Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Rechte der Völker in Ansehung des Meers.

nicht zugeben daß ihre Admiralschiffe allen Republiken diese
Ehre, selbst beym Einlaufen in den Hafen erweisen und be-
gehren von einigen derselben den ersten Gruß, den jedoch die
mehresten unter diesen zu thun weigern. 2) Wenn die Ober-
herrschaft welche einzelne Mächte über gewisse Meere behaup-
ten ihnen von anderen nicht eingeränmt wird, so entstehn
daraus unvermeidlich Streitigkeiten über die Anwendung je-
ner Grundsätze b).

a) Die Forderungen der einzelnen Mächte leuchten am Besten aus
ihren Gesetzen und Instructionen hervor. S. die brittischen In-
structionen wegen des Seegrusses in Laws of the admiralty T. II.
p. 303. Die französischen in Ordonnance de Louis XIV. pour les
armees navales 1689. L. III. T. I. Die spanischen von 1664. in
Abreu y Bertod. Celleccion Phil. IV. P. VII. p. 642. von 1671. e. d.
Carl. II. P. I. p. 549. Die dänischen in Verordnung von 1748.
Merc. h. et pol. 1748. P. II. p. 171. Die niederländischen zum
Theil in Verordnung v. 1750. Recueil van Zeezaken T. VI. p. 367.

b) Am mehresien und heftigsten ist über den Seegruß in den 4 Mee-
ren welche Großbritannien umgeben gestritten. Großbritannien
begehrt, daß in dem ganzen Umfange dieser Meere dessen Flagge
von den Kriegsschiffen aller Völker sie seyn einzelne Fregatten,
Linienschiffe oder ganze Escadren und Flotten, durch Kanonen-
schüsse und Flaggenstreichen geehret werden solle. Auswärtige
Mächte räumen dieß aber nicht ein, daher die Gelegenheit zu
Streitigkeiten leicht entsteht sobald man will. Nur die vereinig-
ten Niederlande haben durch die Verträge von 1667. att. 19. und
1674. art. 4. welche in diesem Puncte durch den Frieden von
1783 bestädtiget worden, die brittische Flagge in der hierin be-
stimmten Grenzen zu ehren versprochen. S. über diesen Streit
Pestel selecta capita iuris gentium maritimi §. 7.

§. 156.
See-Ceremoniel auf offenem Meer oder in dem Gebiet
dritter Mächte.

Auf den Theilen des Meers welche entweder für völlig
frey, oder für einer dritten Macht unterworfen anerkannt wer-

den,

Rechte der Voͤlker in Anſehung des Meers.

nicht zugeben daß ihre Admiralſchiffe allen Republiken dieſe
Ehre, ſelbſt beym Einlaufen in den Hafen erweiſen und be-
gehren von einigen derſelben den erſten Gruß, den jedoch die
mehreſten unter dieſen zu thun weigern. 2) Wenn die Ober-
herrſchaft welche einzelne Maͤchte uͤber gewiſſe Meere behaup-
ten ihnen von anderen nicht eingeraͤnmt wird, ſo entſtehn
daraus unvermeidlich Streitigkeiten uͤber die Anwendung je-
ner Grundſaͤtze b).

a) Die Forderungen der einzelnen Maͤchte leuchten am Beſten aus
ihren Geſetzen und Inſtructionen hervor. S. die brittiſchen In-
ſtructionen wegen des Seegruſſes in Laws of the admiralty T. II.
p. 303. Die franzoͤſiſchen in Ordonnance de Louis XIV. pour les
armées navales 1689. L. III. T. I. Die ſpaniſchen von 1664. in
Abreu y Bertod. Celleccion Phil. IV. P. VII. p. 642. von 1671. e. d.
Carl. II. P. I. p. 549. Die daͤniſchen in Verordnung von 1748.
Merc. h. et pol. 1748. P. II. p. 171. Die niederlaͤndiſchen zum
Theil in Verordnung v. 1750. Recueil van Zeezaken T. VI. p. 367.

b) Am mehreſien und heftigſten iſt uͤber den Seegruß in den 4 Mee-
ren welche Großbritannien umgeben geſtritten. Großbritannien
begehrt, daß in dem ganzen Umfange dieſer Meere deſſen Flagge
von den Kriegsſchiffen aller Voͤlker ſie ſeyn einzelne Fregatten,
Linienſchiffe oder ganze Escadren und Flotten, durch Kanonen-
ſchuͤſſe und Flaggenſtreichen geehret werden ſolle. Auswaͤrtige
Maͤchte raͤumen dieß aber nicht ein, daher die Gelegenheit zu
Streitigkeiten leicht entſteht ſobald man will. Nur die vereinig-
ten Niederlande haben durch die Vertraͤge von 1667. att. 19. und
1674. art. 4. welche in dieſem Puncte durch den Frieden von
1783 beſtaͤdtiget worden, die brittiſche Flagge in der hierin be-
ſtimmten Grenzen zu ehren verſprochen. S. uͤber dieſen Streit
Pestel ſelecta capita iuris gentium maritimi §. 7.

§. 156.
See-Ceremoniel auf offenem Meer oder in dem Gebiet
dritter Maͤchte.

Auf den Theilen des Meers welche entweder fuͤr voͤllig
frey, oder fuͤr einer dritten Macht unterworfen anerkannt wer-

den,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0219" n="191"/><fw place="top" type="header">Rechte der Vo&#x0364;lker in An&#x017F;ehung des Meers.</fw><lb/>
nicht zugeben daß ihre <hi rendition="#fr">Admiral&#x017F;chiffe</hi> allen Republiken die&#x017F;e<lb/>
Ehre, &#x017F;elb&#x017F;t beym Einlaufen in den Hafen erwei&#x017F;en und be-<lb/>
gehren von einigen der&#x017F;elben den er&#x017F;ten Gruß, den jedoch die<lb/>
mehre&#x017F;ten unter die&#x017F;en zu thun weigern. 2) Wenn die Ober-<lb/>
herr&#x017F;chaft welche einzelne Ma&#x0364;chte u&#x0364;ber gewi&#x017F;&#x017F;e Meere behaup-<lb/>
ten ihnen von anderen nicht eingera&#x0364;nmt wird, &#x017F;o ent&#x017F;tehn<lb/>
daraus unvermeidlich Streitigkeiten u&#x0364;ber die Anwendung je-<lb/>
ner Grund&#x017F;a&#x0364;tze <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>).</p><lb/>
            <note place="end" n="a)">Die Forderungen der einzelnen Ma&#x0364;chte leuchten am Be&#x017F;ten aus<lb/>
ihren Ge&#x017F;etzen und In&#x017F;tructionen hervor. S. die britti&#x017F;chen In-<lb/>
&#x017F;tructionen wegen des Seegru&#x017F;&#x017F;es in <hi rendition="#aq">Laws of the admiralty T. II.<lb/>
p.</hi> 303. Die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen in <hi rendition="#aq">Ordonnance de Louis XIV. pour les<lb/>
armées navales 1689. L. III. T. I.</hi> Die &#x017F;pani&#x017F;chen von 1664. in<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Abreu</hi><hi rendition="#i">y Bertod. Celleccion</hi> Phil. IV. P. VII. p.</hi> 642. von 1671. e. d.<lb/><hi rendition="#aq">Carl. II. P. I. p.</hi> 549. Die da&#x0364;ni&#x017F;chen in Verordnung von 1748.<lb/><hi rendition="#aq">Merc. h. et pol. 1748. P. II. p.</hi> 171. Die niederla&#x0364;ndi&#x017F;chen zum<lb/>
Theil in Verordnung v. 1750. <hi rendition="#aq">Recueil <hi rendition="#k">van Zeezaken</hi> T. VI. p.</hi> 367.</note><lb/>
            <note place="end" n="b)">Am mehre&#x017F;ien und heftig&#x017F;ten i&#x017F;t u&#x0364;ber den Seegruß in <choice><sic>deu</sic><corr>den</corr></choice> 4 Mee-<lb/>
ren welche Großbritannien umgeben ge&#x017F;tritten. Großbritannien<lb/>
begehrt, daß in dem ganzen Umfange die&#x017F;er Meere de&#x017F;&#x017F;en Flagge<lb/>
von den Kriegs&#x017F;chiffen aller Vo&#x0364;lker &#x017F;ie &#x017F;eyn einzelne Fregatten,<lb/>
Linien&#x017F;chiffe oder ganze Escadren und Flotten, durch Kanonen-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Flaggen&#x017F;treichen geehret werden &#x017F;olle. Auswa&#x0364;rtige<lb/>
Ma&#x0364;chte ra&#x0364;umen dieß aber nicht ein, daher die Gelegenheit zu<lb/>
Streitigkeiten leicht ent&#x017F;teht &#x017F;obald man will. Nur die vereinig-<lb/>
ten Niederlande haben durch die Vertra&#x0364;ge von 1667. <hi rendition="#aq">att.</hi> 19. und<lb/>
1674. <hi rendition="#aq">art.</hi> 4. welche in die&#x017F;em Puncte durch den Frieden von<lb/>
1783 be&#x017F;ta&#x0364;dtiget worden, die britti&#x017F;che Flagge in der hierin be-<lb/>
&#x017F;timmten Grenzen zu ehren ver&#x017F;prochen. S. u&#x0364;ber die&#x017F;en Streit<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Pestel</hi><hi rendition="#i">&#x017F;electa capita iuris gentium maritimi</hi></hi> §. 7.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 156.<lb/><hi rendition="#fr">See-Ceremoniel auf offenem Meer oder in dem Gebiet<lb/>
dritter Ma&#x0364;chte.</hi></head><lb/>
            <p>Auf den Theilen des Meers welche entweder fu&#x0364;r vo&#x0364;llig<lb/>
frey, oder fu&#x0364;r einer dritten Macht unterworfen anerkannt wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[191/0219] Rechte der Voͤlker in Anſehung des Meers. nicht zugeben daß ihre Admiralſchiffe allen Republiken dieſe Ehre, ſelbſt beym Einlaufen in den Hafen erweiſen und be- gehren von einigen derſelben den erſten Gruß, den jedoch die mehreſten unter dieſen zu thun weigern. 2) Wenn die Ober- herrſchaft welche einzelne Maͤchte uͤber gewiſſe Meere behaup- ten ihnen von anderen nicht eingeraͤnmt wird, ſo entſtehn daraus unvermeidlich Streitigkeiten uͤber die Anwendung je- ner Grundſaͤtze b). a⁾ Die Forderungen der einzelnen Maͤchte leuchten am Beſten aus ihren Geſetzen und Inſtructionen hervor. S. die brittiſchen In- ſtructionen wegen des Seegruſſes in Laws of the admiralty T. II. p. 303. Die franzoͤſiſchen in Ordonnance de Louis XIV. pour les armées navales 1689. L. III. T. I. Die ſpaniſchen von 1664. in Abreu y Bertod. Celleccion Phil. IV. P. VII. p. 642. von 1671. e. d. Carl. II. P. I. p. 549. Die daͤniſchen in Verordnung von 1748. Merc. h. et pol. 1748. P. II. p. 171. Die niederlaͤndiſchen zum Theil in Verordnung v. 1750. Recueil van Zeezaken T. VI. p. 367. b⁾ Am mehreſien und heftigſten iſt uͤber den Seegruß in den 4 Mee- ren welche Großbritannien umgeben geſtritten. Großbritannien begehrt, daß in dem ganzen Umfange dieſer Meere deſſen Flagge von den Kriegsſchiffen aller Voͤlker ſie ſeyn einzelne Fregatten, Linienſchiffe oder ganze Escadren und Flotten, durch Kanonen- ſchuͤſſe und Flaggenſtreichen geehret werden ſolle. Auswaͤrtige Maͤchte raͤumen dieß aber nicht ein, daher die Gelegenheit zu Streitigkeiten leicht entſteht ſobald man will. Nur die vereinig- ten Niederlande haben durch die Vertraͤge von 1667. att. 19. und 1674. art. 4. welche in dieſem Puncte durch den Frieden von 1783 beſtaͤdtiget worden, die brittiſche Flagge in der hierin be- ſtimmten Grenzen zu ehren verſprochen. S. uͤber dieſen Streit Pestel ſelecta capita iuris gentium maritimi §. 7. §. 156. See-Ceremoniel auf offenem Meer oder in dem Gebiet dritter Maͤchte. Auf den Theilen des Meers welche entweder fuͤr voͤllig frey, oder fuͤr einer dritten Macht unterworfen anerkannt wer- den,

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/219
Zitationshilfe:	Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/219>, abgerufen am 26.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.