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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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hingegen/
Des Schöpfers weisen Spruch kan Niemand wi-
derstehn.

Reg. 3. Wohl zu observiren ist/ daß ich den Ab-
schnit nicht mitten in einem Worte mache e. g,

GOtt wird von uns gelie bet und gepreiset etc.
da es heissen soll/
Gott wird von uns geliebt und auch gepreiset.

Worinnen auch Herr Zesius verstossen/ wann er ge-
schrieben:

Die Schu sind brauner Sammt sehr artig ausge-
sticket.
Und mit Galaunen ein/ gefasset und geschmücket.

Und ob zwar Herr Schottel in seiner Verß-Kunst Ze-
sium
trachtet zu entschuldigen/ so gilt doch mehr Hr.
Buchners Urtheil/ das also lautet: cum Caesius scribe-
ret:
und mit Galaunen eingefasset/ etc. Versificatorem
quidem, non Poetam egit.
Tscherning l. c. Sacer. l. c. p. 20

Reg. 4. Das Adjectivum kan nicht vor dem
Abschnitt und das Substantivum hinter demselben
stehen/ wann die Reinligkeit der deutschen Dicht-
Kunst soll observirt werden e. g. zum Zeichen süssester
| Vergnügung nim die Hand/ sondern das Substan-
tivum
muß mit dem Adjectivo beysammen bleiben.

Reg. 5. In den 14 und 15. Sylbig-Jambisch
oder Trochaischen Reimen/ ist der Abschnitt ordentlich
in der Mitten zu finden/ daß ist nach der 8 Sylbe/ als:

Das wandelbahre Monden-Glück | verwechselt
Zeit und Stand/

In solchen aber wird vor die gröste Zierlichkeit gehal-

ten
hingegen/
Des Schoͤpfers weiſen Spruch kan Niemand wi-
derſtehn.

Reg. 3. Wohl zu obſerviren iſt/ daß ich den Ab-
ſchnit nicht mitten in einem Worte mache e. g,

GOtt wird von uns gelie bet und gepreiſet etc.
da es heiſſen ſoll/
Gott wird von uns geliebt und auch gepreiſet.

Worinnen auch Herr Zeſius verſtoſſen/ wann er ge-
ſchrieben:

Die Schu ſind brauner Sammt ſehr artig ausge-
ſticket.
Und mit Galaunen ein/ gefaſſet und geſchmuͤcket.

Und ob zwar Herꝛ Schottel in ſeiner Verß-Kunſt Ze-
ſium
trachtet zu entſchuldigen/ ſo gilt doch mehr Hr.
Buchners Urtheil/ das alſo lautet: cum Cæſius ſcribe-
ret:
und mit Galaunen eingefaſſet/ ꝛc. Verſificatorem
quidem, non Poetam egit.
Tſcherning l. c. Sacer. l. c. p. 20

Reg. 4. Das Adjectivum kan nicht vor dem
Abſchnitt und das Subſtantivum hinter demſelben
ſtehen/ wann die Reinligkeit der deutſchen Dicht-
Kunſt ſoll obſervirt werden e. g. zum Zeichen ſuͤſſeſter
| Vergnuͤgung nim die Hand/ ſondern das Subſtan-
tivum
muß mit dem Adjectivo beyſammen bleiben.

Reg. 5. In den 14 und 15. Sylbig-Jambiſch
oder Trochaiſchen Reimen/ iſt der Abſchnitt ordentlich
in der Mitten zu finden/ daß iſt nach der 8 Sylbe/ als:

Das wandelbahre Monden-Gluͤck | verwechſelt
Zeit und Stand/

In ſolchen aber wird vor die groͤſte Zierlichkeit gehal-

ten
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[68/0080] hingegen/ Des Schoͤpfers weiſen Spruch kan Niemand wi- derſtehn. Reg. 3. Wohl zu obſerviren iſt/ daß ich den Ab- ſchnit nicht mitten in einem Worte mache e. g, GOtt wird von uns gelie bet und gepreiſet etc. da es heiſſen ſoll/ Gott wird von uns geliebt und auch gepreiſet. Worinnen auch Herr Zeſius verſtoſſen/ wann er ge- ſchrieben: Die Schu ſind brauner Sammt ſehr artig ausge- ſticket. Und mit Galaunen ein/ gefaſſet und geſchmuͤcket. Und ob zwar Herꝛ Schottel in ſeiner Verß-Kunſt Ze- ſium trachtet zu entſchuldigen/ ſo gilt doch mehr Hr. Buchners Urtheil/ das alſo lautet: cum Cæſius ſcribe- ret: und mit Galaunen eingefaſſet/ ꝛc. Verſificatorem quidem, non Poetam egit. Tſcherning l. c. Sacer. l. c. p. 20 Reg. 4. Das Adjectivum kan nicht vor dem Abſchnitt und das Subſtantivum hinter demſelben ſtehen/ wann die Reinligkeit der deutſchen Dicht- Kunſt ſoll obſervirt werden e. g. zum Zeichen ſuͤſſeſter | Vergnuͤgung nim die Hand/ ſondern das Subſtan- tivum muß mit dem Adjectivo beyſammen bleiben. Reg. 5. In den 14 und 15. Sylbig-Jambiſch oder Trochaiſchen Reimen/ iſt der Abſchnitt ordentlich in der Mitten zu finden/ daß iſt nach der 8 Sylbe/ als: Das wandelbahre Monden-Gluͤck | verwechſelt Zeit und Stand/ In ſolchen aber wird vor die groͤſte Zierlichkeit gehal- ten

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/80>, abgerufen am 26.04.2024.