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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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weil er gleubet / daß eine solche ernstliche / vbertewre Bezahlung vnd Busse hat für seine Sünde geschehen müssen / daß GOttes Sohn selbest in eigener Person / sich vmb vnser Sünde willen hat tödten lassen.

Darumb ists ein Grewel für Gott / daß sich die sündigen Menschen vnterstanden mit täglichem Meßopffer erst jetzt vnser Sünde zu bezahlen / vnd vns GOtt zu versünen. Die Christenheit hat ja auch jhre Opffer / als wol als vor zeiten die Synagoga der Jüden / vnd viel besser / Aber vnser einig Sünd vnd Schuldopffer ist niemand denn Christus selbst / der von keiner Sünde wuste / Aber der Vater hat Ihn vns zu einem Sündopffer gemacht / spricht S. Paulus / 2. Corinth. 5. Auff daß wir in Ihm würden die Gerechtigkeit / die für Gott gilt / das ist / Daß wir durch Ihn geheiliget vnd Gerecht würden / nicht durch vnsere Werck.

Vber das Sündopffer opffert die Christenheit auch jetzt / bis an Jüngsten tag / Danckopffer für die Erlösung in Christo / vnd für alle Güter Gottes. Also opffern wir täglich ein zerknirscht demütig Hertz / Lob vnd Danck / vnd alles / was wir gutes wircken / vnser Lebenlang / aus reinem Glauben. Daneben aber hat vns Christus eingesetzt / mit ernst zu begehen die tröstliche Gedechtniß seines Todes / oder einigen Opffers am Creutz / einmal vollnbracht / das ist / sein heiliges Nachtmal / das hochwirdige Sacrament seines Leibs vnd Bluts.

IIII. Wie man recht reden sol / von dem Gesetz oder Zehen Geboten.

ZVm Ersten / Gottes Gesetz sind wir schüldig auffs volkommenste zu halten / also / daß auch kein Buchstaben noch Tüttel dauon nachbleiben solte / Denn das ist der allerheiligste Gottes Wille / vnd das rechte Gottselige Leben. Vnd wo das Gesetz nicht gehalten wird / ist die ewige Seligkeit nicht zu hoffen.

Zum Andern / Aber vnser Natur ist durch die Erbsünde (welche durch die fleischliche Geburt von Adam in vns alle gepflantzt ist) also verderbt / geschwechet / vnd verblendet / daß sie auch Gottes Gebot aus jhr selbst / oder aus eigenen Krefften / nicht verstehet / vnd von Natur mit vnördentlicher Lust vnd begirde dawieder geneigt ist / vnd also von jhr selbs dieselbigen nimmermehr erfüllet. Denn also beschreibet Moses vnsere Natur (ehe vnd zuuor denn wir durch Wasser vnd Geist wiedergeborn werden) Gen. 8. Alles tichten des Mensch-

weil er gleubet / daß eine solche ernstliche / vbertewre Bezahlung vnd Busse hat für seine Sünde geschehen müssen / daß GOttes Sohn selbest in eigener Person / sich vmb vnser Sünde willen hat tödten lassen.

Darumb ists ein Grewel für Gott / daß sich die sündigen Menschen vnterstanden mit täglichem Meßopffer erst jetzt vnser Sünde zu bezahlen / vnd vns GOtt zu versünen. Die Christenheit hat ja auch jhre Opffer / als wol als vor zeiten die Synagoga der Jüden / vnd viel besser / Aber vnser einig Sünd vnd Schuldopffer ist niemand denn Christus selbst / der von keiner Sünde wuste / Aber der Vater hat Ihn vns zu einem Sündopffer gemacht / spricht S. Paulus / 2. Corinth. 5. Auff daß wir in Ihm würden die Gerechtigkeit / die für Gott gilt / das ist / Daß wir durch Ihn geheiliget vnd Gerecht würden / nicht durch vnsere Werck.

Vber das Sündopffer opffert die Christenheit auch jetzt / bis an Jüngsten tag / Danckopffer für die Erlösung in Christo / vnd für alle Güter Gottes. Also opffern wir täglich ein zerknirscht demütig Hertz / Lob vnd Danck / vnd alles / was wir gutes wircken / vnser Lebenlang / aus reinem Glauben. Daneben aber hat vns Christus eingesetzt / mit ernst zu begehen die tröstliche Gedechtniß seines Todes / oder einigen Opffers am Creutz / einmal vollnbracht / das ist / sein heiliges Nachtmal / das hochwirdige Sacrament seines Leibs vnd Bluts.

IIII. Wie man recht reden sol / von dem Gesetz oder Zehen Geboten.

ZVm Ersten / Gottes Gesetz sind wir schüldig auffs volkommenste zu halten / also / daß auch kein Buchstaben noch Tüttel dauon nachbleiben solte / Denn das ist der allerheiligste Gottes Wille / vnd das rechte Gottselige Leben. Vnd wo das Gesetz nicht gehalten wird / ist die ewige Seligkeit nicht zu hoffen.

Zum Andern / Aber vnser Natur ist durch die Erbsünde (welche durch die fleischliche Geburt von Adam in vns alle gepflantzt ist) also verderbt / geschwechet / vnd verblendet / daß sie auch Gottes Gebot aus jhr selbst / oder aus eigenen Krefften / nicht verstehet / vnd von Natur mit vnördentlicher Lust vnd begirde dawieder geneigt ist / vnd also von jhr selbs dieselbigen nimmermehr erfüllet. Denn also beschreibet Moses vnsere Natur (ehe vnd zuuor denn wir durch Wasser vnd Geist wiedergeborn werden) Gen. 8. Alles tichten des Mensch-

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[18/0686] weil er gleubet / daß eine solche ernstliche / vbertewre Bezahlung vnd Busse hat für seine Sünde geschehen müssen / daß GOttes Sohn selbest in eigener Person / sich vmb vnser Sünde willen hat tödten lassen. Darumb ists ein Grewel für Gott / daß sich die sündigen Menschen vnterstanden mit täglichem Meßopffer erst jetzt vnser Sünde zu bezahlen / vnd vns GOtt zu versünen. Die Christenheit hat ja auch jhre Opffer / als wol als vor zeiten die Synagoga der Jüden / vnd viel besser / Aber vnser einig Sünd vnd Schuldopffer ist niemand denn Christus selbst / der von keiner Sünde wuste / Aber der Vater hat Ihn vns zu einem Sündopffer gemacht / spricht S. Paulus / 2. Corinth. 5. Auff daß wir in Ihm würden die Gerechtigkeit / die für Gott gilt / das ist / Daß wir durch Ihn geheiliget vnd Gerecht würden / nicht durch vnsere Werck. Vber das Sündopffer opffert die Christenheit auch jetzt / bis an Jüngsten tag / Danckopffer für die Erlösung in Christo / vnd für alle Güter Gottes. Also opffern wir täglich ein zerknirscht demütig Hertz / Lob vnd Danck / vnd alles / was wir gutes wircken / vnser Lebenlang / aus reinem Glauben. Daneben aber hat vns Christus eingesetzt / mit ernst zu begehen die tröstliche Gedechtniß seines Todes / oder einigen Opffers am Creutz / einmal vollnbracht / das ist / sein heiliges Nachtmal / das hochwirdige Sacrament seines Leibs vnd Bluts. IIII. Wie man recht reden sol / von dem Gesetz oder Zehen Geboten. ZVm Ersten / Gottes Gesetz sind wir schüldig auffs volkommenste zu halten / also / daß auch kein Buchstaben noch Tüttel dauon nachbleiben solte / Denn das ist der allerheiligste Gottes Wille / vnd das rechte Gottselige Leben. Vnd wo das Gesetz nicht gehalten wird / ist die ewige Seligkeit nicht zu hoffen. Zum Andern / Aber vnser Natur ist durch die Erbsünde (welche durch die fleischliche Geburt von Adam in vns alle gepflantzt ist) also verderbt / geschwechet / vnd verblendet / daß sie auch Gottes Gebot aus jhr selbst / oder aus eigenen Krefften / nicht verstehet / vnd von Natur mit vnördentlicher Lust vnd begirde dawieder geneigt ist / vnd also von jhr selbs dieselbigen nimmermehr erfüllet. Denn also beschreibet Moses vnsere Natur (ehe vnd zuuor denn wir durch Wasser vnd Geist wiedergeborn werden) Gen. 8. Alles tichten des Mensch-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/686>, abgerufen am 26.04.2024.