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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Siebentes Buch. Neuntes Hauptstück.
c) Die Gemahlinn eines Bothschafters will also nur Königl. Prin-
zessinnen und den Gemahlinnen derjenigen Bothschafter weichen,
denen ihr Gemahl den Rang einräumt. In Ansehung der Visiten
der Gemahlinnen der Gesandten der verschiedenen Klassen haben
ähnliche Streitigkeiten wie bey den Visiten der Gesandten statt.
Auch in Ansehung der Präsentation bey Hofe, des Tabourets,
des Kusses der Königinn auf der Wange (in Schweden) verlangt
die Gesandtinn gleiche Behandlung mit den Gemahlinnen derje-
nigen Personen, mit denen der Gesandte gleiche Behandlung for-
dert. Doch scheint es, daß in Ansehung der Präsentation am
Hofe die Geburt mehr bey den Gesandtinnen, als bey deren Ge-
mahlen in Betracht gezogen werde; wenigstens bey Gesandschaf-
ten der unteren Klassen.
§. 231.
Gesandschafts-Cavaliere, Edelknaben.

Die Gesandschafts Cavaliere und Edelknaben dienen
bey feyerlichen Gelegenheiten der Gesandschaft mehr Glanz
zu geben a). Ob sie vom Hofe oder vom Gesandten, oder gar
nicht besoldet werden, ist in Ansehung ihrer Vorrechte gleich,
sofern sie nur der Gesandschaft wirklich angehören. Alsdenn
genießen sie der Unverletzlichkeit und Freyheiten, auf die all-
gemein die Gesandten für ihr Gefolge Anspruch zu machen
haben. Edelleute und andere hingegen welche den Gesand-
ten etwa nur begleiten, haben der Regel nach für sich gar
keine gesandschaftliche Vorrechte zu begehren.

a) Moser Versuch Th. III. S. 136. Beyträge Th. III. S. 150.
§. 232.
Gesandschaftssecretaire.

Gesandschaftssecretaire werden mehrentheils unmittel-
bar von dem Hofe ernannt und besoldet a). Bothschafts-
secretaire (secretaires d'Ambassade) pflegen dem Souve-
rain an den der Gesandte accreditirt ist vorgestellt zu wer-
den. Dies geschieht bey Gesandschaftssecretairen der zwey-
ten Klasse (secretaires de la legation) gewöhnlich nur

dann
Siebentes Buch. Neuntes Hauptſtuͤck.
c) Die Gemahlinn eines Bothſchafters will alſo nur Koͤnigl. Prin-
zeſſinnen und den Gemahlinnen derjenigen Bothſchafter weichen,
denen ihr Gemahl den Rang einraͤumt. In Anſehung der Viſiten
der Gemahlinnen der Geſandten der verſchiedenen Klaſſen haben
aͤhnliche Streitigkeiten wie bey den Viſiten der Geſandten ſtatt.
Auch in Anſehung der Praͤſentation bey Hofe, des Tabourets,
des Kuſſes der Koͤniginn auf der Wange (in Schweden) verlangt
die Geſandtinn gleiche Behandlung mit den Gemahlinnen derje-
nigen Perſonen, mit denen der Geſandte gleiche Behandlung for-
dert. Doch ſcheint es, daß in Anſehung der Praͤſentation am
Hofe die Geburt mehr bey den Geſandtinnen, als bey deren Ge-
mahlen in Betracht gezogen werde; wenigſtens bey Geſandſchaf-
ten der unteren Klaſſen.
§. 231.
Geſandſchafts-Cavaliere, Edelknaben.

Die Geſandſchafts Cavaliere und Edelknaben dienen
bey feyerlichen Gelegenheiten der Geſandſchaft mehr Glanz
zu geben a). Ob ſie vom Hofe oder vom Geſandten, oder gar
nicht beſoldet werden, iſt in Anſehung ihrer Vorrechte gleich,
ſofern ſie nur der Geſandſchaft wirklich angehoͤren. Alsdenn
genießen ſie der Unverletzlichkeit und Freyheiten, auf die all-
gemein die Geſandten fuͤr ihr Gefolge Anſpruch zu machen
haben. Edelleute und andere hingegen welche den Geſand-
ten etwa nur begleiten, haben der Regel nach fuͤr ſich gar
keine geſandſchaftliche Vorrechte zu begehren.

a) Moſer Verſuch Th. III. S. 136. Beytraͤge Th. III. S. 150.
§. 232.
Geſandſchaftsſecretaire.

Geſandſchaftsſecretaire werden mehrentheils unmittel-
bar von dem Hofe ernannt und beſoldet a). Bothſchafts-
ſecretaire (ſecretaires d’Ambaſſade) pflegen dem Souve-
rain an den der Geſandte accreditirt iſt vorgeſtellt zu wer-
den. Dies geſchieht bey Geſandſchaftsſecretairen der zwey-
ten Klaſſe (ſecretaires de la legation) gewoͤhnlich nur

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[274/0302] Siebentes Buch. Neuntes Hauptſtuͤck. c⁾ Die Gemahlinn eines Bothſchafters will alſo nur Koͤnigl. Prin- zeſſinnen und den Gemahlinnen derjenigen Bothſchafter weichen, denen ihr Gemahl den Rang einraͤumt. In Anſehung der Viſiten der Gemahlinnen der Geſandten der verſchiedenen Klaſſen haben aͤhnliche Streitigkeiten wie bey den Viſiten der Geſandten ſtatt. Auch in Anſehung der Praͤſentation bey Hofe, des Tabourets, des Kuſſes der Koͤniginn auf der Wange (in Schweden) verlangt die Geſandtinn gleiche Behandlung mit den Gemahlinnen derje- nigen Perſonen, mit denen der Geſandte gleiche Behandlung for- dert. Doch ſcheint es, daß in Anſehung der Praͤſentation am Hofe die Geburt mehr bey den Geſandtinnen, als bey deren Ge- mahlen in Betracht gezogen werde; wenigſtens bey Geſandſchaf- ten der unteren Klaſſen. §. 231. Geſandſchafts-Cavaliere, Edelknaben. Die Geſandſchafts Cavaliere und Edelknaben dienen bey feyerlichen Gelegenheiten der Geſandſchaft mehr Glanz zu geben a). Ob ſie vom Hofe oder vom Geſandten, oder gar nicht beſoldet werden, iſt in Anſehung ihrer Vorrechte gleich, ſofern ſie nur der Geſandſchaft wirklich angehoͤren. Alsdenn genießen ſie der Unverletzlichkeit und Freyheiten, auf die all- gemein die Geſandten fuͤr ihr Gefolge Anſpruch zu machen haben. Edelleute und andere hingegen welche den Geſand- ten etwa nur begleiten, haben der Regel nach fuͤr ſich gar keine geſandſchaftliche Vorrechte zu begehren. a⁾ Moſer Verſuch Th. III. S. 136. Beytraͤge Th. III. S. 150. §. 232. Geſandſchaftsſecretaire. Geſandſchaftsſecretaire werden mehrentheils unmittel- bar von dem Hofe ernannt und beſoldet a). Bothſchafts- ſecretaire (ſecretaires d’Ambaſſade) pflegen dem Souve- rain an den der Geſandte accreditirt iſt vorgeſtellt zu wer- den. Dies geſchieht bey Geſandſchaftsſecretairen der zwey- ten Klaſſe (ſecretaires de la legation) gewoͤhnlich nur dann

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/302>, abgerufen am 26.04.2024.