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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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zur Seite standen die aus den jüngern Männern er-
wählten Mastigophoren 1, die Buagoi oder Aufseher
der Buä 2, außerdem gab es besondre Sophronisten
der Epheben 3. Fast auf dieselbe Weise waren auch
die Mädchen und Jungfrauen (korai 4, popai 5,
pallakes 6.) zu solchen Genossenschaften verbunden;
bei Theokrit, im Brautgesange der Helena, theilen vier-
mal sechzig Jungfrauen von gleichem Alter die tägli-
chen Leibesübungen und Spiele 7; und in der Dori-
schen Zeit von Kroton führte, nach Timäos 8, Pytha-
goras Tochter als Jungfrau die Jungfrauen, als Frau
die Frauen an.

3.

In Kreta hießen die Knaben, so lange sie
im Hause des Vaters blieben, im Dunkel lebende,
skotioi 9, und weil sie keiner Agele angehörten, apa-
geloi 10. Sie gingen diese Zeit über in die Syssitien
ihrer Väter, wo sie am Boden zusammensaßen; nach
den Syssitien hielten sie sich, unter eignen Pädonomen,
in Genossenschaften zusammen 11. In die Agelen tra-
ten sie erst, wie berichtet wird, mit dem siebzehnten
Jahre 12, so daß also hier die Erziehung der Familie

1 Xen. a. O.
2 Hesych., wo der bouagor irrig selbst
pais genannt wird, s. oben S. 128.
3 Etym. M. 742, 39.
Die über die Knaben gesetzten heißen sonst nach Hes. im Allgem.
ampaides.
4 Maittaire p. 156. kora bei den Pythagoreern,
Jambl. Pyth. 2, 56.
5 kora nach Hes. wie zu schr.
6 Etym. M. 649, 57.
7 18, 23. vgl. Pind. Frgm. Hyporch.
8. Bh. Kallim. Bad der Pall. 33.
8 Bei Porphyr. Pyth. 8.
61. p. 263. Göller. vgl. Jambl. Pyth. 30.
9 Schol. Eurip.
Alk. 989. Diese Zeit war es auch, in der sie geraubt wurden;
wie die oben angeführten Umstände abnehmen lassen.
10 He-
sych s. v.
11 Ephor. bei Str. 483.
12 Hesych a. O.
Ephoros a. O. und Nikol. Dam. reden freilich blos von einer pai-
don agele, aber nehmen pais im ausgedehntesten Sinne.

zur Seite ſtanden die aus den juͤngern Maͤnnern er-
waͤhlten Maſtigophoren 1, die Buagoi oder Aufſeher
der Buaͤ 2, außerdem gab es beſondre Sophroniſten
der Epheben 3. Faſt auf dieſelbe Weiſe waren auch
die Maͤdchen und Jungfrauen (κῶϱαι 4, πῶπαι 5,
πάλλακες 6.) zu ſolchen Genoſſenſchaften verbunden;
bei Theokrit, im Brautgeſange der Helena, theilen vier-
mal ſechzig Jungfrauen von gleichem Alter die taͤgli-
chen Leibesuͤbungen und Spiele 7; und in der Dori-
ſchen Zeit von Kroton fuͤhrte, nach Timaͤos 8, Pytha-
goras Tochter als Jungfrau die Jungfrauen, als Frau
die Frauen an.

3.

In Kreta hießen die Knaben, ſo lange ſie
im Hauſe des Vaters blieben, im Dunkel lebende,
σκότιοι 9, und weil ſie keiner Agele angehoͤrten, ἀπά-
γελοι 10. Sie gingen dieſe Zeit uͤber in die Syſſitien
ihrer Vaͤter, wo ſie am Boden zuſammenſaßen; nach
den Syſſitien hielten ſie ſich, unter eignen Paͤdonomen,
in Genoſſenſchaften zuſammen 11. In die Agelen tra-
ten ſie erſt, wie berichtet wird, mit dem ſiebzehnten
Jahre 12, ſo daß alſo hier die Erziehung der Familie

1 Xen. a. O.
2 Heſych., wo der βουάγοϱ irrig ſelbſt
παῖς genannt wird, ſ. oben S. 128.
3 Etym. M. 742, 39.
Die uͤber die Knaben geſetzten heißen ſonſt nach Heſ. im Allgem.
ἄμπαιδες.
4 Maittaire p. 156. κόϱα bei den Pythagoreern,
Jambl. Pyth. 2, 56.
5 κόϱα nach Heſ. wie zu ſchr.
6 Etym. M. 649, 57.
7 18, 23. vgl. Pind. Frgm. Hyporch.
8. Bh. Kallim. Bad der Pall. 33.
8 Bei Porphyr. Pyth. 8.
61. p. 263. Goͤller. vgl. Jambl. Pyth. 30.
9 Schol. Eurip.
Alk. 989. Dieſe Zeit war es auch, in der ſie geraubt wurden;
wie die oben angefuͤhrten Umſtaͤnde abnehmen laſſen.
10 He-
ſych s. v.
11 Ephor. bei Str. 483.
12 Heſych a. O.
Ephoros a. O. und Nikol. Dam. reden freilich blos von einer παί-
δων ἀγέλη, aber nehmen παῖς im ausgedehnteſten Sinne.
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[303/0309] zur Seite ſtanden die aus den juͤngern Maͤnnern er- waͤhlten Maſtigophoren 1, die Buagoi oder Aufſeher der Buaͤ 2, außerdem gab es beſondre Sophroniſten der Epheben 3. Faſt auf dieſelbe Weiſe waren auch die Maͤdchen und Jungfrauen (κῶϱαι 4, πῶπαι 5, πάλλακες 6.) zu ſolchen Genoſſenſchaften verbunden; bei Theokrit, im Brautgeſange der Helena, theilen vier- mal ſechzig Jungfrauen von gleichem Alter die taͤgli- chen Leibesuͤbungen und Spiele 7; und in der Dori- ſchen Zeit von Kroton fuͤhrte, nach Timaͤos 8, Pytha- goras Tochter als Jungfrau die Jungfrauen, als Frau die Frauen an. 3. In Kreta hießen die Knaben, ſo lange ſie im Hauſe des Vaters blieben, im Dunkel lebende, σκότιοι 9, und weil ſie keiner Agele angehoͤrten, ἀπά- γελοι 10. Sie gingen dieſe Zeit uͤber in die Syſſitien ihrer Vaͤter, wo ſie am Boden zuſammenſaßen; nach den Syſſitien hielten ſie ſich, unter eignen Paͤdonomen, in Genoſſenſchaften zuſammen 11. In die Agelen tra- ten ſie erſt, wie berichtet wird, mit dem ſiebzehnten Jahre 12, ſo daß alſo hier die Erziehung der Familie 1 Xen. a. O. 2 Heſych., wo der βουάγοϱ irrig ſelbſt παῖς genannt wird, ſ. oben S. 128. 3 Etym. M. 742, 39. Die uͤber die Knaben geſetzten heißen ſonſt nach Heſ. im Allgem. ἄμπαιδες. 4 Maittaire p. 156. κόϱα bei den Pythagoreern, Jambl. Pyth. 2, 56. 5 κόϱα nach Heſ. wie zu ſchr. 6 Etym. M. 649, 57. 7 18, 23. vgl. Pind. Frgm. Hyporch. 8. Bh. Kallim. Bad der Pall. 33. 8 Bei Porphyr. Pyth. 8. 61. p. 263. Goͤller. vgl. Jambl. Pyth. 30. 9 Schol. Eurip. Alk. 989. Dieſe Zeit war es auch, in der ſie geraubt wurden; wie die oben angefuͤhrten Umſtaͤnde abnehmen laſſen. 10 He- ſych s. v. 11 Ephor. bei Str. 483. 12 Heſych a. O. Ephoros a. O. und Nikol. Dam. reden freilich blos von einer παί- δων ἀγέλη, aber nehmen παῖς im ausgedehnteſten Sinne.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/309>, abgerufen am 26.04.2024.