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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
letzte Jahr mehr Sonne, Thau und Abwart ge-
habt haben solte. Wie dann das einmal angefan-
gene Gnaden-Werck nicht ab-vielmehr aber zu-
nimmet, wie der Strom Ezechiels/ und
wann ein Schilf-Rohr in einen Eych-Baum der
Gerechtigkeit verwandelt wird; so wird es nicht
mehr vom Wind hin und her beweget.

§. 43.

Meynst du nun, mein Kind, es redlich mit
deinem Heyland, so reichet sein getreuestes Hertz
dir die unschätzbaren Güter des neuen Bundes zu
geniessen dar: Wann du nun den gecreutzigten
Leib Christi und sein vergossen Blut, die englische
Kust im Glauben munter issest und trinckest, und
im Gebet und Lesung des Evangeliums mit dem
König Christo himmlische Seelen-Speise und
Seelen-Tranck, reine heilige Liebe GOt-
tes, die neue göttliche Natur Christi, auch dem
süssen Most des heiligen Geistes jeden Morgen
frühstückest, mithin dich je länger je inniger zu dei-
nem GOTT und seiner Gegenwart angewöhnest,
so wirst du folgende grosse Vortheile darvon
haben.

I. Wirst du andächtiger, gesammelter und ein-
gekehrter seyn, wann du gantz allein bist und dich
niemand siehet, als wann du jemanden um dich
hast; sintemalen dannzumal deine Gedancken nicht
in mancherley Vorwürffe der menschlichen Ange-
sichter zertheilet sind, sondern allzumal in dem
Mittel-Punct der göttlichen Gegenwart zusammen
fliessen. Dann Menschen die noch wenig von

GOTT

Cap. 1. Die erſte Quelle
letzte Jahr mehr Sonne, Thau und Abwart ge-
habt haben ſolte. Wie dann das einmal angefan-
gene Gnaden-Werck nicht ab-vielmehr aber zu-
nimmet, wie der Strom Ezechiels/ und
wann ein Schilf-Rohr in einen Eych-Baum der
Gerechtigkeit verwandelt wird; ſo wird es nicht
mehr vom Wind hin und her beweget.

§. 43.

Meynſt du nun, mein Kind, es redlich mit
deinem Heyland, ſo reichet ſein getreueſtes Hertz
dir die unſchaͤtzbaren Guͤter des neuen Bundes zu
genieſſen dar: Wann du nun den gecreutzigten
Leib Chriſti und ſein vergoſſen Blut, die engliſche
Kuſt im Glauben munter iſſeſt und trinckeſt, und
im Gebet und Leſung des Evangeliums mit dem
Koͤnig Chriſto himmliſche Seelen-Speiſe und
Seelen-Tranck, reine heilige Liebe GOt-
tes, die neue goͤttliche Natur Chriſti, auch dem
ſuͤſſen Moſt des heiligen Geiſtes jeden Morgen
fruͤhſtuͤckeſt, mithin dich je laͤnger je inniger zu dei-
nem GOTT und ſeiner Gegenwart angewoͤhneſt,
ſo wirſt du folgende groſſe Vortheile darvon
haben.

I. Wirſt du andaͤchtiger, geſammelter und ein-
gekehrter ſeyn, wann du gantz allein biſt und dich
niemand ſiehet, als wann du jemanden um dich
haſt; ſintemalen dannzumal deine Gedancken nicht
in mancherley Vorwuͤrffe der menſchlichen Ange-
ſichter zertheilet ſind, ſondern allzumal in dem
Mittel-Punct der goͤttlichen Gegenwart zuſammen
flieſſen. Dann Menſchen die noch wenig von

GOTT
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[68/0086] Cap. 1. Die erſte Quelle letzte Jahr mehr Sonne, Thau und Abwart ge- habt haben ſolte. Wie dann das einmal angefan- gene Gnaden-Werck nicht ab-vielmehr aber zu- nimmet, wie der Strom Ezechiels/ und wann ein Schilf-Rohr in einen Eych-Baum der Gerechtigkeit verwandelt wird; ſo wird es nicht mehr vom Wind hin und her beweget. §. 43. Meynſt du nun, mein Kind, es redlich mit deinem Heyland, ſo reichet ſein getreueſtes Hertz dir die unſchaͤtzbaren Guͤter des neuen Bundes zu genieſſen dar: Wann du nun den gecreutzigten Leib Chriſti und ſein vergoſſen Blut, die engliſche Kuſt im Glauben munter iſſeſt und trinckeſt, und im Gebet und Leſung des Evangeliums mit dem Koͤnig Chriſto himmliſche Seelen-Speiſe und Seelen-Tranck, reine heilige Liebe GOt- tes, die neue goͤttliche Natur Chriſti, auch dem ſuͤſſen Moſt des heiligen Geiſtes jeden Morgen fruͤhſtuͤckeſt, mithin dich je laͤnger je inniger zu dei- nem GOTT und ſeiner Gegenwart angewoͤhneſt, ſo wirſt du folgende groſſe Vortheile darvon haben. I. Wirſt du andaͤchtiger, geſammelter und ein- gekehrter ſeyn, wann du gantz allein biſt und dich niemand ſiehet, als wann du jemanden um dich haſt; ſintemalen dannzumal deine Gedancken nicht in mancherley Vorwuͤrffe der menſchlichen Ange- ſichter zertheilet ſind, ſondern allzumal in dem Mittel-Punct der goͤttlichen Gegenwart zuſammen flieſſen. Dann Menſchen die noch wenig von GOTT

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/86>, abgerufen am 04.05.2024.