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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
cket/ daß es vor Gott zur Rache solle behalten werden und
ohn unterlaß um Rache anhalten und schreyen/ wie das 4.
Cap. deß 1. B. M. zeiget.

Laodicaea ist auch eine Stadt in Syrien/ ist aber nicht
groß berühmt. Denn sie nicht ist das Laodicaea in Phrygia, da
S. Paulus seine erste Epistel und Brief an Timotheum geschrie-
ben hat. Sie ist gar abgelegen in Syrien zu eusserst hinterm Li-
banon und in die 60. Teutsche Meil wegs von Jerusalem/
deßwegen ich mich nicht lange drüber auffhalten will.

Damit ich demnach wieder auf den ordentlichen Curs
meiner Reise komme/ so ritten wir von Tyro ab vollends hin-
aus zu den Brunnen der Lebendigen/ weiche eine gute Stunde
oder Meil Wegs von der Stadt abgelegen sind.

Diese Brunnen soll/ wie vorgegeben wird/ König Salo-
mo haben bauen lassen und hat derselbe sie genennet Fontes a-
quarum viventium,
Brunnen lebendiges Wasser/ ohne Zwei-
fel darum/ weil sie sters gequollen und ihren beständigen Zu-
gang vom Libanon gehabt. Wir kamen aber zu denselben
Brunnen/ da es schon Nacht und finster war/ weßhalben wir/
uns recht dabey umzusehen/ es biß an den folgenden Morgen
versparen musten.

Es verhält sich aber mit solchen Brunnen also: Es sind
derselben viere/ einer aber ist doch der gröste/ viereckicht und
viertzig Schuh lang und breit und sind sehr tieff/ aus gemauert
und um und um mit einem gemauerten Schurtz und haben gar
ein schön klar und reines wolschmeckendes Wasser/ dahero
auch dasselbe/ wie noch die gemauerten Canale ausweisen/ in
die Stadt Tyro geführet worden und mögen ohngefähr eines
guten Bogen Schusses vom Meere abgelegen seyn.

Daß diese Brunnen aber gewiß vom Könige Salomo
mögen erbauet worden seyn/ er scheinet daraus erweißlich/ daß

er

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
cket/ daß es vor Gott zur Rache ſolle behalten werden und
ohn unterlaß um Rache anhalten und ſchreyen/ wie das 4.
Cap. deß 1. B. M. zeiget.

Laodicæa iſt auch eine Stadt in Syrien/ iſt aber nicht
groß beruͤhmt. Denn ſie nicht iſt das Laodicæa in Phrygia, da
S. Paulus ſeine erſte Epiſtel uñ Brief an Timotheum geſchrie-
ben hat. Sie iſt gar abgelegen in Syrien zu euſſerſt hinterm Li-
banon und in die 60. Teutſche Meil wegs von Jeruſalem/
deßwegen ich mich nicht lange druͤber auffhalten will.

Damit ich demnach wieder auf den ordentlichen Curs
meiner Reiſe komme/ ſo ritten wir von Tyro ab vollends hin-
aus zu den Brunnen der Lebendigen/ weiche eine gute Stunde
oder Meil Wegs von der Stadt abgelegen ſind.

Dieſe Brunnen ſoll/ wie vorgegeben wird/ Koͤnig Salo-
mo haben bauen laſſen und hat derſelbe ſie genennet Fontes a-
quarum viventium,
Brunnen lebendiges Waſſer/ ohne Zwei-
fel darum/ weil ſie ſters gequollen und ihren beſtaͤndigen Zu-
gang vom Libanon gehabt. Wir kamen aber zu denſelben
Brunnen/ da es ſchon Nacht und finſter war/ weßhalben wir/
uns recht dabey umzuſehen/ es biß an den folgenden Morgen
verſparen muſten.

Es verhaͤlt ſich aber mit ſolchen Brunnen alſo: Es ſind
derſelben viere/ einer aber iſt doch der groͤſte/ viereckicht und
viertzig Schuh lang und breit und ſind ſehr tieff/ aus gemauert
und um und um mit einem gemauerten Schurtz und haben gaꝛ
ein ſchoͤn klar und reines wolſchmeckendes Waſſer/ dahero
auch daſſelbe/ wie noch die gemauerten Canale ausweiſen/ in
die Stadt Tyro gefuͤhret worden und moͤgen ohngefaͤhr eines
guten Bogen Schuſſes vom Meere abgelegen ſeyn.

Daß dieſe Brunnen aber gewiß vom Koͤnige Salomo
moͤgen erbauet worden ſeyn/ er ſcheinet daraus eꝛweißlich/ daß

er
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[268/0274] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. cket/ daß es vor Gott zur Rache ſolle behalten werden und ohn unterlaß um Rache anhalten und ſchreyen/ wie das 4. Cap. deß 1. B. M. zeiget. Laodicæa iſt auch eine Stadt in Syrien/ iſt aber nicht groß beruͤhmt. Denn ſie nicht iſt das Laodicæa in Phrygia, da S. Paulus ſeine erſte Epiſtel uñ Brief an Timotheum geſchrie- ben hat. Sie iſt gar abgelegen in Syrien zu euſſerſt hinterm Li- banon und in die 60. Teutſche Meil wegs von Jeruſalem/ deßwegen ich mich nicht lange druͤber auffhalten will. Damit ich demnach wieder auf den ordentlichen Curs meiner Reiſe komme/ ſo ritten wir von Tyro ab vollends hin- aus zu den Brunnen der Lebendigen/ weiche eine gute Stunde oder Meil Wegs von der Stadt abgelegen ſind. Dieſe Brunnen ſoll/ wie vorgegeben wird/ Koͤnig Salo- mo haben bauen laſſen und hat derſelbe ſie genennet Fontes a- quarum viventium, Brunnen lebendiges Waſſer/ ohne Zwei- fel darum/ weil ſie ſters gequollen und ihren beſtaͤndigen Zu- gang vom Libanon gehabt. Wir kamen aber zu denſelben Brunnen/ da es ſchon Nacht und finſter war/ weßhalben wir/ uns recht dabey umzuſehen/ es biß an den folgenden Morgen verſparen muſten. Es verhaͤlt ſich aber mit ſolchen Brunnen alſo: Es ſind derſelben viere/ einer aber iſt doch der groͤſte/ viereckicht und viertzig Schuh lang und breit und ſind ſehr tieff/ aus gemauert und um und um mit einem gemauerten Schurtz und haben gaꝛ ein ſchoͤn klar und reines wolſchmeckendes Waſſer/ dahero auch daſſelbe/ wie noch die gemauerten Canale ausweiſen/ in die Stadt Tyro gefuͤhret worden und moͤgen ohngefaͤhr eines guten Bogen Schuſſes vom Meere abgelegen ſeyn. Daß dieſe Brunnen aber gewiß vom Koͤnige Salomo moͤgen erbauet worden ſeyn/ er ſcheinet daraus eꝛweißlich/ daß er

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/274>, abgerufen am 26.04.2024.