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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Ursachen darzustellen, konnte er schon deßhalb nur höchst ungenügend erreichen, weil er als bitterer Heide die Hauptquelle alles Unglückes im Christenthum sah. Ausgaben von Reitemeyer (Lips. 1781) und Becker (Bonn 1847), deutsche Uebersetzung von Seybold u. Heyler (Frankf. 1804 ff., 2 Bde.).


Zoster, griech., Gürtel.


Zote, herabhängende, zusammenklebende, unordentliche Haare; schmutziger Ausdruck od. Witz.


Zotisch, griech.-deutsch, das Leben betreffend; Zotik, die Lehre vom Leben.


Zrinyi, Niklas, Graf, aus der kroat. Familie Subich, geb. 1518, Bau von Kroatien und Slavonien, Schatzmeister von Ungarn, zeichnete sich frühe in den Türkenkriegen aus, machte seinen Namen unsterblich durch die Vertheidigung Szigeths, welches er mit 3000 Mann 4 Wochen gegen das gewaltige Heer Solymans d. Gr. hielt; er fiel 7. Sept. 1566 bei einem Ausfalle, der Rest der Besatzung sprengte sich mit den eingedrungenen Türken in die Luft.


Zschokke Joh. Heinr. Dan., ein sehr fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, geb. 1771 zu Magdeburg, anfangs Theaterdichter u. Schauspieler, studierte alsdann zu Frankfurt a. d. O. Theologie und vieles andere. Hier dichtete er auch seinen "Abällino", den Fünftelsaft der durch Schillers Räuber in die Mode gekommenen Banditenstücke. Sein Rationalismus u. Republikanismus, den die frz. Revolution zur Schwärmerei steigerte, ließ ihn keine Pastorenstelle in Preußen finden, weder in der Schweiz noch in Frankreich fand er sein republikanisches Ideal auch nur annähernd verwirklicht, dagegen bekam er in der Schweiz Gelegenheit zu praktischer Thätigkeit. Er leitete von 1797 an das Seminar von Marschlins u. Haldenstein in Reichenau, brachte die Anstalt in die Höhe, gewann durch seine "Geschichte des Freistaats der drei Bünde im hohen Rhätien" das Schweizer Bürgerrecht, wurde aber durch die eindringenden Franzosen vertrieben. In Aarau fand er Schutz und das franz. Bürgerrecht, functionirte 1798 als Deputirter bei den helvet. und franz. Behörden, als Regierungscommissär des Vollziehungs-Directoriums in den Urkantonen, wurde 1800 Regierungscommissär der Berner Centralregierung u. zeigte sich als ein gewandter Vermittler zwischen der franz. Armee, trat dann in die Administration von Basel, Aarau, wurde 1804 Aarauer Bürger, Berg- u. Forstrath, faßte aber den Entschluß, als "Zeitgenosse einer civilisirten Barbarei" zumeist nur noch literarisch zu wirken (Denkwürdigkeiten der helvetischen Staatsumwälzung, Schweizerlands Geschichte für das Schweizervolk) und gab den Schweizerboten heraus. Als man ihn 1829 zwingen wollte, den Verfasser eines freisinnigen Artikels zu nennen, legte er alle seine Ehrenämter nieder, lebte gerufen einige Zeit in Bayern u. lieferte seine bayer. Geschichte, kehrte auf seinen Landsitz Blumenhalde bei Aarau zurück, reiste in den letzten Jahren seines Lebens viel u. fand in mancher Stadt Deutschlands eine sehr warme Aufnahme; st. 1818, nachdem er die Geschichte seines sehr bewegten Lebens noch in der "Selbstschau" (1843) geschildert. Z. kam weder aus seinem Pantheismus noch aus seinem Hasse gegen Priester und Patricier jemals heraus, aber Geist und ein im Kerne gesundes Gemüth, vor allem eine ehrliche körnige Sprache und treffliche Darstellungsgabe lassen sich ihm nicht absprechen. Seine dramatischen Leistungen sind vergessen, seine 16 Bände historische Schriften stark oberflächlich u. parteiisch aber nicht werthlos; weit bekannt wurde er als Novellenschreiber. (Die ärgsten Streiche spielten ihm seine Grundfehler im Alamontade, Adderich im Moos, Tante Rosmarin), am berühmtesten aber als Verfasser der "Stunden der Andacht" (s. d.). Seine Volksschriften im engern Sinne (Goldmacherdorf, Branntweingast) haben keinen religiösen Hintergrund noch Halt, sind zu gemacht und romanenhaft, dagegen hat er durch seinen "Schweizerboten" bedeutenden u. mitunter unheilvollen Einfluß auf das Volk ausgeübt.


Zschopau, ein im Fichtelgebirge entspringender Nebenfluß der Freiberger Mulde; Stadt an demselben, im sächs. Kreisdir. - Bez. Zwickau, mit 6200 E.

Ursachen darzustellen, konnte er schon deßhalb nur höchst ungenügend erreichen, weil er als bitterer Heide die Hauptquelle alles Unglückes im Christenthum sah. Ausgaben von Reitemeyer (Lips. 1781) und Becker (Bonn 1847), deutsche Uebersetzung von Seybold u. Heyler (Frankf. 1804 ff., 2 Bde.).


Zoster, griech., Gürtel.


Zote, herabhängende, zusammenklebende, unordentliche Haare; schmutziger Ausdruck od. Witz.


Zotisch, griech.-deutsch, das Leben betreffend; Zotik, die Lehre vom Leben.


Zrinyi, Niklas, Graf, aus der kroat. Familie Subich, geb. 1518, Bau von Kroatien und Slavonien, Schatzmeister von Ungarn, zeichnete sich frühe in den Türkenkriegen aus, machte seinen Namen unsterblich durch die Vertheidigung Szigeths, welches er mit 3000 Mann 4 Wochen gegen das gewaltige Heer Solymans d. Gr. hielt; er fiel 7. Sept. 1566 bei einem Ausfalle, der Rest der Besatzung sprengte sich mit den eingedrungenen Türken in die Luft.


Zschokke Joh. Heinr. Dan., ein sehr fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, geb. 1771 zu Magdeburg, anfangs Theaterdichter u. Schauspieler, studierte alsdann zu Frankfurt a. d. O. Theologie und vieles andere. Hier dichtete er auch seinen „Abällino“, den Fünftelsaft der durch Schillers Räuber in die Mode gekommenen Banditenstücke. Sein Rationalismus u. Republikanismus, den die frz. Revolution zur Schwärmerei steigerte, ließ ihn keine Pastorenstelle in Preußen finden, weder in der Schweiz noch in Frankreich fand er sein republikanisches Ideal auch nur annähernd verwirklicht, dagegen bekam er in der Schweiz Gelegenheit zu praktischer Thätigkeit. Er leitete von 1797 an das Seminar von Marschlins u. Haldenstein in Reichenau, brachte die Anstalt in die Höhe, gewann durch seine „Geschichte des Freistaats der drei Bünde im hohen Rhätien“ das Schweizer Bürgerrecht, wurde aber durch die eindringenden Franzosen vertrieben. In Aarau fand er Schutz und das franz. Bürgerrecht, functionirte 1798 als Deputirter bei den helvet. und franz. Behörden, als Regierungscommissär des Vollziehungs-Directoriums in den Urkantonen, wurde 1800 Regierungscommissär der Berner Centralregierung u. zeigte sich als ein gewandter Vermittler zwischen der franz. Armee, trat dann in die Administration von Basel, Aarau, wurde 1804 Aarauer Bürger, Berg- u. Forstrath, faßte aber den Entschluß, als „Zeitgenosse einer civilisirten Barbarei“ zumeist nur noch literarisch zu wirken (Denkwürdigkeiten der helvetischen Staatsumwälzung, Schweizerlands Geschichte für das Schweizervolk) und gab den Schweizerboten heraus. Als man ihn 1829 zwingen wollte, den Verfasser eines freisinnigen Artikels zu nennen, legte er alle seine Ehrenämter nieder, lebte gerufen einige Zeit in Bayern u. lieferte seine bayer. Geschichte, kehrte auf seinen Landsitz Blumenhalde bei Aarau zurück, reiste in den letzten Jahren seines Lebens viel u. fand in mancher Stadt Deutschlands eine sehr warme Aufnahme; st. 1818, nachdem er die Geschichte seines sehr bewegten Lebens noch in der „Selbstschau“ (1843) geschildert. Z. kam weder aus seinem Pantheismus noch aus seinem Hasse gegen Priester und Patricier jemals heraus, aber Geist und ein im Kerne gesundes Gemüth, vor allem eine ehrliche körnige Sprache und treffliche Darstellungsgabe lassen sich ihm nicht absprechen. Seine dramatischen Leistungen sind vergessen, seine 16 Bände historische Schriften stark oberflächlich u. parteiisch aber nicht werthlos; weit bekannt wurde er als Novellenschreiber. (Die ärgsten Streiche spielten ihm seine Grundfehler im Alamontade, Adderich im Moos, Tante Rosmarin), am berühmtesten aber als Verfasser der „Stunden der Andacht“ (s. d.). Seine Volksschriften im engern Sinne (Goldmacherdorf, Branntweingast) haben keinen religiösen Hintergrund noch Halt, sind zu gemacht und romanenhaft, dagegen hat er durch seinen „Schweizerboten“ bedeutenden u. mitunter unheilvollen Einfluß auf das Volk ausgeübt.


Zschopau, ein im Fichtelgebirge entspringender Nebenfluß der Freiberger Mulde; Stadt an demselben, im sächs. Kreisdir. - Bez. Zwickau, mit 6200 E.

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[793/0794] Ursachen darzustellen, konnte er schon deßhalb nur höchst ungenügend erreichen, weil er als bitterer Heide die Hauptquelle alles Unglückes im Christenthum sah. Ausgaben von Reitemeyer (Lips. 1781) und Becker (Bonn 1847), deutsche Uebersetzung von Seybold u. Heyler (Frankf. 1804 ff., 2 Bde.). Zoster, griech., Gürtel. Zote, herabhängende, zusammenklebende, unordentliche Haare; schmutziger Ausdruck od. Witz. Zotisch, griech.-deutsch, das Leben betreffend; Zotik, die Lehre vom Leben. Zrinyi, Niklas, Graf, aus der kroat. Familie Subich, geb. 1518, Bau von Kroatien und Slavonien, Schatzmeister von Ungarn, zeichnete sich frühe in den Türkenkriegen aus, machte seinen Namen unsterblich durch die Vertheidigung Szigeths, welches er mit 3000 Mann 4 Wochen gegen das gewaltige Heer Solymans d. Gr. hielt; er fiel 7. Sept. 1566 bei einem Ausfalle, der Rest der Besatzung sprengte sich mit den eingedrungenen Türken in die Luft. Zschokke Joh. Heinr. Dan., ein sehr fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, geb. 1771 zu Magdeburg, anfangs Theaterdichter u. Schauspieler, studierte alsdann zu Frankfurt a. d. O. Theologie und vieles andere. Hier dichtete er auch seinen „Abällino“, den Fünftelsaft der durch Schillers Räuber in die Mode gekommenen Banditenstücke. Sein Rationalismus u. Republikanismus, den die frz. Revolution zur Schwärmerei steigerte, ließ ihn keine Pastorenstelle in Preußen finden, weder in der Schweiz noch in Frankreich fand er sein republikanisches Ideal auch nur annähernd verwirklicht, dagegen bekam er in der Schweiz Gelegenheit zu praktischer Thätigkeit. Er leitete von 1797 an das Seminar von Marschlins u. Haldenstein in Reichenau, brachte die Anstalt in die Höhe, gewann durch seine „Geschichte des Freistaats der drei Bünde im hohen Rhätien“ das Schweizer Bürgerrecht, wurde aber durch die eindringenden Franzosen vertrieben. In Aarau fand er Schutz und das franz. Bürgerrecht, functionirte 1798 als Deputirter bei den helvet. und franz. Behörden, als Regierungscommissär des Vollziehungs-Directoriums in den Urkantonen, wurde 1800 Regierungscommissär der Berner Centralregierung u. zeigte sich als ein gewandter Vermittler zwischen der franz. Armee, trat dann in die Administration von Basel, Aarau, wurde 1804 Aarauer Bürger, Berg- u. Forstrath, faßte aber den Entschluß, als „Zeitgenosse einer civilisirten Barbarei“ zumeist nur noch literarisch zu wirken (Denkwürdigkeiten der helvetischen Staatsumwälzung, Schweizerlands Geschichte für das Schweizervolk) und gab den Schweizerboten heraus. Als man ihn 1829 zwingen wollte, den Verfasser eines freisinnigen Artikels zu nennen, legte er alle seine Ehrenämter nieder, lebte gerufen einige Zeit in Bayern u. lieferte seine bayer. Geschichte, kehrte auf seinen Landsitz Blumenhalde bei Aarau zurück, reiste in den letzten Jahren seines Lebens viel u. fand in mancher Stadt Deutschlands eine sehr warme Aufnahme; st. 1818, nachdem er die Geschichte seines sehr bewegten Lebens noch in der „Selbstschau“ (1843) geschildert. Z. kam weder aus seinem Pantheismus noch aus seinem Hasse gegen Priester und Patricier jemals heraus, aber Geist und ein im Kerne gesundes Gemüth, vor allem eine ehrliche körnige Sprache und treffliche Darstellungsgabe lassen sich ihm nicht absprechen. Seine dramatischen Leistungen sind vergessen, seine 16 Bände historische Schriften stark oberflächlich u. parteiisch aber nicht werthlos; weit bekannt wurde er als Novellenschreiber. (Die ärgsten Streiche spielten ihm seine Grundfehler im Alamontade, Adderich im Moos, Tante Rosmarin), am berühmtesten aber als Verfasser der „Stunden der Andacht“ (s. d.). Seine Volksschriften im engern Sinne (Goldmacherdorf, Branntweingast) haben keinen religiösen Hintergrund noch Halt, sind zu gemacht und romanenhaft, dagegen hat er durch seinen „Schweizerboten“ bedeutenden u. mitunter unheilvollen Einfluß auf das Volk ausgeübt. Zschopau, ein im Fichtelgebirge entspringender Nebenfluß der Freiberger Mulde; Stadt an demselben, im sächs. Kreisdir. - Bez. Zwickau, mit 6200 E.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/794>, abgerufen am 28.04.2024.