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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematische Behandlung der antiken
Kunst.

Propädeutischer Abschnitt.
Geographie der alten Kunstdenkmäler
1. Allgemeines.

1251. Wie die Geschichte der alten Kunst im Allgemei-
nen die Zeit der Entstehung der alten Kunstwerke lehrt:
so bedarf es auch einer Kunde des Orts, an welchem
sie theils ursprünglich standen, theils neu aufgefunden wor-
2den sind, theils sich jetzo befinden. Für die Architektur
fällt, wenn die Denkmäler, überhaupt noch vorhanden sind,
alles dies zusammen; für die bildende Kunst und Mahle-
rei dagegen sondern sich darnach: 1. die Kunsttopographie
des Alterthums (die Exegesis oder Periegesis der
Kunst, §. 35, 3), 2. die Lehre von den Fundorten,
3und 3. die Museographie. Obgleich nun dieser ganze geo-
graphische Abschnitt für sich eines wissenschaftlichen Zu-
sammenhanges entbehrt, der erst durch Rücksicht auf die
allgemeine politische und Bildungsgeschichte gewonnen wer-
den kann: so ist doch die Museographie dem Lernenden
als ein Wegweiser, die Topographie der Kunst und die
Lehre von den Fundorten dem Forscher als ein Haupt-
mittel der Kritik und Hermeneutik (§. 39.) von der größ-
4ten Wichtigkeit. -- Die erste, wie die dritte Disciplin
wird durch die zahlreichen Versetzungen verwickelter, welche

Syſtematiſche Behandlung der antiken
Kunſt.

Propaͤdeutiſcher Abſchnitt.
Geographie der alten Kunſtdenkmaͤler
1. Allgemeines.

1251. Wie die Geſchichte der alten Kunſt im Allgemei-
nen die Zeit der Entſtehung der alten Kunſtwerke lehrt:
ſo bedarf es auch einer Kunde des Orts, an welchem
ſie theils urſpruͤnglich ſtanden, theils neu aufgefunden wor-
2den ſind, theils ſich jetzo befinden. Fuͤr die Architektur
faͤllt, wenn die Denkmaͤler, uͤberhaupt noch vorhanden ſind,
alles dies zuſammen; fuͤr die bildende Kunſt und Mahle-
rei dagegen ſondern ſich darnach: 1. die Kunſttopographie
des Alterthums (die Ἐξήγησις oder Περιήγησις der
Kunſt, §. 35, 3), 2. die Lehre von den Fundorten,
3und 3. die Muſeographie. Obgleich nun dieſer ganze geo-
graphiſche Abſchnitt fuͤr ſich eines wiſſenſchaftlichen Zu-
ſammenhanges entbehrt, der erſt durch Ruͤckſicht auf die
allgemeine politiſche und Bildungsgeſchichte gewonnen wer-
den kann: ſo iſt doch die Muſeographie dem Lernenden
als ein Wegweiſer, die Topographie der Kunſt und die
Lehre von den Fundorten dem Forſcher als ein Haupt-
mittel der Kritik und Hermeneutik (§. 39.) von der groͤß-
4ten Wichtigkeit. — Die erſte, wie die dritte Diſciplin
wird durch die zahlreichen Verſetzungen verwickelter, welche

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[[280]/0302] Syſtematiſche Behandlung der antiken Kunſt. Propaͤdeutiſcher Abſchnitt. Geographie der alten Kunſtdenkmaͤler 1. Allgemeines. 251. Wie die Geſchichte der alten Kunſt im Allgemei- nen die Zeit der Entſtehung der alten Kunſtwerke lehrt: ſo bedarf es auch einer Kunde des Orts, an welchem ſie theils urſpruͤnglich ſtanden, theils neu aufgefunden wor- den ſind, theils ſich jetzo befinden. Fuͤr die Architektur faͤllt, wenn die Denkmaͤler, uͤberhaupt noch vorhanden ſind, alles dies zuſammen; fuͤr die bildende Kunſt und Mahle- rei dagegen ſondern ſich darnach: 1. die Kunſttopographie des Alterthums (die Ἐξήγησις oder Περιήγησις der Kunſt, §. 35, 3), 2. die Lehre von den Fundorten, und 3. die Muſeographie. Obgleich nun dieſer ganze geo- graphiſche Abſchnitt fuͤr ſich eines wiſſenſchaftlichen Zu- ſammenhanges entbehrt, der erſt durch Ruͤckſicht auf die allgemeine politiſche und Bildungsgeſchichte gewonnen wer- den kann: ſo iſt doch die Muſeographie dem Lernenden als ein Wegweiſer, die Topographie der Kunſt und die Lehre von den Fundorten dem Forſcher als ein Haupt- mittel der Kritik und Hermeneutik (§. 39.) von der groͤß- ten Wichtigkeit. — Die erſte, wie die dritte Diſciplin wird durch die zahlreichen Verſetzungen verwickelter, welche 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. [280]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/302>, abgerufen am 26.04.2024.