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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
lem und mehr ins Meer erbauet/ als aufs feste Land/ wiewol
sie heute zu Tage meistentheils zerstört ist und voll alter zerbro-
chener Mauren und dermassen mit tieffem Sand in allen Gas-
sen angefüllet/ daß man darinnen/ wie im Schnee gehet und
waten muß. Da liegen hier und da grosse Schutthauffen von
Steinen und Erde von denen alten zerfallenen und wüsten
Häusern/ daß man kaum davor fort kommen kan und ist also
nichts sonderliches mehr daselbst übrig zu sehen von ihrer vori-
gen Herrligkeit/ ausbenommen/ daß es einen schönen Port al-
da hat vor die Galleen/ welcher mit grossen Steinen ausgesetzt
und unterschieden ist.

Es hat auch ein Schloß da/ flugs der Johannis Kirche
gegen über und ist nicht groß und gar schlecht und ohne beson-
der Ansehen erbauet. Gedachte Johannis-Kirche aber ist schön
und von lauter grossen Mauer-Steinen gebauet und vordes-
sen ohn allen Zweiffel ein künstlich und prächtig Werck gewe-
sen/ wie annoch dran zu sehen ist.

Jn der Stadt sonderlich wo wir hinein kamen/ stunden
sehr viel Feigen-Bäume im tieffen Sande/ welches mich wun-
der nam/ daß sie gedeyen konten/ denn sie waren über und über
so vom Sande bestoben/ als wenn sie wären beschneyet gewe-
sen.

Haussen vor der Stadt im Hineinreiten zur lincken
Hand kamen wir etzliche uhralte zerstörte Kirchen und Gebäu-
de vorbey woraus abzunehmen/ wie weit vordessen die Stadt
muß heraus gegangen seyn.

Nach dem wir aber hinein kamen/ kehrten wir in einem
Hann ein/ wo sonst alle Kauffleute auß der Christenheit von
den Jtaliänern/ Franzosen/ Nieder und Engelländern pfle-
gen einzukehren und giengen bey einem Französischen Koche zu
Tische/ wie wir miteinander kommen waren/ allwo ich

auch
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
lem und mehr ins Meer erbauet/ als aufs feſte Land/ wiewol
ſie heute zu Tage meiſtentheils zerſtoͤrt iſt und voll alter zerbro-
chener Mauren und dermaſſen mit tieffem Sand in allen Gaſ-
ſen angefuͤllet/ daß man darinnen/ wie im Schnee gehet und
waten muß. Da liegen hier und da groſſe Schutthauffen von
Steinen und Erde von denen alten zerfallenen und wuͤſten
Haͤuſern/ daß man kaum davor fort kommen kan und iſt alſo
nichts ſonderliches mehr daſelbſt uͤbrig zu ſehen von ihrer vori-
gen Herrligkeit/ ausbenommen/ daß es einen ſchoͤnen Port al-
da hat vor die Galleen/ welcher mit groſſen Steinen ausgeſetzt
und unterſchieden iſt.

Es hat auch ein Schloß da/ flugs der Johannis Kirche
gegen uͤber und iſt nicht groß und gar ſchlecht und ohne beſon-
der Anſehen erbauet. Gedachte Johannis-Kirche aber iſt ſchoͤn
und von lauter groſſen Mauer-Steinen gebauet und vordeſ-
ſen ohn allen Zweiffel ein kuͤnſtlich und praͤchtig Werck gewe-
ſen/ wie annoch dran zu ſehen iſt.

Jn der Stadt ſonderlich wo wir hinein kamen/ ſtunden
ſehr viel Feigen-Baͤume im tieffen Sande/ welches mich wun-
der nam/ daß ſie gedeyen konten/ denn ſie waren uͤber und uͤber
ſo vom Sande beſtoben/ als wenn ſie waͤren beſchneyet gewe-
ſen.

Hauſſen vor der Stadt im Hineinreiten zur lincken
Hand kamen wir etzliche uhralte zerſtoͤrte Kirchen und Gebaͤu-
de vorbey woraus abzunehmen/ wie weit vordeſſen die Stadt
muß heraus gegangen ſeyn.

Nach dem wir aber hinein kamen/ kehrten wir in einem
Hann ein/ wo ſonſt alle Kauffleute auß der Chriſtenheit von
den Jtaliaͤnern/ Franzoſen/ Nieder und Engellaͤndern pfle-
gen einzukehren und giengen bey einem Franzoͤſiſchen Koche zu
Tiſche/ wie wir miteinander kommen waren/ allwo ich

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[271/0277] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. lem und mehr ins Meer erbauet/ als aufs feſte Land/ wiewol ſie heute zu Tage meiſtentheils zerſtoͤrt iſt und voll alter zerbro- chener Mauren und dermaſſen mit tieffem Sand in allen Gaſ- ſen angefuͤllet/ daß man darinnen/ wie im Schnee gehet und waten muß. Da liegen hier und da groſſe Schutthauffen von Steinen und Erde von denen alten zerfallenen und wuͤſten Haͤuſern/ daß man kaum davor fort kommen kan und iſt alſo nichts ſonderliches mehr daſelbſt uͤbrig zu ſehen von ihrer vori- gen Herrligkeit/ ausbenommen/ daß es einen ſchoͤnen Port al- da hat vor die Galleen/ welcher mit groſſen Steinen ausgeſetzt und unterſchieden iſt. Es hat auch ein Schloß da/ flugs der Johannis Kirche gegen uͤber und iſt nicht groß und gar ſchlecht und ohne beſon- der Anſehen erbauet. Gedachte Johannis-Kirche aber iſt ſchoͤn und von lauter groſſen Mauer-Steinen gebauet und vordeſ- ſen ohn allen Zweiffel ein kuͤnſtlich und praͤchtig Werck gewe- ſen/ wie annoch dran zu ſehen iſt. Jn der Stadt ſonderlich wo wir hinein kamen/ ſtunden ſehr viel Feigen-Baͤume im tieffen Sande/ welches mich wun- der nam/ daß ſie gedeyen konten/ denn ſie waren uͤber und uͤber ſo vom Sande beſtoben/ als wenn ſie waͤren beſchneyet gewe- ſen. Hauſſen vor der Stadt im Hineinreiten zur lincken Hand kamen wir etzliche uhralte zerſtoͤrte Kirchen und Gebaͤu- de vorbey woraus abzunehmen/ wie weit vordeſſen die Stadt muß heraus gegangen ſeyn. Nach dem wir aber hinein kamen/ kehrten wir in einem Hann ein/ wo ſonſt alle Kauffleute auß der Chriſtenheit von den Jtaliaͤnern/ Franzoſen/ Nieder und Engellaͤndern pfle- gen einzukehren und giengen bey einem Franzoͤſiſchen Koche zu Tiſche/ wie wir miteinander kommen waren/ allwo ich auch M m

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/277>, abgerufen am 26.04.2024.