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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.

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Und von Niemandem will ich so als von dir gerade
Schönheit, du Gewaltiger: deine Güte sei deine letzte
Selbst-Überwältigung.

Alles Böse traue ich dir zu: darum will ich von
dir das Gute.

Wahrlich, ich lachte oft der Schwächlinge, welche
sich gut glauben, weil sie lahme Tatzen haben!

Der Säule Tugend sollst du nachstreben: schöner
wird sie immer und zarter, aber inwendig härter und
tragsamer, je mehr sie aufsteigt.

Ja, du Erhabener, einst sollst du noch schön sein
und deiner eignen Schönheit den Spiegel vorhalten.

Dann wird deine Seele vor göttlichen Begierden
schaudern; und Anbetung wird noch in deiner Eitel¬
keit sein!

Diess nämlich ist das Geheimniss der Seele: erst,
wenn sie der Held verlassen hat, naht ihr, im Traume,
-- der Über-Held.

Also sprach Zarathustra.


Und von Niemandem will ich so als von dir gerade
Schönheit, du Gewaltiger: deine Güte sei deine letzte
Selbst-Überwältigung.

Alles Böse traue ich dir zu: darum will ich von
dir das Gute.

Wahrlich, ich lachte oft der Schwächlinge, welche
sich gut glauben, weil sie lahme Tatzen haben!

Der Säule Tugend sollst du nachstreben: schöner
wird sie immer und zarter, aber inwendig härter und
tragsamer, je mehr sie aufsteigt.

Ja, du Erhabener, einst sollst du noch schön sein
und deiner eignen Schönheit den Spiegel vorhalten.

Dann wird deine Seele vor göttlichen Begierden
schaudern; und Anbetung wird noch in deiner Eitel¬
keit sein!

Diess nämlich ist das Geheimniss der Seele: erst,
wenn sie der Held verlassen hat, naht ihr, im Traume,
— der Über-Held.

Also sprach Zarathustra.


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[55/0065] Und von Niemandem will ich so als von dir gerade Schönheit, du Gewaltiger: deine Güte sei deine letzte Selbst-Überwältigung. Alles Böse traue ich dir zu: darum will ich von dir das Gute. Wahrlich, ich lachte oft der Schwächlinge, welche sich gut glauben, weil sie lahme Tatzen haben! Der Säule Tugend sollst du nachstreben: schöner wird sie immer und zarter, aber inwendig härter und tragsamer, je mehr sie aufsteigt. Ja, du Erhabener, einst sollst du noch schön sein und deiner eignen Schönheit den Spiegel vorhalten. Dann wird deine Seele vor göttlichen Begierden schaudern; und Anbetung wird noch in deiner Eitel¬ keit sein! Diess nämlich ist das Geheimniss der Seele: erst, wenn sie der Held verlassen hat, naht ihr, im Traume, — der Über-Held. Also sprach Zarathustra.

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/65>, abgerufen am 26.04.2024.