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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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die Mehrarbeitszeit sich verzehnfachen, und bald würde die ganze
Arbeitszeit, ja die 24 Stunden des Tages dazu nicht hinreichen,
selbst wenn ganz vom Kapital angeeignet. Die Vorstellung, dass
die Profitrate sich nicht verringert, liegt aber der Price'schen Pro-
gression zu Grunde und überhaupt dem "all engrossing capital,
with compound interest."82)

Durch die Identität des Mehrwerths mit der Mehrarbeit ist eine
qualitative Grenze für die Akkumulation des Kapitals gesetzt: der
Gesammtarbeitstag, die jedesmal vorhandne Entwicklung der
Produktivkräfte und der Bevölkerung, welche die Anzahl der gleich-
zeitig exploitirbaren Arbeitstage begrenzt. Wird dagegen der Mehr-
werth in der begriffslosen Form des Zinses gefasst, so ist die
Grenze nur quantitativ und spottet jeder Phantasie.

In dem zinstragenden Kapital ist aber die Vorstellung vom
Kapitalfetisch vollendet, die Vorstellung, die dem aufgehäuften
Arbeitsprodukt, und noch dazu fixirt als Geld, die Kraft zuschreibt,
durch eine eingeborne geheime Qualität, als reiner Automat, in
geometrischer Progression Mehrwerth zu erzeugen, sodass dies auf-
gehäufte Arbeitsprodukt, wie der Economist meint, allen Reich-
thum der Welt für alle Zeiten als ihm von rechtswegen gehörig
und zufallend schon längst diskontirt hat. Das Produkt vergangner
Arbeit, die vergangne Arbeit selbst, ist hier an und für sich ge-
schwängert mit einem Stück gegenwärtiger oder zukünftiger leben-
diger Mehrarbeit. Man weiss dagegen, dass in der That die Er-
haltung, und insoweit auch die Reproduktion des Werths der
Produkte vergangner Arbeit nur das Resultat ihres Kontakts mit
der lebendigen Arbeit ist; und zweitens: dass das Kommando der
Produkte vergangner Arbeit über lebendige Mehrarbeit grade nur
solange dauert, wie das Kapitalverhältniss dauert; das bestimmte
sociale Verhältniss, worin die vergangne Arbeit selbständig und
übermächtig der lebendigen gegenübertritt.




82) "It is clear, that no labour, no productive power, no ingenuity, and
no art, can answer the overwhelming demands of compound interest. But
all saving is made from the revenue of the capitalist, so that actually these
demands are constantly made and as constantly the productive power of
labour refuses to satisfy them. A sort of balance is, therefore, constantly
struck." (Labour defended against the Claims of Capital. p. 23. -- Von
Hodgskin.)
Marx, Kapital III. 25

die Mehrarbeitszeit sich verzehnfachen, und bald würde die ganze
Arbeitszeit, ja die 24 Stunden des Tages dazu nicht hinreichen,
selbst wenn ganz vom Kapital angeeignet. Die Vorstellung, dass
die Profitrate sich nicht verringert, liegt aber der Price’schen Pro-
gression zu Grunde und überhaupt dem „all engrossing capital,
with compound interest.“82)

Durch die Identität des Mehrwerths mit der Mehrarbeit ist eine
qualitative Grenze für die Akkumulation des Kapitals gesetzt: der
Gesammtarbeitstag, die jedesmal vorhandne Entwicklung der
Produktivkräfte und der Bevölkerung, welche die Anzahl der gleich-
zeitig exploitirbaren Arbeitstage begrenzt. Wird dagegen der Mehr-
werth in der begriffslosen Form des Zinses gefasst, so ist die
Grenze nur quantitativ und spottet jeder Phantasie.

In dem zinstragenden Kapital ist aber die Vorstellung vom
Kapitalfetisch vollendet, die Vorstellung, die dem aufgehäuften
Arbeitsprodukt, und noch dazu fixirt als Geld, die Kraft zuschreibt,
durch eine eingeborne geheime Qualität, als reiner Automat, in
geometrischer Progression Mehrwerth zu erzeugen, sodass dies auf-
gehäufte Arbeitsprodukt, wie der Economist meint, allen Reich-
thum der Welt für alle Zeiten als ihm von rechtswegen gehörig
und zufallend schon längst diskontirt hat. Das Produkt vergangner
Arbeit, die vergangne Arbeit selbst, ist hier an und für sich ge-
schwängert mit einem Stück gegenwärtiger oder zukünftiger leben-
diger Mehrarbeit. Man weiss dagegen, dass in der That die Er-
haltung, und insoweit auch die Reproduktion des Werths der
Produkte vergangner Arbeit nur das Resultat ihres Kontakts mit
der lebendigen Arbeit ist; und zweitens: dass das Kommando der
Produkte vergangner Arbeit über lebendige Mehrarbeit grade nur
solange dauert, wie das Kapitalverhältniss dauert; das bestimmte
sociale Verhältniss, worin die vergangne Arbeit selbständig und
übermächtig der lebendigen gegenübertritt.




82) „It is clear, that no labour, no productive power, no ingenuity, and
no art, can answer the overwhelming demands of compound interest. But
all saving is made from the revenue of the capitalist, so that actually these
demands are constantly made and as constantly the productive power of
labour refuses to satisfy them. A sort of balance is, therefore, constantly
struck.“ (Labour defended against the Claims of Capital. p. 23. — Von
Hodgskin.)
Marx, Kapital III. 25
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[385/0419] die Mehrarbeitszeit sich verzehnfachen, und bald würde die ganze Arbeitszeit, ja die 24 Stunden des Tages dazu nicht hinreichen, selbst wenn ganz vom Kapital angeeignet. Die Vorstellung, dass die Profitrate sich nicht verringert, liegt aber der Price’schen Pro- gression zu Grunde und überhaupt dem „all engrossing capital, with compound interest.“ 82) Durch die Identität des Mehrwerths mit der Mehrarbeit ist eine qualitative Grenze für die Akkumulation des Kapitals gesetzt: der Gesammtarbeitstag, die jedesmal vorhandne Entwicklung der Produktivkräfte und der Bevölkerung, welche die Anzahl der gleich- zeitig exploitirbaren Arbeitstage begrenzt. Wird dagegen der Mehr- werth in der begriffslosen Form des Zinses gefasst, so ist die Grenze nur quantitativ und spottet jeder Phantasie. In dem zinstragenden Kapital ist aber die Vorstellung vom Kapitalfetisch vollendet, die Vorstellung, die dem aufgehäuften Arbeitsprodukt, und noch dazu fixirt als Geld, die Kraft zuschreibt, durch eine eingeborne geheime Qualität, als reiner Automat, in geometrischer Progression Mehrwerth zu erzeugen, sodass dies auf- gehäufte Arbeitsprodukt, wie der Economist meint, allen Reich- thum der Welt für alle Zeiten als ihm von rechtswegen gehörig und zufallend schon längst diskontirt hat. Das Produkt vergangner Arbeit, die vergangne Arbeit selbst, ist hier an und für sich ge- schwängert mit einem Stück gegenwärtiger oder zukünftiger leben- diger Mehrarbeit. Man weiss dagegen, dass in der That die Er- haltung, und insoweit auch die Reproduktion des Werths der Produkte vergangner Arbeit nur das Resultat ihres Kontakts mit der lebendigen Arbeit ist; und zweitens: dass das Kommando der Produkte vergangner Arbeit über lebendige Mehrarbeit grade nur solange dauert, wie das Kapitalverhältniss dauert; das bestimmte sociale Verhältniss, worin die vergangne Arbeit selbständig und übermächtig der lebendigen gegenübertritt. 82) „It is clear, that no labour, no productive power, no ingenuity, and no art, can answer the overwhelming demands of compound interest. But all saving is made from the revenue of the capitalist, so that actually these demands are constantly made and as constantly the productive power of labour refuses to satisfy them. A sort of balance is, therefore, constantly struck.“ (Labour defended against the Claims of Capital. p. 23. — Von Hodgskin.) Marx, Kapital III. 25

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/419>, abgerufen am 26.04.2024.