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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Vorbereitung.
seyd. Jch will euch etwas offenbaren, daran ihr
wohl nicht gedencket, und welches niemand anzeigen
kan, als der heilige Geist: Es sind abgefallene En-
gel, die sehr listig, böse und neidisch sind, und euch
allenthalben auf den Dienst lauren und bey jedem
Tritt aufpassen, wie sie eure Sinnen berücken, euch
vom schmalen Weg zur Herrlichkeit ableiten, und im
allgemeinen Welt-Trab zum Verderben Leibs und
der Seelen behalten und forttreiben, mithin in ihre
Sclaverey stürtzen, und ihren Tod, Gifft und Un-
ruhe in der angenehmen Salsen des Fleisches-Lust,
zu einem Schlaf-Trunck auf den ewigen Tod hin,
beybringen mögen. Ein Knab oder Tochter von
zwölff und mehr Jahren, so zum heiligen Abendmahl
unterwiesen worden, solte wenigstens auch so weise
seyn, als ein zweyjähriges Kind, daß, wenn es ein-
mal von einem Messer geschnitten, oder von einem
Licht gebrennt worden, hernach desto behutsamer ist:
Allein die geistlichen Seelen-Wunden und Brand-
Maale werden, jemehr die Seele darvon geschändet
wird, immer weniger gefühlet. Warum doch?
Weil sie tief eingeschlafen, am Fieber kranck, ja gar
todt sich befindet.

§. 6.

Ach ihr Hertz-geliebte, Erbarmungs-würdige
Kinder! Es fehlet euch an dem so heilsamen Nach-
sinnen; und den Mangel dessen machen sich die Teuf-
fel zu Nutz, und bringen euch in einen entsetzlichen
Schaden, und in den Verlurst des Himmelreichs JE-
su Christi; welches ja das traurigste Unglück ist,
und nachgehends nichts als tödtlichen Verdruß,
Gram und Hertzeleid gebieret; wenn man ja noch

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Vorbereitung.
ſeyd. Jch will euch etwas offenbaren, daran ihr
wohl nicht gedencket, und welches niemand anzeigen
kan, als der heilige Geiſt: Es ſind abgefallene En-
gel, die ſehr liſtig, boͤſe und neidiſch ſind, und euch
allenthalben auf den Dienſt lauren und bey jedem
Tritt aufpaſſen, wie ſie eure Sinnen beruͤcken, euch
vom ſchmalen Weg zur Herrlichkeit ableiten, und im
allgemeinen Welt-Trab zum Verderben Leibs und
der Seelen behalten und forttreiben, mithin in ihre
Sclaverey ſtuͤrtzen, und ihren Tod, Gifft und Un-
ruhe in der angenehmen Salſen des Fleiſches-Luſt,
zu einem Schlaf-Trunck auf den ewigen Tod hin,
beybringen moͤgen. Ein Knab oder Tochter von
zwoͤlff und mehr Jahren, ſo zum heiligen Abendmahl
unterwieſen worden, ſolte wenigſtens auch ſo weiſe
ſeyn, als ein zweyjaͤhriges Kind, daß, wenn es ein-
mal von einem Meſſer geſchnitten, oder von einem
Licht gebrennt worden, hernach deſto behutſamer iſt:
Allein die geiſtlichen Seelen-Wunden und Brand-
Maale werden, jemehr die Seele darvon geſchaͤndet
wird, immer weniger gefuͤhlet. Warum doch?
Weil ſie tief eingeſchlafen, am Fieber kranck, ja gar
todt ſich befindet.

§. 6.

Ach ihr Hertz-geliebte, Erbarmungs-wuͤrdige
Kinder! Es fehlet euch an dem ſo heilſamen Nach-
ſinnen; und den Mangel deſſen machen ſich die Teuf-
fel zu Nutz, und bringen euch in einen entſetzlichen
Schaden, und in den Verlurſt des Himmelreichs JE-
ſu Chriſti; welches ja das traurigſte Ungluͤck iſt,
und nachgehends nichts als toͤdtlichen Verdruß,
Gram und Hertzeleid gebieret; wenn man ja noch

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[5/0023] Vorbereitung. ſeyd. Jch will euch etwas offenbaren, daran ihr wohl nicht gedencket, und welches niemand anzeigen kan, als der heilige Geiſt: Es ſind abgefallene En- gel, die ſehr liſtig, boͤſe und neidiſch ſind, und euch allenthalben auf den Dienſt lauren und bey jedem Tritt aufpaſſen, wie ſie eure Sinnen beruͤcken, euch vom ſchmalen Weg zur Herrlichkeit ableiten, und im allgemeinen Welt-Trab zum Verderben Leibs und der Seelen behalten und forttreiben, mithin in ihre Sclaverey ſtuͤrtzen, und ihren Tod, Gifft und Un- ruhe in der angenehmen Salſen des Fleiſches-Luſt, zu einem Schlaf-Trunck auf den ewigen Tod hin, beybringen moͤgen. Ein Knab oder Tochter von zwoͤlff und mehr Jahren, ſo zum heiligen Abendmahl unterwieſen worden, ſolte wenigſtens auch ſo weiſe ſeyn, als ein zweyjaͤhriges Kind, daß, wenn es ein- mal von einem Meſſer geſchnitten, oder von einem Licht gebrennt worden, hernach deſto behutſamer iſt: Allein die geiſtlichen Seelen-Wunden und Brand- Maale werden, jemehr die Seele darvon geſchaͤndet wird, immer weniger gefuͤhlet. Warum doch? Weil ſie tief eingeſchlafen, am Fieber kranck, ja gar todt ſich befindet. §. 6. Ach ihr Hertz-geliebte, Erbarmungs-wuͤrdige Kinder! Es fehlet euch an dem ſo heilſamen Nach- ſinnen; und den Mangel deſſen machen ſich die Teuf- fel zu Nutz, und bringen euch in einen entſetzlichen Schaden, und in den Verlurſt des Himmelreichs JE- ſu Chriſti; welches ja das traurigſte Ungluͤck iſt, und nachgehends nichts als toͤdtlichen Verdruß, Gram und Hertzeleid gebieret; wenn man ja noch ein- A 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/23>, abgerufen am 26.04.2024.