Ritter und Herren Bartholomaͤus und Johan von Tieſenhauſen hatten das Ungluͤck, daß ihnen ihre Schloͤſſer, Kokenhauſen und Berſon, welche ſie ſeit des Biſchof Alberts Zeiten beſeſſen hatten, eingezogen wurden. Sie ſelbſt entwichen auf ihre Guͤter ins Doͤrptiſche. Der Hochmeiſter, der Biſchof von Pomeſanien, ein Herzog von Lignitz und andre hohe Haͤupter ſolten ſich zwar als Mittelsperſonen gebrauchen laſſen; man erklaͤrte ſie aber fuͤr parteiiſch. Jndeſſen bewilligten doch beide Theile einen Compromis, wozu die Biſchoͤfe von Beursberg und Doͤrpt, wie auch die Stadt Luͤbeck erbeten wurden. Der Vergleich kam auch am 4ten Jul. zu jedermans Vergnuͤgen zu Stande. Die Artikel deſſelben enthielten folgendes: Alle Entwichene vom Adel ſollen wieder ins Stift kommen, dem Erzbiſchof die Huldigung leiſten, und den Beſitz ihrer Guͤter wieder antreten. Die Herren von Tieſenhauſen laſſen ihr Recht an Kokenhauſen fahren; dagegen werden ſie mit andern Landguͤtern be- friediget, erhalten Berſon wieder, und duͤrfen das angefangene Schlos Erla un- geſtoͤrt ausbauen. *) 1397 Um f) Die Abſolution der Bruͤder erſtreckte ſich gar weit; indeſſen ſetzte ſie doch eine Art von zeitlicher Strafe voraus. Ruſſow erzehlet uns Blat 28 b. eine ſolche vor der Ver- gebung vorher gegangene Zuͤchtigung, die mehr laͤcherlich als gefaͤhrlich war. Ein Diener der Ordensherren ward auf einer unzuͤchtigen That ertappet, und nach gefaͤltem Urtheil mit Pfeiffen und Trummeln durch die Stadt und uͤber den Markt von allen Stalbruͤdern zum Thore hinaus begleitet, alda in einen Brunnen geworfen, und mit derſelben Mu- ſik den luſtigen Gang zuruͤck gefuͤhret, daß das Waſſer aus den Kleidern traͤuffelte. Auf dem Schloſſe abſolvirte ihn der aͤlteſte Stalbruder oder Vogt, von allen ſeinen Suͤnden. *) Der ganze Krieg mit dem Biſchof Diedrich zu Doͤrpt ward zu Danzig ſchon am Tage Johannis des Taͤufers beigelegt; die Tractaten aber erſt am Tage der Apoſteltheilung unterzeichnet, und heiſſen des Ordens Soͤhnebrief. Die zu Danzig verſamleten Haͤupter waren Johan von Wal- lenrode, Erzbiſchof zu Riga, Bruder Conrad Jungingen, Hochmeiſter, Bruder Wenne- mar von Bruͤggeney, Meiſter zu Liefland, Bruder Albrecht, Graf zu Schwarzburg, Com- tur zu Danzig, der lieflaͤndiſche Marſchal Berndt Hoͤvelmann, und Conrad von Vieting- hoff. Jm Namen der gemeinen Ritter und Knechte handelten Johann von Scherenbecke, Evert

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/134>, abgerufen am 30.04.2024.