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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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Wer Schertz und Ernst vermischt/ und mit der
Klugheit spielt/
Hat oftermals zu erst den rechten Zweck erzielt.

Jst der Natur ihr Werck nicht selbst ein stetig
Spiel?
Der Sterne Lauf beschämt den Klang der süssen
Seiten.
Der Thier-Kreiß steckt so wol der Sonne nicht ein
Ziel/
Als er ihr Lusthauß ist/ darinnen sich zu breiten.
Bald küßt sie Fisch und Krebs/ bald Bock und
Wassermann/
Henckt Wiedern Tulipen/ dem Löwen Eeren an.
Bald scheint der Mohnde rund/ bald sätzt er Hör-
ner auf/
Bald ist er Silber-weiß/ bald röthet er die Flecken/
Bald richtet er nach Sud/ bald Nordwerts seinen
Lauf/
Heckt in den Muscheln Perln/ und Purper in den
Schnecken.
Bald schwellet er das Meer/ bald träncket er das
Land;
Sein Wesen und sein Thun ist Spiel und Unbestand.
Auch hat die Luft ihr Spiel mit Sternen/ die
vergehn;
Mit Dünsten/ die sie hat aus Thal und See gezogen.
Apellens Pinsel mahlt nichts in der Welt so schön/
Als Titans Rosen-Hand die feuchten Regenbogen.
Was
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Wer Schertz und Ernſt vermiſcht/ und mit der
Klugheit ſpielt/
Hat oftermals zu erſt den rechten Zweck erzielt.

Jſt der Natur ihr Werck nicht ſelbſt ein ſtetig
Spiel?
Der Sterne Lauf beſchaͤmt den Klang der ſuͤſſen
Seiten.
Der Thier-Kreiß ſteckt ſo wol der Sonne nicht ein
Ziel/
Als er ihr Luſthauß iſt/ darinnen ſich zu breiten.
Bald kuͤßt ſie Fiſch und Krebs/ bald Bock und
Waſſermann/
Henckt Wiedern Tulipen/ dem Loͤwen Eeren an.
Bald ſcheint der Mohnde rund/ bald ſaͤtzt er Hoͤr-
ner auf/
Bald iſt er Silber-weiß/ bald roͤthet er die Flecken/
Bald richtet er nach Sud/ bald Nordwerts ſeinen
Lauf/
Heckt in den Muſcheln Perln/ und Purper in den
Schnecken.
Bald ſchwellet er das Meer/ bald traͤncket er das
Land;
Sein Weſen und ſein Thun iſt Spiel uñ Unbeſtand.
Auch hat die Luft ihr Spiel mit Sternen/ die
vergehn;
Mit Duͤnſten/ die ſie hat aus Thal und See gezogen.
Apellens Pinſel mahlt nichts in der Welt ſo ſchoͤn/
Als Titans Roſen-Hand die feuchten Regenbogen.
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[0008] Wer Schertz und Ernſt vermiſcht/ und mit der Klugheit ſpielt/ Hat oftermals zu erſt den rechten Zweck erzielt. Jſt der Natur ihr Werck nicht ſelbſt ein ſtetig Spiel? Der Sterne Lauf beſchaͤmt den Klang der ſuͤſſen Seiten. Der Thier-Kreiß ſteckt ſo wol der Sonne nicht ein Ziel/ Als er ihr Luſthauß iſt/ darinnen ſich zu breiten. Bald kuͤßt ſie Fiſch und Krebs/ bald Bock und Waſſermann/ Henckt Wiedern Tulipen/ dem Loͤwen Eeren an. Bald ſcheint der Mohnde rund/ bald ſaͤtzt er Hoͤr- ner auf/ Bald iſt er Silber-weiß/ bald roͤthet er die Flecken/ Bald richtet er nach Sud/ bald Nordwerts ſeinen Lauf/ Heckt in den Muſcheln Perln/ und Purper in den Schnecken. Bald ſchwellet er das Meer/ bald traͤncket er das Land; Sein Weſen und ſein Thun iſt Spiel uñ Unbeſtand. Auch hat die Luft ihr Spiel mit Sternen/ die vergehn; Mit Duͤnſten/ die ſie hat aus Thal und See gezogen. Apellens Pinſel mahlt nichts in der Welt ſo ſchoͤn/ Als Titans Roſen-Hand die feuchten Regenbogen. Was a 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/8>, abgerufen am 26.04.2024.