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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
überkam/ wodurch Boso iedem unter ihnen an Macht gleich kam.
Jndessen entgiengen Carlomann König in Bäyern und Ludwig/
König in Ost-Francken ohne eheliche Erben durch den Todt/ de-
rer Königreiche Carl der dicke/ König in Schwaben/ völlig erb-
te/ und damit zu einer considerablen Macht kam. Dieser kon-An. 880.
te nun die Käyser-Würde ohne Nebenbuhler suchen; wie er denn
auch die Lombardie bald mit Kriegsmacht überwältigte/ seine
Vettern in West-Franckreich wieder den neuen König Boso-
nem
auffbrachte/ und diesen zu Vienne, iedoch umbsonst/ bela-
gerte/ womit denn die Obermacht wiederum an die ältere Caroli-
nische Linie kam. Zu Rom muste man der Macht weichen und
kröhnte der Pabst an Weynacht-Fest Carl den dicken zum Käy-Chronogr.
Sax. ad h. a.

ser und König von Jtalien/ welcher auch West-Franckreich als
Vormund der minderjährigen Könige regierte.

XI.

Der obgemeldte Formosus hatte hierbey es so grob ge-A. 881.
Mornaeus
Hist. Pap. p.

431.

macht/ daß er aus Rom wandern muste/ oder eigentlich zu reden
flohe er aus Furcht in Franckreich/ und als ihn der Pabst zurück
citiren ließ/ unterstund er sich solches trotzig abzuschlagen/ wor-
auff er von dem Pabst in Bann gethan und seines Bischtuhms
entsetzet ward. Endlich stellte er sich zu Rom ein/ da er aber sa-
he/ daß alles verspielet war/ und seine bißherige Patronen wenig
mehr galten/ legte er selbst den geistlichen Habit ab/ schwuhr auch/
er wolte niemahls wieder nach Rom kommen/ noch ein Bisch-
tuhm annehmen/ und schied damit aus der Stadt. Bey welcher
Gelegenheit die Feindsellgkeiten zwischen dem Pabst und derBaronius
Annal. T. X.
A. 882. art. 3.
A.
882.

Tusculanischen Partey täglich zunahmen/ und es öffters zum öf-
fentlichen Tumult gerieth.

XII.

Unterdessen starb Johannes der achte kurtz vor den Wey-
nachts-Feyertagen/ nachdem ihm/ gemeiner Sage nach/ mit Gifft
vergeben worden/ und weil es nicht sattsam würcken wollen seine
eigenen hierzu erkaufften Cämmerlinge ihn mit Hämmern er-
schlagen hatten. Durch dessen Abschied fieng die Tusculanische
Partey wieder zu leben an/ und bemühete sich äusserst/ aus ihrem
Mittel einen Pabst zu machen/ und folglich auch das Käyserthum

zu
B 3

Huren-Regiment.
uͤberkam/ wodurch Boſo iedem unter ihnen an Macht gleich kam.
Jndeſſen entgiengen Carlomann Koͤnig in Baͤyern und Ludwig/
Koͤnig in Oſt-Francken ohne eheliche Erben durch den Todt/ de-
rer Koͤnigreiche Carl der dicke/ Koͤnig in Schwaben/ voͤllig erb-
te/ und damit zu einer conſiderablen Macht kam. Dieſer kon-An. 880.
te nun die Kaͤyſer-Wuͤrde ohne Nebenbuhler ſuchen; wie er denn
auch die Lombardie bald mit Kriegsmacht uͤberwaͤltigte/ ſeine
Vettern in Weſt-Franckreich wieder den neuen Koͤnig Boſo-
nem
auffbrachte/ und dieſen zu Vienne, iedoch umbſonſt/ bela-
gerte/ womit denn die Obermacht wiederum an die aͤltere Caroli-
niſche Linie kam. Zu Rom muſte man der Macht weichen und
kroͤhnte der Pabſt an Weynacht-Feſt Carl den dicken zum Kaͤy-Chronogr.
Sax. ad h. a.

ſer und Koͤnig von Jtalien/ welcher auch Weſt-Franckreich als
Vormund der minderjaͤhrigen Koͤnige regierte.

XI.

Der obgemeldte Formoſus hatte hierbey es ſo grob ge-A. 881.
Mornæus
Hiſt. Pap. p.

431.

macht/ daß er aus Rom wandern muſte/ oder eigentlich zu reden
flohe er aus Furcht in Franckreich/ und als ihn der Pabſt zuruͤck
citiren ließ/ unterſtund er ſich ſolches trotzig abzuſchlagen/ wor-
auff er von dem Pabſt in Bann gethan und ſeines Biſchtuhms
entſetzet ward. Endlich ſtellte er ſich zu Rom ein/ da er aber ſa-
he/ daß alles verſpielet war/ und ſeine bißherige Patronen wenig
mehr galten/ legte er ſelbſt den geiſtlichen Habit ab/ ſchwuhr auch/
er wolte niemahls wieder nach Rom kommen/ noch ein Biſch-
tuhm annehmen/ und ſchied damit aus der Stadt. Bey welcher
Gelegenheit die Feindſellgkeiten zwiſchen dem Pabſt und derBaronius
Annal. T. X.
A. 882. art. 3.
A.
882.

Tuſculaniſchen Partey taͤglich zunahmen/ und es oͤffters zum oͤf-
fentlichen Tumult gerieth.

XII.

Unterdeſſen ſtarb Johannes der achte kurtz vor den Wey-
nachts-Feyertagen/ nachdem ihm/ gemeiner Sage nach/ mit Gifft
vergeben worden/ und weil es nicht ſattſam wuͤrcken wollen ſeine
eigenen hierzu erkaufften Caͤmmerlinge ihn mit Haͤmmern er-
ſchlagen hatten. Durch deſſen Abſchied fieng die Tuſculaniſche
Partey wieder zu leben an/ und bemuͤhete ſich aͤuſſerſt/ aus ihrem
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zu
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[13/0023] Huren-Regiment. uͤberkam/ wodurch Boſo iedem unter ihnen an Macht gleich kam. Jndeſſen entgiengen Carlomann Koͤnig in Baͤyern und Ludwig/ Koͤnig in Oſt-Francken ohne eheliche Erben durch den Todt/ de- rer Koͤnigreiche Carl der dicke/ Koͤnig in Schwaben/ voͤllig erb- te/ und damit zu einer conſiderablen Macht kam. Dieſer kon- te nun die Kaͤyſer-Wuͤrde ohne Nebenbuhler ſuchen; wie er denn auch die Lombardie bald mit Kriegsmacht uͤberwaͤltigte/ ſeine Vettern in Weſt-Franckreich wieder den neuen Koͤnig Boſo- nem auffbrachte/ und dieſen zu Vienne, iedoch umbſonſt/ bela- gerte/ womit denn die Obermacht wiederum an die aͤltere Caroli- niſche Linie kam. Zu Rom muſte man der Macht weichen und kroͤhnte der Pabſt an Weynacht-Feſt Carl den dicken zum Kaͤy- ſer und Koͤnig von Jtalien/ welcher auch Weſt-Franckreich als Vormund der minderjaͤhrigen Koͤnige regierte. An. 880. Chronogr. Sax. ad h. a. XI. Der obgemeldte Formoſus hatte hierbey es ſo grob ge- macht/ daß er aus Rom wandern muſte/ oder eigentlich zu reden flohe er aus Furcht in Franckreich/ und als ihn der Pabſt zuruͤck citiren ließ/ unterſtund er ſich ſolches trotzig abzuſchlagen/ wor- auff er von dem Pabſt in Bann gethan und ſeines Biſchtuhms entſetzet ward. Endlich ſtellte er ſich zu Rom ein/ da er aber ſa- he/ daß alles verſpielet war/ und ſeine bißherige Patronen wenig mehr galten/ legte er ſelbſt den geiſtlichen Habit ab/ ſchwuhr auch/ er wolte niemahls wieder nach Rom kommen/ noch ein Biſch- tuhm annehmen/ und ſchied damit aus der Stadt. Bey welcher Gelegenheit die Feindſellgkeiten zwiſchen dem Pabſt und der Tuſculaniſchen Partey taͤglich zunahmen/ und es oͤffters zum oͤf- fentlichen Tumult gerieth. A. 881. Mornæus Hiſt. Pap. p. 431. Baronius Annal. T. X. A. 882. art. 3. A. 882. XII. Unterdeſſen ſtarb Johannes der achte kurtz vor den Wey- nachts-Feyertagen/ nachdem ihm/ gemeiner Sage nach/ mit Gifft vergeben worden/ und weil es nicht ſattſam wuͤrcken wollen ſeine eigenen hierzu erkaufften Caͤmmerlinge ihn mit Haͤmmern er- ſchlagen hatten. Durch deſſen Abſchied fieng die Tuſculaniſche Partey wieder zu leben an/ und bemuͤhete ſich aͤuſſerſt/ aus ihrem Mittel einen Pabſt zu machen/ und folglich auch das Kaͤyſerthum zu B 3

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/23>, abgerufen am 26.04.2024.