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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion
eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch
seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita-
listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des
täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische
Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb
dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er-
haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk-
tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro-
duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein
Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.

Die Aneignung von Mehrwerth -- einem Werth der überschüssig
ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths --
obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist
ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und
bildet ein wesentliches Moment desselben.

Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und
Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge-
sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution
der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare
des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.

Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese
Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth
und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth)
durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der
Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser
verausgabter Arbeitskraft -- Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz-
lichen Charakter dieser Arbeit -- und die Werthproduktion ist nichts als der
Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen
Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache
dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser
Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen
Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich
und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit

sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion
eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch
seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita-
listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des
täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische
Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb
dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er-
haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk-
tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro-
duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein
Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.

Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig
ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths —
obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist
ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und
bildet ein wesentliches Moment desselben.

Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und
Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge-
sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution
der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare
des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.

Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese
Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth
und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth)
durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der
Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser
verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz-
lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der
Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen
Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache
dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser
Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen
Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich
und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit

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[379/0413] sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita- listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er- haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk- tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro- duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst. Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths — obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und bildet ein wesentliches Moment desselben. Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge- sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern. Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz- lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/413>, abgerufen am 27.04.2024.