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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gen. XXIV. 67.
Da führete sie Jsaac in die Hütte seiner Mutter
Sara und nahm die Rebecca, und sie ward
sein Weib, und hatte sie lieb. Also ward
Jsaac getröstet nach seiner Mutter.

Das erste Capitel.
Wie lieblich und holdselig Rebecca ist empfangen, und von Jsaac zum
Göttlichen Leben angewiesen worden.

§. 1.

Glückse-
ligkeit
des Ehe-
stands

HErtzog Ernst von Lüneburg, als in seiner Gegenwart eini-
ge den Ehestand mißpreisen wollten, sagte: Nechst seinem
Sohn und heiligem Wort hat GOTT dem Menschen
nichts bessers gegeben, als den Ehestand: sein Leben ist
eine beschwerliche und gefährliche Wallfahrt, glückselig,
wer ein getreuen Gefährten erlanget, der die Last mit ihm theilet.
Was kan liebreicher seyn, als wann der Mann ein tugendsam Weib
hat, darauf sich sein Hertz verlassen kan, die ihm mit ihrer keuschen
Liebe und holdseligen Treue alle Bitterkeit seines Lebens versüsset?
Daß er sein Sorg-volles Haupt getrost in den Schooß seiner Ge-
hülffin legen kan? Und wenn das Weib einen Mann hat, der mit
Vernunfft bey ihr wohnet, sie hertzlich liebet und in allem Beschwär,
in aller Schwachheit und Mühseligkeit mit allen Kräfften sie unter-
stützet? Einen schönen Baum sehen, darum sich eine edle fruchtrei-
che Reben gewunden hat, ist lieblich: Allein einen Mann sehen, der
in gottseliger Verträglichkeit und liebreicher Treue seinem Weibe
beywohnet, ist noch lieblicher.

hat Abra-
ham für
Jsaac
gesuchet.

§. 2. Nun sothane Glückseligkeit hat der heilige Ertz-Vatter
Abraham seinem frommen Jsaac angelegentlichst gesucht zuwegen zu
bringen; indem er nicht nur deßwegen Tag und Nacht im Gebett

vor

Gen. XXIV. 67.
Da fuͤhrete ſie Jſaac in die Huͤtte ſeiner Mutter
Sara und nahm die Rebecca, und ſie ward
ſein Weib, und hatte ſie lieb. Alſo ward
Jſaac getroͤſtet nach ſeiner Mutter.

Das erſte Capitel.
Wie lieblich und holdſelig Rebecca iſt empfangen, und von Jſaac zum
Goͤttlichen Leben angewieſen worden.

§. 1.

Gluͤckſe-
ligkeit
des Ehe-
ſtands

HErtzog Ernſt von Luͤneburg, als in ſeiner Gegenwart eini-
ge den Eheſtand mißpreiſen wollten, ſagte: Nechſt ſeinem
Sohn und heiligem Wort hat GOTT dem Menſchen
nichts beſſers gegeben, als den Eheſtand: ſein Leben iſt
eine beſchwerliche und gefaͤhrliche Wallfahrt, gluͤckſelig,
wer ein getreuen Gefaͤhrten erlanget, der die Laſt mit ihm theilet.
Was kan liebreicher ſeyn, als wann der Mann ein tugendſam Weib
hat, darauf ſich ſein Hertz verlaſſen kan, die ihm mit ihrer keuſchen
Liebe und holdſeligen Treue alle Bitterkeit ſeines Lebens verſuͤſſet?
Daß er ſein Sorg-volles Haupt getroſt in den Schooß ſeiner Ge-
huͤlffin legen kan? Und wenn das Weib einen Mann hat, der mit
Vernunfft bey ihr wohnet, ſie hertzlich liebet und in allem Beſchwaͤr,
in aller Schwachheit und Muͤhſeligkeit mit allen Kraͤfften ſie unter-
ſtuͤtzet? Einen ſchoͤnen Baum ſehen, darum ſich eine edle fruchtrei-
che Reben gewunden hat, iſt lieblich: Allein einen Mann ſehen, der
in gottſeliger Vertraͤglichkeit und liebreicher Treue ſeinem Weibe
beywohnet, iſt noch lieblicher.

hat Abra-
ham fuͤr
Jſaac
geſuchet.

§. 2. Nun ſothane Gluͤckſeligkeit hat der heilige Ertz-Vatter
Abraham ſeinem frommen Jſaac angelegentlichſt geſucht zuwegen zu
bringen; indem er nicht nur deßwegen Tag und Nacht im Gebett

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[1156/1252] Gen. XXIV. 67. Da fuͤhrete ſie Jſaac in die Huͤtte ſeiner Mutter Sara und nahm die Rebecca, und ſie ward ſein Weib, und hatte ſie lieb. Alſo ward Jſaac getroͤſtet nach ſeiner Mutter. Das erſte Capitel. Wie lieblich und holdſelig Rebecca iſt empfangen, und von Jſaac zum Goͤttlichen Leben angewieſen worden. §. 1. HErtzog Ernſt von Luͤneburg, als in ſeiner Gegenwart eini- ge den Eheſtand mißpreiſen wollten, ſagte: Nechſt ſeinem Sohn und heiligem Wort hat GOTT dem Menſchen nichts beſſers gegeben, als den Eheſtand: ſein Leben iſt eine beſchwerliche und gefaͤhrliche Wallfahrt, gluͤckſelig, wer ein getreuen Gefaͤhrten erlanget, der die Laſt mit ihm theilet. Was kan liebreicher ſeyn, als wann der Mann ein tugendſam Weib hat, darauf ſich ſein Hertz verlaſſen kan, die ihm mit ihrer keuſchen Liebe und holdſeligen Treue alle Bitterkeit ſeines Lebens verſuͤſſet? Daß er ſein Sorg-volles Haupt getroſt in den Schooß ſeiner Ge- huͤlffin legen kan? Und wenn das Weib einen Mann hat, der mit Vernunfft bey ihr wohnet, ſie hertzlich liebet und in allem Beſchwaͤr, in aller Schwachheit und Muͤhſeligkeit mit allen Kraͤfften ſie unter- ſtuͤtzet? Einen ſchoͤnen Baum ſehen, darum ſich eine edle fruchtrei- che Reben gewunden hat, iſt lieblich: Allein einen Mann ſehen, der in gottſeliger Vertraͤglichkeit und liebreicher Treue ſeinem Weibe beywohnet, iſt noch lieblicher. §. 2. Nun ſothane Gluͤckſeligkeit hat der heilige Ertz-Vatter Abraham ſeinem frommen Jſaac angelegentlichſt geſucht zuwegen zu bringen; indem er nicht nur deßwegen Tag und Nacht im Gebett vor

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1252>, abgerufen am 26.04.2024.