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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput II.
nachgehends noch drey Jahr in der Frembd auf
berühmten Contoiren gedienet/ und nun nicht un-
geneigt wäre/ noch ein paar Jahr in des Herrn
seiner Handlung sich gebrauchen zu lassen. Wie er
aber nach diesen sich hier anzurichten gedencket/ dar-
zu auch von seinen Eigenen zulängliche Mittel in
Handen hat/ als wolte er sich wohl über eine sol-
che Zeit/ nicht verbündlich machen/ dann auch so
vermeinet er/ daß wegen der Besoldung E. E. noch
eine Verbesserung einzuwilligen/ sich nicht entziehen
würden. Hierüber nun Dero Entschliessung ge-
wärtig bleibend/ verharre ich.



Ein anders.

WJe gern ich auch mit Recommendation ei-
nes tüchtigen Handels-Dieners gedienet hätte/
so ungern muß ich mein Unvermögen darzu beken-
nen/ welches einiges Theils daher rühret/ daß mei-
nes Herrn Person und Handlung/ (ob es aus Miß-
gunst/ Verläumdung/ oder mit Grund der Wahr-
heit geschehe/ kan ich eben nicht wissen/) an unsern
hiesigen Platz sehr übel angeschrieben stehet/ als
wann eines Theils die Tractamenten in desselben
Hauß vor einen rechtschaffenen Diener sehr schlecht/
die Arbeit hingegen so viel excessiver, und zwar
nur in solchen Handels-Geschäfften/ welche von
keiner Importantz/ am wenigsten aber also beschaf-
fen wären/ daß ein junger und Lehr-begieriger
Mensch zu seinen künfftigen Vortheil etwas dabey
solte lernen können/ worzu noch die Beschwehrun-

gen

Caput II.
nachgehends noch drey Jahr in der Frembd auf
beruͤhmten Contoiren gedienet/ und nun nicht un-
geneigt waͤre/ noch ein paar Jahr in des Herrn
ſeiner Handlung ſich gebrauchen zu laſſen. Wie er
aber nach dieſen ſich hier anzurichten gedencket/ dar-
zu auch von ſeinen Eigenen zulaͤngliche Mittel in
Handen hat/ als wolte er ſich wohl uͤber eine ſol-
che Zeit/ nicht verbuͤndlich machen/ dann auch ſo
vermeinet er/ daß wegen der Beſoldung E. E. noch
eine Verbeſſerung einzuwilligen/ ſich nicht entziehen
wuͤrden. Hieruͤber nun Dero Entſchlieſſung ge-
waͤrtig bleibend/ verharre ich.



Ein anders.

WJe gern ich auch mit Recommendation ei-
nes tuͤchtigen Handels-Dieners gedienet haͤtte/
ſo ungern muß ich mein Unvermoͤgen darzu beken-
nen/ welches einiges Theils daher ruͤhret/ daß mei-
nes Herrn Perſon und Handlung/ (ob es aus Miß-
gunſt/ Verlaͤumdung/ oder mit Grund der Wahr-
heit geſchehe/ kan ich eben nicht wiſſen/) an unſern
hieſigen Platz ſehr uͤbel angeſchrieben ſtehet/ als
wann eines Theils die Tractamenten in deſſelben
Hauß vor einen rechtſchaffenen Diener ſehr ſchlecht/
die Arbeit hingegen ſo viel exceſſiver, und zwar
nur in ſolchen Handels-Geſchaͤfften/ welche von
keiner Importantz/ am wenigſten aber alſo beſchaf-
fen waͤren/ daß ein junger und Lehr-begieriger
Menſch zu ſeinen kuͤnfftigen Vortheil etwas dabey
ſolte lernen koͤnnen/ worzu noch die Beſchwehrun-

gen
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[106/0130] Caput II. nachgehends noch drey Jahr in der Frembd auf beruͤhmten Contoiren gedienet/ und nun nicht un- geneigt waͤre/ noch ein paar Jahr in des Herrn ſeiner Handlung ſich gebrauchen zu laſſen. Wie er aber nach dieſen ſich hier anzurichten gedencket/ dar- zu auch von ſeinen Eigenen zulaͤngliche Mittel in Handen hat/ als wolte er ſich wohl uͤber eine ſol- che Zeit/ nicht verbuͤndlich machen/ dann auch ſo vermeinet er/ daß wegen der Beſoldung E. E. noch eine Verbeſſerung einzuwilligen/ ſich nicht entziehen wuͤrden. Hieruͤber nun Dero Entſchlieſſung ge- waͤrtig bleibend/ verharre ich. Ein anders. WJe gern ich auch mit Recommendation ei- nes tuͤchtigen Handels-Dieners gedienet haͤtte/ ſo ungern muß ich mein Unvermoͤgen darzu beken- nen/ welches einiges Theils daher ruͤhret/ daß mei- nes Herrn Perſon und Handlung/ (ob es aus Miß- gunſt/ Verlaͤumdung/ oder mit Grund der Wahr- heit geſchehe/ kan ich eben nicht wiſſen/) an unſern hieſigen Platz ſehr uͤbel angeſchrieben ſtehet/ als wann eines Theils die Tractamenten in deſſelben Hauß vor einen rechtſchaffenen Diener ſehr ſchlecht/ die Arbeit hingegen ſo viel exceſſiver, und zwar nur in ſolchen Handels-Geſchaͤfften/ welche von keiner Importantz/ am wenigſten aber alſo beſchaf- fen waͤren/ daß ein junger und Lehr-begieriger Menſch zu ſeinen kuͤnfftigen Vortheil etwas dabey ſolte lernen koͤnnen/ worzu noch die Beſchwehrun- gen

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/130>, abgerufen am 26.04.2024.