Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

eine immerwährende Vermischung des
Glücks und Unglücks/ der Freude und des
Leids/ der Erhöhung und Erniedriegung.
Auch soll er offtmals die wundersame Vor-
sehung Gottes betrachten/ welche so fleißig
über alle Fürsten in der Welt wachet. Ein
Fürst soll gedencken/ daß er noch näher über
ihm ist/ als über gemeinen Leuten. Ja Er
nimpt die Könige in acht/ und erleuchtet sie/
als die hier auff Erden seine Stadthalter
sind.

LXXII.

Es ist aus den Zeugnissen der heilgen
Schrifft klar/ daß die Sünde/ so begangen
werden/ Gott bewegen/ Städte/ Länder
und Königreiche zu straffen. Bißweilen
verfährt die göttliche Providentz also damit/
wegen der Sünden der Könige und ihrer
Unterthanen: bißweilen strafft Gott auch
die Könige wegen der Sünde ihrer Unter-
thanen: bißweilen straffet er das gantze
Königreich wegen der Sünden des Kö-
nigs. Derowegen muß sich der König ent-
halten zu sündigen/ und nachmahls seine
Unterthanen hart anhalten/ daß sie Gott
nicht beleydigen/ dann er ist alsdann in gros-
ser Gesahr auff allen Seiten.

LXXIII.

eine immerwaͤhrende Vermiſchung des
Gluͤcks und Ungluͤcks/ der Freude und des
Leids/ der Erhoͤhung und Erniedriegung.
Auch ſoll er offtmals die wunderſame Vor-
ſehung Gottes betrachten/ welche ſo fleißig
uͤber alle Fuͤrſten in der Welt wachet. Ein
Fuͤrſt ſoll gedencken/ daß er noch naͤher uͤber
ihm iſt/ als uͤber gemeinen Leuten. Ja Er
nimpt die Koͤnige in acht/ und erleuchtet ſie/
als die hier auff Erden ſeine Stadthalter
ſind.

LXXII.

Es iſt aus den Zeugniſſen der heilgen
Schrifft klar/ daß die Suͤnde/ ſo begangen
werden/ Gott bewegen/ Staͤdte/ Laͤnder
und Koͤnigreiche zu ſtraffen. Bißweilen
verfaͤhrt die goͤttliche Providentz alſo damit/
wegen der Suͤnden der Koͤnige und ihrer
Unterthanen: bißweilen ſtrafft Gott auch
die Koͤnige wegen der Suͤnde ihrer Unter-
thanen: bißweilen ſtraffet er das gantze
Koͤnigreich wegen der Suͤnden des Koͤ-
nigs. Derowegen muß ſich der Koͤnig ent-
halten zu ſuͤndigen/ und nachmahls ſeine
Unterthanen hart anhalten/ daß ſie Gott
nicht beleydigen/ dann er iſt alsdann in gꝛoſ-
ſer Geſahr auff allen Seiten.

LXXIII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0224" n="223[213]"/>
eine immerwa&#x0364;hrende Vermi&#x017F;chung des<lb/>
Glu&#x0364;cks und Unglu&#x0364;cks/ der Freude und des<lb/>
Leids/ der Erho&#x0364;hung und Erniedriegung.<lb/>
Auch &#x017F;oll er offtmals die wunder&#x017F;ame Vor-<lb/>
&#x017F;ehung Gottes betrachten/ welche &#x017F;o fleißig<lb/>
u&#x0364;ber alle Fu&#x0364;r&#x017F;ten in der Welt wachet. Ein<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;oll gedencken/ daß er noch na&#x0364;her u&#x0364;ber<lb/>
ihm i&#x017F;t/ als u&#x0364;ber gemeinen Leuten. Ja Er<lb/>
nimpt die Ko&#x0364;nige in acht/ und erleuchtet &#x017F;ie/<lb/>
als die hier auff Erden &#x017F;eine Stadthalter<lb/>
&#x017F;ind.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LXXII.</hi> </head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aus den Zeugni&#x017F;&#x017F;en der heilgen<lb/>
Schrifft klar/ daß die Su&#x0364;nde/ &#x017F;o begangen<lb/>
werden/ Gott bewegen/ Sta&#x0364;dte/ La&#x0364;nder<lb/>
und Ko&#x0364;nigreiche zu &#x017F;traffen. Bißweilen<lb/>
verfa&#x0364;hrt die go&#x0364;ttliche <hi rendition="#aq">Providen</hi>tz al&#x017F;o damit/<lb/>
wegen der Su&#x0364;nden der Ko&#x0364;nige und ihrer<lb/>
Unterthanen: bißweilen &#x017F;trafft Gott auch<lb/>
die Ko&#x0364;nige wegen der Su&#x0364;nde ihrer Unter-<lb/>
thanen: bißweilen &#x017F;traffet er das gantze<lb/>
Ko&#x0364;nigreich wegen der Su&#x0364;nden des Ko&#x0364;-<lb/>
nigs. Derowegen muß &#x017F;ich der Ko&#x0364;nig ent-<lb/>
halten zu &#x017F;u&#x0364;ndigen/ und nachmahls &#x017F;eine<lb/>
Unterthanen hart anhalten/ daß &#x017F;ie Gott<lb/>
nicht beleydigen/ dann er i&#x017F;t alsdann in g&#xA75B;o&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Ge&#x017F;ahr auff allen Seiten.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">LXXIII.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223[213]/0224] eine immerwaͤhrende Vermiſchung des Gluͤcks und Ungluͤcks/ der Freude und des Leids/ der Erhoͤhung und Erniedriegung. Auch ſoll er offtmals die wunderſame Vor- ſehung Gottes betrachten/ welche ſo fleißig uͤber alle Fuͤrſten in der Welt wachet. Ein Fuͤrſt ſoll gedencken/ daß er noch naͤher uͤber ihm iſt/ als uͤber gemeinen Leuten. Ja Er nimpt die Koͤnige in acht/ und erleuchtet ſie/ als die hier auff Erden ſeine Stadthalter ſind. LXXII. Es iſt aus den Zeugniſſen der heilgen Schrifft klar/ daß die Suͤnde/ ſo begangen werden/ Gott bewegen/ Staͤdte/ Laͤnder und Koͤnigreiche zu ſtraffen. Bißweilen verfaͤhrt die goͤttliche Providentz alſo damit/ wegen der Suͤnden der Koͤnige und ihrer Unterthanen: bißweilen ſtrafft Gott auch die Koͤnige wegen der Suͤnde ihrer Unter- thanen: bißweilen ſtraffet er das gantze Koͤnigreich wegen der Suͤnden des Koͤ- nigs. Derowegen muß ſich der Koͤnig ent- halten zu ſuͤndigen/ und nachmahls ſeine Unterthanen hart anhalten/ daß ſie Gott nicht beleydigen/ dann er iſt alsdann in gꝛoſ- ſer Geſahr auff allen Seiten. LXXIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/224
Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 223[213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/224>, abgerufen am 26.04.2024.