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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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systematisch hat er sie nie dargestellt, denn er wollte kein Schriftsteller sein, sie lassen sich aber aus einer kleinen Gelegenheitsschrift "Väterliche Worte am Neujahrstage etc." (Weinfelden bei W. Rueß 1841) vollständig entwickeln. W. gründete auch den thurgauischen landwirthschaftlichen Verein, der größtentheils aus wirklichen Landwirthen besteht und leitete ihn bis zu seinem Tode, ist auch als Stifter der landwirthschaftlichen Armenschule auf Bernrain zu betrachten.


Weib, die allgemeine Bezeichnung des dem Manne gegenüberstehenden Geschlechts (s. Geschlecht); eines verheiratheten Individuums dieses Geschlechts.


Weibergut, s. Ehegüterrecht.


Weichbild (vom altdeutschen Wih = Stadt, u. Bild d. h. Siegel abgeleitet), der Gerichtsbezirk einer Stadt; die Stadtflur: das Stadtrecht.


Weichsel, lat. Vistula, poln. Visla, Hauptfluß Polens, entspringt in österr. Schlesien auf den Beskiden in 3 Hauptquellen, die sich bei dem Dorfe W. vereinigen, wird bei Krakau schiffbar, bildet auf eine weite Strecke die Gränze zwischen Galizien und Polen, durchfließt Polen, tritt oberhalb Thorn in Preußen ein, theilt sich in 2 Arme, von denen der östl., die Nogat, sich in das frische Haff ergießt; der westl., in 2 Aeste getheilt, mündet als Alte oder Elbinger W. in das frische Haff, als Neue od. Danziger W. in die Ostsee. Die Stromlänge der W. beträgt 130 M., ihr Gebiet 3550 #M. (Brandstätter, "die Weichsel historisch, topographisch und malerisch", Marienwerder 1853.)


Weichsel, Sauerkirschbaum, s. Kirsche.


Weichselzopf, Wichtelzopf, lat. plica polonica, trichoma, Kopfausschlag mit eigenthümlicher Verfilzung der Haare, wobei diese durch eine ausgeschwitzte Materie zuerst dicht an der Haut zu einer anfangs weichen Masse zusammenbacken, die später ganz verfilzt und hart und trocken wird, bis sie endlich durch nachwachsende gesunde Haare abgelöst wird und die Integrität der Kopfhaut sich wieder herstellt. Die Krankheit kommt jetzt hauptsächlich noch in Polen vor (früher auch bei uns), und der Volksglaube schreibt ihr dort eine salutäre Kraft zu d. h. die Kraft, die verschiedensten schon lange im Körper bestandenen Leiden zu heilen. Ueber die Ursachen sind die Ansichten verschieden. Einige glauben, daß ihr ein Allgemeinleiden zu Grund liege, Andere nehmen eine Schimmelbildung als Ursache an, nach Andern endlich ist sie allein Folge großer und oft (bei dem Glauben an ihre salutäre Kraft) absichtlicher Unreinlichkeit des Kopfes und der Haare, und neuere officielle Untersuchungen machen diese Ansicht sehr wahrscheinlich. Die Heilung geschieht durch vorsichtiges Lüften u. Abschneiden der Haare sowie der von der Haut gelösten Filzmasse.


Weichthiere, s. Mollusken.


Weida, sachsen-weimar. Amtsstadt am Bache W. mit 4100 E.


Weide, lat. salix, Holzgattung aus der Familie der Armentaceae, in mehr als 40 Arten, mit meist lanzettförmigen Blättern, getrennten Blüten auf 2 verschiedenen Stämmen, mit 1, selten mehr Staubfäden, 1 Pistill, 4 Narben; haben meist zähe, biegsame Zweige, die zu Bändern und zum Korbflechten dienen; die Rinde der jüngeren hat durch das in ihr enthaltene Alkaloid (Salicin) eine der China ähnliche Wirkung, enthält auch bei mehren Arten einen Gerbe- und Färbestoff. Die größte Art ist die weiße W. (s. alba) die in 40 Jahren eine Höhe von 50' erreicht. Die aus dem Orient stammende Trauer-W. (s. babylonica) ist wegen ihrer zierlichen herabhängenden Zweige beliebt; eine Abart derselben, die Napoleons-W. (s. annularis), hat schneckenförmig zusammengerollte Blätter.


Weidegerechtigkeit (Hut-, Triftrecht, lat. jus pascendi), das Servitutsrecht auf fremden Grundstücken Vieh zu weiden.


Weiden, Viehweiden, Land, auf welchem Hausthiere ihr Futter suchen, sind entweder Anger-W., wo der Boden aus schließlich zum W. dient; oder Vor- und Nach-W., Wiesen, auf welche das Vieh im Frühjahre beim Sprossen des Grases und im Herbste nach der letzten Heuärnte zur Hütung getrieben wird; Neben-W., wo anderweitig gebrauchter Boden auch zum W. benutzt wird z. B. Waldung; Wechsel-W., wo der

systematisch hat er sie nie dargestellt, denn er wollte kein Schriftsteller sein, sie lassen sich aber aus einer kleinen Gelegenheitsschrift „Väterliche Worte am Neujahrstage etc.“ (Weinfelden bei W. Rueß 1841) vollständig entwickeln. W. gründete auch den thurgauischen landwirthschaftlichen Verein, der größtentheils aus wirklichen Landwirthen besteht und leitete ihn bis zu seinem Tode, ist auch als Stifter der landwirthschaftlichen Armenschule auf Bernrain zu betrachten.


Weib, die allgemeine Bezeichnung des dem Manne gegenüberstehenden Geschlechts (s. Geschlecht); eines verheiratheten Individuums dieses Geschlechts.


Weibergut, s. Ehegüterrecht.


Weichbild (vom altdeutschen Wih = Stadt, u. Bild d. h. Siegel abgeleitet), der Gerichtsbezirk einer Stadt; die Stadtflur: das Stadtrecht.


Weichsel, lat. Vistula, poln. Visla, Hauptfluß Polens, entspringt in österr. Schlesien auf den Beskiden in 3 Hauptquellen, die sich bei dem Dorfe W. vereinigen, wird bei Krakau schiffbar, bildet auf eine weite Strecke die Gränze zwischen Galizien und Polen, durchfließt Polen, tritt oberhalb Thorn in Preußen ein, theilt sich in 2 Arme, von denen der östl., die Nogat, sich in das frische Haff ergießt; der westl., in 2 Aeste getheilt, mündet als Alte oder Elbinger W. in das frische Haff, als Neue od. Danziger W. in die Ostsee. Die Stromlänge der W. beträgt 130 M., ihr Gebiet 3550 □M. (Brandstätter, „die Weichsel historisch, topographisch und malerisch“, Marienwerder 1853.)


Weichsel, Sauerkirschbaum, s. Kirsche.


Weichselzopf, Wichtelzopf, lat. plica polonica, trichoma, Kopfausschlag mit eigenthümlicher Verfilzung der Haare, wobei diese durch eine ausgeschwitzte Materie zuerst dicht an der Haut zu einer anfangs weichen Masse zusammenbacken, die später ganz verfilzt und hart und trocken wird, bis sie endlich durch nachwachsende gesunde Haare abgelöst wird und die Integrität der Kopfhaut sich wieder herstellt. Die Krankheit kommt jetzt hauptsächlich noch in Polen vor (früher auch bei uns), und der Volksglaube schreibt ihr dort eine salutäre Kraft zu d. h. die Kraft, die verschiedensten schon lange im Körper bestandenen Leiden zu heilen. Ueber die Ursachen sind die Ansichten verschieden. Einige glauben, daß ihr ein Allgemeinleiden zu Grund liege, Andere nehmen eine Schimmelbildung als Ursache an, nach Andern endlich ist sie allein Folge großer und oft (bei dem Glauben an ihre salutäre Kraft) absichtlicher Unreinlichkeit des Kopfes und der Haare, und neuere officielle Untersuchungen machen diese Ansicht sehr wahrscheinlich. Die Heilung geschieht durch vorsichtiges Lüften u. Abschneiden der Haare sowie der von der Haut gelösten Filzmasse.


Weichthiere, s. Mollusken.


Weida, sachsen-weimar. Amtsstadt am Bache W. mit 4100 E.


Weide, lat. salix, Holzgattung aus der Familie der Armentaceae, in mehr als 40 Arten, mit meist lanzettförmigen Blättern, getrennten Blüten auf 2 verschiedenen Stämmen, mit 1, selten mehr Staubfäden, 1 Pistill, 4 Narben; haben meist zähe, biegsame Zweige, die zu Bändern und zum Korbflechten dienen; die Rinde der jüngeren hat durch das in ihr enthaltene Alkaloid (Salicin) eine der China ähnliche Wirkung, enthält auch bei mehren Arten einen Gerbe- und Färbestoff. Die größte Art ist die weiße W. (s. alba) die in 40 Jahren eine Höhe von 50' erreicht. Die aus dem Orient stammende Trauer-W. (s. babylonica) ist wegen ihrer zierlichen herabhängenden Zweige beliebt; eine Abart derselben, die Napoleons-W. (s. annularis), hat schneckenförmig zusammengerollte Blätter.


Weidegerechtigkeit (Hut-, Triftrecht, lat. jus pascendi), das Servitutsrecht auf fremden Grundstücken Vieh zu weiden.


Weiden, Viehweiden, Land, auf welchem Hausthiere ihr Futter suchen, sind entweder Anger-W., wo der Boden aus schließlich zum W. dient; oder Vor- und Nach-W., Wiesen, auf welche das Vieh im Frühjahre beim Sprossen des Grases und im Herbste nach der letzten Heuärnte zur Hütung getrieben wird; Neben-W., wo anderweitig gebrauchter Boden auch zum W. benutzt wird z. B. Waldung; Wechsel-W., wo der

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[685/0686] systematisch hat er sie nie dargestellt, denn er wollte kein Schriftsteller sein, sie lassen sich aber aus einer kleinen Gelegenheitsschrift „Väterliche Worte am Neujahrstage etc.“ (Weinfelden bei W. Rueß 1841) vollständig entwickeln. W. gründete auch den thurgauischen landwirthschaftlichen Verein, der größtentheils aus wirklichen Landwirthen besteht und leitete ihn bis zu seinem Tode, ist auch als Stifter der landwirthschaftlichen Armenschule auf Bernrain zu betrachten. Weib, die allgemeine Bezeichnung des dem Manne gegenüberstehenden Geschlechts (s. Geschlecht); eines verheiratheten Individuums dieses Geschlechts. Weibergut, s. Ehegüterrecht. Weichbild (vom altdeutschen Wih = Stadt, u. Bild d. h. Siegel abgeleitet), der Gerichtsbezirk einer Stadt; die Stadtflur: das Stadtrecht. Weichsel, lat. Vistula, poln. Visla, Hauptfluß Polens, entspringt in österr. Schlesien auf den Beskiden in 3 Hauptquellen, die sich bei dem Dorfe W. vereinigen, wird bei Krakau schiffbar, bildet auf eine weite Strecke die Gränze zwischen Galizien und Polen, durchfließt Polen, tritt oberhalb Thorn in Preußen ein, theilt sich in 2 Arme, von denen der östl., die Nogat, sich in das frische Haff ergießt; der westl., in 2 Aeste getheilt, mündet als Alte oder Elbinger W. in das frische Haff, als Neue od. Danziger W. in die Ostsee. Die Stromlänge der W. beträgt 130 M., ihr Gebiet 3550 □M. (Brandstätter, „die Weichsel historisch, topographisch und malerisch“, Marienwerder 1853.) Weichsel, Sauerkirschbaum, s. Kirsche. Weichselzopf, Wichtelzopf, lat. plica polonica, trichoma, Kopfausschlag mit eigenthümlicher Verfilzung der Haare, wobei diese durch eine ausgeschwitzte Materie zuerst dicht an der Haut zu einer anfangs weichen Masse zusammenbacken, die später ganz verfilzt und hart und trocken wird, bis sie endlich durch nachwachsende gesunde Haare abgelöst wird und die Integrität der Kopfhaut sich wieder herstellt. Die Krankheit kommt jetzt hauptsächlich noch in Polen vor (früher auch bei uns), und der Volksglaube schreibt ihr dort eine salutäre Kraft zu d. h. die Kraft, die verschiedensten schon lange im Körper bestandenen Leiden zu heilen. Ueber die Ursachen sind die Ansichten verschieden. Einige glauben, daß ihr ein Allgemeinleiden zu Grund liege, Andere nehmen eine Schimmelbildung als Ursache an, nach Andern endlich ist sie allein Folge großer und oft (bei dem Glauben an ihre salutäre Kraft) absichtlicher Unreinlichkeit des Kopfes und der Haare, und neuere officielle Untersuchungen machen diese Ansicht sehr wahrscheinlich. Die Heilung geschieht durch vorsichtiges Lüften u. Abschneiden der Haare sowie der von der Haut gelösten Filzmasse. Weichthiere, s. Mollusken. Weida, sachsen-weimar. Amtsstadt am Bache W. mit 4100 E. Weide, lat. salix, Holzgattung aus der Familie der Armentaceae, in mehr als 40 Arten, mit meist lanzettförmigen Blättern, getrennten Blüten auf 2 verschiedenen Stämmen, mit 1, selten mehr Staubfäden, 1 Pistill, 4 Narben; haben meist zähe, biegsame Zweige, die zu Bändern und zum Korbflechten dienen; die Rinde der jüngeren hat durch das in ihr enthaltene Alkaloid (Salicin) eine der China ähnliche Wirkung, enthält auch bei mehren Arten einen Gerbe- und Färbestoff. Die größte Art ist die weiße W. (s. alba) die in 40 Jahren eine Höhe von 50' erreicht. Die aus dem Orient stammende Trauer-W. (s. babylonica) ist wegen ihrer zierlichen herabhängenden Zweige beliebt; eine Abart derselben, die Napoleons-W. (s. annularis), hat schneckenförmig zusammengerollte Blätter. Weidegerechtigkeit (Hut-, Triftrecht, lat. jus pascendi), das Servitutsrecht auf fremden Grundstücken Vieh zu weiden. Weiden, Viehweiden, Land, auf welchem Hausthiere ihr Futter suchen, sind entweder Anger-W., wo der Boden aus schließlich zum W. dient; oder Vor- und Nach-W., Wiesen, auf welche das Vieh im Frühjahre beim Sprossen des Grases und im Herbste nach der letzten Heuärnte zur Hütung getrieben wird; Neben-W., wo anderweitig gebrauchter Boden auch zum W. benutzt wird z. B. Waldung; Wechsel-W., wo der

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/686>, abgerufen am 29.04.2024.