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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Mich. Hildebrand. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.
unter allen Herren Meistern den wohlverdienten Beinahmen des Grossen un-1494
streitig. Die Stadt erkante ihn kurz vor Fastabend für ihren Oberherrn und lei-1495
stete ihm den Huldigungseid. Nach geschehener Wahl waren seine ersten Verrich-
tungen, daß er den Beschwerden der Bürgerschaft abhalf, Dünemünde befe-
stigte, Wenden mit 3 starken Thürmen verstärkte, und dem bisherigen Natio-
nalismus durch eine Verordnung das Ende machte, nach welcher die hoch deut-
sche
Nation allein in Preussen; die niedersächsische und westphälische hin-
gegen blos in Liefland aufgenommen und befördert werden solte.

Die Russen verübten um Narva, Dörpt und Oesel herum verschiede-1499
ne Streifereien, daher die Stände in Liefland beschlossen, mit des Czaars
Schwiegersohn, dem Grosfürsten zu Litthauen, Alexander, ein Bündnis
einzugehen, nach dessen Beschwörung auch der Erzbischof Michael zu Riga, der
Bischof Johan zu Oesel, Johan Electus zu Dörpt, Nicol. Lemborch,
Dechant der Kirche Curland, und Joh. Frese, bevolmächtige des Bischofs zu
Curland, desgleichen Wolter von Plettenberg Meister, Wilmer von
Delwich, Comtur zu Vellin, mit den Abgeordneten des Königs von Dän-
nemark, Schweden
und Norwegen ein Bündnis eingiengen, daß einer dem
andern wider den Russen beistehen und helfen solte. Geschehen zu Walck auf
dem gemeinen Landtage, Donnerstags nach Mariä Geburt.

Die Liefländer hatten sich in dem schwedischen Kriege wider Rußland1501
ziemlich unparteiisch aufgeführet, nnd konten sich daher keine sonderliche Hülfe ver-
sprechen. Der litthauische Grosfürst Alexander wurde an seines Bruders stat
zum König von Pohlen erwehlet, welches Plettenbergen ungelegen kam, der
das Bündnis mit Pohlen eben so gefährlich hielt, als den übereilten Frieden mit
Rußland. Er war also gezwungen seine eigene Macht zusammen zu ziehen und
weder auf Schweden noch Litthauen zu warten. Plettenberg brach mit
seiner Macht von Vellyn auf, lagerte sich zu Maholm, 3 Meilen von We-
senberg,
2 Meilen vom Strande und 12 von Narva, hörte in der auf freiem
Felde stehenden Kreuzkapelle die Messe, grif die Russen am 7ten Sept. Mor-
gens um 9 Uhr recht wütend an, und trente ihre zahlreiche Reuterey, verfolgte
auch die Flüchtigen auf 3 Meilen, bis der Abend einbrach, und bauete auf der
Wahlstat die Marienkirche zum Andenken des Sieges, den 4000 Reuter nebst
einer ziemlichen Anzahl Lanzknechte und Bauren über 40000 ihrer Feinde erfoch-
ten hatten, wobey das grobe Geschütz das Beste gethan. Der Ordensmeister
that selbst einen Zug nach Rußland, und zerstörte die Schlösser Ostrowa,
Krasnowa,
und Jseburg, brante Jvanogrod ab, und erschlug alles, was
sich ihm widersetzte. Doch Plettenbergen kam ein andrer Feind ins Lager,
nemlich die rothe Ruhr, weil es den Truppen an Salz gefehlet, und einige die
rohen und unreifen Früchte zu begierig verschluckt hatten, weswegen er mit seinen
Soldaten in die Winterläger eilte, die aber nicht alle so weit kamen; indem viele
auf den Dörfern Pflege zn suchen genöthiget waren. Der Ordensmeister selbst
konte kaum sein Schlos erreichen. Der Erzbischof Michael, welcher im Treffen
Plettenbergen immer zur Seite gewesen, hielt sich noch am mänlichsten, und
kam gesund und wohl behalten in Riga wieder an.

Die Russen machten sich diesen Zufal der Liefländer, die nicht aus den1502
Betten steigen konten, zu Nutze, und thaten in der Fastenzeit einen neuen Einfal.
Sie fanden weder Grenzwachen noch Vorposten, und also eine ofne Thür das
ganze östliche Liefland zu überfallen, wo sie auch alles, was die Ruhr übrig ge-
lassen, mit der Schärfe des Schwerdts aufrieben. Es sollen, wie Venator will,
40000 Menschen auf solche Art an der Ruhr gestorben oder vom Feinde nieder-
gemacht und die andern in die Gefangenschaft geführet seyn. Von festen Schlös-

sern
risey recht zu machen wuste. Er lebte mit 5 Erzbischöfen in bessrer Eintracht als seine
Vorfahren. Ein Wolt er von Plettenberg, Comtur zu Mitau, hat sich in einem
Briefe der kleinen Gilde zu Riga 1426 unterschrieben.
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Erzb. Mich. Hildebrand. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.
unter allen Herren Meiſtern den wohlverdienten Beinahmen des Groſſen un-1494
ſtreitig. Die Stadt erkante ihn kurz vor Faſtabend fuͤr ihren Oberherrn und lei-1495
ſtete ihm den Huldigungseid. Nach geſchehener Wahl waren ſeine erſten Verrich-
tungen, daß er den Beſchwerden der Buͤrgerſchaft abhalf, Duͤnemuͤnde befe-
ſtigte, Wenden mit 3 ſtarken Thuͤrmen verſtaͤrkte, und dem bisherigen Natio-
naliſmus durch eine Verordnung das Ende machte, nach welcher die hoch deut-
ſche
Nation allein in Preuſſen; die niederſaͤchſiſche und weſtphaͤliſche hin-
gegen blos in Liefland aufgenommen und befoͤrdert werden ſolte.

Die Ruſſen veruͤbten um Narva, Doͤrpt und Oeſel herum verſchiede-1499
ne Streifereien, daher die Staͤnde in Liefland beſchloſſen, mit des Czaars
Schwiegerſohn, dem Grosfuͤrſten zu Litthauen, Alexander, ein Buͤndnis
einzugehen, nach deſſen Beſchwoͤrung auch der Erzbiſchof Michael zu Riga, der
Biſchof Johan zu Oeſel, Johan Electus zu Doͤrpt, Nicol. Lemborch,
Dechant der Kirche Curland, und Joh. Freſe, bevolmaͤchtige des Biſchofs zu
Curland, desgleichen Wolter von Plettenberg Meiſter, Wilmer von
Delwich, Comtur zu Vellin, mit den Abgeordneten des Koͤnigs von Daͤn-
nemark, Schweden
und Norwegen ein Buͤndnis eingiengen, daß einer dem
andern wider den Ruſſen beiſtehen und helfen ſolte. Geſchehen zu Walck auf
dem gemeinen Landtage, Donnerſtags nach Mariaͤ Geburt.

Die Lieflaͤnder hatten ſich in dem ſchwediſchen Kriege wider Rußland1501
ziemlich unparteiiſch aufgefuͤhret, nnd konten ſich daher keine ſonderliche Huͤlfe ver-
ſprechen. Der litthauiſche Grosfuͤrſt Alexander wurde an ſeines Bruders ſtat
zum Koͤnig von Pohlen erwehlet, welches Plettenbergen ungelegen kam, der
das Buͤndnis mit Pohlen eben ſo gefaͤhrlich hielt, als den uͤbereilten Frieden mit
Rußland. Er war alſo gezwungen ſeine eigene Macht zuſammen zu ziehen und
weder auf Schweden noch Litthauen zu warten. Plettenberg brach mit
ſeiner Macht von Vellyn auf, lagerte ſich zu Maholm, 3 Meilen von We-
ſenberg,
2 Meilen vom Strande und 12 von Narva, hoͤrte in der auf freiem
Felde ſtehenden Kreuzkapelle die Meſſe, grif die Ruſſen am 7ten Sept. Mor-
gens um 9 Uhr recht wuͤtend an, und trente ihre zahlreiche Reuterey, verfolgte
auch die Fluͤchtigen auf 3 Meilen, bis der Abend einbrach, und bauete auf der
Wahlſtat die Marienkirche zum Andenken des Sieges, den 4000 Reuter nebſt
einer ziemlichen Anzahl Lanzknechte und Bauren uͤber 40000 ihrer Feinde erfoch-
ten hatten, wobey das grobe Geſchuͤtz das Beſte gethan. Der Ordensmeiſter
that ſelbſt einen Zug nach Rußland, und zerſtoͤrte die Schloͤſſer Oſtrowa,
Kraſnowa,
und Jſeburg, brante Jvanogrod ab, und erſchlug alles, was
ſich ihm widerſetzte. Doch Plettenbergen kam ein andrer Feind ins Lager,
nemlich die rothe Ruhr, weil es den Truppen an Salz gefehlet, und einige die
rohen und unreifen Fruͤchte zu begierig verſchluckt hatten, weswegen er mit ſeinen
Soldaten in die Winterlaͤger eilte, die aber nicht alle ſo weit kamen; indem viele
auf den Doͤrfern Pflege zn ſuchen genoͤthiget waren. Der Ordensmeiſter ſelbſt
konte kaum ſein Schlos erreichen. Der Erzbiſchof Michael, welcher im Treffen
Plettenbergen immer zur Seite geweſen, hielt ſich noch am maͤnlichſten, und
kam geſund und wohl behalten in Riga wieder an.

Die Ruſſen machten ſich dieſen Zufal der Lieflaͤnder, die nicht aus den1502
Betten ſteigen konten, zu Nutze, und thaten in der Faſtenzeit einen neuen Einfal.
Sie fanden weder Grenzwachen noch Vorpoſten, und alſo eine ofne Thuͤr das
ganze oͤſtliche Liefland zu uͤberfallen, wo ſie auch alles, was die Ruhr uͤbrig ge-
laſſen, mit der Schaͤrfe des Schwerdts aufrieben. Es ſollen, wie Venator will,
40000 Menſchen auf ſolche Art an der Ruhr geſtorben oder vom Feinde nieder-
gemacht und die andern in die Gefangenſchaft gefuͤhret ſeyn. Von feſten Schloͤſ-

ſern
riſey recht zu machen wuſte. Er lebte mit 5 Erzbiſchoͤfen in beſſrer Eintracht als ſeine
Vorfahren. Ein Wolt er von Plettenberg, Comtur zu Mitau, hat ſich in einem
Briefe der kleinen Gilde zu Riga 1426 unterſchrieben.
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[175/0193] Erzb. Mich. Hildebrand. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg. unter allen Herren Meiſtern den wohlverdienten Beinahmen des Groſſen un- ſtreitig. Die Stadt erkante ihn kurz vor Faſtabend fuͤr ihren Oberherrn und lei- ſtete ihm den Huldigungseid. Nach geſchehener Wahl waren ſeine erſten Verrich- tungen, daß er den Beſchwerden der Buͤrgerſchaft abhalf, Duͤnemuͤnde befe- ſtigte, Wenden mit 3 ſtarken Thuͤrmen verſtaͤrkte, und dem bisherigen Natio- naliſmus durch eine Verordnung das Ende machte, nach welcher die hoch deut- ſche Nation allein in Preuſſen; die niederſaͤchſiſche und weſtphaͤliſche hin- gegen blos in Liefland aufgenommen und befoͤrdert werden ſolte. 1494 1495 Die Ruſſen veruͤbten um Narva, Doͤrpt und Oeſel herum verſchiede- ne Streifereien, daher die Staͤnde in Liefland beſchloſſen, mit des Czaars Schwiegerſohn, dem Grosfuͤrſten zu Litthauen, Alexander, ein Buͤndnis einzugehen, nach deſſen Beſchwoͤrung auch der Erzbiſchof Michael zu Riga, der Biſchof Johan zu Oeſel, Johan Electus zu Doͤrpt, Nicol. Lemborch, Dechant der Kirche Curland, und Joh. Freſe, bevolmaͤchtige des Biſchofs zu Curland, desgleichen Wolter von Plettenberg Meiſter, Wilmer von Delwich, Comtur zu Vellin, mit den Abgeordneten des Koͤnigs von Daͤn- nemark, Schweden und Norwegen ein Buͤndnis eingiengen, daß einer dem andern wider den Ruſſen beiſtehen und helfen ſolte. Geſchehen zu Walck auf dem gemeinen Landtage, Donnerſtags nach Mariaͤ Geburt. 1499 Die Lieflaͤnder hatten ſich in dem ſchwediſchen Kriege wider Rußland ziemlich unparteiiſch aufgefuͤhret, nnd konten ſich daher keine ſonderliche Huͤlfe ver- ſprechen. Der litthauiſche Grosfuͤrſt Alexander wurde an ſeines Bruders ſtat zum Koͤnig von Pohlen erwehlet, welches Plettenbergen ungelegen kam, der das Buͤndnis mit Pohlen eben ſo gefaͤhrlich hielt, als den uͤbereilten Frieden mit Rußland. Er war alſo gezwungen ſeine eigene Macht zuſammen zu ziehen und weder auf Schweden noch Litthauen zu warten. Plettenberg brach mit ſeiner Macht von Vellyn auf, lagerte ſich zu Maholm, 3 Meilen von We- ſenberg, 2 Meilen vom Strande und 12 von Narva, hoͤrte in der auf freiem Felde ſtehenden Kreuzkapelle die Meſſe, grif die Ruſſen am 7ten Sept. Mor- gens um 9 Uhr recht wuͤtend an, und trente ihre zahlreiche Reuterey, verfolgte auch die Fluͤchtigen auf 3 Meilen, bis der Abend einbrach, und bauete auf der Wahlſtat die Marienkirche zum Andenken des Sieges, den 4000 Reuter nebſt einer ziemlichen Anzahl Lanzknechte und Bauren uͤber 40000 ihrer Feinde erfoch- ten hatten, wobey das grobe Geſchuͤtz das Beſte gethan. Der Ordensmeiſter that ſelbſt einen Zug nach Rußland, und zerſtoͤrte die Schloͤſſer Oſtrowa, Kraſnowa, und Jſeburg, brante Jvanogrod ab, und erſchlug alles, was ſich ihm widerſetzte. Doch Plettenbergen kam ein andrer Feind ins Lager, nemlich die rothe Ruhr, weil es den Truppen an Salz gefehlet, und einige die rohen und unreifen Fruͤchte zu begierig verſchluckt hatten, weswegen er mit ſeinen Soldaten in die Winterlaͤger eilte, die aber nicht alle ſo weit kamen; indem viele auf den Doͤrfern Pflege zn ſuchen genoͤthiget waren. Der Ordensmeiſter ſelbſt konte kaum ſein Schlos erreichen. Der Erzbiſchof Michael, welcher im Treffen Plettenbergen immer zur Seite geweſen, hielt ſich noch am maͤnlichſten, und kam geſund und wohl behalten in Riga wieder an. 1501 Die Ruſſen machten ſich dieſen Zufal der Lieflaͤnder, die nicht aus den Betten ſteigen konten, zu Nutze, und thaten in der Faſtenzeit einen neuen Einfal. Sie fanden weder Grenzwachen noch Vorpoſten, und alſo eine ofne Thuͤr das ganze oͤſtliche Liefland zu uͤberfallen, wo ſie auch alles, was die Ruhr uͤbrig ge- laſſen, mit der Schaͤrfe des Schwerdts aufrieben. Es ſollen, wie Venator will, 40000 Menſchen auf ſolche Art an der Ruhr geſtorben oder vom Feinde nieder- gemacht und die andern in die Gefangenſchaft gefuͤhret ſeyn. Von feſten Schloͤſ- ſern a) 1502 a) riſey recht zu machen wuſte. Er lebte mit 5 Erzbiſchoͤfen in beſſrer Eintracht als ſeine Vorfahren. Ein Wolt er von Plettenberg, Comtur zu Mitau, hat ſich in einem Briefe der kleinen Gilde zu Riga 1426 unterſchrieben. X x 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/193>, abgerufen am 26.04.2024.