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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Griechen. Erste Periode.
ten), so wie der Stirnziegel durch bildliche Zierathen,
später auch die zierliche Form der Felderdecken (phatno-
mata, lacunaria), aus. Byzes von Naxos erfindet2
um Ol. 50. den kunstreichen Schnitt der Marmorziegel.

1. Pindar O. 13, 21. nebst Böckh's Expl. p. 213. über den
Adler im aetoma. (Vgl. auch die Münze von Perge Mionnet
Descr. iii. p. 463). Dibutades nach Plin. xxxv, 12, 43.
der Plastes, qui primus personas tegularum extremis im-
bricibus imposuit,
vgl. Hirt's Gesch. der Baukunst 1. S. 227.
Der Spartiat fragt den Korinther: Wachsen bei euch die Hölzer
viereckig. Plut. Lyk. 13.

2. Von Byzes Paus. v, 10. Vgl. Liv. xlii, 3.

Wichtige Monumente der Dorischen Gattung aus dieser
Zeit waren das Heräon von Olympia (Hirt 1. S. 228.) an-
geblich acht Jahre vor Oxylos gebaut (Paus. v, 16. vgl. Photios
Lex. p. 194), und das Epoche machende Heräon von Samos,
von Rhökos und Theodoros, um Ol. 35. 45., angelegt. S. un-
ten §. 80. Anm. i, 3.

Ruinen. Der kleine Tempel auf Berg Ocha, aus großen
Blöcken mit pyramidalischem Thor, noch ohne Säulen, Hawkins
in Walpole's Travels. Die Tempelruinen zu Korinth, die
Säulen 7 2/3 modulos hoch. Le Roy Monum. de la Grece
P. i, p. 42 pl.
25. Stuart Antiq. of Athens V. iii. ch. 6.
pl.
2. Der kleine Dorische Tempel der Nemesis zu Rhamnus
wird hier besonders der Mauern aus polygonen Blöcken wegen er-
wähnt. Unedited Antiq. of Attica chap. 7.

54. Neben diese Dorische Bauart tritt, nicht durch1
vermittelnde Uebergänge, sondern als etwas wesentlich
verschiedenes, die Jonische. Die Säulen haben gleich
von Anfang an viel schlankere und sich wenig verjüngende
Schäfte, welche durch Basen emporgehoben werden, und
Capitäle, deren geschmückte Form nicht aus dem Noth-2
wendigen abgeleitet werden kann; das Gebälk behält vom3
Dorischen nur die allgemeinen Abtheilungen, aber giebt
die näheren Beziehungen auf den Holzbau auf; es ist den
schlankern und weiter gestellten Stützen gemäß viel leichter,
und bietet weniger einfache Massen dar als das Dorische.

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Griechen. Erſte Periode.
ten), ſo wie der Stirnziegel durch bildliche Zierathen,
ſpaͤter auch die zierliche Form der Felderdecken (φατνώ-
ματα, lacunaria), aus. Byzes von Naxos erfindet2
um Ol. 50. den kunſtreichen Schnitt der Marmorziegel.

1. Pindar O. 13, 21. nebſt Böckh’s Expl. p. 213. über den
Adler im ἀέτωμα. (Vgl. auch die Münze von Perge Mionnet
Descr. iii. p. 463). Dibutades nach Plin. xxxv, 12, 43.
der Plaſtes, qui primus personas tegularum extremis im-
bricibus imposuit,
vgl. Hirt’s Geſch. der Baukunſt 1. S. 227.
Der Spartiat fragt den Korinther: Wachſen bei euch die Hölzer
viereckig. Plut. Lyk. 13.

2. Von Byzes Pauſ. v, 10. Vgl. Liv. xlii, 3.

Wichtige Monumente der Doriſchen Gattung aus dieſer
Zeit waren das Heräon von Olympia (Hirt 1. S. 228.) an-
geblich acht Jahre vor Oxylos gebaut (Pauſ. v, 16. vgl. Photios
Lex. p. 194), und das Epoche machende Heräon von Samos,
von Rhökos und Theodoros, um Ol. 35. 45., angelegt. S. un-
ten §. 80. Anm. i, 3.

Ruinen. Der kleine Tempel auf Berg Ocha, aus großen
Blöcken mit pyramidaliſchem Thor, noch ohne Säulen, Hawkins
in Walpole’s Travels. Die Tempelruinen zu Korinth, die
Säulen 7⅔ modulos hoch. Le Roy Monum. de la Grèce
P. i, p. 42 pl.
25. Stuart Antiq. of Athens V. iii. ch. 6.
pl.
2. Der kleine Doriſche Tempel der Nemeſis zu Rhamnus
wird hier beſonders der Mauern aus polygonen Blöcken wegen er-
wähnt. Unedited Antiq. of Attica chap. 7.

54. Neben dieſe Doriſche Bauart tritt, nicht durch1
vermittelnde Uebergaͤnge, ſondern als etwas weſentlich
verſchiedenes, die Joniſche. Die Saͤulen haben gleich
von Anfang an viel ſchlankere und ſich wenig verjuͤngende
Schaͤfte, welche durch Baſen emporgehoben werden, und
Capitaͤle, deren geſchmuͤckte Form nicht aus dem Noth-2
wendigen abgeleitet werden kann; das Gebaͤlk behaͤlt vom3
Doriſchen nur die allgemeinen Abtheilungen, aber giebt
die naͤheren Beziehungen auf den Holzbau auf; es iſt den
ſchlankern und weiter geſtellten Stuͤtzen gemaͤß viel leichter,
und bietet weniger einfache Maſſen dar als das Doriſche.

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[33/0055] Griechen. Erſte Periode. ten), ſo wie der Stirnziegel durch bildliche Zierathen, ſpaͤter auch die zierliche Form der Felderdecken (φατνώ- ματα, lacunaria), aus. Byzes von Naxos erfindet um Ol. 50. den kunſtreichen Schnitt der Marmorziegel. 2 1. Pindar O. 13, 21. nebſt Böckh’s Expl. p. 213. über den Adler im ἀέτωμα. (Vgl. auch die Münze von Perge Mionnet Descr. iii. p. 463). Dibutades nach Plin. xxxv, 12, 43. der Plaſtes, qui primus personas tegularum extremis im- bricibus imposuit, vgl. Hirt’s Geſch. der Baukunſt 1. S. 227. Der Spartiat fragt den Korinther: Wachſen bei euch die Hölzer viereckig. Plut. Lyk. 13. 2. Von Byzes Pauſ. v, 10. Vgl. Liv. xlii, 3. Wichtige Monumente der Doriſchen Gattung aus dieſer Zeit waren das Heräon von Olympia (Hirt 1. S. 228.) an- geblich acht Jahre vor Oxylos gebaut (Pauſ. v, 16. vgl. Photios Lex. p. 194), und das Epoche machende Heräon von Samos, von Rhökos und Theodoros, um Ol. 35. 45., angelegt. S. un- ten §. 80. Anm. i, 3. Ruinen. Der kleine Tempel auf Berg Ocha, aus großen Blöcken mit pyramidaliſchem Thor, noch ohne Säulen, Hawkins in Walpole’s Travels. Die Tempelruinen zu Korinth, die Säulen 7⅔ modulos hoch. Le Roy Monum. de la Grèce P. i, p. 42 pl. 25. Stuart Antiq. of Athens V. iii. ch. 6. pl. 2. Der kleine Doriſche Tempel der Nemeſis zu Rhamnus wird hier beſonders der Mauern aus polygonen Blöcken wegen er- wähnt. Unedited Antiq. of Attica chap. 7. 54. Neben dieſe Doriſche Bauart tritt, nicht durch vermittelnde Uebergaͤnge, ſondern als etwas weſentlich verſchiedenes, die Joniſche. Die Saͤulen haben gleich von Anfang an viel ſchlankere und ſich wenig verjuͤngende Schaͤfte, welche durch Baſen emporgehoben werden, und Capitaͤle, deren geſchmuͤckte Form nicht aus dem Noth- wendigen abgeleitet werden kann; das Gebaͤlk behaͤlt vom Doriſchen nur die allgemeinen Abtheilungen, aber giebt die naͤheren Beziehungen auf den Holzbau auf; es iſt den ſchlankern und weiter geſtellten Stuͤtzen gemaͤß viel leichter, und bietet weniger einfache Maſſen dar als das Doriſche. 1 2 3 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/55>, abgerufen am 26.04.2024.