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Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914.

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Allgemeine Zeitung 3. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch] Jahren durchdachte und zur letzten Ausführung vorbereitete finan-
zielle
Mobilmachung hat sich außerordentlich bewährt und nir-
gends versagt. Der vermehrte Goldbestand der Reichsbank und die
Schaffung von Darlehenskassen haben sie in den Stand gesetzt, nicht
nur zwei volle Monate ohne jede Schwierigkeit als Kriegsbank
des Reiches
zu dienen, sondern auch als der feste Rückhalt des
Wirtschaftskredites und Wirtschaftslebens tätig zu sein dabei ihre
Kreditgewährung zu erweitern und daneben vor Woche zu
Woche an Stärke zu wachsen. Die hiefür ins Treffen geführ-
ten Ziffern über die Entwicklung der Wechselanlage, des steigenden
Goldbestandes des Notenumlaufes, der Einlagen fremder Gel-
der usw. werden auch in dem in solchen Dingen sehr erfahrenen Eng-
land als vollgültig angesehen werden müssen. Dies gilt besonders
bei einem Vergleich der Diskontsätze der Bank von England
mit ihrem zeitweise exorbitanten Satze von 10 Prozent gegenüber
dem Maximum von 6 Prozent bei der Reichsbank. Und was über
die deutsche Volkswirtschaft aus dem autoritativem Munde verlautete,
war nicht minder verheißungsvoll. Wir sind, heißt es da, in vierzig-
jähriger intensiver Arbeit stark und reich geworden, weit mehr als
Neid und Mißgunst unsere Gegner wahr haben wollen. Auch der
schwerbedrohte Außenhandel Deutschlands (und gerade diesem
gilt die Jagd) ist zu seinem sehr starken Teile erhalten geblieben und
unsere Ausfuhr ist absolut wie relativ weniger zurück-
gegangen als diejenige Englands. Der Präsident verwies auf das
Gelingen private Kriegs-Kreditkassen zu schaffen und auf den unge-
heuren Erfolg der Kriegsanleihe. Wir wissen heute, daß wir finan-
ziell
und wirtschaftlich das bestorganisierte, daß wir
vielleicht das organisationsfähigste Volk sind. Und dann
hiezu noch, der einhellige Wille tritt, diese Fähigkeit auch noch zu
betätigen und die große Gesamtkraft an die Durchführung des Kamp-
fes zu setzen, so gibt es auch hier nicht die Hoffnung, sondern die
volle und restlose Ueberzeugung, daß wir über alle Schwierig-
keiten hinwegkommen und jede Dauer des Krieges durchhalten und
wir durch die alle Kräfte wachrufenden und anspannenden Prüfung
nun stärker hervorgehen werden. Stolze Warte, wahrhafte
Worte!

Und Dr. Helfferich bespricht, nachdem er sich schon jüngst
sehr optimistisch über die Gesamtlage geäußert hatte, speziell die
Kriegsanleihe. Er stellt fest, daß der Zeichnungsbetrag nicht
auf dem Papiere steht, sondern "echt bis auf die letzte Mark ist",
und doppelt so groß als erwartet wurde, ausgefallen ist. Mit dem
Betrag von 41/2 Milliarden übertrifft die deutsche Anleihe alle bisher
in der Welt dagewesenen Finanzoperationen und bei der Anleihe
handelt es sich dabei noch um eine ausschließliche Leistung
des deutschen Volkes. Für einen Krieg, der bis in das nächste
Frühjahr hinein dauert, ist der Geldbedarf des Reiches ge-
deckt.
Wenn der englische Schatzkanzler in echt britischer Ueber-
hebung prahlte, nicht die erste sondern die letzte Milliarde werde
den Krieg entscheiden, so mögen England und Frankreich den Vor-
sprung von drei bezw. vier Milliarden zuerst einholen; dann wer-
den wir in aller Ruhe zusehen können, wem die Aufbringung von
etwa weiter nötigen Milliarden schwerer fällt. Unsere Kriegs-
anleihe macht uns Niemand in der Welt vor, Niemand wird sie
uns so leicht nachmachen!

Diese Auslassungen der berufensten Männer im deutschen
Finanzwesen, denen sich noch weitere gleichlautende anderer Autori-
täten anschließen, sind wahrlich Dokumente, wert, nicht nur be-
achtet zu werden von der Gegenwart, sondern niedergelegt zu werden
in den Archiven als Zeichen der wirtschaftlichen Entwicklung
Deutschlands von einem bis zum anderen Kriege.

Redaktions-Schluß 2. Oktober 1914.

Nachdruck unserer Artikel, deren gesamtes Verlagsrecht wir von den Ver-
fassern erwerben, ist nur auszugsweise und nur bei genauer Quellenangabe
Wochenschrift "Allgemeine Zeitung" (München) gestattet. Für unverlangt
eingesandte Manuskripte und Bücher wird keine Gewähr geleistet.

Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Mensi,
für den Inseratenteil: Hugo Waßmann, beide in München.
Verlag: Verlag der "Allgemeinen Zeitung", G. m. b. H., München.
Druck: Bayerische Druckerei & Verlagsanstalt, G. m. b. H., München.

Vermischtes.
Schauspielhaus.

Als nächste Neuheit ist Hermann Bahrs vieraktige
Komödie "Der Querulant" erworben und kommt am 16. Oktober zur
Uraufführung. -- In der Reihe der Ibsen-Stücke wird "Brand" neu-
einstudiert wieder aufgenommen.



[Spaltenumbruch]
Hildburghausen,

den 1. Oktober 1914. Der Unterricht des am 13. Oktober
beginnenden Wintersemesters am hiesigen Technikum wird nach den bereits
vorliegenden Anmeldungen in allen Klassen aufgenommen. Es ist er-
freulich, daß auch während der Dauer des Krieges der Besuch unserer
technischen Lehranstalt so lebhaft ist; wird sich doch für die Schüker nach
Beendigung des Krieges günstige Gelegenheit bieten, bald in aussichtsreiche
Stellungen zu gelangen. Ausführliche Programme werden auf Wunsch vom
Sekretariat des Technikums zur Verfügung gestellt.

[irrelevantes Material]

Allgemeine Zeitung 3. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch] Jahren durchdachte und zur letzten Ausführung vorbereitete finan-
zielle
Mobilmachung hat ſich außerordentlich bewährt und nir-
gends verſagt. Der vermehrte Goldbeſtand der Reichsbank und die
Schaffung von Darlehenskaſſen haben ſie in den Stand geſetzt, nicht
nur zwei volle Monate ohne jede Schwierigkeit als Kriegsbank
des Reiches
zu dienen, ſondern auch als der feſte Rückhalt des
Wirtſchaftskredites und Wirtſchaftslebens tätig zu ſein dabei ihre
Kreditgewährung zu erweitern und daneben vor Woche zu
Woche an Stärke zu wachſen. Die hiefür ins Treffen geführ-
ten Ziffern über die Entwicklung der Wechſelanlage, des ſteigenden
Goldbeſtandes des Notenumlaufes, der Einlagen fremder Gel-
der uſw. werden auch in dem in ſolchen Dingen ſehr erfahrenen Eng-
land als vollgültig angeſehen werden müſſen. Dies gilt beſonders
bei einem Vergleich der Diskontſätze der Bank von England
mit ihrem zeitweiſe exorbitanten Satze von 10 Prozent gegenüber
dem Maximum von 6 Prozent bei der Reichsbank. Und was über
die deutſche Volkswirtſchaft aus dem autoritativem Munde verlautete,
war nicht minder verheißungsvoll. Wir ſind, heißt es da, in vierzig-
jähriger intenſiver Arbeit ſtark und reich geworden, weit mehr als
Neid und Mißgunſt unſere Gegner wahr haben wollen. Auch der
ſchwerbedrohte Außenhandel Deutſchlands (und gerade dieſem
gilt die Jagd) iſt zu ſeinem ſehr ſtarken Teile erhalten geblieben und
unſere Ausfuhr iſt abſolut wie relativ weniger zurück-
gegangen als diejenige Englands. Der Präſident verwies auf das
Gelingen private Kriegs-Kreditkaſſen zu ſchaffen und auf den unge-
heuren Erfolg der Kriegsanleihe. Wir wiſſen heute, daß wir finan-
ziell
und wirtſchaftlich das beſtorganiſierte, daß wir
vielleicht das organiſationsfähigſte Volk ſind. Und dann
hiezu noch, der einhellige Wille tritt, dieſe Fähigkeit auch noch zu
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fes zu ſetzen, ſo gibt es auch hier nicht die Hoffnung, ſondern die
volle und reſtloſe Ueberzeugung, daß wir über alle Schwierig-
keiten hinwegkommen und jede Dauer des Krieges durchhalten und
wir durch die alle Kräfte wachrufenden und anſpannenden Prüfung
nun ſtärker hervorgehen werden. Stolze Warte, wahrhafte
Worte!

Und Dr. Helfferich beſpricht, nachdem er ſich ſchon jüngſt
ſehr optimiſtiſch über die Geſamtlage geäußert hatte, ſpeziell die
Kriegsanleihe. Er ſtellt feſt, daß der Zeichnungsbetrag nicht
auf dem Papiere ſteht, ſondern „echt bis auf die letzte Mark iſt“,
und doppelt ſo groß als erwartet wurde, ausgefallen iſt. Mit dem
Betrag von 4½ Milliarden übertrifft die deutſche Anleihe alle bisher
in der Welt dageweſenen Finanzoperationen und bei der Anleihe
handelt es ſich dabei noch um eine ausſchließliche Leiſtung
des deutſchen Volkes. Für einen Krieg, der bis in das nächſte
Frühjahr hinein dauert, iſt der Geldbedarf des Reiches ge-
deckt.
Wenn der engliſche Schatzkanzler in echt britiſcher Ueber-
hebung prahlte, nicht die erſte ſondern die letzte Milliarde werde
den Krieg entſcheiden, ſo mögen England und Frankreich den Vor-
ſprung von drei bezw. vier Milliarden zuerſt einholen; dann wer-
den wir in aller Ruhe zuſehen können, wem die Aufbringung von
etwa weiter nötigen Milliarden ſchwerer fällt. Unſere Kriegs-
anleihe macht uns Niemand in der Welt vor, Niemand wird ſie
uns ſo leicht nachmachen!

Dieſe Auslaſſungen der berufenſten Männer im deutſchen
Finanzweſen, denen ſich noch weitere gleichlautende anderer Autori-
täten anſchließen, ſind wahrlich Dokumente, wert, nicht nur be-
achtet zu werden von der Gegenwart, ſondern niedergelegt zu werden
in den Archiven als Zeichen der wirtſchaftlichen Entwicklung
Deutſchlands von einem bis zum anderen Kriege.

Redaktions-Schluß 2. Oktober 1914.

Nachdruck unſerer Artikel, deren geſamtes Verlagsrecht wir von den Ver-
faſſern erwerben, iſt nur auszugsweiſe und nur bei genauer Quellenangabe
Wochenſchrift „Allgemeine Zeitung“ (München) geſtattet. Für unverlangt
eingeſandte Manuſkripte und Bücher wird keine Gewähr geleiſtet.

Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menſi,
für den Inſeratenteil: Hugo Waßmann, beide in München.
Verlag: Verlag der „Allgemeinen Zeitung“, G. m. b. H., München.
Druck: Bayeriſche Druckerei & Verlagsanſtalt, G. m. b. H., München.

Vermiſchtes.
Schauſpielhaus.

Als nächſte Neuheit iſt Hermann Bahrs vieraktige
Komödie „Der Querulant“ erworben und kommt am 16. Oktober zur
Uraufführung. — In der Reihe der Ibſen-Stücke wird „Brand“ neu-
einſtudiert wieder aufgenommen.



[Spaltenumbruch]
Hildburghauſen,

den 1. Oktober 1914. Der Unterricht des am 13. Oktober
beginnenden Winterſemeſters am hieſigen Technikum wird nach den bereits
vorliegenden Anmeldungen in allen Klaſſen aufgenommen. Es iſt er-
freulich, daß auch während der Dauer des Krieges der Beſuch unſerer
techniſchen Lehranſtalt ſo lebhaft iſt; wird ſich doch für die Schüker nach
Beendigung des Krieges günſtige Gelegenheit bieten, bald in ausſichtsreiche
Stellungen zu gelangen. Ausführliche Programme werden auf Wunſch vom
Sekretariat des Technikums zur Verfügung geſtellt.

[irrelevantes Material]
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Dies gilt beſonders bei einem Vergleich der Diskontſätze der Bank von England mit ihrem zeitweiſe exorbitanten Satze von 10 Prozent gegenüber dem Maximum von 6 Prozent bei der Reichsbank. Und was über die deutſche Volkswirtſchaft aus dem autoritativem Munde verlautete, war nicht minder verheißungsvoll. Wir ſind, heißt es da, in vierzig- jähriger intenſiver Arbeit ſtark und reich geworden, weit mehr als Neid und Mißgunſt unſere Gegner wahr haben wollen. Auch der ſchwerbedrohte Außenhandel Deutſchlands (und gerade dieſem gilt die Jagd) iſt zu ſeinem ſehr ſtarken Teile erhalten geblieben und unſere Ausfuhr iſt abſolut wie relativ weniger zurück- gegangen als diejenige Englands. Der Präſident verwies auf das Gelingen private Kriegs-Kreditkaſſen zu ſchaffen und auf den unge- heuren Erfolg der Kriegsanleihe. Wir wiſſen heute, daß wir finan- ziell und wirtſchaftlich das beſtorganiſierte, daß wir vielleicht das organiſationsfähigſte Volk ſind. 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Für einen Krieg, der bis in das nächſte Frühjahr hinein dauert, iſt der Geldbedarf des Reiches ge- deckt. Wenn der engliſche Schatzkanzler in echt britiſcher Ueber- hebung prahlte, nicht die erſte ſondern die letzte Milliarde werde den Krieg entſcheiden, ſo mögen England und Frankreich den Vor- ſprung von drei bezw. vier Milliarden zuerſt einholen; dann wer- den wir in aller Ruhe zuſehen können, wem die Aufbringung von etwa weiter nötigen Milliarden ſchwerer fällt. Unſere Kriegs- anleihe macht uns Niemand in der Welt vor, Niemand wird ſie uns ſo leicht nachmachen! Dieſe Auslaſſungen der berufenſten Männer im deutſchen Finanzweſen, denen ſich noch weitere gleichlautende anderer Autori- täten anſchließen, ſind wahrlich Dokumente, wert, nicht nur be- achtet zu werden von der Gegenwart, ſondern niedergelegt zu werden in den Archiven als Zeichen der wirtſchaftlichen Entwicklung Deutſchlands von einem bis zum anderen Kriege. Redaktions-Schluß 2. Oktober 1914. Nachdruck unſerer Artikel, deren geſamtes Verlagsrecht wir von den Ver- faſſern erwerben, iſt nur auszugsweiſe und nur bei genauer Quellenangabe Wochenſchrift „Allgemeine Zeitung“ (München) geſtattet. Für unverlangt eingeſandte Manuſkripte und Bücher wird keine Gewähr geleiſtet. Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menſi, für den Inſeratenteil: Hugo Waßmann, beide in München. Verlag: Verlag der „Allgemeinen Zeitung“, G. m. b. H., München. Druck: Bayeriſche Druckerei & Verlagsanſtalt, G. m. b. H., München. Vermiſchtes. Schauſpielhaus. Als nächſte Neuheit iſt Hermann Bahrs vieraktige Komödie „Der Querulant“ erworben und kommt am 16. Oktober zur Uraufführung. — In der Reihe der Ibſen-Stücke wird „Brand“ neu- einſtudiert wieder aufgenommen. Hildburghauſen, den 1. Oktober 1914. Der Unterricht des am 13. Oktober beginnenden Winterſemeſters am hieſigen Technikum wird nach den bereits vorliegenden Anmeldungen in allen Klaſſen aufgenommen. Es iſt er- freulich, daß auch während der Dauer des Krieges der Beſuch unſerer techniſchen Lehranſtalt ſo lebhaft iſt; wird ſich doch für die Schüker nach Beendigung des Krieges günſtige Gelegenheit bieten, bald in ausſichtsreiche Stellungen zu gelangen. Ausführliche Programme werden auf Wunſch vom Sekretariat des Technikums zur Verfügung geſtellt. _

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine40_1914/10>, abgerufen am 08.05.2024.