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Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849.

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[Spaltenumbruch] der Zeit auf den Thron Meiner Vorfahren. Die Umstände unter welchen
Ich die Zügel der Regierung ergreife sind der Art daß Ich ohne kräftiges
Zusammenwirken Aller Meinen heißen Wunsch das Heil des gemeinsamen
Vaterlandes zu fördern nicht erfüllen könnte. Die Geschicke der Völker
reifen nach den Rathschlüssen Gottes, der Mensch aber muß ihnen nach-
kommen so viel an ihm liegt, Wir haben Uns daher dieser Pflicht nicht
entzogen. Unsere gegenwärtige Aufgabe ist Unsere Ehre rein und unbe-
fleckt zu erhalten, die Wunden des öffentlichen Wohlstandes zu heilen und
Unsere constitutionellen Institutionen zu befestigen. Alle Meine Völker
beschwöre Ich um Beistand für diese Aufgabe; Ich bin bereit feierlichen
Eid zu leisten, und erwarte dafür von Meinem Volke Beistand, Liebe und
Vertrauen.

An demselben
Tage Nachmittag 2 Uhr stellte sich die Turiner Nationalgarde in Parade
auf. Um 3 Uhr erschien der junge König zu Pferd in Begleitung der
Königin und der beiden königlichen Prinzen in offenen Wagen, und wurde
von den Bataillonen mit Begeisterung begrüßt, worauf ihm der Eid der
Treue geleistet wurde. Der König hat den General Garbiel de Launay
[Spaltenumbruch] mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt, und solches ist folgender
Gestalt zusammengekommen: Präfident und Minister des Auswärtigen
de Launay, des Innern Dionigi Pinelli, des Kriegs Generalmajor Dabor-
mida, Finanzen Senator Giovanni Nigra, der Gnaden und Justiz Cesare
Cristiani, Minister des Cultus und Unterrichts Cristoforo Mameli.



Neuestes.

* Briefe aus Berlin vom 30 März bringen die Antwort
des Königs auf die Adresse der zweiten Kammer. Man findet
darin kein auf die deutsche Frage bezügliches bestimmtes Wort.
Die Deputation aus Frankfurt wurde auf den 30 oder 31 März
erwartet. Die Ungewißheit über die Entschließungen des Königs
dauerte fort. Es wird aber versichert der Prinz und die Prinzessin
von Preußen sollen die Annahme der Kaiserkrone anrathen.

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[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] der Zeit auf den Thron Meiner Vorfahren. Die Umſtände unter welchen
Ich die Zügel der Regierung ergreife ſind der Art daß Ich ohne kräftiges
Zuſammenwirken Aller Meinen heißen Wunſch das Heil des gemeinſamen
Vaterlandes zu fördern nicht erfüllen könnte. Die Geſchicke der Völker
reifen nach den Rathſchlüſſen Gottes, der Menſch aber muß ihnen nach-
kommen ſo viel an ihm liegt, Wir haben Uns daher dieſer Pflicht nicht
entzogen. Unſere gegenwärtige Aufgabe iſt Unſere Ehre rein und unbe-
fleckt zu erhalten, die Wunden des öffentlichen Wohlſtandes zu heilen und
Unſere conſtitutionellen Inſtitutionen zu befeſtigen. Alle Meine Völker
beſchwöre Ich um Beiſtand für dieſe Aufgabe; Ich bin bereit feierlichen
Eid zu leiſten, und erwarte dafür von Meinem Volke Beiſtand, Liebe und
Vertrauen.

An demſelben
Tage Nachmittag 2 Uhr ſtellte ſich die Turiner Nationalgarde in Parade
auf. Um 3 Uhr erſchien der junge König zu Pferd in Begleitung der
Königin und der beiden königlichen Prinzen in offenen Wagen, und wurde
von den Bataillonen mit Begeiſterung begrüßt, worauf ihm der Eid der
Treue geleiſtet wurde. Der König hat den General Garbiel de Launay
[Spaltenumbruch] mit der Bildung eines Miniſteriums beauftragt, und ſolches iſt folgender
Geſtalt zuſammengekommen: Präfident und Miniſter des Auswärtigen
de Launay, des Innern Dionigi Pinelli, des Kriegs Generalmajor Dabor-
mida, Finanzen Senator Giovanni Nigra, der Gnaden und Juſtiz Ceſare
Criſtiani, Miniſter des Cultus und Unterrichts Criſtoforo Mameli.



Neueſtes.

* Briefe aus Berlin vom 30 März bringen die Antwort
des Königs auf die Adreſſe der zweiten Kammer. Man findet
darin kein auf die deutſche Frage bezügliches beſtimmtes Wort.
Die Deputation aus Frankfurt wurde auf den 30 oder 31 März
erwartet. Die Ungewißheit über die Entſchließungen des Königs
dauerte fort. Es wird aber verſichert der Prinz und die Prinzeſſin
von Preußen ſollen die Annahme der Kaiſerkrone anrathen.

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[1430/0014] der Zeit auf den Thron Meiner Vorfahren. Die Umſtände unter welchen Ich die Zügel der Regierung ergreife ſind der Art daß Ich ohne kräftiges Zuſammenwirken Aller Meinen heißen Wunſch das Heil des gemeinſamen Vaterlandes zu fördern nicht erfüllen könnte. Die Geſchicke der Völker reifen nach den Rathſchlüſſen Gottes, der Menſch aber muß ihnen nach- kommen ſo viel an ihm liegt, Wir haben Uns daher dieſer Pflicht nicht entzogen. Unſere gegenwärtige Aufgabe iſt Unſere Ehre rein und unbe- fleckt zu erhalten, die Wunden des öffentlichen Wohlſtandes zu heilen und Unſere conſtitutionellen Inſtitutionen zu befeſtigen. Alle Meine Völker beſchwöre Ich um Beiſtand für dieſe Aufgabe; Ich bin bereit feierlichen Eid zu leiſten, und erwarte dafür von Meinem Volke Beiſtand, Liebe und Vertrauen. Turin, 27 März 1849.Victor Emanuel.“An demſelben Tage Nachmittag 2 Uhr ſtellte ſich die Turiner Nationalgarde in Parade auf. Um 3 Uhr erſchien der junge König zu Pferd in Begleitung der Königin und der beiden königlichen Prinzen in offenen Wagen, und wurde von den Bataillonen mit Begeiſterung begrüßt, worauf ihm der Eid der Treue geleiſtet wurde. Der König hat den General Garbiel de Launay mit der Bildung eines Miniſteriums beauftragt, und ſolches iſt folgender Geſtalt zuſammengekommen: Präfident und Miniſter des Auswärtigen de Launay, des Innern Dionigi Pinelli, des Kriegs Generalmajor Dabor- mida, Finanzen Senator Giovanni Nigra, der Gnaden und Juſtiz Ceſare Criſtiani, Miniſter des Cultus und Unterrichts Criſtoforo Mameli. Neueſtes. * Briefe aus Berlin vom 30 März bringen die Antwort des Königs auf die Adreſſe der zweiten Kammer. Man findet darin kein auf die deutſche Frage bezügliches beſtimmtes Wort. Die Deputation aus Frankfurt wurde auf den 30 oder 31 März erwartet. Die Ungewißheit über die Entſchließungen des Königs dauerte fort. Es wird aber verſichert der Prinz und die Prinzeſſin von Preußen ſollen die Annahme der Kaiſerkrone anrathen. _ _

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849, S. 1430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine93_1849/14>, abgerufen am 15.05.2024.