Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
13. hat sich muthmaßlich unter dem Eich-Baum
mit eigenwilligen Gedancken geweidet, und ist in
des Verführers Stricke gerathen.

Kind! lasse dich der Leuten Ruhm nicht ver-
gifften, fürchte vielmehr die verborgene Gerichte
GOttes, und lasse dir die Hochmuths-Flügel von
der Sonnen-Hitze des Richter-Stuhls Christi ab-
schmeltzen. Ach wann es einem Menschen nach
dem äussern und innern gar zu wohl ist, so wird
er etwa schertzhafft und muthwillig, beharret nicht
in der Demuth, im Wachen und Beten, und
stellet leichtlich etwas an, daß ihm hernach mehr
Gram und Kummer verursachet, als er zuvor
Freude gehabt, nach dem Sprüchwort: Wann
der Geiß zu wohl ist/ so scharret sie/ bis
sie ein Bein bricht.
Mache du darum nichts
zum Götzen, es mag Adel, oder Schönheit, oder
Reichthum, oder Gelehrsamkeit, oder Kunst oder
Gunst seyn; fürnemlich hüte dich, geistliche Ga-
ben mit Abgötterey zu verunreinigen, damit nicht
der Donner des Fluchs dich berühre; weil doch
alle Götzen verflucht sind, samt allen, so ihnen die-
nen; wie sie es in dieser oder in jener Welt erfah-
ren müssen. Wehe den Stoltzen! 1 Petr. 5, 5.
Psalm 75, 5-9.

§. 16.

2) Daß du fein wachsam bliebest
über dein Hertz/ dann sonst muß GOtt
eine Versuchung dir auf den Hals schi-
cken/ welche dich wieder aus dem Schlum-
mer aufwecken kan.

O

der Verfuͤhrung der Jugend.
13. hat ſich muthmaßlich unter dem Eich-Baum
mit eigenwilligen Gedancken geweidet, und iſt in
des Verfuͤhrers Stricke gerathen.

Kind! laſſe dich der Leuten Ruhm nicht ver-
gifften, fuͤrchte vielmehr die verborgene Gerichte
GOttes, und laſſe dir die Hochmuths-Fluͤgel von
der Sonnen-Hitze des Richter-Stuhls Chriſti ab-
ſchmeltzen. Ach wann es einem Menſchen nach
dem aͤuſſern und innern gar zu wohl iſt, ſo wird
er etwa ſchertzhafft und muthwillig, beharret nicht
in der Demuth, im Wachen und Beten, und
ſtellet leichtlich etwas an, daß ihm hernach mehr
Gram und Kummer verurſachet, als er zuvor
Freude gehabt, nach dem Spruͤchwort: Wann
der Geiß zu wohl iſt/ ſo ſcharret ſie/ bis
ſie ein Bein bricht.
Mache du darum nichts
zum Goͤtzen, es mag Adel, oder Schoͤnheit, oder
Reichthum, oder Gelehrſamkeit, oder Kunſt oder
Gunſt ſeyn; fuͤrnemlich huͤte dich, geiſtliche Ga-
ben mit Abgoͤtterey zu verunreinigen, damit nicht
der Donner des Fluchs dich beruͤhre; weil doch
alle Goͤtzen verflucht ſind, ſamt allen, ſo ihnen die-
nen; wie ſie es in dieſer oder in jener Welt erfah-
ren muͤſſen. Wehe den Stoltzen! 1 Petr. 5, 5.
Pſalm 75, 5-9.

§. 16.

2) Daß du fein wachſam bliebeſt
uͤber dein Hertz/ dann ſonſt muß GOtt
eine Verſuchung dir auf den Hals ſchi-
cken/ welche dich wieder aus dem Schlum-
mer aufwecken kan.

O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0351" n="333"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
13. hat &#x017F;ich muthmaßlich unter dem Eich-Baum<lb/>
mit eigenwilligen Gedancken geweidet, und i&#x017F;t in<lb/>
des Verfu&#x0364;hrers Stricke gerathen.</p><lb/>
          <p>Kind! la&#x017F;&#x017F;e dich der Leuten Ruhm nicht ver-<lb/>
gifften, fu&#x0364;rchte vielmehr die verborgene Gerichte<lb/>
GOttes, und la&#x017F;&#x017F;e dir die Hochmuths-Flu&#x0364;gel von<lb/>
der Sonnen-Hitze des Richter-Stuhls Chri&#x017F;ti ab-<lb/>
&#x017F;chmeltzen. Ach wann es einem Men&#x017F;chen nach<lb/>
dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern und innern gar zu wohl i&#x017F;t, &#x017F;o wird<lb/>
er etwa &#x017F;chertzhafft und muthwillig, beharret nicht<lb/>
in der Demuth, im Wachen und Beten, und<lb/>
&#x017F;tellet leichtlich etwas an, daß ihm hernach mehr<lb/>
Gram und Kummer verur&#x017F;achet, als er zuvor<lb/>
Freude gehabt, nach dem Spru&#x0364;chwort: <hi rendition="#fr">Wann<lb/>
der Geiß zu wohl i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;charret &#x017F;ie/ bis<lb/>
&#x017F;ie ein Bein bricht.</hi> Mache du darum nichts<lb/>
zum Go&#x0364;tzen, es mag Adel, oder Scho&#x0364;nheit, oder<lb/>
Reichthum, oder Gelehr&#x017F;amkeit, oder Kun&#x017F;t oder<lb/>
Gun&#x017F;t &#x017F;eyn; fu&#x0364;rnemlich hu&#x0364;te dich, gei&#x017F;tliche Ga-<lb/>
ben mit Abgo&#x0364;tterey zu verunreinigen, damit nicht<lb/>
der Donner des Fluchs dich beru&#x0364;hre; weil doch<lb/>
alle Go&#x0364;tzen verflucht &#x017F;ind, &#x017F;amt allen, &#x017F;o ihnen die-<lb/>
nen; wie &#x017F;ie es in die&#x017F;er oder in jener Welt erfah-<lb/>
ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wehe den Stoltzen! 1 Petr. 5, 5.<lb/>
P&#x017F;alm 75, 5-9.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 16.</head><lb/>
          <p>2) <hi rendition="#fr">Daß du fein wach&#x017F;am bliebe&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;ber dein Hertz/ dann &#x017F;on&#x017F;t muß GOtt<lb/>
eine Ver&#x017F;uchung dir auf den Hals &#x017F;chi-<lb/>
cken/ welche dich wieder aus dem Schlum-<lb/>
mer aufwecken kan.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">O</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0351] der Verfuͤhrung der Jugend. 13. hat ſich muthmaßlich unter dem Eich-Baum mit eigenwilligen Gedancken geweidet, und iſt in des Verfuͤhrers Stricke gerathen. Kind! laſſe dich der Leuten Ruhm nicht ver- gifften, fuͤrchte vielmehr die verborgene Gerichte GOttes, und laſſe dir die Hochmuths-Fluͤgel von der Sonnen-Hitze des Richter-Stuhls Chriſti ab- ſchmeltzen. Ach wann es einem Menſchen nach dem aͤuſſern und innern gar zu wohl iſt, ſo wird er etwa ſchertzhafft und muthwillig, beharret nicht in der Demuth, im Wachen und Beten, und ſtellet leichtlich etwas an, daß ihm hernach mehr Gram und Kummer verurſachet, als er zuvor Freude gehabt, nach dem Spruͤchwort: Wann der Geiß zu wohl iſt/ ſo ſcharret ſie/ bis ſie ein Bein bricht. Mache du darum nichts zum Goͤtzen, es mag Adel, oder Schoͤnheit, oder Reichthum, oder Gelehrſamkeit, oder Kunſt oder Gunſt ſeyn; fuͤrnemlich huͤte dich, geiſtliche Ga- ben mit Abgoͤtterey zu verunreinigen, damit nicht der Donner des Fluchs dich beruͤhre; weil doch alle Goͤtzen verflucht ſind, ſamt allen, ſo ihnen die- nen; wie ſie es in dieſer oder in jener Welt erfah- ren muͤſſen. Wehe den Stoltzen! 1 Petr. 5, 5. Pſalm 75, 5-9. §. 16. 2) Daß du fein wachſam bliebeſt uͤber dein Hertz/ dann ſonſt muß GOtt eine Verſuchung dir auf den Hals ſchi- cken/ welche dich wieder aus dem Schlum- mer aufwecken kan. O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/351
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/351>, abgerufen am 26.04.2024.