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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Zephanja, s. Sophonias.


Zephyr, bei den Griechen der Südwestwind, oft stürmisch, der Bringer des Frühlings und der Blumen, nach der Mythe ein Sohn des Aeolus u. der Eos.


Zephyrin, Papst 203-217 (218), traf viele kirchliche Bestimmungen, verdammte die Montanisten und Enkratiten; der Schismatiker Hippolyt, Gegenpapst von Kallist, Nachfolger des Z., schildert letztern als einen einfältigen und geldsüchtigen Mann, der sich von dem zweideutigen Kallist ganz und gar am Gängelbande habe führen lassen. Vgl. I. Döllinger: "Hippolytus u. Callistus" Regensb. 1853.


Zerbi, Gerbi, Jerba, Insel in der kleinen Syrte, zum Gebiete von Tripolis gehörig, niedrig aber sehr fruchtbar.


Zerbst, Stadt im Herzogthum Anhalt-Dessau-Köthen, ehemals Hauptstadt des Fürstenthums Anhalt-Z., mit 10000 E., Industrie, Schloß, Zucht- und Arbeitshaus.


Zerduscht, s. Zoroaster.


Zerknirschung lat. contritio. die das ganze Wes en des Menschen erschütternde Reue.


Zermabub, früher Fonduk, türk. Zechine, allmälig auf 1 5/6 Thlr. (= 2 fl. 44 kr. C.-M.) heruntergekommen.


Zerrenner, Heinr. Gottlieb, Pädagog, geb. 1750 zu Wernigerode im Harz, gest. 1811 zu Halberstadt als General-Superintendent, Consistorial- u. Schulrath, namentlich bekannt durch seinen "deutschen Schulfreund" (1791 ff.). den sein Sohn Karl Christoph Gottlieb (geb. 1780 zu Bayendorf bei Magdeburg, gleichfalls ein geachteter pädagogischer Schriftsteller, gest. 1851 als Probst zu Magdeburg) vom 47. bis 60. Bande fortsetzte.


Zersetzung, die chemische Trennung der Elemente eines Körpers, besonders die natürliche eines organischen leblosen (Verwesung).


Zertheilende Heilmittel, lat. resolventia, werden bei Blutanhäufungen, Geschwülsten, Verhärtungen etc. angewendet: örtliche Blutentziehungen, Umschläge, Einreibungen, Waschungen.


Zeschau, Heinrich Wilhelm von, geb. 1760 zu Garenchen in der Niederlausitz, seit 1778 in sächs. Militärdiensten, machte alle Feldzüge der sächs. Truppen mit, commandirte sie als Generallieutenant 1813, als der König von Sachsen sich für Napoleon I. entschied, versuchte sie bei Leipzig vergebens von dem Uebergang zu den Verbündeten abzuhalten, folgte dem König in die Gefangenschaft, wurde 1815 mit der neuen Organisation des Heeres beauftragt, 1823 Gouverneur von Dresden, st. 1832.


Zeschau, Heinrich Anton von, geb. 1789 zu Jessen in der Niederlausitz, zuerst sächs. Beamter, 1815-22 preuß., dann wieder sächs., 1831 Finanzminister, 1835 auch Minister des Aeußern, 1848 verabschiedet, 1851 Minister des königl. Hauses, erwarb sich um die sächs. Finanzen unbestrittene Verdienste.


Zesen, Philipp von, latinis. Caesius, Dichter u. Hauptvertreter der von ihm gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft, geb. 1619 zu Priorau bei Dessau, gest. 1689 zu Hamburg. Er begann noch gleichzeitig mit Opitz 1637 zu dichten und dichtete noch 1688, als längst kein einziges Mitglied der ersten schlesischen Schule mehr übrig war. Vielseitig gebildet, ahmte er die Verskünsteleien der Italiener u. Franzosen, ihre Rondeaux, Madrigals u. dgl. in zahllosen Dactylen (diese Dattelverse hielt er für die vortrefflichste aller deutschen Versarten) nach, nahm starken Antheil an der schwülstigen und abenteuerlichen Romanenschreiberei seiner Zeit durch Bearbeitungen fremder Erzeugnisse wie durch eigene (adriatische Rosemunde 1645, Ibrahims und Isabellens Wundergeschichte 1645, afrikanische Sofonisbe 1646, Assenat 1670, Simson 1679), richtete aber als der stets "Färtige" der von ihm 1643 zu Hamburg gestifteten deutschgesinnten oder Rosengesellschaft sein Hauptstreben darauf, die deutsche Sprache so rein als möglich zu machen. Dies verdient der erbärmlichen Sprachmengerei seiner Zeit gegenüber noch heute Anerkennung, allein er fiel in das entgegengesetzte Extrem und schuf unnöthige u. lächerliche Wörter, über setzte z. B. Nase mit Löschhorn, Flinte mit Schießprügel, Theater mit Schauburg, Affect mit Gemüthstrift


Zephanja, s. Sophonias.


Zephyr, bei den Griechen der Südwestwind, oft stürmisch, der Bringer des Frühlings und der Blumen, nach der Mythe ein Sohn des Aeolus u. der Eos.


Zephyrin, Papst 203–217 (218), traf viele kirchliche Bestimmungen, verdammte die Montanisten und Enkratiten; der Schismatiker Hippolyt, Gegenpapst von Kallist, Nachfolger des Z., schildert letztern als einen einfältigen und geldsüchtigen Mann, der sich von dem zweideutigen Kallist ganz und gar am Gängelbande habe führen lassen. Vgl. I. Döllinger: „Hippolytus u. Callistus“ Regensb. 1853.


Zerbi, Gerbi, Jerba, Insel in der kleinen Syrte, zum Gebiete von Tripolis gehörig, niedrig aber sehr fruchtbar.


Zerbst, Stadt im Herzogthum Anhalt-Dessau-Köthen, ehemals Hauptstadt des Fürstenthums Anhalt-Z., mit 10000 E., Industrie, Schloß, Zucht- und Arbeitshaus.


Zerduscht, s. Zoroaster.


Zerknirschung lat. contritio. die das ganze Wes en des Menschen erschütternde Reue.


Zermabub, früher Fonduk, türk. Zechine, allmälig auf 1 5/6 Thlr. (= 2 fl. 44 kr. C.-M.) heruntergekommen.


Zerrenner, Heinr. Gottlieb, Pädagog, geb. 1750 zu Wernigerode im Harz, gest. 1811 zu Halberstadt als General-Superintendent, Consistorial- u. Schulrath, namentlich bekannt durch seinen „deutschen Schulfreund“ (1791 ff.). den sein Sohn Karl Christoph Gottlieb (geb. 1780 zu Bayendorf bei Magdeburg, gleichfalls ein geachteter pädagogischer Schriftsteller, gest. 1851 als Probst zu Magdeburg) vom 47. bis 60. Bande fortsetzte.


Zersetzung, die chemische Trennung der Elemente eines Körpers, besonders die natürliche eines organischen leblosen (Verwesung).


Zertheilende Heilmittel, lat. resolventia, werden bei Blutanhäufungen, Geschwülsten, Verhärtungen etc. angewendet: örtliche Blutentziehungen, Umschläge, Einreibungen, Waschungen.


Zeschau, Heinrich Wilhelm von, geb. 1760 zu Garenchen in der Niederlausitz, seit 1778 in sächs. Militärdiensten, machte alle Feldzüge der sächs. Truppen mit, commandirte sie als Generallieutenant 1813, als der König von Sachsen sich für Napoleon I. entschied, versuchte sie bei Leipzig vergebens von dem Uebergang zu den Verbündeten abzuhalten, folgte dem König in die Gefangenschaft, wurde 1815 mit der neuen Organisation des Heeres beauftragt, 1823 Gouverneur von Dresden, st. 1832.


Zeschau, Heinrich Anton von, geb. 1789 zu Jessen in der Niederlausitz, zuerst sächs. Beamter, 1815–22 preuß., dann wieder sächs., 1831 Finanzminister, 1835 auch Minister des Aeußern, 1848 verabschiedet, 1851 Minister des königl. Hauses, erwarb sich um die sächs. Finanzen unbestrittene Verdienste.


Zesen, Philipp von, latinis. Caesius, Dichter u. Hauptvertreter der von ihm gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft, geb. 1619 zu Priorau bei Dessau, gest. 1689 zu Hamburg. Er begann noch gleichzeitig mit Opitz 1637 zu dichten und dichtete noch 1688, als längst kein einziges Mitglied der ersten schlesischen Schule mehr übrig war. Vielseitig gebildet, ahmte er die Verskünsteleien der Italiener u. Franzosen, ihre Rondeaux, Madrigals u. dgl. in zahllosen Dactylen (diese Dattelverse hielt er für die vortrefflichste aller deutschen Versarten) nach, nahm starken Antheil an der schwülstigen und abenteuerlichen Romanenschreiberei seiner Zeit durch Bearbeitungen fremder Erzeugnisse wie durch eigene (adriatische Rosemunde 1645, Ibrahims und Isabellens Wundergeschichte 1645, afrikanische Sofonisbe 1646, Assenat 1670, Simson 1679), richtete aber als der stets „Färtige“ der von ihm 1643 zu Hamburg gestifteten deutschgesinnten oder Rosengesellschaft sein Hauptstreben darauf, die deutsche Sprache so rein als möglich zu machen. Dies verdient der erbärmlichen Sprachmengerei seiner Zeit gegenüber noch heute Anerkennung, allein er fiel in das entgegengesetzte Extrem und schuf unnöthige u. lächerliche Wörter, über setzte z. B. Nase mit Löschhorn, Flinte mit Schießprügel, Theater mit Schauburg, Affect mit Gemüthstrift

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[778/0779] Zephanja, s. Sophonias. Zephyr, bei den Griechen der Südwestwind, oft stürmisch, der Bringer des Frühlings und der Blumen, nach der Mythe ein Sohn des Aeolus u. der Eos. Zephyrin, Papst 203–217 (218), traf viele kirchliche Bestimmungen, verdammte die Montanisten und Enkratiten; der Schismatiker Hippolyt, Gegenpapst von Kallist, Nachfolger des Z., schildert letztern als einen einfältigen und geldsüchtigen Mann, der sich von dem zweideutigen Kallist ganz und gar am Gängelbande habe führen lassen. Vgl. I. Döllinger: „Hippolytus u. Callistus“ Regensb. 1853. Zerbi, Gerbi, Jerba, Insel in der kleinen Syrte, zum Gebiete von Tripolis gehörig, niedrig aber sehr fruchtbar. Zerbst, Stadt im Herzogthum Anhalt-Dessau-Köthen, ehemals Hauptstadt des Fürstenthums Anhalt-Z., mit 10000 E., Industrie, Schloß, Zucht- und Arbeitshaus. Zerduscht, s. Zoroaster. Zerknirschung lat. contritio. die das ganze Wes en des Menschen erschütternde Reue. Zermabub, früher Fonduk, türk. Zechine, allmälig auf 1 5/6 Thlr. (= 2 fl. 44 kr. C.-M.) heruntergekommen. Zerrenner, Heinr. Gottlieb, Pädagog, geb. 1750 zu Wernigerode im Harz, gest. 1811 zu Halberstadt als General-Superintendent, Consistorial- u. Schulrath, namentlich bekannt durch seinen „deutschen Schulfreund“ (1791 ff.). den sein Sohn Karl Christoph Gottlieb (geb. 1780 zu Bayendorf bei Magdeburg, gleichfalls ein geachteter pädagogischer Schriftsteller, gest. 1851 als Probst zu Magdeburg) vom 47. bis 60. Bande fortsetzte. Zersetzung, die chemische Trennung der Elemente eines Körpers, besonders die natürliche eines organischen leblosen (Verwesung). Zertheilende Heilmittel, lat. resolventia, werden bei Blutanhäufungen, Geschwülsten, Verhärtungen etc. angewendet: örtliche Blutentziehungen, Umschläge, Einreibungen, Waschungen. Zeschau, Heinrich Wilhelm von, geb. 1760 zu Garenchen in der Niederlausitz, seit 1778 in sächs. Militärdiensten, machte alle Feldzüge der sächs. Truppen mit, commandirte sie als Generallieutenant 1813, als der König von Sachsen sich für Napoleon I. entschied, versuchte sie bei Leipzig vergebens von dem Uebergang zu den Verbündeten abzuhalten, folgte dem König in die Gefangenschaft, wurde 1815 mit der neuen Organisation des Heeres beauftragt, 1823 Gouverneur von Dresden, st. 1832. Zeschau, Heinrich Anton von, geb. 1789 zu Jessen in der Niederlausitz, zuerst sächs. Beamter, 1815–22 preuß., dann wieder sächs., 1831 Finanzminister, 1835 auch Minister des Aeußern, 1848 verabschiedet, 1851 Minister des königl. Hauses, erwarb sich um die sächs. Finanzen unbestrittene Verdienste. Zesen, Philipp von, latinis. Caesius, Dichter u. Hauptvertreter der von ihm gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft, geb. 1619 zu Priorau bei Dessau, gest. 1689 zu Hamburg. Er begann noch gleichzeitig mit Opitz 1637 zu dichten und dichtete noch 1688, als längst kein einziges Mitglied der ersten schlesischen Schule mehr übrig war. Vielseitig gebildet, ahmte er die Verskünsteleien der Italiener u. Franzosen, ihre Rondeaux, Madrigals u. dgl. in zahllosen Dactylen (diese Dattelverse hielt er für die vortrefflichste aller deutschen Versarten) nach, nahm starken Antheil an der schwülstigen und abenteuerlichen Romanenschreiberei seiner Zeit durch Bearbeitungen fremder Erzeugnisse wie durch eigene (adriatische Rosemunde 1645, Ibrahims und Isabellens Wundergeschichte 1645, afrikanische Sofonisbe 1646, Assenat 1670, Simson 1679), richtete aber als der stets „Färtige“ der von ihm 1643 zu Hamburg gestifteten deutschgesinnten oder Rosengesellschaft sein Hauptstreben darauf, die deutsche Sprache so rein als möglich zu machen. Dies verdient der erbärmlichen Sprachmengerei seiner Zeit gegenüber noch heute Anerkennung, allein er fiel in das entgegengesetzte Extrem und schuf unnöthige u. lächerliche Wörter, über setzte z. B. Nase mit Löschhorn, Flinte mit Schießprügel, Theater mit Schauburg, Affect mit Gemüthstrift

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/779>, abgerufen am 29.04.2024.