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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen Hindernissen der aufzurichtenden Banco wegen.
des Sollicitirens/ es wird auch denen Intriguen vorgebauet/ die offt-
mahls wegen der Anticipation und Praenumeration vorgehen. Wann
auch ein solcher Herr oder Bedienter sein Geld auff seine Rechnung in
Banco will stehen lassen/ so darff er solches nicht sorgfältig im Hause
bewahren/ und so er ab- und zuschreiben läst/ ist er auch des beschwer-
lichen Geld-Zehlens überhoben.

Nur stünde dieses in Uberlegung zu nehmen/ ob nicht die Banco
publico
auch befugt wäre/ Ein oder Zwey pro mille von jedes seinem
des Jahrs über auff seinem Credit gehabten Geldern zu nehmen. Als
z. E. ein Minister hätte 2000. Reichs-Thaler Besoldung gehabt/ die
er des Jahres über auff seiner Banco-Rechnung verkehret/ so würde
von solchen Zwey Tausend RThlr. die Banco-Gebühr des Jahrs 4.
RThlr. seyn/ welches nicht viel machen könte/ indessen könte die Banco
solches/ wann die Lehn-Banco-Zinsen nicht zu ihrer Unterhaltung zu-
reichten/ zu sich nehmen/ oder wann ein Lombard oder Ley-Hauß
schon gnugsam dotiret/ ein ander in einer kleinen Land-Stadt davon
auffgerichtet/ oder auch solches Geld andern Armen-Häusern hingege-
ben werden. Und wer würde sich wohl 2. pro Mille zu geben/ wieder-
legen/ wann er die Sportuln/ die er sonst anderwerts beym Empfang
seines Geldes hat geben müssen/ bedencket/ und daß es noch darzu in
einem solchen Ort/ als die Banco ist/ in Sicherheit lieget.

Jn Handels-Städten hat es mit dergleichen Banquen ohne dem
seine geweiste Wege/ daß/ vermög der Banco-Ordnung/ alle Wechsel/
die sich über 50. oder hundert Reichs-Thaler belauffen/ in Banco müs-
sen abgeschrieben werden. Welches auch also unter denen Bürgern
und andern Einwohnern in denen Residentz-Städten könte gehalten
werden/ wie hiervon die Amsterdamer/ Hamburger und andere Ban-
co-
Ordnungen zu einem guten Formular dienen/ welche mutatis mu-
tandis
zu folgen seyn/ jedoch dabey mit Beobachtung der Landes- oder
Stadts-Verfassung und des Zustandes ihrer Commerciorum, als
welcher hauptsächlich dabey muß in Consideration gezogen werden.

Das gröste Pondus aber wird einer solchen neu zu etablirenden
Banco geben können/ wann der Landes-Herr selbsten Rechnung in der-
selben nimmt/ und/ umb die Gemüther der Unterthanen (ein gleiches zu
thun) anzufrischen/ zuweilen considerable Summen an Subsidien-
Contribution
en-Straff-Geldern und dergleichen in Banco auff seine

Rech-
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Von denen Hinderniſſen der aufzurichtenden Banco wegen.
des Sollicitirens/ es wird auch denen Intriguen vorgebauet/ die offt-
mahls wegen der Anticipation und Prænumeration vorgehen. Wann
auch ein ſolcher Herr oder Bedienter ſein Geld auff ſeine Rechnung in
Banco will ſtehen laſſen/ ſo darff er ſolches nicht ſorgfaͤltig im Hauſe
bewahren/ und ſo er ab- und zuſchreiben laͤſt/ iſt er auch des beſchwer-
lichen Geld-Zehlens uͤberhoben.

Nur ſtuͤnde dieſes in Uberlegung zu nehmen/ ob nicht die Banco
publico
auch befugt waͤre/ Ein oder Zwey pro mille von jedes ſeinem
des Jahrs uͤber auff ſeinem Credit gehabten Geldern zu nehmen. Als
z. E. ein Miniſter haͤtte 2000. Reichs-Thaler Beſoldung gehabt/ die
er des Jahres uͤber auff ſeiner Banco-Rechnung verkehret/ ſo wuͤrde
von ſolchen Zwey Tauſend RThlr. die Banco-Gebuͤhr des Jahrs 4.
RThlr. ſeyn/ welches nicht viel machen koͤnte/ indeſſen koͤnte die Banco
ſolches/ wann die Lehn-Banco-Zinſen nicht zu ihrer Unterhaltung zu-
reichten/ zu ſich nehmen/ oder wann ein Lombard oder Ley-Hauß
ſchon gnugſam dotiret/ ein ander in einer kleinen Land-Stadt davon
auffgerichtet/ oder auch ſolches Geld andern Armen-Haͤuſern hingege-
ben werden. Und wer wuͤrde ſich wohl 2. pro Mille zu geben/ wieder-
legen/ wann er die Sportuln/ die er ſonſt anderwerts beym Empfang
ſeines Geldes hat geben muͤſſen/ bedencket/ und daß es noch darzu in
einem ſolchen Ort/ als die Banco iſt/ in Sicherheit lieget.

Jn Handels-Staͤdten hat es mit dergleichen Banquen ohne dem
ſeine geweiſte Wege/ daß/ vermoͤg der Banco-Ordnung/ alle Wechſel/
die ſich uͤber 50. oder hundert Reichs-Thaler belauffen/ in Banco muͤſ-
ſen abgeſchrieben werden. Welches auch alſo unter denen Buͤrgern
und andern Einwohnern in denen Reſidentz-Staͤdten koͤnte gehalten
werden/ wie hiervon die Amſterdamer/ Hamburger und andere Ban-
co-
Ordnungen zu einem guten Formular dienen/ welche mutatis mu-
tandis
zu folgen ſeyn/ jedoch dabey mit Beobachtung der Landes- oder
Stadts-Verfaſſung und des Zuſtandes ihrer Commerciorum, als
welcher hauptſaͤchlich dabey muß in Conſideration gezogen werden.

Das groͤſte Pondus aber wird einer ſolchen neu zu etablirenden
Banco geben koͤnnen/ wann der Landes-Herr ſelbſten Rechnung in der-
ſelben nimmt/ und/ umb die Gemuͤther der Unterthanen (ein gleiches zu
thun) anzufriſchen/ zuweilen conſiderable Summen an Subſidien-
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[117/0137] Von denen Hinderniſſen der aufzurichtenden Banco wegen. des Sollicitirens/ es wird auch denen Intriguen vorgebauet/ die offt- mahls wegen der Anticipation und Prænumeration vorgehen. Wann auch ein ſolcher Herr oder Bedienter ſein Geld auff ſeine Rechnung in Banco will ſtehen laſſen/ ſo darff er ſolches nicht ſorgfaͤltig im Hauſe bewahren/ und ſo er ab- und zuſchreiben laͤſt/ iſt er auch des beſchwer- lichen Geld-Zehlens uͤberhoben. Nur ſtuͤnde dieſes in Uberlegung zu nehmen/ ob nicht die Banco publico auch befugt waͤre/ Ein oder Zwey pro mille von jedes ſeinem des Jahrs uͤber auff ſeinem Credit gehabten Geldern zu nehmen. Als z. E. ein Miniſter haͤtte 2000. Reichs-Thaler Beſoldung gehabt/ die er des Jahres uͤber auff ſeiner Banco-Rechnung verkehret/ ſo wuͤrde von ſolchen Zwey Tauſend RThlr. die Banco-Gebuͤhr des Jahrs 4. RThlr. ſeyn/ welches nicht viel machen koͤnte/ indeſſen koͤnte die Banco ſolches/ wann die Lehn-Banco-Zinſen nicht zu ihrer Unterhaltung zu- reichten/ zu ſich nehmen/ oder wann ein Lombard oder Ley-Hauß ſchon gnugſam dotiret/ ein ander in einer kleinen Land-Stadt davon auffgerichtet/ oder auch ſolches Geld andern Armen-Haͤuſern hingege- ben werden. Und wer wuͤrde ſich wohl 2. pro Mille zu geben/ wieder- legen/ wann er die Sportuln/ die er ſonſt anderwerts beym Empfang ſeines Geldes hat geben muͤſſen/ bedencket/ und daß es noch darzu in einem ſolchen Ort/ als die Banco iſt/ in Sicherheit lieget. Jn Handels-Staͤdten hat es mit dergleichen Banquen ohne dem ſeine geweiſte Wege/ daß/ vermoͤg der Banco-Ordnung/ alle Wechſel/ die ſich uͤber 50. oder hundert Reichs-Thaler belauffen/ in Banco muͤſ- ſen abgeſchrieben werden. Welches auch alſo unter denen Buͤrgern und andern Einwohnern in denen Reſidentz-Staͤdten koͤnte gehalten werden/ wie hiervon die Amſterdamer/ Hamburger und andere Ban- co-Ordnungen zu einem guten Formular dienen/ welche mutatis mu- tandis zu folgen ſeyn/ jedoch dabey mit Beobachtung der Landes- oder Stadts-Verfaſſung und des Zuſtandes ihrer Commerciorum, als welcher hauptſaͤchlich dabey muß in Conſideration gezogen werden. Das groͤſte Pondus aber wird einer ſolchen neu zu etablirenden Banco geben koͤnnen/ wann der Landes-Herr ſelbſten Rechnung in der- ſelben nimmt/ und/ umb die Gemuͤther der Unterthanen (ein gleiches zu thun) anzufriſchen/ zuweilen conſiderable Summen an Subſidien- Contributionen-Straff-Geldern und dergleichen in Banco auff ſeine Rech- P 3

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/137>, abgerufen am 26.04.2024.