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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Albert. zur Zeit der Regierung Burchards v. Hornhausen.
sen Grenzen Häuser zu errichten, welche der Stadt Eintrag thun könten. Zeu-1263
gen waren Herman der Prior, Gottfried der Kellermeister, Dietrich der
Cantor, Heinrich der Unterprior, Johann der Küster, Gerhard der Spit-
ler, Engelbert der Gastwirth, Winand der Krankenwärter, Conrad Ysen-
bat, Johann
Meister der Novitien, Conrad, Ulrich der Kämmerer.

Als die Brüder von Liefland und Preussen, unter einer starken Bede-
ckung, den Brüdern auf der neuen Jürgensburg Lebensmittel zuführen wolten,
lief die Nachricht ein, daß 4000 Litthauer in Curland eingefallen, viel Chri-
stenblut vergossen, und Weiber und Kinder in die Gefangenschaft weggeführet.
Wie nun der Ordensmarschal Heinrich Botel, einen edlen Pomesanier,
Macto, Pipins
Sohn fragte, wie man den Feind angreiffen müste, antworte-
te dieser: Wir wollen unsre Pferde eine gute Ecke von uns weg anbinden, und
auf den Schwarm zu Fusse losgehen, so wird man desto eher Stand halten. Al-
lein die Dänen aus Revel wandten ein, sie könten es in der schweren Rüstung
ohne Pferd nicht aushalten. Die Curen baten um Rettung ihrer entführten
Weiber, erhielten aber zur Antwort, daß man mit ihnen nach Kriegsgebrauch
umgehen werde, weil ihre treulose Männer auf die Christen von hinten zu ge-
hauen, wenn diese von forne her von den Litthauern Stösse bekommen. Ein
edler Samländer aber von Quedenow, Namens Sclodo, Nalubs
Vater, ermunterte seine nechsten Freunde zur Schlacht, da es denn zum Hand-
gemenge kam; und obgleich die Deutschen wie die Maccabäer fochten, so
wurden sie doch am Flusse Durbin übermannet, daß am Margaretentage
der Ordensmeister Burchard, der preußische Marschal nebst 150 Brüdern
auf der Wahlstadt blieben, auser einer ziemlichen Anzahl Gemeiner. Die Furcht
und Bestürzung war unter den Christen so gros, daß 3 oder 4 verwegene Kerls
wol 100 auf der Flucht niedermachten, oder zum Ausreissen brachten. Andre
fügen hinzu, daß die Feinde von den gefangenen 14 Rittern 8 ihren
Götzen geopfert, den übrigen Arme und Beine abgehauen, und den Leib gevier-
theilet. c)

Der zehnte Ordensmeister in Liefland deutschen
Ordens.
Jürgen von Aichstädt,

Ehmaliger Comthur zu Sygewalde, hatte gegen die Litthauer und1264
Samogiten auch kein besonder Glück; doch kam er dem preußi-
schen
Orden noch zu rechter Zeit zu Hülfe, welcher im Treffen
mit den Samländern zum Weichen genöthiget worden, weil er der Lieflän-
der
verzögerte Ankunft nicht abwarten wolte. Daher fing man die Schlacht von

neuen
c) Jn den Umständen gehen die Geschichtschreiber von einander ab. Strubicz redet von
180, andre von 172 erlegten Ordensrittern. Wir folgen dem Duisburger, doch in
der Jahrzahl 1260 nicht. Dieser Schriftsteller macht die Niederlage des Ordens durch
etliche, nach der Einfalt seiner Zeiten eingerichtete Histörchen, noch merkwürdiger. Zum
Exempel, dem Bruder Herman, mit dem fürchterlichen Zunamen der Saracene
sey Maria erschienen, und habe ihm zugerufen: Herman ich bitte dich bey meinem
Sohne zur Mahlzeit, daher er auch bey seinem Abschiede aus Königsberg gesagt:
Lebt wohl, non nun an werdet ihr mich nicht sehen, denn die Mutter GOttes hat mich
zur ewigen Freude eingeladen. Conrads von Feuchtwangen Schwester, eine Non-
ne, sahe in Deutschland die Seelen der erschlagenen Brüder von den Engeln gen
Himmel
P 2

Erzb. Albert. zur Zeit der Regierung Burchards v. Hornhauſen.
ſen Grenzen Haͤuſer zu errichten, welche der Stadt Eintrag thun koͤnten. Zeu-1263
gen waren Herman der Prior, Gottfried der Kellermeiſter, Dietrich der
Cantor, Heinrich der Unterprior, Johann der Kuͤſter, Gerhard der Spit-
ler, Engelbert der Gaſtwirth, Winand der Krankenwaͤrter, Conrad Yſen-
bat, Johann
Meiſter der Novitien, Conrad, Ulrich der Kaͤmmerer.

Als die Bruͤder von Liefland und Preuſſen, unter einer ſtarken Bede-
ckung, den Bruͤdern auf der neuen Juͤrgensburg Lebensmittel zufuͤhren wolten,
lief die Nachricht ein, daß 4000 Litthauer in Curland eingefallen, viel Chri-
ſtenblut vergoſſen, und Weiber und Kinder in die Gefangenſchaft weggefuͤhret.
Wie nun der Ordensmarſchal Heinrich Botel, einen edlen Pomeſanier,
Macto, Pipins
Sohn fragte, wie man den Feind angreiffen muͤſte, antworte-
te dieſer: Wir wollen unſre Pferde eine gute Ecke von uns weg anbinden, und
auf den Schwarm zu Fuſſe losgehen, ſo wird man deſto eher Stand halten. Al-
lein die Daͤnen aus Revel wandten ein, ſie koͤnten es in der ſchweren Ruͤſtung
ohne Pferd nicht aushalten. Die Curen baten um Rettung ihrer entfuͤhrten
Weiber, erhielten aber zur Antwort, daß man mit ihnen nach Kriegsgebrauch
umgehen werde, weil ihre treuloſe Maͤnner auf die Chriſten von hinten zu ge-
hauen, wenn dieſe von forne her von den Litthauern Stoͤſſe bekommen. Ein
edler Samlaͤnder aber von Quedenow, Namens Sclodo, Nalubs
Vater, ermunterte ſeine nechſten Freunde zur Schlacht, da es denn zum Hand-
gemenge kam; und obgleich die Deutſchen wie die Maccabaͤer fochten, ſo
wurden ſie doch am Fluſſe Durbin uͤbermannet, daß am Margaretentage
der Ordensmeiſter Burchard, der preußiſche Marſchal nebſt 150 Bruͤdern
auf der Wahlſtadt blieben, auſer einer ziemlichen Anzahl Gemeiner. Die Furcht
und Beſtuͤrzung war unter den Chriſten ſo gros, daß 3 oder 4 verwegene Kerls
wol 100 auf der Flucht niedermachten, oder zum Ausreiſſen brachten. Andre
fuͤgen hinzu, daß die Feinde von den gefangenen 14 Rittern 8 ihren
Goͤtzen geopfert, den uͤbrigen Arme und Beine abgehauen, und den Leib gevier-
theilet. c)

Der zehnte Ordensmeiſter in Liefland deutſchen
Ordens.
Juͤrgen von Aichſtaͤdt,

Ehmaliger Comthur zu Sygewalde, hatte gegen die Litthauer und1264
Samogiten auch kein beſonder Gluͤck; doch kam er dem preußi-
ſchen
Orden noch zu rechter Zeit zu Huͤlfe, welcher im Treffen
mit den Samlaͤndern zum Weichen genoͤthiget worden, weil er der Lieflaͤn-
der
verzoͤgerte Ankunft nicht abwarten wolte. Daher fing man die Schlacht von

neuen
c) Jn den Umſtaͤnden gehen die Geſchichtſchreiber von einander ab. Strubicz redet von
180, andre von 172 erlegten Ordensrittern. Wir folgen dem Duisburger, doch in
der Jahrzahl 1260 nicht. Dieſer Schriftſteller macht die Niederlage des Ordens durch
etliche, nach der Einfalt ſeiner Zeiten eingerichtete Hiſtoͤrchen, noch merkwuͤrdiger. Zum
Exempel, dem Bruder Herman, mit dem fuͤrchterlichen Zunamen der Saracene
ſey Maria erſchienen, und habe ihm zugerufen: Herman ich bitte dich bey meinem
Sohne zur Mahlzeit, daher er auch bey ſeinem Abſchiede aus Koͤnigsberg geſagt:
Lebt wohl, non nun an werdet ihr mich nicht ſehen, denn die Mutter GOttes hat mich
zur ewigen Freude eingeladen. Conrads von Feuchtwangen Schweſter, eine Non-
ne, ſahe in Deutſchland die Seelen der erſchlagenen Bruͤder von den Engeln gen
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/77>, abgerufen am 26.04.2024.