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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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"Geschichte der Kreuzzüge" (Leipz. 1807 ff., 7 Bde.), wollte er eine gefällige würdige Erzählung der Kreuzzüge liefern, auf fleißiger Forschung beruhend, von deren Mühsalen der Leser aber nichts merken sollte, und man rühmt ihm nach, daß er seinen Zweck vollkommen erreichte.


Wilkes (Uilkis), John, berüchtigter engl. Demagog, dessen seinem Charakter ganz entsprechende Züge durch Hogarth aufbewahrt sind, geb. 1727 zu London, diente einige Zeit als Hauptmann, verschwendete sein Vermögen, wußte 1754 sich einen Platz im Parlamente zu verschaffen, bekriegte als Parlamentsredner u. Pamphletist Regierung u. Parlament mit den Waffen des frechsten Witzes u. der kecksten Verdächtigung, wurde um so mehr populär, als die Minister zu dem wenn auch 1688 nicht förmlich abgeschafften, aber seitdem nicht mehr ausgeübten Rechte griffen, W. durch den Staatssekretär verhaften zu lassen. W. wurde durch den Gerichtshof der Common pleas befreit, operirte noch kecker als vorher, trotzte der Regierung und dem Parlamente, die beide im höchsten Grade unpopulär waren, durch seinen Einfluß auf die unteren und mittleren Stände, ließ sich zum Lordmayor von London, später zum Alderman und 1779 zum Kämmerer wählen, setzte seine Zulassung in das Unterhaus durch, verschwand aber seitdem aus dem öffentlichen Leben, st. 6. Dez. 1797 ("Correspondence of W.," durch Almon, 5 Bde., London 1805).


Wilkesland, s. Südpolarländer.


Wilkie (Uilki), Dav., ausgezeichneter engl. Genremaler, geb. 1785 zu Cults in Schottland, machte durch seine humoristischen Darstellungen aus dem Leben bald Aufsehen, wurde Hofmaler, besuchte Italien und Spanien, 1840 den Orient und st. 1841 auf der Rückkehr auf dem Schiffe.


Wilkomirz, russ. Stadt am Niemen mit 5000 E.; hier ging 24. Juni 1812 die franz. Hauptarmee über den Niemen.


Willamov, Joh. Gottlieb, Dichter, geb. 1736 zu Morungen in der Provinz Preußen, 1758 Professor zu Thorn, 1767 Schuldirector in Petersburg, wo er 1777 entlassen nach vielen widrigen Erlebnissen st. Dichtete leichte Fabeln, denen er die Form von Zwiegesprächen gab, auch Dithyramben voll erkünstelten Feuers. Schriften, Wien 1793, 2 Bde.


Wille der (stammverwandt mit Wahl und Wohl, wie das latein. voluntas mit velle), heißt bei den Philosophen die von allem in u. außer ihr unabhängige freie Selbstbestimmungsfähigkeit des Menschen. Als bestimmter W. hat er zum Inhalte das Interesse, welches ihn in Bewegung setzt sowie Entscheidungsgründe (Motive), die ihn für od. gegen etwas bewegen, frei aber wird der bestimmte W. genannt, insofern dieses Etwas dem Sittengesetze entspricht, unfrei, insofern es demselben widerspricht. Die Anthropologie, besonders die Lehre von der Seele u. vom Geiste, hat näher auseinanderzusetzen, in welch innigem Zusammenhange mit dem Gefühls- und Erkenntnißvermögen das W. nsvermögen steht und wie letzteres von der untersten Stufe des Wollens dem sinnlichen Begehren der Außenwelt sich bis zur obersten, zum geistigen Wollen allmälig entwickelt. Im Allgemeinen behandelt man als unterste Stufe des Wollens den Trieb und Instinct, entwickelt dann die Wesenheit und Formen des geistig bewußten Begehrens, wo die Wahlfähigkeit hervortritt u. der Trieb hinsichtlich seiner Richtung, der Art und Weise seiner Befriedigung sowie hinsichtlich der Erreichung seiner Zwecke bestimmt und beherrscht wird (Gier, Begierde, Lusttrieb). Vom geistig bewußten zum selbstbewußten Begehren emporsteigend behandeln die Psychologen die Neigungen, welche aus dem Gemüthe des Menschen stammen, bestimmte und bleibende Interessen haben u. sich ihres Zweckes: dauernder Befriedigung, klar bewußt sind. Näher aber kommt hier zur Sprache: a) das individuelle Wollen, die subjective Willensrichtung, welche das individuelle Ich zum Bestimmungsgrunde u. Zweck der Welt setzt (Selbsterhaltungs-, Lebens- u. Geschlechtstrieb, Unabhängigkeits- u. Ehrliebe, dann Eigenthumsliebe, die Neigung für Familienleben, Stand, Stamm, das eigene Volk, endlich Affecte u. Leidenschaften); b) das allgemeine Wollen, welches das Sittengesetz zur W. nsrichtung

„Geschichte der Kreuzzüge“ (Leipz. 1807 ff., 7 Bde.), wollte er eine gefällige würdige Erzählung der Kreuzzüge liefern, auf fleißiger Forschung beruhend, von deren Mühsalen der Leser aber nichts merken sollte, und man rühmt ihm nach, daß er seinen Zweck vollkommen erreichte.


Wilkes (Uilkis), John, berüchtigter engl. Demagog, dessen seinem Charakter ganz entsprechende Züge durch Hogarth aufbewahrt sind, geb. 1727 zu London, diente einige Zeit als Hauptmann, verschwendete sein Vermögen, wußte 1754 sich einen Platz im Parlamente zu verschaffen, bekriegte als Parlamentsredner u. Pamphletist Regierung u. Parlament mit den Waffen des frechsten Witzes u. der kecksten Verdächtigung, wurde um so mehr populär, als die Minister zu dem wenn auch 1688 nicht förmlich abgeschafften, aber seitdem nicht mehr ausgeübten Rechte griffen, W. durch den Staatssekretär verhaften zu lassen. W. wurde durch den Gerichtshof der Common pleas befreit, operirte noch kecker als vorher, trotzte der Regierung und dem Parlamente, die beide im höchsten Grade unpopulär waren, durch seinen Einfluß auf die unteren und mittleren Stände, ließ sich zum Lordmayor von London, später zum Alderman und 1779 zum Kämmerer wählen, setzte seine Zulassung in das Unterhaus durch, verschwand aber seitdem aus dem öffentlichen Leben, st. 6. Dez. 1797 („Correspondence of W.,“ durch Almon, 5 Bde., London 1805).


Wilkesland, s. Südpolarländer.


Wilkie (Uilki), Dav., ausgezeichneter engl. Genremaler, geb. 1785 zu Cults in Schottland, machte durch seine humoristischen Darstellungen aus dem Leben bald Aufsehen, wurde Hofmaler, besuchte Italien und Spanien, 1840 den Orient und st. 1841 auf der Rückkehr auf dem Schiffe.


Wilkomirz, russ. Stadt am Niemen mit 5000 E.; hier ging 24. Juni 1812 die franz. Hauptarmee über den Niemen.


Willamov, Joh. Gottlieb, Dichter, geb. 1736 zu Morungen in der Provinz Preußen, 1758 Professor zu Thorn, 1767 Schuldirector in Petersburg, wo er 1777 entlassen nach vielen widrigen Erlebnissen st. Dichtete leichte Fabeln, denen er die Form von Zwiegesprächen gab, auch Dithyramben voll erkünstelten Feuers. Schriften, Wien 1793, 2 Bde.


Wille der (stammverwandt mit Wahl und Wohl, wie das latein. voluntas mit velle), heißt bei den Philosophen die von allem in u. außer ihr unabhängige freie Selbstbestimmungsfähigkeit des Menschen. Als bestimmter W. hat er zum Inhalte das Interesse, welches ihn in Bewegung setzt sowie Entscheidungsgründe (Motive), die ihn für od. gegen etwas bewegen, frei aber wird der bestimmte W. genannt, insofern dieses Etwas dem Sittengesetze entspricht, unfrei, insofern es demselben widerspricht. Die Anthropologie, besonders die Lehre von der Seele u. vom Geiste, hat näher auseinanderzusetzen, in welch innigem Zusammenhange mit dem Gefühls- und Erkenntnißvermögen das W. nsvermögen steht und wie letzteres von der untersten Stufe des Wollens dem sinnlichen Begehren der Außenwelt sich bis zur obersten, zum geistigen Wollen allmälig entwickelt. Im Allgemeinen behandelt man als unterste Stufe des Wollens den Trieb und Instinct, entwickelt dann die Wesenheit und Formen des geistig bewußten Begehrens, wo die Wahlfähigkeit hervortritt u. der Trieb hinsichtlich seiner Richtung, der Art und Weise seiner Befriedigung sowie hinsichtlich der Erreichung seiner Zwecke bestimmt und beherrscht wird (Gier, Begierde, Lusttrieb). Vom geistig bewußten zum selbstbewußten Begehren emporsteigend behandeln die Psychologen die Neigungen, welche aus dem Gemüthe des Menschen stammen, bestimmte und bleibende Interessen haben u. sich ihres Zweckes: dauernder Befriedigung, klar bewußt sind. Näher aber kommt hier zur Sprache: a) das individuelle Wollen, die subjective Willensrichtung, welche das individuelle Ich zum Bestimmungsgrunde u. Zweck der Welt setzt (Selbsterhaltungs-, Lebens- u. Geschlechtstrieb, Unabhängigkeits- u. Ehrliebe, dann Eigenthumsliebe, die Neigung für Familienleben, Stand, Stamm, das eigene Volk, endlich Affecte u. Leidenschaften); b) das allgemeine Wollen, welches das Sittengesetz zur W. nsrichtung

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[723/0724] „Geschichte der Kreuzzüge“ (Leipz. 1807 ff., 7 Bde.), wollte er eine gefällige würdige Erzählung der Kreuzzüge liefern, auf fleißiger Forschung beruhend, von deren Mühsalen der Leser aber nichts merken sollte, und man rühmt ihm nach, daß er seinen Zweck vollkommen erreichte. Wilkes (Uilkis), John, berüchtigter engl. Demagog, dessen seinem Charakter ganz entsprechende Züge durch Hogarth aufbewahrt sind, geb. 1727 zu London, diente einige Zeit als Hauptmann, verschwendete sein Vermögen, wußte 1754 sich einen Platz im Parlamente zu verschaffen, bekriegte als Parlamentsredner u. Pamphletist Regierung u. Parlament mit den Waffen des frechsten Witzes u. der kecksten Verdächtigung, wurde um so mehr populär, als die Minister zu dem wenn auch 1688 nicht förmlich abgeschafften, aber seitdem nicht mehr ausgeübten Rechte griffen, W. durch den Staatssekretär verhaften zu lassen. W. wurde durch den Gerichtshof der Common pleas befreit, operirte noch kecker als vorher, trotzte der Regierung und dem Parlamente, die beide im höchsten Grade unpopulär waren, durch seinen Einfluß auf die unteren und mittleren Stände, ließ sich zum Lordmayor von London, später zum Alderman und 1779 zum Kämmerer wählen, setzte seine Zulassung in das Unterhaus durch, verschwand aber seitdem aus dem öffentlichen Leben, st. 6. Dez. 1797 („Correspondence of W.,“ durch Almon, 5 Bde., London 1805). Wilkesland, s. Südpolarländer. Wilkie (Uilki), Dav., ausgezeichneter engl. Genremaler, geb. 1785 zu Cults in Schottland, machte durch seine humoristischen Darstellungen aus dem Leben bald Aufsehen, wurde Hofmaler, besuchte Italien und Spanien, 1840 den Orient und st. 1841 auf der Rückkehr auf dem Schiffe. Wilkomirz, russ. Stadt am Niemen mit 5000 E.; hier ging 24. Juni 1812 die franz. Hauptarmee über den Niemen. Willamov, Joh. Gottlieb, Dichter, geb. 1736 zu Morungen in der Provinz Preußen, 1758 Professor zu Thorn, 1767 Schuldirector in Petersburg, wo er 1777 entlassen nach vielen widrigen Erlebnissen st. Dichtete leichte Fabeln, denen er die Form von Zwiegesprächen gab, auch Dithyramben voll erkünstelten Feuers. Schriften, Wien 1793, 2 Bde. Wille der (stammverwandt mit Wahl und Wohl, wie das latein. voluntas mit velle), heißt bei den Philosophen die von allem in u. außer ihr unabhängige freie Selbstbestimmungsfähigkeit des Menschen. Als bestimmter W. hat er zum Inhalte das Interesse, welches ihn in Bewegung setzt sowie Entscheidungsgründe (Motive), die ihn für od. gegen etwas bewegen, frei aber wird der bestimmte W. genannt, insofern dieses Etwas dem Sittengesetze entspricht, unfrei, insofern es demselben widerspricht. Die Anthropologie, besonders die Lehre von der Seele u. vom Geiste, hat näher auseinanderzusetzen, in welch innigem Zusammenhange mit dem Gefühls- und Erkenntnißvermögen das W. nsvermögen steht und wie letzteres von der untersten Stufe des Wollens dem sinnlichen Begehren der Außenwelt sich bis zur obersten, zum geistigen Wollen allmälig entwickelt. Im Allgemeinen behandelt man als unterste Stufe des Wollens den Trieb und Instinct, entwickelt dann die Wesenheit und Formen des geistig bewußten Begehrens, wo die Wahlfähigkeit hervortritt u. der Trieb hinsichtlich seiner Richtung, der Art und Weise seiner Befriedigung sowie hinsichtlich der Erreichung seiner Zwecke bestimmt und beherrscht wird (Gier, Begierde, Lusttrieb). Vom geistig bewußten zum selbstbewußten Begehren emporsteigend behandeln die Psychologen die Neigungen, welche aus dem Gemüthe des Menschen stammen, bestimmte und bleibende Interessen haben u. sich ihres Zweckes: dauernder Befriedigung, klar bewußt sind. Näher aber kommt hier zur Sprache: a) das individuelle Wollen, die subjective Willensrichtung, welche das individuelle Ich zum Bestimmungsgrunde u. Zweck der Welt setzt (Selbsterhaltungs-, Lebens- u. Geschlechtstrieb, Unabhängigkeits- u. Ehrliebe, dann Eigenthumsliebe, die Neigung für Familienleben, Stand, Stamm, das eigene Volk, endlich Affecte u. Leidenschaften); b) das allgemeine Wollen, welches das Sittengesetz zur W. nsrichtung

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/724>, abgerufen am 29.04.2024.