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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 2. Von Begehungs-Sünden
eher entzündet/ wann sie sehen/ daß solches
ihre Eltern thun. Wann diese fluchen/
schweren/ sauffen/ den Sabbath ent-
heiligen/ die Sprüche der Heil. Schrifft
mißbrauchen/ u. s. w. so sehen die Kinder
solches als was Anständiges an/ und
ihre Neigungen werden gewaltig eben
dazu aufgebracht. Wann also gleich
die Kinder anderswo guten Unterricht
empfangen/ und die Göttliche Gebote
lieb gewonnen/ so verderben die Eltern
alles wieder durch eine so sündliche Auf-
führung.

Ach! es steckt ein heimlicher Fluch und eine
höllische Krafft in übler Aufführung der Eltern, al-
so, daß Satanas dardurch Gewalt krieget, die
Kinder in gleichem Sünden-Schlamm der Eltern
hinein zu ziehen, wie ein unbeschnittener Ast seine
Zweige mit sich in das Feuer nimmet; dann wann
die Erb-Sünde im Menschen unangefochten blei-
bet, so verwandelt er alles das Heiligste in eitel
Ubertretung, wie die Spinnen Malvasier und Zucker
in helles Gifft zuverkehren pflegen.

§. 2.

GOTT will haben, daß Kinder ihre Eltern
in hohen Ehren halten, damit sie sich die theure
Pflicht der Selbst-Verläugnung, der Brechung
ihres eigenen Willens und der Tödtung des alten
Menschen beyzeiten angewöhnen und lernen mö-
gen, die Krafft des Bluts und Geistes JESU

aus

Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
eher entzuͤndet/ wann ſie ſehen/ daß ſolches
ihre Eltern thun. Wann dieſe fluchen/
ſchweren/ ſauffen/ den Sabbath ent-
heiligen/ die Spruͤche der Heil. Schrifft
mißbrauchen/ u. ſ. w. ſo ſehen die Kinder
ſolches als was Anſtaͤndiges an/ und
ihre Neigungen werden gewaltig eben
dazu aufgebracht. Wann alſo gleich
die Kinder anderswo guten Unterricht
empfangen/ und die Goͤttliche Gebote
lieb gewonnen/ ſo verderben die Eltern
alles wieder durch eine ſo ſuͤndliche Auf-
fuͤhrung.

Ach! es ſteckt ein heimlicher Fluch und eine
hoͤlliſche Krafft in uͤbler Auffuͤhrung der Eltern, al-
ſo, daß Satanas dardurch Gewalt krieget, die
Kinder in gleichem Suͤnden-Schlamm der Eltern
hinein zu ziehen, wie ein unbeſchnittener Aſt ſeine
Zweige mit ſich in das Feuer nimmet; dann wann
die Erb-Suͤnde im Menſchen unangefochten blei-
bet, ſo verwandelt er alles das Heiligſte in eitel
Ubertretung, wie die Spinnen Malvaſier und Zucker
in helles Gifft zuverkehren pflegen.

§. 2.

GOTT will haben, daß Kinder ihre Eltern
in hohen Ehren halten, damit ſie ſich die theure
Pflicht der Selbſt-Verlaͤugnung, der Brechung
ihres eigenen Willens und der Toͤdtung des alten
Menſchen beyzeiten angewoͤhnen und lernen moͤ-
gen, die Krafft des Bluts und Geiſtes JESU

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[138/0156] Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden eher entzuͤndet/ wann ſie ſehen/ daß ſolches ihre Eltern thun. Wann dieſe fluchen/ ſchweren/ ſauffen/ den Sabbath ent- heiligen/ die Spruͤche der Heil. Schrifft mißbrauchen/ u. ſ. w. ſo ſehen die Kinder ſolches als was Anſtaͤndiges an/ und ihre Neigungen werden gewaltig eben dazu aufgebracht. Wann alſo gleich die Kinder anderswo guten Unterricht empfangen/ und die Goͤttliche Gebote lieb gewonnen/ ſo verderben die Eltern alles wieder durch eine ſo ſuͤndliche Auf- fuͤhrung. Ach! es ſteckt ein heimlicher Fluch und eine hoͤlliſche Krafft in uͤbler Auffuͤhrung der Eltern, al- ſo, daß Satanas dardurch Gewalt krieget, die Kinder in gleichem Suͤnden-Schlamm der Eltern hinein zu ziehen, wie ein unbeſchnittener Aſt ſeine Zweige mit ſich in das Feuer nimmet; dann wann die Erb-Suͤnde im Menſchen unangefochten blei- bet, ſo verwandelt er alles das Heiligſte in eitel Ubertretung, wie die Spinnen Malvaſier und Zucker in helles Gifft zuverkehren pflegen. §. 2. GOTT will haben, daß Kinder ihre Eltern in hohen Ehren halten, damit ſie ſich die theure Pflicht der Selbſt-Verlaͤugnung, der Brechung ihres eigenen Willens und der Toͤdtung des alten Menſchen beyzeiten angewoͤhnen und lernen moͤ- gen, die Krafft des Bluts und Geiſtes JESU aus

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/156>, abgerufen am 26.04.2024.