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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
deinem Beten nur noch schlimmer werden; so wer-
de gleichwohl nicht müde: Bete gegen alle Träg-
heit und Verzagtheit deiner Natur, und siehe nicht
so fast auf den betrübten Zustand deiner Eltern,
als aber auf GOttes Weisheit/ die allein zu ra-
then und zu helffen weiß, und auf seine unumschränck-
te Allmacht; er wird gewiß dein Gebet erhören,
wo nicht just an denen Eltern, jedannoch an an-
dern; wenigstens werden dir deine Gebeter als
Früchte des Heil. Geistes in Christi Cabinet ver-
wahrlich aufbehalten werden zum unbeschreiblichen
Seegen auf die künfftige Ewigkeiten. Ja wann
du darauf vest beharrest, du wollest deine Eltern,
denen du dein irrdisch Leben zu dancken habest, kurtz-
um in GOttes Gnaden- und Triumph-Reich se-
hen; so mags ein Zeichen seyn, daß ihnen eine sol-
che Barmhertzigkeit vom HErrn aller Herren be-
stimmt seye, und daß du es mit deinem anhalten-
den Seufzen durchtreiben werdest.

§. 31.

6) Will die hochschädliche Ungedult über dei-
ne unbekehrte Eltern gleichwohl bey dir ausbre-
chen; so bedencke

a) wie du in der Erb-Verderbniß und Her-
tzens-Unreinigkeit viel Fegens und Reinigens be-
dürffest: Wann dann die ewige Liebe deine Eltern
dazu brauchen will; ey so giebe dich zufrieden, ih-
nen aber nicht die Schuld, daß sie dich böse ma-
chen; sintemahl sie das Böse, so in dir lieget, nur
aufrühren, und würde, wo dein Hertz nicht ein so

unrei-

der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
deinem Beten nur noch ſchlimmer werden; ſo wer-
de gleichwohl nicht muͤde: Bete gegen alle Traͤg-
heit und Verzagtheit deiner Natur, und ſiehe nicht
ſo faſt auf den betruͤbten Zuſtand deiner Eltern,
als aber auf GOttes Weisheit/ die allein zu ra-
then und zu helffen weiß, und auf ſeine unumſchraͤnck-
te Allmacht; er wird gewiß dein Gebet erhoͤren,
wo nicht juſt an denen Eltern, jedannoch an an-
dern; wenigſtens werden dir deine Gebeter als
Fruͤchte des Heil. Geiſtes in Chriſti Cabinet ver-
wahrlich aufbehalten werden zum unbeſchreiblichen
Seegen auf die kuͤnfftige Ewigkeiten. Ja wann
du darauf veſt beharreſt, du wolleſt deine Eltern,
denen du dein irrdiſch Leben zu dancken habeſt, kurtz-
um in GOttes Gnaden- und Triumph-Reich ſe-
hen; ſo mags ein Zeichen ſeyn, daß ihnen eine ſol-
che Barmhertzigkeit vom HErrn aller Herren be-
ſtimmt ſeye, und daß du es mit deinem anhalten-
den Seufzen durchtreiben werdeſt.

§. 31.

6) Will die hochſchaͤdliche Ungedult uͤber dei-
ne unbekehrte Eltern gleichwohl bey dir ausbre-
chen; ſo bedencke

a) wie du in der Erb-Verderbniß und Her-
tzens-Unreinigkeit viel Fegens und Reinigens be-
duͤrffeſt: Wann dann die ewige Liebe deine Eltern
dazu brauchen will; ey ſo giebe dich zufrieden, ih-
nen aber nicht die Schuld, daß ſie dich boͤſe ma-
chen; ſintemahl ſie das Boͤſe, ſo in dir lieget, nur
aufruͤhren, und wuͤrde, wo dein Hertz nicht ein ſo

unrei-
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[187/0205] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. deinem Beten nur noch ſchlimmer werden; ſo wer- de gleichwohl nicht muͤde: Bete gegen alle Traͤg- heit und Verzagtheit deiner Natur, und ſiehe nicht ſo faſt auf den betruͤbten Zuſtand deiner Eltern, als aber auf GOttes Weisheit/ die allein zu ra- then und zu helffen weiß, und auf ſeine unumſchraͤnck- te Allmacht; er wird gewiß dein Gebet erhoͤren, wo nicht juſt an denen Eltern, jedannoch an an- dern; wenigſtens werden dir deine Gebeter als Fruͤchte des Heil. Geiſtes in Chriſti Cabinet ver- wahrlich aufbehalten werden zum unbeſchreiblichen Seegen auf die kuͤnfftige Ewigkeiten. Ja wann du darauf veſt beharreſt, du wolleſt deine Eltern, denen du dein irrdiſch Leben zu dancken habeſt, kurtz- um in GOttes Gnaden- und Triumph-Reich ſe- hen; ſo mags ein Zeichen ſeyn, daß ihnen eine ſol- che Barmhertzigkeit vom HErrn aller Herren be- ſtimmt ſeye, und daß du es mit deinem anhalten- den Seufzen durchtreiben werdeſt. §. 31. 6) Will die hochſchaͤdliche Ungedult uͤber dei- ne unbekehrte Eltern gleichwohl bey dir ausbre- chen; ſo bedencke a) wie du in der Erb-Verderbniß und Her- tzens-Unreinigkeit viel Fegens und Reinigens be- duͤrffeſt: Wann dann die ewige Liebe deine Eltern dazu brauchen will; ey ſo giebe dich zufrieden, ih- nen aber nicht die Schuld, daß ſie dich boͤſe ma- chen; ſintemahl ſie das Boͤſe, ſo in dir lieget, nur aufruͤhren, und wuͤrde, wo dein Hertz nicht ein ſo unrei-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/205>, abgerufen am 26.04.2024.