Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Vorrede.
Liebe-Begieriger Leser!

DJe merckwürdige Umstände, so durch die Liebreiche und
Wunder-volle Fürsehung GOttes zu Verhandlung die-
ser Materie Anlaß gegeben, gehe mit Fleiß vorbey; ungeach-
tet bey mir selbst erstaunend mußte zusehen, wie mich mein
Seeligmacher zwar nach dem Wunsch einiger vornehmen Per-
sonen in St. Gallen, doch aber über alles menschliche Ver-
muthen gleich als bey der Hand darzu geführet: also daß bey
jedwedem Schritt und Tritt des Ertz-Hirten Stab und Stimm
augenscheinlich mercken mußte, wie er es haben wollen, daß
in dieser Welt-berühmten, auch an leib- und geistlichen Gü-
tern vom. Himmel gesegneten Handels-Stadt die sanffte,
glatte, anmuthige und unschätzbare Perle der Liebe und des
Friedens anpreise, und etwas von dem alles besänfftigenden,
Paradiesischen Geruch der himmlischen Liebes-Lilien zeuge.
Welches dann in dem allerheiligsten Namen JESU des
Liebe Königes geschehen, der sich auch mit seiner unverdien-
ten Gnaden-reichen Hülffe als gegenwärtig bewiesen, so daß
man seinen Seegen verspüret, und auch nachgehends das Ge-
predigte zum Druck begehret hat. Nun habe selbiges mit dem
Absehen auf die gemeine Erbauung aufgesetzt, des steiffen
Vorhabens, es gantz kurtz zu machen; Allein ists unterm Schrei-
ben fast wider meinen Willen zu einem kleinen Tractätlein
angewachsen; zum Zeichen, daß Groll und Liebloßigkeit ein
gar zu zähes und bitteres Ubel seyn müsse, das sehr hart an-
gegriffen zu werden nöthig habe, wann es je entkräfftet und
ausgerottet werden soll. Es wird hiemit diese Weitläuffigkeit
niemand übel nehmen, wer nur dieser greulichen herben See-

len-
R r r r 2
Vorrede.
Liebe-Begieriger Leſer!

DJe merckwuͤrdige Umſtaͤnde, ſo durch die Liebreiche und
Wunder-volle Fuͤrſehung GOttes zu Verhandlung die-
ſer Materie Anlaß gegeben, gehe mit Fleiß vorbey; ungeach-
tet bey mir ſelbſt erſtaunend mußte zuſehen, wie mich mein
Seeligmacher zwar nach dem Wunſch einiger vornehmen Per-
ſonen in St. Gallen, doch aber uͤber alles menſchliche Ver-
muthen gleich als bey der Hand darzu gefuͤhret: alſo daß bey
jedwedem Schritt und Tritt des Ertz-Hirten Stab und Stimm
augenſcheinlich mercken mußte, wie er es haben wollen, daß
in dieſer Welt-beruͤhmten, auch an leib- und geiſtlichen Guͤ-
tern vom. Himmel geſegneten Handels-Stadt die ſanffte,
glatte, anmuthige und unſchaͤtzbare Perle der Liebe und des
Friedens anpreiſe, und etwas von dem alles beſaͤnfftigenden,
Paradieſiſchen Geruch der himmliſchen Liebes-Lilien zeuge.
Welches dann in dem allerheiligſten Namen JESU des
Liebe Koͤniges geſchehen, der ſich auch mit ſeiner unverdien-
ten Gnaden-reichen Huͤlffe als gegenwaͤrtig bewieſen, ſo daß
man ſeinen Seegen verſpuͤret, und auch nachgehends das Ge-
predigte zum Druck begehret hat. Nun habe ſelbiges mit dem
Abſehen auf die gemeine Erbauung aufgeſetzt, des ſteiffen
Vorhabens, es gantz kurtz zu machen; Allein iſts unterm Schrei-
ben faſt wider meinen Willen zu einem kleinen Tractaͤtlein
angewachſen; zum Zeichen, daß Groll und Liebloßigkeit ein
gar zu zaͤhes und bitteres Ubel ſeyn muͤſſe, das ſehr hart an-
gegriffen zu werden noͤthig habe, wann es je entkraͤfftet und
ausgerottet werden ſoll. Es wird hiemit dieſe Weitlaͤuffigkeit
niemand uͤbel nehmen, wer nur dieſer greulichen herben See-

len-
R r r r 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0779" n="683"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vorrede.<lb/>
Liebe-Begieriger Le&#x017F;er!</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Je merckwu&#x0364;rdige Um&#x017F;ta&#x0364;nde, &#x017F;o durch die Liebreiche und<lb/>
Wunder-volle Fu&#x0364;r&#x017F;ehung GOttes zu Verhandlung die-<lb/>
&#x017F;er Materie Anlaß gegeben, gehe mit Fleiß vorbey; ungeach-<lb/>
tet bey mir &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;taunend mußte zu&#x017F;ehen, wie mich mein<lb/>
Seeligmacher zwar nach dem Wun&#x017F;ch einiger vornehmen Per-<lb/>
&#x017F;onen in St. Gallen, doch aber u&#x0364;ber alles men&#x017F;chliche Ver-<lb/>
muthen gleich als bey der Hand darzu gefu&#x0364;hret: al&#x017F;o daß bey<lb/>
jedwedem Schritt und Tritt des Ertz-Hirten Stab und Stimm<lb/>
augen&#x017F;cheinlich mercken mußte, wie er es haben wollen, daß<lb/>
in die&#x017F;er Welt-beru&#x0364;hmten, auch an leib- und gei&#x017F;tlichen Gu&#x0364;-<lb/>
tern vom. Himmel ge&#x017F;egneten Handels-Stadt die &#x017F;anffte,<lb/>
glatte, anmuthige und un&#x017F;cha&#x0364;tzbare Perle der Liebe und des<lb/>
Friedens anprei&#x017F;e, und etwas von dem alles be&#x017F;a&#x0364;nfftigenden,<lb/>
Paradie&#x017F;i&#x017F;chen Geruch der himmli&#x017F;chen Liebes-Lilien zeuge.<lb/>
Welches dann in dem allerheilig&#x017F;ten Namen JESU des<lb/>
Liebe Ko&#x0364;niges ge&#x017F;chehen, der &#x017F;ich auch mit &#x017F;einer unverdien-<lb/>
ten Gnaden-reichen Hu&#x0364;lffe als gegenwa&#x0364;rtig bewie&#x017F;en, &#x017F;o daß<lb/>
man &#x017F;einen Seegen ver&#x017F;pu&#x0364;ret, und auch nachgehends das Ge-<lb/>
predigte zum Druck begehret hat. Nun habe &#x017F;elbiges mit dem<lb/>
Ab&#x017F;ehen auf die gemeine Erbauung aufge&#x017F;etzt, des &#x017F;teiffen<lb/>
Vorhabens, es gantz kurtz zu machen; Allein i&#x017F;ts unterm Schrei-<lb/>
ben fa&#x017F;t wider meinen Willen zu einem kleinen Tracta&#x0364;tlein<lb/>
angewach&#x017F;en; zum Zeichen, daß Groll und Liebloßigkeit ein<lb/>
gar zu za&#x0364;hes und bitteres Ubel &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, das &#x017F;ehr hart an-<lb/>
gegriffen zu werden no&#x0364;thig habe, wann es je entkra&#x0364;fftet und<lb/>
ausgerottet werden &#x017F;oll. Es wird hiemit die&#x017F;e Weitla&#x0364;uffigkeit<lb/>
niemand u&#x0364;bel nehmen, wer nur die&#x017F;er greulichen herben See-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r r r 2</fw><fw place="bottom" type="catch">len-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[683/0779] Vorrede. Liebe-Begieriger Leſer! DJe merckwuͤrdige Umſtaͤnde, ſo durch die Liebreiche und Wunder-volle Fuͤrſehung GOttes zu Verhandlung die- ſer Materie Anlaß gegeben, gehe mit Fleiß vorbey; ungeach- tet bey mir ſelbſt erſtaunend mußte zuſehen, wie mich mein Seeligmacher zwar nach dem Wunſch einiger vornehmen Per- ſonen in St. Gallen, doch aber uͤber alles menſchliche Ver- muthen gleich als bey der Hand darzu gefuͤhret: alſo daß bey jedwedem Schritt und Tritt des Ertz-Hirten Stab und Stimm augenſcheinlich mercken mußte, wie er es haben wollen, daß in dieſer Welt-beruͤhmten, auch an leib- und geiſtlichen Guͤ- tern vom. Himmel geſegneten Handels-Stadt die ſanffte, glatte, anmuthige und unſchaͤtzbare Perle der Liebe und des Friedens anpreiſe, und etwas von dem alles beſaͤnfftigenden, Paradieſiſchen Geruch der himmliſchen Liebes-Lilien zeuge. Welches dann in dem allerheiligſten Namen JESU des Liebe Koͤniges geſchehen, der ſich auch mit ſeiner unverdien- ten Gnaden-reichen Huͤlffe als gegenwaͤrtig bewieſen, ſo daß man ſeinen Seegen verſpuͤret, und auch nachgehends das Ge- predigte zum Druck begehret hat. Nun habe ſelbiges mit dem Abſehen auf die gemeine Erbauung aufgeſetzt, des ſteiffen Vorhabens, es gantz kurtz zu machen; Allein iſts unterm Schrei- ben faſt wider meinen Willen zu einem kleinen Tractaͤtlein angewachſen; zum Zeichen, daß Groll und Liebloßigkeit ein gar zu zaͤhes und bitteres Ubel ſeyn muͤſſe, das ſehr hart an- gegriffen zu werden noͤthig habe, wann es je entkraͤfftet und ausgerottet werden ſoll. Es wird hiemit dieſe Weitlaͤuffigkeit niemand uͤbel nehmen, wer nur dieſer greulichen herben See- len- R r r r 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/779
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/779>, abgerufen am 26.04.2024.