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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Vom Recht der Kauffmanns-Diener.
ne Jungens-Jahre redlich und ehrlich erstanden/
und ausgedienet/ und hier auf von seinem Handels-
Patrono loß gesprochen/ in dem Diener-Stand
gesetzet/ und von derselben Stund an die Praeroga-
tiv
en geniesset/ welcher ein Handels-Diener vor
einen Handels-Jungen sich zu erfreuen hat. Als:
Daß er nicht mehr Schuh putzen/ das Contoir
auskehren/ seinen Herrn mit der Latern des Nachts
einholen/ und mit dem Gesind/ wie in einigen
Häusern geschicht/ essen darff/ sondern/ er wird
nunmehro von seinem Herrn mit Jhr angeredet/
da er zuvor Du geheissen; Er darff sich auch bey des-
sen Tisch setzen/ und fast biß zuletzt/ da Butter und
Käs aufgetragen wird/ daran sitzen bleiben/ wann
es nicht der Wohlstand/ oder seine eigene Höflich-
keit/ und die Difference, die er noch vor seine Herr-
schafft/ sonderlich in Anwesenheit fremder Leut hat/
erfordert/ daß er eher aufstehe/ und seinen Teller
mit sich hinweg nehme/ auch den Stuhl/ darauf er
gesessen hat/ zurück ziehe/ welches alles/ die Be-
schaffenheit des Hauses/ und die Umstände der
Personen/ bey welchen er sich findet/ ihme schon
genugsam an die Hand geben werden. Nechst die-
sem/ so kan er sich auch schon weit proprer in Klei-
dern halten/ als er in seinem Jungen-Stand nicht
hat thun dörffen. Er bekommt über dem/ wann
seine Capacität darnach ist/ ein gewisses jährliches
Salarium, wird auch wohl besser logiret/ als er
bißher gewesen/ bekommt seine eigene Kammer und
sauber Bett/ hat dabey Freyheit/ des Sonntags
aus- und nach vollendetem GOttes-Dienst/ in ho-
nette Compagni
en zu gehen/ wann er sich nur ge-

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Vom Recht der Kauffmanns-Diener.
ne Jungens-Jahre redlich und ehrlich erſtanden/
und ausgedienet/ und hier auf von ſeinem Handels-
Patrono loß geſprochen/ in dem Diener-Stand
geſetzet/ und von derſelben Stund an die Præroga-
tiv
en genieſſet/ welcher ein Handels-Diener vor
einen Handels-Jungen ſich zu erfreuen hat. Als:
Daß er nicht mehr Schuh putzen/ das Contoir
auskehren/ ſeinen Herꝛn mit der Latern des Nachts
einholen/ und mit dem Geſind/ wie in einigen
Haͤuſern geſchicht/ eſſen darff/ ſondern/ er wird
nunmehro von ſeinem Herꝛn mit Jhr angeredet/
da er zuvor Du geheiſſen; Er darff ſich auch bey deſ-
ſen Tiſch ſetzen/ und faſt biß zuletzt/ da Butter und
Kaͤs aufgetragen wird/ daran ſitzen bleiben/ wann
es nicht der Wohlſtand/ oder ſeine eigene Hoͤflich-
keit/ und die Difference, die er noch vor ſeine Herꝛ-
ſchafft/ ſonderlich in Anweſenheit fremder Leut hat/
erfordert/ daß er eher aufſtehe/ und ſeinen Teller
mit ſich hinweg nehme/ auch den Stuhl/ darauf er
geſeſſen hat/ zuruͤck ziehe/ welches alles/ die Be-
ſchaffenheit des Hauſes/ und die Umſtaͤnde der
Perſonen/ bey welchen er ſich findet/ ihme ſchon
genugſam an die Hand geben werden. Nechſt die-
ſem/ ſo kan er ſich auch ſchon weit proprer in Klei-
dern halten/ als er in ſeinem Jungen-Stand nicht
hat thun doͤrffen. Er bekommt uͤber dem/ wann
ſeine Capacitaͤt darnach iſt/ ein gewiſſes jaͤhrliches
Salarium, wird auch wohl beſſer logiret/ als er
bißher geweſen/ bekommt ſeine eigene Kammer und
ſauber Bett/ hat dabey Freyheit/ des Sonntags
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[505/0531] Vom Recht der Kauffmanns-Diener. ne Jungens-Jahre redlich und ehrlich erſtanden/ und ausgedienet/ und hier auf von ſeinem Handels- Patrono loß geſprochen/ in dem Diener-Stand geſetzet/ und von derſelben Stund an die Præroga- tiven genieſſet/ welcher ein Handels-Diener vor einen Handels-Jungen ſich zu erfreuen hat. Als: Daß er nicht mehr Schuh putzen/ das Contoir auskehren/ ſeinen Herꝛn mit der Latern des Nachts einholen/ und mit dem Geſind/ wie in einigen Haͤuſern geſchicht/ eſſen darff/ ſondern/ er wird nunmehro von ſeinem Herꝛn mit Jhr angeredet/ da er zuvor Du geheiſſen; Er darff ſich auch bey deſ- ſen Tiſch ſetzen/ und faſt biß zuletzt/ da Butter und Kaͤs aufgetragen wird/ daran ſitzen bleiben/ wann es nicht der Wohlſtand/ oder ſeine eigene Hoͤflich- keit/ und die Difference, die er noch vor ſeine Herꝛ- ſchafft/ ſonderlich in Anweſenheit fremder Leut hat/ erfordert/ daß er eher aufſtehe/ und ſeinen Teller mit ſich hinweg nehme/ auch den Stuhl/ darauf er geſeſſen hat/ zuruͤck ziehe/ welches alles/ die Be- ſchaffenheit des Hauſes/ und die Umſtaͤnde der Perſonen/ bey welchen er ſich findet/ ihme ſchon genugſam an die Hand geben werden. Nechſt die- ſem/ ſo kan er ſich auch ſchon weit proprer in Klei- dern halten/ als er in ſeinem Jungen-Stand nicht hat thun doͤrffen. Er bekommt uͤber dem/ wann ſeine Capacitaͤt darnach iſt/ ein gewiſſes jaͤhrliches Salarium, wird auch wohl beſſer logiret/ als er bißher geweſen/ bekommt ſeine eigene Kammer und ſauber Bett/ hat dabey Freyheit/ des Sonntags aus- und nach vollendetem GOttes-Dienſt/ in ho- nette Compagnien zu gehen/ wann er ſich nur ge- gen J i 5

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/531>, abgerufen am 26.04.2024.