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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 5. Die fünffte Quelle
dessen schlimmen Exempel die böse Stadt-Buben
zu BethEl gefolget, und ihrer zwey und viertzig
von Bären zerrissen worden. Oder wilst du lieber
der Lehre und dem Leben des vornehmen, gesetzlich-
frommen, gelehrten reichen Manns/ oder
dem Sinn des armen Lazari folgen, mithin auch
lieber mit jenem an den Ort der Quaal, als mit
diesem in das Paradies kommen? Oder was hät-
test du gethan zu des Heylands Zeiten, wann du
gesehen hättest, wie der gantze Rath zu Jerusalem,
der Ausbund des gantzen Jsraels, die Väter des
Vaterlands, die klügsten, gelehrteste und ehrwür-
digste Herren in feyerlicher Gravität gesessen, und
den armen JEsum von Nazareth in kläglicher Ge-
stalt als einem verschreyten Verführer und verdamm-
ten Ketzer gebunden vor sie gestellet hat? Wärest
du wohl auf Christi Seiten getreten, und hättest
du ihn vor den Sohn GOttes, wie die Apostel
durch GOttes Offenbarung, erkannt? Jch mey-
ne, nein! Und so lang man sich von seiner fleisch-
lichen Vernunfft blenden läßt, so lang wird man
mit dem grossen Hauffen schreyen: Weg, weg
mit dem evangelischen Leben! Darum lasse dich
doch, mein Kind! den äussern Schein nicht be-
triegen; zumalen da du nicht anderst als nach dem
Exempel und Evangelio Christi wirst gerichtet werden.

§. 3.

Und ach! wie werden die Gewaltige/
auf welche du dich itzt verlassen möchtest, so ge-
waltig hergenommen werden?
Dann

GOtt

Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle
deſſen ſchlimmen Exempel die boͤſe Stadt-Buben
zu BethEl gefolget, und ihrer zwey und viertzig
von Baͤren zerriſſen worden. Oder wilſt du lieber
der Lehre und dem Leben des vornehmen, geſetzlich-
frommen, gelehrten reichen Manns/ oder
dem Sinn des armen Lazari folgen, mithin auch
lieber mit jenem an den Ort der Quaal, als mit
dieſem in das Paradies kommen? Oder was haͤt-
teſt du gethan zu des Heylands Zeiten, wann du
geſehen haͤtteſt, wie der gantze Rath zu Jeruſalem,
der Ausbund des gantzen Jſraels, die Vaͤter des
Vaterlands, die kluͤgſten, gelehrteſte und ehrwuͤr-
digſte Herren in feyerlicher Gravitaͤt geſeſſen, und
den armen JEſum von Nazareth in klaͤglicher Ge-
ſtalt als einem verſchreyten Verfuͤhrer und verdamm-
ten Ketzer gebunden vor ſie geſtellet hat? Waͤreſt
du wohl auf Chriſti Seiten getreten, und haͤtteſt
du ihn vor den Sohn GOttes, wie die Apoſtel
durch GOttes Offenbarung, erkannt? Jch mey-
ne, nein! Und ſo lang man ſich von ſeiner fleiſch-
lichen Vernunfft blenden laͤßt, ſo lang wird man
mit dem groſſen Hauffen ſchreyen: Weg, weg
mit dem evangeliſchen Leben! Darum laſſe dich
doch, mein Kind! den aͤuſſern Schein nicht be-
triegen; zumalen da du nicht anderſt als nach dem
Exempel und Evangelio Chriſti wirſt gerichtet werden.

§. 3.

Und ach! wie werden die Gewaltige/
auf welche du dich itzt verlaſſen moͤchteſt, ſo ge-
waltig hergenommen werden?
Dann

GOtt
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[290/0308] Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle deſſen ſchlimmen Exempel die boͤſe Stadt-Buben zu BethEl gefolget, und ihrer zwey und viertzig von Baͤren zerriſſen worden. Oder wilſt du lieber der Lehre und dem Leben des vornehmen, geſetzlich- frommen, gelehrten reichen Manns/ oder dem Sinn des armen Lazari folgen, mithin auch lieber mit jenem an den Ort der Quaal, als mit dieſem in das Paradies kommen? Oder was haͤt- teſt du gethan zu des Heylands Zeiten, wann du geſehen haͤtteſt, wie der gantze Rath zu Jeruſalem, der Ausbund des gantzen Jſraels, die Vaͤter des Vaterlands, die kluͤgſten, gelehrteſte und ehrwuͤr- digſte Herren in feyerlicher Gravitaͤt geſeſſen, und den armen JEſum von Nazareth in klaͤglicher Ge- ſtalt als einem verſchreyten Verfuͤhrer und verdamm- ten Ketzer gebunden vor ſie geſtellet hat? Waͤreſt du wohl auf Chriſti Seiten getreten, und haͤtteſt du ihn vor den Sohn GOttes, wie die Apoſtel durch GOttes Offenbarung, erkannt? Jch mey- ne, nein! Und ſo lang man ſich von ſeiner fleiſch- lichen Vernunfft blenden laͤßt, ſo lang wird man mit dem groſſen Hauffen ſchreyen: Weg, weg mit dem evangeliſchen Leben! Darum laſſe dich doch, mein Kind! den aͤuſſern Schein nicht be- triegen; zumalen da du nicht anderſt als nach dem Exempel und Evangelio Chriſti wirſt gerichtet werden. §. 3. Und ach! wie werden die Gewaltige/ auf welche du dich itzt verlaſſen moͤchteſt, ſo ge- waltig hergenommen werden? Dann GOtt

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/308>, abgerufen am 26.04.2024.