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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
in Augenschein genommen und erkundiget hatte/ habe ich mich
wiederum zu rucke nach Joppen oder Jaffa begeben. Und weil
ich gleich ein Schiff antraff/ das zu meinem Vorhaben gewil-
let war/ habe ich mich alsbald Seefertig gemachet/ mich zu
Schiffe begeben und sind noch selbigen Tag den 29. Augusti
von Joppen abgefahren und gegen Abend nach Ptolemais
kommen mit Glück und ohne Gefahr/ weil wir ausserlesenen
guten Wind hatten. Und eben an dem Orthe/ wie bereits o-
ben auch gedacht worden/ habe ich die geflügelte Fische ge-
sehen/ wie sie sich aus dem Wasser empor in die Lufft geschwun-
gen.

Den 30. Augusti haben wir unsern Curs nach Tyro zuge-
nommen. Weil wir aber hörten/ daß es wegen der Seeräuber
dahin zu kommen sehr mißlich und demnach nacher Sydon
leichter kommen könten/ haben wir/ gleich wie auf der Wage
stehend/ zweymal ab und wieder dahin zugesegelt/ und hat
uns Gott endlich doch glücklich dahin geholffen.

Denn es hat an diesem Orthe/ wie bereits auch oben ge-
dacht worden bey meiner Reise zu Lande/ gar einen sonderba-
ren guten Port und Hafen/ weßwegen auch zu Winters-Zei-
ten die Schiffe von Sydon und Ptolemais oder wie es heute zu
Tage genennet wird/ Joan di Acria hieher gebracht werden/ die-
weil an beiden/ Orthen die Porte nicht so gut sind/ sondern un-
term Wasser voller scharffen Felsen/ daran sich die Ancker-
Seile zerfitzscheln und zuschneiden von dem steten hin und wie-
der Schwancken der Schiffe/ durch den Wind und die Gewalt
deß Wassers verursachet/ dahero denn vielmahl geschehen/ daß
die Schiffe loß worden und sich untereinander zerscheitert und
zerstossen.

Die Stadt Tyro ist vordessen mitten im Meere gelegen
gewesen/ ietzo henget sie/ wiewol das wenigsen Theil/ am Lande

und

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
in Augenſchein genommen und erkundiget hatte/ habe ich mich
wiederum zu rucke nach Joppen oder Jaffa begeben. Und weil
ich gleich ein Schiff antraff/ das zu meinem Vorhaben gewil-
let war/ habe ich mich alsbald Seefertig gemachet/ mich zu
Schiffe begeben und ſind noch ſelbigen Tag den 29. Auguſti
von Joppen abgefahren und gegen Abend nach Ptolemais
kommen mit Gluͤck und ohne Gefahr/ weil wir auſſerleſenen
guten Wind hatten. Und eben an dem Orthe/ wie bereits o-
ben auch gedacht worden/ habe ich die gefluͤgelte Fiſche ge-
ſehen/ wie ſie ſich aus dem Waſſer empor in die Lufft geſchwun-
gen.

Den 30. Auguſti haben wir unſern Curs nach Tyro zuge-
nommen. Weil wir aber hoͤrten/ daß es wegen der Seeraͤuber
dahin zu kommen ſehr mißlich und demnach nacher Sydon
leichter kommen koͤnten/ haben wir/ gleich wie auf der Wage
ſtehend/ zweymal ab und wieder dahin zugeſegelt/ und hat
uns Gott endlich doch gluͤcklich dahin geholffen.

Denn es hat an dieſem Orthe/ wie bereits auch oben ge-
dacht worden bey meiner Reiſe zu Lande/ gar einen ſonderba-
ren guten Port und Hafen/ weßwegen auch zu Winters-Zei-
ten die Schiffe von Sydon und Ptolemais oder wie es heute zu
Tage genennet wird/ Joan di Acria hieher gebracht werden/ die-
weil an beiden/ Orthen die Porte nicht ſo gut ſind/ ſondern un-
term Waſſer voller ſcharffen Felſen/ daran ſich die Ancker-
Seile zerfitzſcheln und zuſchneiden von dem ſteten hin und wie-
der Schwancken der Schiffe/ durch den Wind und die Gewalt
deß Waſſers verurſachet/ dahero denn vielmahl geſchehen/ daß
die Schiffe loß worden und ſich untereinander zerſcheitert und
zerſtoſſen.

Die Stadt Tyro iſt vordeſſen mitten im Meere gelegen
geweſen/ ietzo henget ſie/ wiewol das wenigſẽ Theil/ am Lande

und
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[348/0354] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. in Augenſchein genommen und erkundiget hatte/ habe ich mich wiederum zu rucke nach Joppen oder Jaffa begeben. Und weil ich gleich ein Schiff antraff/ das zu meinem Vorhaben gewil- let war/ habe ich mich alsbald Seefertig gemachet/ mich zu Schiffe begeben und ſind noch ſelbigen Tag den 29. Auguſti von Joppen abgefahren und gegen Abend nach Ptolemais kommen mit Gluͤck und ohne Gefahr/ weil wir auſſerleſenen guten Wind hatten. Und eben an dem Orthe/ wie bereits o- ben auch gedacht worden/ habe ich die gefluͤgelte Fiſche ge- ſehen/ wie ſie ſich aus dem Waſſer empor in die Lufft geſchwun- gen. Den 30. Auguſti haben wir unſern Curs nach Tyro zuge- nommen. Weil wir aber hoͤrten/ daß es wegen der Seeraͤuber dahin zu kommen ſehr mißlich und demnach nacher Sydon leichter kommen koͤnten/ haben wir/ gleich wie auf der Wage ſtehend/ zweymal ab und wieder dahin zugeſegelt/ und hat uns Gott endlich doch gluͤcklich dahin geholffen. Denn es hat an dieſem Orthe/ wie bereits auch oben ge- dacht worden bey meiner Reiſe zu Lande/ gar einen ſonderba- ren guten Port und Hafen/ weßwegen auch zu Winters-Zei- ten die Schiffe von Sydon und Ptolemais oder wie es heute zu Tage genennet wird/ Joan di Acria hieher gebracht werden/ die- weil an beiden/ Orthen die Porte nicht ſo gut ſind/ ſondern un- term Waſſer voller ſcharffen Felſen/ daran ſich die Ancker- Seile zerfitzſcheln und zuſchneiden von dem ſteten hin und wie- der Schwancken der Schiffe/ durch den Wind und die Gewalt deß Waſſers verurſachet/ dahero denn vielmahl geſchehen/ daß die Schiffe loß worden und ſich untereinander zerſcheitert und zerſtoſſen. Die Stadt Tyro iſt vordeſſen mitten im Meere gelegen geweſen/ ietzo henget ſie/ wiewol das wenigſẽ Theil/ am Lande und

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/354>, abgerufen am 27.04.2024.