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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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von Aetolien ungriechisch, ohne Zweifel Illyrisch 1, von
da drängten sich die Epeirotisch-illyrischen Athamanen
auch in Südthessalien ein 2. Wanderungen und Raub-
züge, wie sie schon in mythischer Zeit die Encheleer
unternahmen, haben fort und fort Griechenlands ächte
Bevölkerung eingeschränkt und verdrängt.

6.

An den Illyrischen Stamm gegen Osten gränzten
damals außer Pelasgern die Phryger und Thraker.
Die Phryger waren damals unmittelbare Nachbarn
der Makedonier in Lebäa, bei denen sie Bryger hießen
(Bruges, Brugoi, Briges) 3, sie wohnten am schneeigen
Bermios, wo die fabelhaften Rosengärten des König Mi-
das lagen, in denen der weise Seilenos lustwandelnd ge-
fangen wurde, wie die anmuthige Sage meldet. Auch
kämpften sie von hier, wie die Telegonie des Eugammon
erzählte 4, mit den Thesprotern von Epeiros. Nicht
weit entfernt saßen die Mygdoner, die nächsten Ver-
wandten der Phryger. Nach Xanthos wanderte dieses
Volk erst in den Troischen Zeiten nach Asien hinüber 5.
Aber theils beginnt die Kretische Sage mit Götterdien-
sten und Mythen, die nach den ältesten Zeugnissen von
Phrygern aus Asien abstammten 6, und dann werden
die Armenier, entschiedene Stammverwandte der Phry-
ger 7, als ein in ihren Sitzen uraltes Volk betrachtet.
Wir werden uns daher begnügen, denselben Menschen-

1 Polyb. 17, 5, 8.
2 Band 1. S. 253.
3 Nach He-
sych ist Brekus (Berekuntios) dasselbe Wort wie Brux. Bruges
sagte auch Ennius und, wie es scheint, M. Brutus (Plutarch
Brut. 45).
4 Proklos Chrestomathie. Briger oder Phryger in
der Gegend von Dyrrhachion. Appian Bürgerkr. 2, 59.
5 Bei
Creuzer Fragm. histor. S. 171. Strabo 14, 608. vgl. Konon
bei Phot. 1.
6 S. darüber besonders Hoecks Kreta.
7 Nach
der gewöhnlichen Meinung Kolonisten derselben. Herod. 7, 73. Eu-
doxos bei Steph. Armenia. vgl. Heeren de linguarum Asiat. in
Persarum imp. cognatione. Commentat. Gotting. 13.

von Aetolien ungriechiſch, ohne Zweifel Illyriſch 1, von
da draͤngten ſich die Epeirotiſch-illyriſchen Athamanen
auch in Suͤdtheſſalien ein 2. Wanderungen und Raub-
zuͤge, wie ſie ſchon in mythiſcher Zeit die Encheleer
unternahmen, haben fort und fort Griechenlands aͤchte
Bevoͤlkerung eingeſchraͤnkt und verdraͤngt.

6.

An den Illyriſchen Stamm gegen Oſten graͤnzten
damals außer Pelasgern die Phryger und Thraker.
Die Phryger waren damals unmittelbare Nachbarn
der Makedonier in Lebaͤa, bei denen ſie Bryger hießen
(Βρύγες, Βϱύγοι, Βϱίγες) 3, ſie wohnten am ſchneeigen
Bermios, wo die fabelhaften Roſengaͤrten des Koͤnig Mi-
das lagen, in denen der weiſe Seilenos luſtwandelnd ge-
fangen wurde, wie die anmuthige Sage meldet. Auch
kaͤmpften ſie von hier, wie die Telegonie des Eugammon
erzaͤhlte 4, mit den Thesprotern von Epeiros. Nicht
weit entfernt ſaßen die Mygdoner, die naͤchſten Ver-
wandten der Phryger. Nach Xanthos wanderte dieſes
Volk erſt in den Troiſchen Zeiten nach Aſien hinuͤber 5.
Aber theils beginnt die Kretiſche Sage mit Goͤtterdien-
ſten und Mythen, die nach den aͤlteſten Zeugniſſen von
Phrygern aus Aſien abſtammten 6, und dann werden
die Armenier, entſchiedene Stammverwandte der Phry-
ger 7, als ein in ihren Sitzen uraltes Volk betrachtet.
Wir werden uns daher begnuͤgen, denſelben Menſchen-

1 Polyb. 17, 5, 8.
2 Band 1. S. 253.
3 Nach He-
ſych iſt Βϱέκυς (Βεϱεκύντιος) daſſelbe Wort wie Βϱύξ. Bruges
ſagte auch Ennius und, wie es ſcheint, M. Brutus (Plutarch
Brut. 45).
4 Proklos Chreſtomathie. Briger oder Phryger in
der Gegend von Dyrrhachion. Appian Buͤrgerkr. 2, 59.
5 Bei
Creuzer Fragm. histor. S. 171. Strabo 14, 608. vgl. Konon
bei Phot. 1.
6 S. daruͤber beſonders Hoecks Kreta.
7 Nach
der gewoͤhnlichen Meinung Koloniſten derſelben. Herod. 7, 73. Eu-
doxos bei Steph. Ἀϱμενία. vgl. Heeren de linguarum Asiat. in
Persarum imp. cognatione. Commentat. Gotting. 13.
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[7/0037] von Aetolien ungriechiſch, ohne Zweifel Illyriſch 1, von da draͤngten ſich die Epeirotiſch-illyriſchen Athamanen auch in Suͤdtheſſalien ein 2. Wanderungen und Raub- zuͤge, wie ſie ſchon in mythiſcher Zeit die Encheleer unternahmen, haben fort und fort Griechenlands aͤchte Bevoͤlkerung eingeſchraͤnkt und verdraͤngt. 6. An den Illyriſchen Stamm gegen Oſten graͤnzten damals außer Pelasgern die Phryger und Thraker. Die Phryger waren damals unmittelbare Nachbarn der Makedonier in Lebaͤa, bei denen ſie Bryger hießen (Βρύγες, Βϱύγοι, Βϱίγες) 3, ſie wohnten am ſchneeigen Bermios, wo die fabelhaften Roſengaͤrten des Koͤnig Mi- das lagen, in denen der weiſe Seilenos luſtwandelnd ge- fangen wurde, wie die anmuthige Sage meldet. Auch kaͤmpften ſie von hier, wie die Telegonie des Eugammon erzaͤhlte 4, mit den Thesprotern von Epeiros. Nicht weit entfernt ſaßen die Mygdoner, die naͤchſten Ver- wandten der Phryger. Nach Xanthos wanderte dieſes Volk erſt in den Troiſchen Zeiten nach Aſien hinuͤber 5. Aber theils beginnt die Kretiſche Sage mit Goͤtterdien- ſten und Mythen, die nach den aͤlteſten Zeugniſſen von Phrygern aus Aſien abſtammten 6, und dann werden die Armenier, entſchiedene Stammverwandte der Phry- ger 7, als ein in ihren Sitzen uraltes Volk betrachtet. Wir werden uns daher begnuͤgen, denſelben Menſchen- 1 Polyb. 17, 5, 8. 2 Band 1. S. 253. 3 Nach He- ſych iſt Βϱέκυς (Βεϱεκύντιος) daſſelbe Wort wie Βϱύξ. Bruges ſagte auch Ennius und, wie es ſcheint, M. Brutus (Plutarch Brut. 45). 4 Proklos Chreſtomathie. Briger oder Phryger in der Gegend von Dyrrhachion. Appian Buͤrgerkr. 2, 59. 5 Bei Creuzer Fragm. histor. S. 171. Strabo 14, 608. vgl. Konon bei Phot. 1. 6 S. daruͤber beſonders Hoecks Kreta. 7 Nach der gewoͤhnlichen Meinung Koloniſten derſelben. Herod. 7, 73. Eu- doxos bei Steph. Ἀϱμενία. vgl. Heeren de linguarum Asiat. in Persarum imp. cognatione. Commentat. Gotting. 13.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/37>, abgerufen am 26.04.2024.