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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
war, zum Ministerial Cirkel gezogen hat. Die Gemei-
nen jenseits sprechen auf dem Landtage per-impositos ju-
dices,
an statt daß diesseits die Eigner reden, welche
ad modum impositorum judicum oder an Dienstmanns-
statt angeholet worden. Jenes mag die Folge der stren-
gern Krieges-Ordnung seyn. S. §. 9.
(d) Diese Versamlungen waren zwar so häufig nicht, weil
sie insgemein nur durch eine auf dem Reichstag bewil-
ligte Steuer veranlasset wurden. Da denn, falls der
modus collectandi nicht zugleich festgesetzet war, zu Hause
mit Zuziehung der Gutsherrn das weitere regulirt wur-
de. Allein sie werden sich doch in der Geschichte zeigen;
obwol bey weiten nicht so oft, als die Dom Capitular-
Ministerial und andre Versamlungen, welche wir jetzt,
da der größte Theil der Gutsherrn in einem von diesen
Collegiis sitzet, mit jenen für eins nehmen.
(e) Das Kirchen-Orbar gehört vor das Domcapittel; und
wenn andre mit dazu gezogen werden: so liegt der Grund
davon in formula speciali ministerialitatis vel foederum.
Das Kirchen-Lehn gehört vor den Lehn-Hof; und das
Domcapittel kömmt dazu nicht tanquam par curiae, son-
dern als pars integrans Episcopi. Die echte Allode führet
für sich in die Land-Friedens-Versamlung, nicht aber
ins Capittel, oder in das Collegium ministerialium. Der
Adel als Adel folget nicht einmal in die Reichs-Ver-
samlung, so lange diese curia Caesaris ist. Und was ist
der jetzige Reichstag? Jst er curia caesaris? oder sind es
comitia? Hat er sich nicht eben wie der Landtag verän-
dert? und haben nicht auch dort collegia officialium &
curialium, populum
verdrungen? Und wie viel fehlsame
Schlüsse werden nicht aus der Verwechselung dieser Be-
griffe gezogen?
(f) S. STRUBENS Rechtl. Bed. T. II. 26.
§. 57.
Und beschlossen.

Die erste Periode der Geschichte werde ich bis zu

dem
Oſnabruͤckſche Geſchichte
war, zum Miniſterial Cirkel gezogen hat. Die Gemei-
nen jenſeits ſprechen auf dem Landtage per-impoſitos ju-
dices,
an ſtatt daß dieſſeits die Eigner reden, welche
ad modum impoſitorum judicum oder an Dienſtmanns-
ſtatt angeholet worden. Jenes mag die Folge der ſtren-
gern Krieges-Ordnung ſeyn. S. §. 9.
(d) Dieſe Verſamlungen waren zwar ſo haͤufig nicht, weil
ſie insgemein nur durch eine auf dem Reichstag bewil-
ligte Steuer veranlaſſet wurden. Da denn, falls der
modus collectandi nicht zugleich feſtgeſetzet war, zu Hauſe
mit Zuziehung der Gutsherrn das weitere regulirt wur-
de. Allein ſie werden ſich doch in der Geſchichte zeigen;
obwol bey weiten nicht ſo oft, als die Dom Capitular-
Miniſterial und andre Verſamlungen, welche wir jetzt,
da der groͤßte Theil der Gutsherrn in einem von dieſen
Collegiis ſitzet, mit jenen fuͤr eins nehmen.
(e) Das Kirchen-Orbar gehoͤrt vor das Domcapittel; und
wenn andre mit dazu gezogen werden: ſo liegt der Grund
davon in formula ſpeciali miniſterialitatis vel fœderum.
Das Kirchen-Lehn gehoͤrt vor den Lehn-Hof; und das
Domcapittel koͤmmt dazu nicht tanquam par curiæ, ſon-
dern als pars integrans Epiſcopi. Die echte Allode fuͤhret
fuͤr ſich in die Land-Friedens-Verſamlung, nicht aber
ins Capittel, oder in das Collegium miniſterialium. Der
Adel als Adel folget nicht einmal in die Reichs-Ver-
ſamlung, ſo lange dieſe curia Cæſaris iſt. Und was iſt
der jetzige Reichstag? Jſt er curia cæſaris? oder ſind es
comitia? Hat er ſich nicht eben wie der Landtag veraͤn-
dert? und haben nicht auch dort collegia officialium &
curialium, populum
verdrungen? Und wie viel fehlſame
Schluͤſſe werden nicht aus der Verwechſelung dieſer Be-
griffe gezogen?
(f) S. STRUBENS Rechtl. Bed. T. II. 26.
§. 57.
Und beſchloſſen.

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[116/0146] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽c⁾ war, zum Miniſterial Cirkel gezogen hat. Die Gemei- nen jenſeits ſprechen auf dem Landtage per-impoſitos ju- dices, an ſtatt daß dieſſeits die Eigner reden, welche ad modum impoſitorum judicum oder an Dienſtmanns- ſtatt angeholet worden. Jenes mag die Folge der ſtren- gern Krieges-Ordnung ſeyn. S. §. 9. ⁽d⁾ Dieſe Verſamlungen waren zwar ſo haͤufig nicht, weil ſie insgemein nur durch eine auf dem Reichstag bewil- ligte Steuer veranlaſſet wurden. Da denn, falls der modus collectandi nicht zugleich feſtgeſetzet war, zu Hauſe mit Zuziehung der Gutsherrn das weitere regulirt wur- de. Allein ſie werden ſich doch in der Geſchichte zeigen; obwol bey weiten nicht ſo oft, als die Dom Capitular- Miniſterial und andre Verſamlungen, welche wir jetzt, da der groͤßte Theil der Gutsherrn in einem von dieſen Collegiis ſitzet, mit jenen fuͤr eins nehmen. ⁽e⁾ Das Kirchen-Orbar gehoͤrt vor das Domcapittel; und wenn andre mit dazu gezogen werden: ſo liegt der Grund davon in formula ſpeciali miniſterialitatis vel fœderum. Das Kirchen-Lehn gehoͤrt vor den Lehn-Hof; und das Domcapittel koͤmmt dazu nicht tanquam par curiæ, ſon- dern als pars integrans Epiſcopi. Die echte Allode fuͤhret fuͤr ſich in die Land-Friedens-Verſamlung, nicht aber ins Capittel, oder in das Collegium miniſterialium. Der Adel als Adel folget nicht einmal in die Reichs-Ver- ſamlung, ſo lange dieſe curia Cæſaris iſt. Und was iſt der jetzige Reichstag? Jſt er curia cæſaris? oder ſind es comitia? Hat er ſich nicht eben wie der Landtag veraͤn- dert? und haben nicht auch dort collegia officialium & curialium, populum verdrungen? Und wie viel fehlſame Schluͤſſe werden nicht aus der Verwechſelung dieſer Be- griffe gezogen? ⁽f⁾ S. STRUBENS Rechtl. Bed. T. II. 26. §. 57. Und beſchloſſen. Die erſte Periode der Geſchichte werde ich bis zu dem

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/146>, abgerufen am 26.04.2024.