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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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in Schlachten gefallener Fürsten in einem Bilde auf
einem Ehrenbette 1: Gebräuche, die sehr nahe an
heroischen Cultus (timas eroikast) anstreifen. Auch
trat priesterliche Würde zur Sanktion des königli-
chen Ansehens hinzu; sie hatten das Priesterthum des
Zeus Uranios und Zeus Lakedämon, und brachten alle
Neumonde und Siebenten dem Apollon (Neomenios und
Ebdomagetes) Staatsopfer 2; auch erhielten sie von
allem Geopferten die Häute als einen Theil ihres Ein-
kommens. Daraus, daß sie im Kriege außer diesen
auch noch die Rückenstücke von jedem Opferthiere be-
kamen, und so viel opfern durften als sie mochten 3,
folgt, daß sie dem gesammten Cultus des Heers vor-
standen: Kriegspriester und Kriegsfürsten zugleich, wie
der Agamemnon Homers 4. Am unmittelbarsten aber
förderte ihre Macht, daß sie den beständigen Verkehr

wie 7, 220. u. aa.) khoris Spartieteon (noch außer den Sp.)
arithmo ton perioikon (eine bestimmte Anzahl von Per.: der Da-
tiv von dei abhängend; anders Werfer in Act. Monac. II. p. 241.)
anagkastous es to kedos ienai. touteon on kai ton eiloteon
(vgl. oben S. 36, 1.) kai auteon Spartieteon (mit Recht von
Schweigh. wieder aufgenommen) k. t. l. vgl. 7, 220. das Orakel:
penthesei basile phthimenon Lakedaimonos. Das miainesthai
war um desto auffallender, da es bei Privattrauer ganz unter-
sagt war, Plut. Inst. Lac. p. 252 H. -- Auf ehemalige Allge-
meinheit dieser Trauer für Heraklidische Fürsten weist hin, was Bd.
2. S. 88. unten angegeben ist.
1 Die eidola wurden vermuthlich aufbewahrt, denn blos
den Leichnam zu vertreten, konnte nicht ihr Zweck sein, da dieser
fast immer auch aus großer Ferne, wie bei Agefilaos, heimgebracht
wurde.
2 vgl. über Staatsopfer das K. Xen. Hell. 3, 3, 4.
3 Herod. 6, 56.
4 Opfer an Zeus Agetor beim Auszuge
(Xen. Staat 13, 2. vgl. unten K. 12.); dann an der Gränze dia-
bateria für Zeus und Athena (ebd. vgl. Polyän 1, 10.); auch sonst
diabateria, Plut. Ages. 6., wo die Parallele mit Agamemnon be-
sonders auffallend.
7 *

in Schlachten gefallener Fuͤrſten in einem Bilde auf
einem Ehrenbette 1: Gebraͤuche, die ſehr nahe an
heroiſchen Cultus (τιμὰς ἡρωϊκὰϛ) anſtreifen. Auch
trat prieſterliche Wuͤrde zur Sanktion des koͤnigli-
chen Anſehens hinzu; ſie hatten das Prieſterthum des
Zeus Uranios und Zeus Lakedaͤmon, und brachten alle
Neumonde und Siebenten dem Apollon (Νεομήνιος und
Ἑβδομαγέτης) Staatsopfer 2; auch erhielten ſie von
allem Geopferten die Haͤute als einen Theil ihres Ein-
kommens. Daraus, daß ſie im Kriege außer dieſen
auch noch die Ruͤckenſtuͤcke von jedem Opferthiere be-
kamen, und ſo viel opfern durften als ſie mochten 3,
folgt, daß ſie dem geſammten Cultus des Heers vor-
ſtanden: Kriegsprieſter und Kriegsfuͤrſten zugleich, wie
der Agamemnon Homers 4. Am unmittelbarſten aber
foͤrderte ihre Macht, daß ſie den beſtaͤndigen Verkehr

wie 7, 220. u. aa.) χωϱὶς Σπαϱτιητέων (noch außer den Sp.)
ἀϱιθμῷ τῶν πεϱιοίκων (eine beſtimmte Anzahl von Per.: der Da-
tiv von δεῖ abhaͤngend; anders Werfer in Act. Monac. II. p. 241.)
ἀναγκαστοὺς ἐς τὸ κῆδος ἰἐναι. τουτἐων ὠν καί τῶν εἱλωτἐων
(vgl. oben S. 36, 1.) καὶ αὐτέων Σπαϱτιητέων (mit Recht von
Schweigh. wieder aufgenommen) κ. τ. λ. vgl. 7, 220. das Orakel:
πενθήσει βασιλῆ φϑίμενον Λακεδαίμονος. Das μιαίνεσϑαι
war um deſto auffallender, da es bei Privattrauer ganz unter-
ſagt war, Plut. Inst. Lac. p. 252 H. — Auf ehemalige Allge-
meinheit dieſer Trauer fuͤr Heraklidiſche Fuͤrſten weist hin, was Bd.
2. S. 88. unten angegeben iſt.
1 Die εἴδωλα wurden vermuthlich aufbewahrt, denn blos
den Leichnam zu vertreten, konnte nicht ihr Zweck ſein, da dieſer
faſt immer auch aus großer Ferne, wie bei Agefilaos, heimgebracht
wurde.
2 vgl. uͤber Staatsopfer das K. Xen. Hell. 3, 3, 4.
3 Herod. 6, 56.
4 Opfer an Zeus Agetor beim Auszuge
(Xen. Staat 13, 2. vgl. unten K. 12.); dann an der Graͤnze δια-
βατήϱια fuͤr Zeus und Athena (ebd. vgl. Polyaͤn 1, 10.); auch ſonſt
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ſonders auffallend.
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[99/0105] in Schlachten gefallener Fuͤrſten in einem Bilde auf einem Ehrenbette 1: Gebraͤuche, die ſehr nahe an heroiſchen Cultus (τιμὰς ἡρωϊκὰϛ) anſtreifen. Auch trat prieſterliche Wuͤrde zur Sanktion des koͤnigli- chen Anſehens hinzu; ſie hatten das Prieſterthum des Zeus Uranios und Zeus Lakedaͤmon, und brachten alle Neumonde und Siebenten dem Apollon (Νεομήνιος und Ἑβδομαγέτης) Staatsopfer 2; auch erhielten ſie von allem Geopferten die Haͤute als einen Theil ihres Ein- kommens. Daraus, daß ſie im Kriege außer dieſen auch noch die Ruͤckenſtuͤcke von jedem Opferthiere be- kamen, und ſo viel opfern durften als ſie mochten 3, folgt, daß ſie dem geſammten Cultus des Heers vor- ſtanden: Kriegsprieſter und Kriegsfuͤrſten zugleich, wie der Agamemnon Homers 4. Am unmittelbarſten aber foͤrderte ihre Macht, daß ſie den beſtaͤndigen Verkehr 5 1 Die εἴδωλα wurden vermuthlich aufbewahrt, denn blos den Leichnam zu vertreten, konnte nicht ihr Zweck ſein, da dieſer faſt immer auch aus großer Ferne, wie bei Agefilaos, heimgebracht wurde. 2 vgl. uͤber Staatsopfer das K. Xen. Hell. 3, 3, 4. 3 Herod. 6, 56. 4 Opfer an Zeus Agetor beim Auszuge (Xen. Staat 13, 2. vgl. unten K. 12.); dann an der Graͤnze δια- βατήϱια fuͤr Zeus und Athena (ebd. vgl. Polyaͤn 1, 10.); auch ſonſt διαβατήϱια, Plut. Ageſ. 6., wo die Parallele mit Agamemnon be- ſonders auffallend. 5 wie 7, 220. u. aa.) χωϱὶς Σπαϱτιητέων (noch außer den Sp.) ἀϱιθμῷ τῶν πεϱιοίκων (eine beſtimmte Anzahl von Per.: der Da- tiv von δεῖ abhaͤngend; anders Werfer in Act. Monac. II. p. 241.) ἀναγκαστοὺς ἐς τὸ κῆδος ἰἐναι. τουτἐων ὠν καί τῶν εἱλωτἐων (vgl. oben S. 36, 1.) καὶ αὐτέων Σπαϱτιητέων (mit Recht von Schweigh. wieder aufgenommen) κ. τ. λ. vgl. 7, 220. das Orakel: πενθήσει βασιλῆ φϑίμενον Λακεδαίμονος. Das μιαίνεσϑαι war um deſto auffallender, da es bei Privattrauer ganz unter- ſagt war, Plut. Inst. Lac. p. 252 H. — Auf ehemalige Allge- meinheit dieſer Trauer fuͤr Heraklidiſche Fuͤrſten weist hin, was Bd. 2. S. 88. unten angegeben iſt. 7 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/105>, abgerufen am 26.04.2024.