Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXII. Brief.
Fräulein Juliane an Fräulein Amalien.

Haben Sie Mitleiden mit mir, liebste Amalia; ich stehe im Begriff, eine sehr unglückliche Person zu werden. Sie wissen es unfehlbar. Was soll ich daraus machen, daß Sie mir keinen Wink davon gegeben haben? Sie müssen es wissen, daß ihr Oncle für sich selbst, bei meinem Vater, um mich geworben hat. Sind Sie so grausam, daß Sie nebst Ihren Freunden in Schönthal sich wider mich verschworen haben? Ist es um deswillen geschehen, daß Sie mir nicht eine Silbe von dem Vorhaben ihres Vetters entdeckt haben, damit man mich desto geschwinder überraschen, und das, was man will, aus mir machen könnte?

Ich will Ihnen noch nichts Schuld geben; vielleicht hat Ihr Oncle Ihnen selbst noch

XXXII. Brief.
Fräulein Juliane an Fräulein Amalien.

Haben Sie Mitleiden mit mir, liebste Amalia; ich stehe im Begriff, eine sehr unglückliche Person zu werden. Sie wissen es unfehlbar. Was soll ich daraus machen, daß Sie mir keinen Wink davon gegeben haben? Sie müssen es wissen, daß ihr Oncle für sich selbst, bei meinem Vater, um mich geworben hat. Sind Sie so grausam, daß Sie nebst Ihren Freunden in Schönthal sich wider mich verschworen haben? Ist es um deswillen geschehen, daß Sie mir nicht eine Silbe von dem Vorhaben ihres Vetters entdeckt haben, damit man mich desto geschwinder überraschen, und das, was man will, aus mir machen könnte?

Ich will Ihnen noch nichts Schuld geben; vielleicht hat Ihr Oncle Ihnen selbst noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0229" n="214"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">XXXII. Brief.</hi><lb/>
        </head>
        <head> <hi rendition="#fr">Fräulein Juliane an Fräulein Amalien.</hi><lb/>
        </head>
        <opener>
          <dateline>Wilmershausen den 14 Septembr.</dateline>
        </opener>
        <p>Haben Sie Mitleiden mit mir, liebste Amalia; ich stehe im Begriff, eine sehr unglückliche Person zu werden. Sie wissen es unfehlbar. Was soll ich daraus machen, daß Sie mir keinen Wink davon gegeben haben? Sie müssen es wissen, daß ihr Oncle für sich selbst, bei meinem Vater, um mich geworben hat. Sind Sie so grausam, daß Sie nebst Ihren Freunden in Schönthal sich wider mich verschworen haben? Ist es um deswillen geschehen, daß Sie mir nicht eine Silbe von dem Vorhaben ihres Vetters entdeckt haben, damit man mich desto geschwinder überraschen, und das, was man will, aus mir machen könnte?</p>
        <p>Ich will Ihnen noch nichts Schuld geben; vielleicht hat Ihr Oncle Ihnen selbst noch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0229] XXXII. Brief. Fräulein Juliane an Fräulein Amalien. Wilmershausen den 14 Septembr. Haben Sie Mitleiden mit mir, liebste Amalia; ich stehe im Begriff, eine sehr unglückliche Person zu werden. Sie wissen es unfehlbar. Was soll ich daraus machen, daß Sie mir keinen Wink davon gegeben haben? Sie müssen es wissen, daß ihr Oncle für sich selbst, bei meinem Vater, um mich geworben hat. Sind Sie so grausam, daß Sie nebst Ihren Freunden in Schönthal sich wider mich verschworen haben? Ist es um deswillen geschehen, daß Sie mir nicht eine Silbe von dem Vorhaben ihres Vetters entdeckt haben, damit man mich desto geschwinder überraschen, und das, was man will, aus mir machen könnte? Ich will Ihnen noch nichts Schuld geben; vielleicht hat Ihr Oncle Ihnen selbst noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/229
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/229>, abgerufen am 26.04.2024.