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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914.

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7. November 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

31. Oktober:

Nächst der galizisch-bukowinischen Grenze, nördlich Kuty,
wurde gestern eine russische Kolonne aller Truppen geschlagen. In
Mittelgalizien behaupten unsere Truppen die gewonnenen Stellun-
gen nordöstlich Turka, bei Stary-Sambor, östlich Przemysl und
am unteren San. Mehrere feindliche Angriffe im Raum von
Nisko wurden abgewiesen. Dort sowohl, wie auch bei Skole und
Stary-Sambor wurden Hunderte von Russen gefangen genommen.
Die Operationen in Russisch-Polen verliefen auch gestern
ohne Kampf.

1. November:

In Russisch-Polen entwickeln sich neue Kämpfe. Angriffe
auf unsere Stellungen wurden zurückgeschlagen und einige feind-
liche Detachements zersprengt. Die mehrtätige erbitterte Schlacht
im Raume nordöstlich von Turka und südlich Stary-Sambor führte
gestern zu einem vollständigen Siege unserer Waffen. Der hier
vorgebrochene Feind -- zwei Infanterie-Divisionen und eine
Schützenbrigade -- wurde aus allen seinen Stellungen geworfen.
Czernowitz wird von unseren Truppen behauptet. Das
namentlich auf die Residenz des griechisch-orientalischen Erzbischofs
gerichtete Artilleriefeuer der Russen blieb ohne nennenswerte
Wirkung.

2. November:

Unsere Offensive durch die Macva schreitet siegreich vor-
wärts. Aus seinen befestigten Stellungen vertrieben, hat der
Gegner bisher nur wenig Widerstand geleistet. Nur an der Nord-
linie von Sabac mußten stark verschanzte Positionen im Sturm
genommen werden. Auch Sabac selbst wurde heute nacht gestürmt.
Unsere durch die Macva vorgerückten Kolonnen haben die Bahn-
linie Sabac-Ljesnica bereits überschritten. Kavallerie ist am Feind
und hat auch Gefangene gemacht.

Einen schweren Verlust haben unsere Balkanstreitkräfte zu be-
klagen. Der Feldpilot Oberleutnant Sanchez wurde durch
ein feindliches Geschoß, welches auch seinen Beobachter verletzte,
schwer verwundet. Trotz furchtbarer Schmerzen und mit Auf-
bietung seiner letzten Kräfte vermochte der wackere Pilot seinen
Apparat noch auf den etwa 70 Kilometer entfernten Flugplatz zu
steuern und dort glatt zu landen. Oberleutnant Sanchez ist gestern
seinen Wunden erlegen. Vor seinem Tode erhielt er noch das ihm
von Seiner Majestät telegraphisch verliehene Militärverdienstkreuz.

Die Kämpfe in Russisch-Polen dauern an. In den
Gefechten am San hatten die Russen namentlich bei Rozwadow
schwere Verluste. Wir brachten dort 400 Gefangene ein und er-
beuteten drei Maschinengewehre. Südlich Stary Sambor
nahm eine Gefechtsgruppe gleichfalls 400 Russen gefangen. In
diesem Raume und nordöstlich Turka machte unsere Vorrückung
weitere Fortschritte.

3. November:

In Russisch-Polen brachen unsere Streitkräfte, als sie
eine starke feindliche Armee zur Entwicklung gezwungen hatten,
die Gefechte auf Lysa-Gora ab, um die nach den Kämpfen vor
Iwangorod befohlenen Bewegungen fortzusetzen.

Die Lage in Galizien ist unverändert. Aus den Kämpfen
der letzten Tage südlich Stary-Sambor und nordwestlich Turka
wurden bisher 2500 gefangene Russen eingebracht.

Gestern früh überfielen Husaren bei Eybnik im Stryjtale eine
feindliche Munitionskolonne und erbeuteten viele Wagen mit
Artilleriemunition.

Erst jetzt läßt sich der in der Macva errungene Erfolg voll
überblicken. Die dort gestandene 2. serbische Armee unter General
Stepanowic mit 4 bis 5 Divisionen konnte sich nur durch
einen übereiligen Rückzug, bei dem sie Vorräte aller Art
im Stich lassen mußte und zahlreiche Gefangene verlor, aus der
bedrohlichen Situation retten. Der Feind ist, um in den vor-
bereiteten rückwärtigen Stellungen neuerdings Widerstand zu
leisten, in einem Zug bis in das Hügelland südlich Sabac zurück-
gewichen und leistete nur noch bei Sabac, welches in der Nacht
vom 1. auf 2. November von unseren tapferen Truppen erstürmt
wurde, hartnäckig, aber vergeblich Widerstand.

4. November:

Die Bewegungen unserer Truppen in Russisch-Polen
wurden gestern vom Feinde nicht gestört. Eines unserer Korps
nimmt aus den Kämpfen auf Lysa-Gora 20 Offiziere und 2200
Mann als Gefangene mit. An der galizischen Front ergaben sich
[Spaltenumbruch] bei Podbuz südlich Sambor über 200, heute früh bei Jaroslaw
300 Russen.

Die bei Kuty sowie nördlich von Czernowitz bei Kootyrnik
geschlagenen russischen Abteilungen zogen sich gegen Sniatyn zu-
rück. Sie versuchten sich dort zu verteidigen, was jedoch mißlang.
Die Verluste der Russen sind sehr bedeutend. Sniatyn wurde von
uns wieder besetzt. Vor Czernowitz bleiben die Russen ruhig.

*


Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich ge-
meldet: Im weiteren Vorrücken stießen unsere Truppen südlich
und südwestlich von Sabac neuerdings auf den Feind. Der sofort
angesetzte Angriff schreitet günstig fort. Während der Kämpfe
auf Komanja wurden insgesamt 7 Offiziere und 647 Mann ge-
fangen genommen, 5 Geschütze, 3 Munitionswagen, 2 Maschinen-
gewehre und viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet.

Den Montenegrinern wurden über tausend Stück Vieh,
das sie aus Bosnien mitnehmen wollten, abgenommen.

Ueber die Kämpfegegen die Serben meldet Feldzeug-
meister Potiorek amtlich unterm 31. Oktober:

Die Erfolge unserer Truppen, die bei ihrem seiner-
zeitigen Einbruch in die Macva dort auf starke mit Drahthindernissen
geschützte Befestigungen stießen und in diese erst vor zwei Tagen
nach langen schwierigen Kämpfen bei Ravnje eine Bresche schlagen
konnten, haben heute eine bemerkenswerte Fortsetzung erfahren.
Trotz verzweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der
schwierigen Passierbarkeit der zum Teil sumpfigen Macva drangen
heute unsere sämtlichen über die Save und Drina vorgedrungenen
Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte
Crnabara, Banavopolje, Radernkovic, Gloglusci und Tabanovic.

*


Ueber die wachsende Spannung zwischen Bul-
garien und Serbien
schreibt die "Südslawische Korrespon-
denz" aus Sofia: Die Spannung zwischen Bul-
garien und Serbien
scheint sich in allerletzter Zeit ver-
schärft
zu haben. Die Sprache der offiziösen Blätter gegen
Serbien ist überaus heftig. Man verlangt an diesen Stellen
immer dringender ein aktives Vorgehen gegen Serbien, um den
Leiden der Bulgaren in Mazedonien ein Ende zu bereiten. Es ist
bemerkenswert, daß hierbei immer darauf hingewiesen wird, daß
auch die mohammedanische Bevölkerung in gleicher Weise wie
die bulgarische von dem serbischen Terror betroffen wird, und daß
auch die Türkei gezwungen sein würde, gegen die serbische Willkür-
herrschaft aufzutreten. Die Stimmung der bulgarischen Oeffent-
lichkeit gleicht der vor Beginn des zweiten Balkankrieges.

Türkei.

Ueber die Eröffnung der Feindseligkeiten durch
die Russen
teilt die türkische Regierung amtlich mit:

Während ein kleiner Teil der ottomanischen Flotte am
28. Oktober im Schwarzen Meer Uebungen vornahm, eröffnete die
russische Flotte, nachdem sie längere Zeit diesen Uebungen folgte
und sie zu stören suchte, am Donnerstag die Feindseligkeiten, indem
sie die ottomanischen Schiffe angriff. Im Verlaufe des sich nun-
mehr entspinnenden Kampfes gelang es unserer Flotte durch die
Gnade des Allmächtigen, den Minendampfer "Prut", der 5000 Ton-
nen verdrängte und ungefähr 700 Minen trug, zu versenken, einem
der russischen Torpedoboote schwere Beschädigungen beizubringen
und einen Kohlendampfer zu kapern. Ein vom türkischen Torpedo-
boot "Heiret Millie" abgeschossener Torpedo hat dem russischen
Torpedojäger "Kubanez", der 1100 Tonnen Wasser verdrängte,
und ein anderer vom Torpedoboot "Monavenet Millie" abge-
schossener Torpedo hat einem anderen russischen Küstenwachtschiff
sehr schweren Schaden zugefügt. Drei russische Offiziere und
72 Matrosen wurden von den Unseren gerettet und, da sie zur Be-
mannung der versenkten und zerstörten Schiffe gehörten, gefangen
genommen.

Die kaiserliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei
Schaden erlitten und der Kampf geht günstig für unsere Flotte
weiter. Die kaiserliche Regierung wird ohne Zweifel mit äußerstem
Nachdruck gegen diese feindselige Handlung Einspruch erheben, die
von der russischen Flotte gegen einen geringfügigen Teil unserer
Flotte unternommen worden ist.

*

7. November 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

31. Oktober:

Nächſt der galiziſch-bukowiniſchen Grenze, nördlich Kuty,
wurde geſtern eine ruſſiſche Kolonne aller Truppen geſchlagen. In
Mittelgalizien behaupten unſere Truppen die gewonnenen Stellun-
gen nordöſtlich Turka, bei Stary-Sambor, öſtlich Przemysl und
am unteren San. Mehrere feindliche Angriffe im Raum von
Nisko wurden abgewieſen. Dort ſowohl, wie auch bei Skole und
Stary-Sambor wurden Hunderte von Ruſſen gefangen genommen.
Die Operationen in Ruſſiſch-Polen verliefen auch geſtern
ohne Kampf.

1. November:

In Ruſſiſch-Polen entwickeln ſich neue Kämpfe. Angriffe
auf unſere Stellungen wurden zurückgeſchlagen und einige feind-
liche Detachements zerſprengt. Die mehrtätige erbitterte Schlacht
im Raume nordöſtlich von Turka und ſüdlich Stary-Sambor führte
geſtern zu einem vollſtändigen Siege unſerer Waffen. Der hier
vorgebrochene Feind — zwei Infanterie-Diviſionen und eine
Schützenbrigade — wurde aus allen ſeinen Stellungen geworfen.
Czernowitz wird von unſeren Truppen behauptet. Das
namentlich auf die Reſidenz des griechiſch-orientaliſchen Erzbiſchofs
gerichtete Artilleriefeuer der Ruſſen blieb ohne nennenswerte
Wirkung.

2. November:

Unſere Offenſive durch die Macva ſchreitet ſiegreich vor-
wärts. Aus ſeinen befeſtigten Stellungen vertrieben, hat der
Gegner bisher nur wenig Widerſtand geleiſtet. Nur an der Nord-
linie von Sabac mußten ſtark verſchanzte Poſitionen im Sturm
genommen werden. Auch Sabac ſelbſt wurde heute nacht geſtürmt.
Unſere durch die Macva vorgerückten Kolonnen haben die Bahn-
linie Sabac-Ljesnica bereits überſchritten. Kavallerie iſt am Feind
und hat auch Gefangene gemacht.

Einen ſchweren Verluſt haben unſere Balkanſtreitkräfte zu be-
klagen. Der Feldpilot Oberleutnant Sanchez wurde durch
ein feindliches Geſchoß, welches auch ſeinen Beobachter verletzte,
ſchwer verwundet. Trotz furchtbarer Schmerzen und mit Auf-
bietung ſeiner letzten Kräfte vermochte der wackere Pilot ſeinen
Apparat noch auf den etwa 70 Kilometer entfernten Flugplatz zu
ſteuern und dort glatt zu landen. Oberleutnant Sanchez iſt geſtern
ſeinen Wunden erlegen. Vor ſeinem Tode erhielt er noch das ihm
von Seiner Majeſtät telegraphiſch verliehene Militärverdienſtkreuz.

Die Kämpfe in Ruſſiſch-Polen dauern an. In den
Gefechten am San hatten die Ruſſen namentlich bei Rozwadow
ſchwere Verluſte. Wir brachten dort 400 Gefangene ein und er-
beuteten drei Maſchinengewehre. Südlich Stary Sambor
nahm eine Gefechtsgruppe gleichfalls 400 Ruſſen gefangen. In
dieſem Raume und nordöſtlich Turka machte unſere Vorrückung
weitere Fortſchritte.

3. November:

In Ruſſiſch-Polen brachen unſere Streitkräfte, als ſie
eine ſtarke feindliche Armee zur Entwicklung gezwungen hatten,
die Gefechte auf Lyſa-Gora ab, um die nach den Kämpfen vor
Iwangorod befohlenen Bewegungen fortzuſetzen.

Die Lage in Galizien iſt unverändert. Aus den Kämpfen
der letzten Tage ſüdlich Stary-Sambor und nordweſtlich Turka
wurden bisher 2500 gefangene Ruſſen eingebracht.

Geſtern früh überfielen Huſaren bei Eybnik im Stryjtale eine
feindliche Munitionskolonne und erbeuteten viele Wagen mit
Artilleriemunition.

Erſt jetzt läßt ſich der in der Macva errungene Erfolg voll
überblicken. Die dort geſtandene 2. ſerbiſche Armee unter General
Stepanowic mit 4 bis 5 Diviſionen konnte ſich nur durch
einen übereiligen Rückzug, bei dem ſie Vorräte aller Art
im Stich laſſen mußte und zahlreiche Gefangene verlor, aus der
bedrohlichen Situation retten. Der Feind iſt, um in den vor-
bereiteten rückwärtigen Stellungen neuerdings Widerſtand zu
leiſten, in einem Zug bis in das Hügelland ſüdlich Sabac zurück-
gewichen und leiſtete nur noch bei Sabac, welches in der Nacht
vom 1. auf 2. November von unſeren tapferen Truppen erſtürmt
wurde, hartnäckig, aber vergeblich Widerſtand.

4. November:

Die Bewegungen unſerer Truppen in Ruſſiſch-Polen
wurden geſtern vom Feinde nicht geſtört. Eines unſerer Korps
nimmt aus den Kämpfen auf Lyſa-Gora 20 Offiziere und 2200
Mann als Gefangene mit. An der galiziſchen Front ergaben ſich
[Spaltenumbruch] bei Podbuz ſüdlich Sambor über 200, heute früh bei Jaroslaw
300 Ruſſen.

Die bei Kuty ſowie nördlich von Czernowitz bei Kootyrnik
geſchlagenen ruſſiſchen Abteilungen zogen ſich gegen Sniatyn zu-
rück. Sie verſuchten ſich dort zu verteidigen, was jedoch mißlang.
Die Verluſte der Ruſſen ſind ſehr bedeutend. Sniatyn wurde von
uns wieder beſetzt. Vor Czernowitz bleiben die Ruſſen ruhig.

*


Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz wird amtlich ge-
meldet: Im weiteren Vorrücken ſtießen unſere Truppen ſüdlich
und ſüdweſtlich von Sabac neuerdings auf den Feind. Der ſofort
angeſetzte Angriff ſchreitet günſtig fort. Während der Kämpfe
auf Komanja wurden insgeſamt 7 Offiziere und 647 Mann ge-
fangen genommen, 5 Geſchütze, 3 Munitionswagen, 2 Maſchinen-
gewehre und viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet.

Den Montenegrinern wurden über tauſend Stück Vieh,
das ſie aus Bosnien mitnehmen wollten, abgenommen.

Ueber die Kämpfegegen die Serben meldet Feldzeug-
meiſter Potiorek amtlich unterm 31. Oktober:

Die Erfolge unſerer Truppen, die bei ihrem ſeiner-
zeitigen Einbruch in die Macva dort auf ſtarke mit Drahthinderniſſen
geſchützte Befeſtigungen ſtießen und in dieſe erſt vor zwei Tagen
nach langen ſchwierigen Kämpfen bei Ravnje eine Breſche ſchlagen
konnten, haben heute eine bemerkenswerte Fortſetzung erfahren.
Trotz verzweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der
ſchwierigen Paſſierbarkeit der zum Teil ſumpfigen Macva drangen
heute unſere ſämtlichen über die Save und Drina vorgedrungenen
Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte
Crnabara, Banavopolje, Radernkovic, Gloglusci und Tabanovic.

*


Ueber die wachſende Spannung zwiſchen Bul-
garien und Serbien
ſchreibt die „Südſlawiſche Korreſpon-
denz“ aus Sofia: Die Spannung zwiſchen Bul-
garien und Serbien
ſcheint ſich in allerletzter Zeit ver-
ſchärft
zu haben. Die Sprache der offiziöſen Blätter gegen
Serbien iſt überaus heftig. Man verlangt an dieſen Stellen
immer dringender ein aktives Vorgehen gegen Serbien, um den
Leiden der Bulgaren in Mazedonien ein Ende zu bereiten. Es iſt
bemerkenswert, daß hierbei immer darauf hingewieſen wird, daß
auch die mohammedaniſche Bevölkerung in gleicher Weiſe wie
die bulgariſche von dem ſerbiſchen Terror betroffen wird, und daß
auch die Türkei gezwungen ſein würde, gegen die ſerbiſche Willkür-
herrſchaft aufzutreten. Die Stimmung der bulgariſchen Oeffent-
lichkeit gleicht der vor Beginn des zweiten Balkankrieges.

Türkei.

Ueber die Eröffnung der Feindſeligkeiten durch
die Ruſſen
teilt die türkiſche Regierung amtlich mit:

Während ein kleiner Teil der ottomaniſchen Flotte am
28. Oktober im Schwarzen Meer Uebungen vornahm, eröffnete die
ruſſiſche Flotte, nachdem ſie längere Zeit dieſen Uebungen folgte
und ſie zu ſtören ſuchte, am Donnerstag die Feindſeligkeiten, indem
ſie die ottomaniſchen Schiffe angriff. Im Verlaufe des ſich nun-
mehr entſpinnenden Kampfes gelang es unſerer Flotte durch die
Gnade des Allmächtigen, den Minendampfer „Prut“, der 5000 Ton-
nen verdrängte und ungefähr 700 Minen trug, zu verſenken, einem
der ruſſiſchen Torpedoboote ſchwere Beſchädigungen beizubringen
und einen Kohlendampfer zu kapern. Ein vom türkiſchen Torpedo-
boot „Heiret Millie“ abgeſchoſſener Torpedo hat dem ruſſiſchen
Torpedojäger „Kubanez“, der 1100 Tonnen Waſſer verdrängte,
und ein anderer vom Torpedoboot „Monavenet Millie“ abge-
ſchoſſener Torpedo hat einem anderen ruſſiſchen Küſtenwachtſchiff
ſehr ſchweren Schaden zugefügt. Drei ruſſiſche Offiziere und
72 Matroſen wurden von den Unſeren gerettet und, da ſie zur Be-
mannung der verſenkten und zerſtörten Schiffe gehörten, gefangen
genommen.

Die kaiſerliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei
Schaden erlitten und der Kampf geht günſtig für unſere Flotte
weiter. Die kaiſerliche Regierung wird ohne Zweifel mit äußerſtem
Nachdruck gegen dieſe feindſelige Handlung Einſpruch erheben, die
von der ruſſiſchen Flotte gegen einen geringfügigen Teil unſerer
Flotte unternommen worden iſt.

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[647/0003] 7. November 1914. Allgemeine Zeitung 31. Oktober: Nächſt der galiziſch-bukowiniſchen Grenze, nördlich Kuty, wurde geſtern eine ruſſiſche Kolonne aller Truppen geſchlagen. In Mittelgalizien behaupten unſere Truppen die gewonnenen Stellun- gen nordöſtlich Turka, bei Stary-Sambor, öſtlich Przemysl und am unteren San. Mehrere feindliche Angriffe im Raum von Nisko wurden abgewieſen. Dort ſowohl, wie auch bei Skole und Stary-Sambor wurden Hunderte von Ruſſen gefangen genommen. Die Operationen in Ruſſiſch-Polen verliefen auch geſtern ohne Kampf. 1. November: In Ruſſiſch-Polen entwickeln ſich neue Kämpfe. Angriffe auf unſere Stellungen wurden zurückgeſchlagen und einige feind- liche Detachements zerſprengt. Die mehrtätige erbitterte Schlacht im Raume nordöſtlich von Turka und ſüdlich Stary-Sambor führte geſtern zu einem vollſtändigen Siege unſerer Waffen. Der hier vorgebrochene Feind — zwei Infanterie-Diviſionen und eine Schützenbrigade — wurde aus allen ſeinen Stellungen geworfen. Czernowitz wird von unſeren Truppen behauptet. Das namentlich auf die Reſidenz des griechiſch-orientaliſchen Erzbiſchofs gerichtete Artilleriefeuer der Ruſſen blieb ohne nennenswerte Wirkung. 2. November: Unſere Offenſive durch die Macva ſchreitet ſiegreich vor- wärts. Aus ſeinen befeſtigten Stellungen vertrieben, hat der Gegner bisher nur wenig Widerſtand geleiſtet. Nur an der Nord- linie von Sabac mußten ſtark verſchanzte Poſitionen im Sturm genommen werden. Auch Sabac ſelbſt wurde heute nacht geſtürmt. Unſere durch die Macva vorgerückten Kolonnen haben die Bahn- linie Sabac-Ljesnica bereits überſchritten. Kavallerie iſt am Feind und hat auch Gefangene gemacht. Einen ſchweren Verluſt haben unſere Balkanſtreitkräfte zu be- klagen. Der Feldpilot Oberleutnant Sanchez wurde durch ein feindliches Geſchoß, welches auch ſeinen Beobachter verletzte, ſchwer verwundet. Trotz furchtbarer Schmerzen und mit Auf- bietung ſeiner letzten Kräfte vermochte der wackere Pilot ſeinen Apparat noch auf den etwa 70 Kilometer entfernten Flugplatz zu ſteuern und dort glatt zu landen. Oberleutnant Sanchez iſt geſtern ſeinen Wunden erlegen. Vor ſeinem Tode erhielt er noch das ihm von Seiner Majeſtät telegraphiſch verliehene Militärverdienſtkreuz. Die Kämpfe in Ruſſiſch-Polen dauern an. In den Gefechten am San hatten die Ruſſen namentlich bei Rozwadow ſchwere Verluſte. Wir brachten dort 400 Gefangene ein und er- beuteten drei Maſchinengewehre. Südlich Stary Sambor nahm eine Gefechtsgruppe gleichfalls 400 Ruſſen gefangen. In dieſem Raume und nordöſtlich Turka machte unſere Vorrückung weitere Fortſchritte. 3. November: In Ruſſiſch-Polen brachen unſere Streitkräfte, als ſie eine ſtarke feindliche Armee zur Entwicklung gezwungen hatten, die Gefechte auf Lyſa-Gora ab, um die nach den Kämpfen vor Iwangorod befohlenen Bewegungen fortzuſetzen. Die Lage in Galizien iſt unverändert. Aus den Kämpfen der letzten Tage ſüdlich Stary-Sambor und nordweſtlich Turka wurden bisher 2500 gefangene Ruſſen eingebracht. Geſtern früh überfielen Huſaren bei Eybnik im Stryjtale eine feindliche Munitionskolonne und erbeuteten viele Wagen mit Artilleriemunition. Erſt jetzt läßt ſich der in der Macva errungene Erfolg voll überblicken. Die dort geſtandene 2. ſerbiſche Armee unter General Stepanowic mit 4 bis 5 Diviſionen konnte ſich nur durch einen übereiligen Rückzug, bei dem ſie Vorräte aller Art im Stich laſſen mußte und zahlreiche Gefangene verlor, aus der bedrohlichen Situation retten. Der Feind iſt, um in den vor- bereiteten rückwärtigen Stellungen neuerdings Widerſtand zu leiſten, in einem Zug bis in das Hügelland ſüdlich Sabac zurück- gewichen und leiſtete nur noch bei Sabac, welches in der Nacht vom 1. auf 2. November von unſeren tapferen Truppen erſtürmt wurde, hartnäckig, aber vergeblich Widerſtand. 4. November: Die Bewegungen unſerer Truppen in Ruſſiſch-Polen wurden geſtern vom Feinde nicht geſtört. Eines unſerer Korps nimmt aus den Kämpfen auf Lyſa-Gora 20 Offiziere und 2200 Mann als Gefangene mit. An der galiziſchen Front ergaben ſich bei Podbuz ſüdlich Sambor über 200, heute früh bei Jaroslaw 300 Ruſſen. Die bei Kuty ſowie nördlich von Czernowitz bei Kootyrnik geſchlagenen ruſſiſchen Abteilungen zogen ſich gegen Sniatyn zu- rück. Sie verſuchten ſich dort zu verteidigen, was jedoch mißlang. Die Verluſte der Ruſſen ſind ſehr bedeutend. Sniatyn wurde von uns wieder beſetzt. Vor Czernowitz bleiben die Ruſſen ruhig. * Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz wird amtlich ge- meldet: Im weiteren Vorrücken ſtießen unſere Truppen ſüdlich und ſüdweſtlich von Sabac neuerdings auf den Feind. Der ſofort angeſetzte Angriff ſchreitet günſtig fort. Während der Kämpfe auf Komanja wurden insgeſamt 7 Offiziere und 647 Mann ge- fangen genommen, 5 Geſchütze, 3 Munitionswagen, 2 Maſchinen- gewehre und viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet. Den Montenegrinern wurden über tauſend Stück Vieh, das ſie aus Bosnien mitnehmen wollten, abgenommen. Ueber die Kämpfegegen die Serben meldet Feldzeug- meiſter Potiorek amtlich unterm 31. Oktober: Die Erfolge unſerer Truppen, die bei ihrem ſeiner- zeitigen Einbruch in die Macva dort auf ſtarke mit Drahthinderniſſen geſchützte Befeſtigungen ſtießen und in dieſe erſt vor zwei Tagen nach langen ſchwierigen Kämpfen bei Ravnje eine Breſche ſchlagen konnten, haben heute eine bemerkenswerte Fortſetzung erfahren. Trotz verzweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der ſchwierigen Paſſierbarkeit der zum Teil ſumpfigen Macva drangen heute unſere ſämtlichen über die Save und Drina vorgedrungenen Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte Crnabara, Banavopolje, Radernkovic, Gloglusci und Tabanovic. * Ueber die wachſende Spannung zwiſchen Bul- garien und Serbien ſchreibt die „Südſlawiſche Korreſpon- denz“ aus Sofia: Die Spannung zwiſchen Bul- garien und Serbien ſcheint ſich in allerletzter Zeit ver- ſchärft zu haben. Die Sprache der offiziöſen Blätter gegen Serbien iſt überaus heftig. Man verlangt an dieſen Stellen immer dringender ein aktives Vorgehen gegen Serbien, um den Leiden der Bulgaren in Mazedonien ein Ende zu bereiten. Es iſt bemerkenswert, daß hierbei immer darauf hingewieſen wird, daß auch die mohammedaniſche Bevölkerung in gleicher Weiſe wie die bulgariſche von dem ſerbiſchen Terror betroffen wird, und daß auch die Türkei gezwungen ſein würde, gegen die ſerbiſche Willkür- herrſchaft aufzutreten. Die Stimmung der bulgariſchen Oeffent- lichkeit gleicht der vor Beginn des zweiten Balkankrieges. Türkei. Ueber die Eröffnung der Feindſeligkeiten durch die Ruſſen teilt die türkiſche Regierung amtlich mit: Während ein kleiner Teil der ottomaniſchen Flotte am 28. Oktober im Schwarzen Meer Uebungen vornahm, eröffnete die ruſſiſche Flotte, nachdem ſie längere Zeit dieſen Uebungen folgte und ſie zu ſtören ſuchte, am Donnerstag die Feindſeligkeiten, indem ſie die ottomaniſchen Schiffe angriff. Im Verlaufe des ſich nun- mehr entſpinnenden Kampfes gelang es unſerer Flotte durch die Gnade des Allmächtigen, den Minendampfer „Prut“, der 5000 Ton- nen verdrängte und ungefähr 700 Minen trug, zu verſenken, einem der ruſſiſchen Torpedoboote ſchwere Beſchädigungen beizubringen und einen Kohlendampfer zu kapern. Ein vom türkiſchen Torpedo- boot „Heiret Millie“ abgeſchoſſener Torpedo hat dem ruſſiſchen Torpedojäger „Kubanez“, der 1100 Tonnen Waſſer verdrängte, und ein anderer vom Torpedoboot „Monavenet Millie“ abge- ſchoſſener Torpedo hat einem anderen ruſſiſchen Küſtenwachtſchiff ſehr ſchweren Schaden zugefügt. Drei ruſſiſche Offiziere und 72 Matroſen wurden von den Unſeren gerettet und, da ſie zur Be- mannung der verſenkten und zerſtörten Schiffe gehörten, gefangen genommen. Die kaiſerliche Flotte hat durch die Gnade Gottes keinerlei Schaden erlitten und der Kampf geht günſtig für unſere Flotte weiter. Die kaiſerliche Regierung wird ohne Zweifel mit äußerſtem Nachdruck gegen dieſe feindſelige Handlung Einſpruch erheben, die von der ruſſiſchen Flotte gegen einen geringfügigen Teil unſerer Flotte unternommen worden iſt. *

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1914/3>, abgerufen am 15.05.2024.