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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Ursprung und Verhalten des Humus.
Beihülfe von Dammerde zur völligen Ausbildung gebracht
worden sind, zu den Beweisen, die man über den Ursprung
des Kohlenstoffs hat, noch neue hinzufügen wollte, die sie un-
ter keinerlei Umständen schlagender und überzeugender machen
können. Es kann aber hier nicht unerwähnt gelassen werden,
daß die gewöhnliche Holzkohle in ihrer eigenthümlichen Be-
schaffenheit und durch die Eigenschaften, die man an ihr kennt,
die Dammerde, den Humus aufs Vollständigste vertreten
kann. Die Versuche und Erfahrungen von Lukas, welche die-
sem Werke beigegeben sind, überheben mich einer jeden weiteren
Auseinandersetzung ihrer Wirksamkeit.

Man kann in ausgeglühtem (etwas ausgewaschenem) Koh-
lenpulver Pflanzen zur üppigsten Entwickelung, zum Blühen
und zur Fruchtbildung bringen, wenn sie mit Regenwasser
feucht erhalten werden.

Die Holzkohle ist aber der unveränderlichste, indifferenteste
Körper, den man kennt, das Einzige, was sie der Pflanze von
ihrer eigenen Masse abgeben kann, ist Kalk oder Kieselerde;
man weiß, daß sie sich Jahrhunderte lang zu erhalten vermag,
daß sie also der Verwesung nicht unterworfen ist.

Wir erkennen nun in der Holzkohle das Vermögen, Luft
und kohlensaures Gas in ihren Poren zu verdichten, sie ist es,
welche die sich bildende Wurzel, gerade so wie beim Humus,
mit einer Atmosphäre von Kohlensäure und Luft versieht, eine
Atmosphäre, die sich eben so schnell wieder erneuert, als sie
hinweggenommen wird.

In Kohlenpulver, welches in den Versuchen von Lukas
mehrere Jahre zu diesen Zwecken gedient hatte, fand Buchner
über 2 Procent einer braunen in Alkalien löslichen Materie,
sie stammt von den Secretionen der Wurzeln her, die in dem
Kohlenpulver vegetiren.

Urſprung und Verhalten des Humus.
Beihülfe von Dammerde zur völligen Ausbildung gebracht
worden ſind, zu den Beweiſen, die man über den Urſprung
des Kohlenſtoffs hat, noch neue hinzufügen wollte, die ſie un-
ter keinerlei Umſtänden ſchlagender und überzeugender machen
können. Es kann aber hier nicht unerwähnt gelaſſen werden,
daß die gewöhnliche Holzkohle in ihrer eigenthümlichen Be-
ſchaffenheit und durch die Eigenſchaften, die man an ihr kennt,
die Dammerde, den Humus aufs Vollſtändigſte vertreten
kann. Die Verſuche und Erfahrungen von Lukas, welche die-
ſem Werke beigegeben ſind, überheben mich einer jeden weiteren
Auseinanderſetzung ihrer Wirkſamkeit.

Man kann in ausgeglühtem (etwas ausgewaſchenem) Koh-
lenpulver Pflanzen zur üppigſten Entwickelung, zum Blühen
und zur Fruchtbildung bringen, wenn ſie mit Regenwaſſer
feucht erhalten werden.

Die Holzkohle iſt aber der unveränderlichſte, indifferenteſte
Körper, den man kennt, das Einzige, was ſie der Pflanze von
ihrer eigenen Maſſe abgeben kann, iſt Kalk oder Kieſelerde;
man weiß, daß ſie ſich Jahrhunderte lang zu erhalten vermag,
daß ſie alſo der Verweſung nicht unterworfen iſt.

Wir erkennen nun in der Holzkohle das Vermögen, Luft
und kohlenſaures Gas in ihren Poren zu verdichten, ſie iſt es,
welche die ſich bildende Wurzel, gerade ſo wie beim Humus,
mit einer Atmoſphäre von Kohlenſäure und Luft verſieht, eine
Atmoſphäre, die ſich eben ſo ſchnell wieder erneuert, als ſie
hinweggenommen wird.

In Kohlenpulver, welches in den Verſuchen von Lukas
mehrere Jahre zu dieſen Zwecken gedient hatte, fand Buchner
über 2 Procent einer braunen in Alkalien löslichen Materie,
ſie ſtammt von den Secretionen der Wurzeln her, die in dem
Kohlenpulver vegetiren.

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[58/0076] Urſprung und Verhalten des Humus. Beihülfe von Dammerde zur völligen Ausbildung gebracht worden ſind, zu den Beweiſen, die man über den Urſprung des Kohlenſtoffs hat, noch neue hinzufügen wollte, die ſie un- ter keinerlei Umſtänden ſchlagender und überzeugender machen können. Es kann aber hier nicht unerwähnt gelaſſen werden, daß die gewöhnliche Holzkohle in ihrer eigenthümlichen Be- ſchaffenheit und durch die Eigenſchaften, die man an ihr kennt, die Dammerde, den Humus aufs Vollſtändigſte vertreten kann. Die Verſuche und Erfahrungen von Lukas, welche die- ſem Werke beigegeben ſind, überheben mich einer jeden weiteren Auseinanderſetzung ihrer Wirkſamkeit. Man kann in ausgeglühtem (etwas ausgewaſchenem) Koh- lenpulver Pflanzen zur üppigſten Entwickelung, zum Blühen und zur Fruchtbildung bringen, wenn ſie mit Regenwaſſer feucht erhalten werden. Die Holzkohle iſt aber der unveränderlichſte, indifferenteſte Körper, den man kennt, das Einzige, was ſie der Pflanze von ihrer eigenen Maſſe abgeben kann, iſt Kalk oder Kieſelerde; man weiß, daß ſie ſich Jahrhunderte lang zu erhalten vermag, daß ſie alſo der Verweſung nicht unterworfen iſt. Wir erkennen nun in der Holzkohle das Vermögen, Luft und kohlenſaures Gas in ihren Poren zu verdichten, ſie iſt es, welche die ſich bildende Wurzel, gerade ſo wie beim Humus, mit einer Atmoſphäre von Kohlenſäure und Luft verſieht, eine Atmoſphäre, die ſich eben ſo ſchnell wieder erneuert, als ſie hinweggenommen wird. In Kohlenpulver, welches in den Verſuchen von Lukas mehrere Jahre zu dieſen Zwecken gedient hatte, fand Buchner über 2 Procent einer braunen in Alkalien löslichen Materie, ſie ſtammt von den Secretionen der Wurzeln her, die in dem Kohlenpulver vegetiren.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/76>, abgerufen am 26.04.2024.