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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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dass verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Produk-
tionsprocess betheiligten Personen in der Form verschiedner Revenuen zu-
fallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung des Werths
aus diesen drei "Bestandtheilen." Wenn ich die Größe dreier verschied-
nen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen drei Linien
als "Bestandtheilen" eine vierte gerade Linie bilde, die gleich der Größe
ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur als wenn ich
andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu irgend
welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen "auf-
löse." Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der
Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Linien-
theile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, dass sie Theile
einer Linie von gegebner Größe bilden.

In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith's
Darstellung festhalten, dass der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell-
schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenpro-
dukt etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth
gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals (also dem
wieder zu Ankauf von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehr-
werth, den der Kapitalist realisiren kann -- bei einfacher Reproduktion
und sonst gleichbleibenden Umständen -- in Mitteln seiner individuellen
Konsumtion; wenn wir ferner daran festhalten, dass A. Smith zusammen-
wirft die Arbeit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft
ist -- und die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. b. in nütz-
licher, zweckgemäßer Form verausgabt wird -- so kommt die ganze Vor-
stellung darauf hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der
Arbeit; also auch der Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth
des jährlichen gesellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber
sich auflöst in 1) nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloss ein
Aequivalent reproducirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorge-
schossne Kapital, und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den
Kapitalisten liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth;
so kann sich aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestand-
theile auflösen und bildet also schliesslich als Arbeitslohn die Revenue der
Arbeiterklasse, als Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den
konstanten Kapitalwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion

dass verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Produk-
tionsprocess betheiligten Personen in der Form verschiedner Revenuen zu-
fallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung des Werths
aus diesen drei „Bestandtheilen.“ Wenn ich die Größe dreier verschied-
nen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen drei Linien
als „Bestandtheilen“ eine vierte gerade Linie bilde, die gleich der Größe
ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur als wenn ich
andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu irgend
welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen „auf-
löse.“ Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der
Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Linien-
theile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, dass sie Theile
einer Linie von gegebner Größe bilden.

In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith’s
Darstellung festhalten, dass der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell-
schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenpro-
dukt etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth
gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals (also dem
wieder zu Ankauf von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehr-
werth, den der Kapitalist realisiren kann — bei einfacher Reproduktion
und sonst gleichbleibenden Umständen — in Mitteln seiner individuellen
Konsumtion; wenn wir ferner daran festhalten, dass A. Smith zusammen-
wirft die Arbeit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft
ist — und die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. b. in nütz-
licher, zweckgemäßer Form verausgabt wird — so kommt die ganze Vor-
stellung darauf hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der
Arbeit; also auch der Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth
des jährlichen gesellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber
sich auflöst in 1) nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloss ein
Aequivalent reproducirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorge-
schossne Kapital, und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den
Kapitalisten liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth;
so kann sich aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestand-
theile auflösen und bildet also schliesslich als Arbeitslohn die Revenue der
Arbeiterklasse, als Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den
konstanten Kapitalwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion

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[377/0411] dass verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Produk- tionsprocess betheiligten Personen in der Form verschiedner Revenuen zu- fallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung des Werths aus diesen drei „Bestandtheilen.“ Wenn ich die Größe dreier verschied- nen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen drei Linien als „Bestandtheilen“ eine vierte gerade Linie bilde, die gleich der Größe ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur als wenn ich andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu irgend welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen „auf- löse.“ Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Linien- theile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, dass sie Theile einer Linie von gegebner Größe bilden. In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith’s Darstellung festhalten, dass der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell- schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenpro- dukt etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals (also dem wieder zu Ankauf von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehr- werth, den der Kapitalist realisiren kann — bei einfacher Reproduktion und sonst gleichbleibenden Umständen — in Mitteln seiner individuellen Konsumtion; wenn wir ferner daran festhalten, dass A. Smith zusammen- wirft die Arbeit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft ist — und die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. b. in nütz- licher, zweckgemäßer Form verausgabt wird — so kommt die ganze Vor- stellung darauf hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der Arbeit; also auch der Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth des jährlichen gesellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber sich auflöst in 1) nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloss ein Aequivalent reproducirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorge- schossne Kapital, und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den Kapitalisten liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth; so kann sich aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestand- theile auflösen und bildet also schliesslich als Arbeitslohn die Revenue der Arbeiterklasse, als Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/411>, abgerufen am 26.04.2024.