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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Vischer, Friedrich Theod., als Philosoph ein Vertreter des Pantheismus, geb. 1807 zu Ludwigsburg, Privatdocent in Tübingen, wurde 1844 ordentlicher Professor, gerieth gelegentlich seiner Antrittsrede in Fehde mit den Katholiken, kam 1855 als Professor der Aesthetik u. deutschen Literatur an das Polytechnicum nach Zürich. Sein Hauptwerk ist eine "Aesthetik", Stuttg. 1847-53, 3 Bde.


Vischnu s. ind. Religion.


Visconti, lombard. Familie, welche von 1277 n. Chr., anfangs nicht unbestritten, bis 1447 Mailand u. theilweise Oberitalien beherrschte; s. Mailand, Geschichte. Die Herrschaft errang Otto V., der Erzbischof von Mailand, gest. 1295; ihm folgte sein Neffe Matteo I. (1294-1322); diesem Galeazzo I. (1322-28), Azzo (gest. 1329), Luchino (1329-49), Giovanni (1349 bis 1354), des letztern 3 Neffen Matteo II., Barnaba und Galeazzo II. (1354-85); Gian Galeazzo, unter welchem die Macht der V. am höchsten stand, erhielt 1395 von Kaiser Wenzel den Herzogstitel, eroberte den größten Theil von Ober- u. Mittelitalien, strebte nach dem Titel König von Italien, st. 1402 vergiftet. Ihm folgten in der getheilten Herrschaft zuerst seine 3 Söhne, die einen großen Theil des Gebiets an Venedig und Florenz verloren, von 1412 an als Alleinherrscher Filippo Maria, gest. 1447 ohne männliche Erben, worauf sich sein Schwiegersohn Franz S forza (s. d.) der Herrschaft bemächtigte.


Visconti, röm. Familie, mit der mailänd. nicht zusammenhängend. V. Ennio Quirino, geb. 1751 zu Rom, einer der ausgezeichnetsten Archäologen und Kunstkenner der neuesten Zeit, war seit 1787 Conservator des Museo Capitolino in Rom, mußte als Anhänger der Republik 1799 nach Frankreich flüchten, wurde zu Paris Professor der Archäologie und Conservator der Alterthümer des Museums, st. 1818. Hauptwerke: Fortsetzung des von seinem Vater Giambattista Antonio (gest. 1784) begonnenen "Museo Pio-Clementino" (1782 bis 1807), "Iconographie Grecque" (1808), "Iconographie Romaine" (1818-1820). Sein Bruder Filippo Aurelio, gest. 1831 zu Rom, gab das "Museo Chiaramonti" heraus; ein dritter Bruder, Alessandro, gest. 1835 zu Rom, Arzt, war gleichfalls tüchtiger Archäolog und Numismatiker.


Visconti, Louis Tullius Joachim, berühmter Architekt, geb. 1791 zu Rom, Sohn des Ennio Quirino V, bildete sich in Paris zu einem der gefeiertsten Meister der Baukunst. Unter seinen vielen großartigen Bauten ist besonders zu nennen das prachtvolle und kolossale Grabdenkmal Napoleons I. und der Ausbau des Louvre, dessen Vollendung er indeß nicht mehr erlebte; er st. 1853.


Viscount (weikaunt), s. Vicomte.


Viscum, lat., Leim; v. album, s. Mistel; viscid, zähe, klebrig; Viscosität. zäher Schleim.


Visibel, lat., sichtbar; Visibilität, Sichtbarkeit.


Visir, aus dem Lat., bei der schweren Bewaffnung des Mittelalters zuerst eiserne Gesichtsmaske, dann das auf- u. niederlaßbare Gitterwerk am Helme zum Schutze des Gesichts; eisernes Blättchen auf der Büchse, mit einem seinen Einschnitt in der Mitte, um durch dasselbe über das Korn (Mücke) genau nach einem Gegenstande zielen zu können; bei Meßwerkzeugen die Sehspalte, der hintere Diopter; V. schuß, Kanonenschuß über V. und Korn, wo kein Aufsatz genommen wird, der Schuß aber vermöge der Lage des Vs u. Korns mit der Verlängerung der Mittellinie der Seele des Geschützes einen sehr flachen Bogen bildet; visiren, zielen, den Inhalt eines Gefäßes bestimmen, einen Paß beglaubigen, die Theile u. Figuren eines Wappens heraldisch beschreiben.


Visirkunst, ein Theil der praktischen Geometrie, die Kunst, den Inhalt eines Gefäßes, besonders eines Fasses, nach einem bestimmten Flüssigkeitsmaße zu bestimmen. Zur Bestimmung der Dimensionen des Gefäßes bedient man sich entweder des gewöhnlichen Maßstabs od. des Visirstabs. Letzterer ist entweder ein quadratischer oder ein kubischer. Der quadratische Visirstab hat eine sog. Längenseite und eine Flächenseite, beide mit einer bestimmten Maßeintheilung. Zur Messung des Inhalts eines hohlen Cylinders


Vischer, Friedrich Theod., als Philosoph ein Vertreter des Pantheismus, geb. 1807 zu Ludwigsburg, Privatdocent in Tübingen, wurde 1844 ordentlicher Professor, gerieth gelegentlich seiner Antrittsrede in Fehde mit den Katholiken, kam 1855 als Professor der Aesthetik u. deutschen Literatur an das Polytechnicum nach Zürich. Sein Hauptwerk ist eine „Aesthetik“, Stuttg. 1847–53, 3 Bde.


Vischnu s. ind. Religion.


Visconti, lombard. Familie, welche von 1277 n. Chr., anfangs nicht unbestritten, bis 1447 Mailand u. theilweise Oberitalien beherrschte; s. Mailand, Geschichte. Die Herrschaft errang Otto V., der Erzbischof von Mailand, gest. 1295; ihm folgte sein Neffe Matteo I. (1294–1322); diesem Galeazzo I. (1322–28), Azzo (gest. 1329), Luchino (1329–49), Giovanni (1349 bis 1354), des letztern 3 Neffen Matteo II., Barnaba und Galeazzo II. (1354–85); Gian Galeazzo, unter welchem die Macht der V. am höchsten stand, erhielt 1395 von Kaiser Wenzel den Herzogstitel, eroberte den größten Theil von Ober- u. Mittelitalien, strebte nach dem Titel König von Italien, st. 1402 vergiftet. Ihm folgten in der getheilten Herrschaft zuerst seine 3 Söhne, die einen großen Theil des Gebiets an Venedig und Florenz verloren, von 1412 an als Alleinherrscher Filippo Maria, gest. 1447 ohne männliche Erben, worauf sich sein Schwiegersohn Franz S forza (s. d.) der Herrschaft bemächtigte.


Visconti, röm. Familie, mit der mailänd. nicht zusammenhängend. V. Ennio Quirino, geb. 1751 zu Rom, einer der ausgezeichnetsten Archäologen und Kunstkenner der neuesten Zeit, war seit 1787 Conservator des Museo Capitolino in Rom, mußte als Anhänger der Republik 1799 nach Frankreich flüchten, wurde zu Paris Professor der Archäologie und Conservator der Alterthümer des Museums, st. 1818. Hauptwerke: Fortsetzung des von seinem Vater Giambattista Antonio (gest. 1784) begonnenen „Museo Pio-Clementino“ (1782 bis 1807), „Iconographie Grecque“ (1808), „Iconographie Romaine“ (1818–1820). Sein Bruder Filippo Aurelio, gest. 1831 zu Rom, gab das „Museo Chiaramonti“ heraus; ein dritter Bruder, Alessandro, gest. 1835 zu Rom, Arzt, war gleichfalls tüchtiger Archäolog und Numismatiker.


Visconti, Louis Tullius Joachim, berühmter Architekt, geb. 1791 zu Rom, Sohn des Ennio Quirino V, bildete sich in Paris zu einem der gefeiertsten Meister der Baukunst. Unter seinen vielen großartigen Bauten ist besonders zu nennen das prachtvolle und kolossale Grabdenkmal Napoleons I. und der Ausbau des Louvre, dessen Vollendung er indeß nicht mehr erlebte; er st. 1853.


Viscount (weikaunt), s. Vicomte.


Viscum, lat., Leim; v. album, s. Mistel; viscid, zähe, klebrig; Viscosität. zäher Schleim.


Visibel, lat., sichtbar; Visibilität, Sichtbarkeit.


Visir, aus dem Lat., bei der schweren Bewaffnung des Mittelalters zuerst eiserne Gesichtsmaske, dann das auf- u. niederlaßbare Gitterwerk am Helme zum Schutze des Gesichts; eisernes Blättchen auf der Büchse, mit einem seinen Einschnitt in der Mitte, um durch dasselbe über das Korn (Mücke) genau nach einem Gegenstande zielen zu können; bei Meßwerkzeugen die Sehspalte, der hintere Diopter; V. schuß, Kanonenschuß über V. und Korn, wo kein Aufsatz genommen wird, der Schuß aber vermöge der Lage des Vs u. Korns mit der Verlängerung der Mittellinie der Seele des Geschützes einen sehr flachen Bogen bildet; visiren, zielen, den Inhalt eines Gefäßes bestimmen, einen Paß beglaubigen, die Theile u. Figuren eines Wappens heraldisch beschreiben.


Visirkunst, ein Theil der praktischen Geometrie, die Kunst, den Inhalt eines Gefäßes, besonders eines Fasses, nach einem bestimmten Flüssigkeitsmaße zu bestimmen. Zur Bestimmung der Dimensionen des Gefäßes bedient man sich entweder des gewöhnlichen Maßstabs od. des Visirstabs. Letzterer ist entweder ein quadratischer oder ein kubischer. Der quadratische Visirstab hat eine sog. Längenseite und eine Flächenseite, beide mit einer bestimmten Maßeintheilung. Zur Messung des Inhalts eines hohlen Cylinders

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[633/0634] Vischer, Friedrich Theod., als Philosoph ein Vertreter des Pantheismus, geb. 1807 zu Ludwigsburg, Privatdocent in Tübingen, wurde 1844 ordentlicher Professor, gerieth gelegentlich seiner Antrittsrede in Fehde mit den Katholiken, kam 1855 als Professor der Aesthetik u. deutschen Literatur an das Polytechnicum nach Zürich. Sein Hauptwerk ist eine „Aesthetik“, Stuttg. 1847–53, 3 Bde. Vischnu s. ind. Religion. Visconti, lombard. Familie, welche von 1277 n. Chr., anfangs nicht unbestritten, bis 1447 Mailand u. theilweise Oberitalien beherrschte; s. Mailand, Geschichte. Die Herrschaft errang Otto V., der Erzbischof von Mailand, gest. 1295; ihm folgte sein Neffe Matteo I. (1294–1322); diesem Galeazzo I. (1322–28), Azzo (gest. 1329), Luchino (1329–49), Giovanni (1349 bis 1354), des letztern 3 Neffen Matteo II., Barnaba und Galeazzo II. (1354–85); Gian Galeazzo, unter welchem die Macht der V. am höchsten stand, erhielt 1395 von Kaiser Wenzel den Herzogstitel, eroberte den größten Theil von Ober- u. Mittelitalien, strebte nach dem Titel König von Italien, st. 1402 vergiftet. Ihm folgten in der getheilten Herrschaft zuerst seine 3 Söhne, die einen großen Theil des Gebiets an Venedig und Florenz verloren, von 1412 an als Alleinherrscher Filippo Maria, gest. 1447 ohne männliche Erben, worauf sich sein Schwiegersohn Franz S forza (s. d.) der Herrschaft bemächtigte. Visconti, röm. Familie, mit der mailänd. nicht zusammenhängend. V. Ennio Quirino, geb. 1751 zu Rom, einer der ausgezeichnetsten Archäologen und Kunstkenner der neuesten Zeit, war seit 1787 Conservator des Museo Capitolino in Rom, mußte als Anhänger der Republik 1799 nach Frankreich flüchten, wurde zu Paris Professor der Archäologie und Conservator der Alterthümer des Museums, st. 1818. Hauptwerke: Fortsetzung des von seinem Vater Giambattista Antonio (gest. 1784) begonnenen „Museo Pio-Clementino“ (1782 bis 1807), „Iconographie Grecque“ (1808), „Iconographie Romaine“ (1818–1820). Sein Bruder Filippo Aurelio, gest. 1831 zu Rom, gab das „Museo Chiaramonti“ heraus; ein dritter Bruder, Alessandro, gest. 1835 zu Rom, Arzt, war gleichfalls tüchtiger Archäolog und Numismatiker. Visconti, Louis Tullius Joachim, berühmter Architekt, geb. 1791 zu Rom, Sohn des Ennio Quirino V, bildete sich in Paris zu einem der gefeiertsten Meister der Baukunst. Unter seinen vielen großartigen Bauten ist besonders zu nennen das prachtvolle und kolossale Grabdenkmal Napoleons I. und der Ausbau des Louvre, dessen Vollendung er indeß nicht mehr erlebte; er st. 1853. Viscount (weikaunt), s. Vicomte. Viscum, lat., Leim; v. album, s. Mistel; viscid, zähe, klebrig; Viscosität. zäher Schleim. Visibel, lat., sichtbar; Visibilität, Sichtbarkeit. Visir, aus dem Lat., bei der schweren Bewaffnung des Mittelalters zuerst eiserne Gesichtsmaske, dann das auf- u. niederlaßbare Gitterwerk am Helme zum Schutze des Gesichts; eisernes Blättchen auf der Büchse, mit einem seinen Einschnitt in der Mitte, um durch dasselbe über das Korn (Mücke) genau nach einem Gegenstande zielen zu können; bei Meßwerkzeugen die Sehspalte, der hintere Diopter; V. schuß, Kanonenschuß über V. und Korn, wo kein Aufsatz genommen wird, der Schuß aber vermöge der Lage des Vs u. Korns mit der Verlängerung der Mittellinie der Seele des Geschützes einen sehr flachen Bogen bildet; visiren, zielen, den Inhalt eines Gefäßes bestimmen, einen Paß beglaubigen, die Theile u. Figuren eines Wappens heraldisch beschreiben. Visirkunst, ein Theil der praktischen Geometrie, die Kunst, den Inhalt eines Gefäßes, besonders eines Fasses, nach einem bestimmten Flüssigkeitsmaße zu bestimmen. Zur Bestimmung der Dimensionen des Gefäßes bedient man sich entweder des gewöhnlichen Maßstabs od. des Visirstabs. Letzterer ist entweder ein quadratischer oder ein kubischer. Der quadratische Visirstab hat eine sog. Längenseite und eine Flächenseite, beide mit einer bestimmten Maßeintheilung. Zur Messung des Inhalts eines hohlen Cylinders

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/634>, abgerufen am 29.04.2024.