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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Achtes Buch. Siebentes Hauptstück.
Verträge a) aber legen die Gerichtbarkeit in diesen Streitig-
keiten ausschließlich dem Souverain des Eroberers und sogar
mehrentheils selbst dann bey, wenn er mit seiner Prise in
den Hafen einer dritten Macht einzulaufen sich genöthiget
gesehn hätte b). Obwohl in diesem Gericht der Eroberer
als Kläger erscheint, so wird doch dem genommenen Schiff
als Beklagten der Beweis, daß die Nehmung unrechtmäßig
sey auferlegt, hin und wieder sogar nicht einmal jeder neue
Beweis zugelassen c), und obwohl hier die Entscheidung
nicht nach den Landesgesetzen, sondern nach den Verträgen
oder dem allgemeinen Völkerrecht geschehn soll d), so wird
doch der oft sehr erhebliche Kostenpunct nach den Landes-
gesetzen beurtheilt, und sobald die Aufbringung des Schiffs
nicht ohne Schein war, der Aufbringer mit allen Kosten-
ersatz verschont und wohl gar der Gegentheil in alle Kosten
verurtheilt e).

a) de Steck essais 1794. p. 82 u. f. S. jedoch das Expose des mo-
tifs qui ont engage de le Roi de Prusse etc.
oben §. 95. not. a.
b) m. Essai concernant les armateurs chap. II. §. 36. 37.
c) La liberte de la navigation et du commerce des Puissances neutres
§. 114. de Stfck essais 1794. p. 68.
m. Essai concernant les ar-
matours
chsp. II. §.
d) Reponse du duc de Newcastle a Mr. Michel p. 39. Reponse de
la Gr. Bretagne a la Daclaration de la Russie de Mars 1780.
Dohm
Materialien
L. IV. p. 189. und in m. Recueil T. II. p. 74.
T. IV. p. 345.
Verordnung der Gen. Staaten vom 11. Dec.
1747. und 14. Febr. 1748.
e) m. Essai chap. II. §. 30.
§. 318.
Ob freyes Schiff freyes Gut mache.

Ob aber feindliche Güter aus neutralen Schiffen weg-
genommen, und neutrale Güter auf feindlichen Schiffen ge-
laden samt diesen confiscirt werden dürfen, darüber sind nicht
immer in Europa gleiche Grundsätze herschend gewesen.


In

Achtes Buch. Siebentes Hauptſtuͤck.
Vertraͤge a) aber legen die Gerichtbarkeit in dieſen Streitig-
keiten ausſchließlich dem Souverain des Eroberers und ſogar
mehrentheils ſelbſt dann bey, wenn er mit ſeiner Priſe in
den Hafen einer dritten Macht einzulaufen ſich genoͤthiget
geſehn haͤtte b). Obwohl in dieſem Gericht der Eroberer
als Klaͤger erſcheint, ſo wird doch dem genommenen Schiff
als Beklagten der Beweis, daß die Nehmung unrechtmaͤßig
ſey auferlegt, hin und wieder ſogar nicht einmal jeder neue
Beweis zugelaſſen c), und obwohl hier die Entſcheidung
nicht nach den Landesgeſetzen, ſondern nach den Vertraͤgen
oder dem allgemeinen Voͤlkerrecht geſchehn ſoll d), ſo wird
doch der oft ſehr erhebliche Koſtenpunct nach den Landes-
geſetzen beurtheilt, und ſobald die Aufbringung des Schiffs
nicht ohne Schein war, der Aufbringer mit allen Koſten-
erſatz verſchont und wohl gar der Gegentheil in alle Koſten
verurtheilt e).

a) de Steck eſſais 1794. p. 82 u. f. S. jedoch das Expoſé des mo-
tifs qui ont engagé de le Roi de Pruſſe etc.
oben §. 95. not. a.
b) m. Eſſai concernant les armateurs chap. II. §. 36. 37.
c) La liberté de la navigation et du commerce des Puiſſances neutres
§. 114. de Stfck eſſais 1794. p. 68.
m. Eſſai concernant les ar-
matours
chsp. II. §.
d) Reponſe du duc de Newcaſtle à Mr. Michel p. 39. Reponſe de
la Gr. Brétagne à la Daclaration de la Ruſſie de Mars 1780.
Dohm
Materialien
L. IV. p. 189. und in m. Recueil T. II. p. 74.
T. IV. p. 345.
Verordnung der Gen. Staaten vom 11. Dec.
1747. und 14. Febr. 1748.
e) m. Eſſai chap. II. §. 30.
§. 318.
Ob freyes Schiff freyes Gut mache.

Ob aber feindliche Guͤter aus neutralen Schiffen weg-
genommen, und neutrale Guͤter auf feindlichen Schiffen ge-
laden ſamt dieſen confiscirt werden duͤrfen, daruͤber ſind nicht
immer in Europa gleiche Grundſaͤtze herſchend geweſen.


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[358/0386] Achtes Buch. Siebentes Hauptſtuͤck. Vertraͤge a) aber legen die Gerichtbarkeit in dieſen Streitig- keiten ausſchließlich dem Souverain des Eroberers und ſogar mehrentheils ſelbſt dann bey, wenn er mit ſeiner Priſe in den Hafen einer dritten Macht einzulaufen ſich genoͤthiget geſehn haͤtte b). Obwohl in dieſem Gericht der Eroberer als Klaͤger erſcheint, ſo wird doch dem genommenen Schiff als Beklagten der Beweis, daß die Nehmung unrechtmaͤßig ſey auferlegt, hin und wieder ſogar nicht einmal jeder neue Beweis zugelaſſen c), und obwohl hier die Entſcheidung nicht nach den Landesgeſetzen, ſondern nach den Vertraͤgen oder dem allgemeinen Voͤlkerrecht geſchehn ſoll d), ſo wird doch der oft ſehr erhebliche Koſtenpunct nach den Landes- geſetzen beurtheilt, und ſobald die Aufbringung des Schiffs nicht ohne Schein war, der Aufbringer mit allen Koſten- erſatz verſchont und wohl gar der Gegentheil in alle Koſten verurtheilt e). a⁾ de Steck eſſais 1794. p. 82 u. f. S. jedoch das Expoſé des mo- tifs qui ont engagé de le Roi de Pruſſe etc. oben §. 95. not. a. b⁾ m. Eſſai concernant les armateurs chap. II. §. 36. 37. c⁾ La liberté de la navigation et du commerce des Puiſſances neutres §. 114. de Stfck eſſais 1794. p. 68. m. Eſſai concernant les ar- matours chsp. II. §. d⁾ Reponſe du duc de Newcaſtle à Mr. Michel p. 39. Reponſe de la Gr. Brétagne à la Daclaration de la Ruſſie de Mars 1780. Dohm Materialien L. IV. p. 189. und in m. Recueil T. II. p. 74. T. IV. p. 345. Verordnung der Gen. Staaten vom 11. Dec. 1747. und 14. Febr. 1748. e⁾ m. Eſſai chap. II. §. 30. §. 318. Ob freyes Schiff freyes Gut mache. Ob aber feindliche Guͤter aus neutralen Schiffen weg- genommen, und neutrale Guͤter auf feindlichen Schiffen ge- laden ſamt dieſen confiscirt werden duͤrfen, daruͤber ſind nicht immer in Europa gleiche Grundſaͤtze herſchend geweſen. In

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/386>, abgerufen am 26.04.2024.