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Mährisches Tagblatt. Nr. 165, Olmütz, 20.07.1896.

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[Spaltenumbruch]

mit Rücksicht auf die Mächte bereit erklärten, in
den Landtag zu kommen. Dieser Erfolg der In-
tervention der Mächte läßt, Zwischenfälle ausge-
schlossen, die Beendigung der kretensischen Ange-
legenheit erhoffen und ruft allgemeine Befriedigung
hervor. Die Pforte beantwortete die Vorstellungen
der Mächte dahin, daß sie die Ordre zur Ein-
stellung der Feindseligeeiten und Beschränkung
auf ein defensives Verhalten erneuert und das
Einvernehmen zwischen dem Generalgouverneur
und den Militär-Commanden angeordnet habe.
Die Pforte erklärt jedoch die Ersetzung des
Marschalls Abdullah Pascha durch einen Divisions-
General für unmöglich, nachdem die Anzahl der
Truppen und der Umstand, daß zwei Divisions-
Generale Untercommando's führen, die Marschalls-
Charge für den Obercommandanten bedingen.
Wie die "Agence Havas" aus Athen meldet,
kämpfen in Kalyves 2000 Insurgenten gegen
5000 Türken. Generalgouverneur Georgi Pascha
Berowitsch ordnete an, daß die Truppen ihre
frühere Stellungen wieder einnehmen. Die In-
surgenten in Kalyves erhalten fortwährend Ver-
stärkungen und weisen die Truppen zurück. Die
Verluste der Türken sind ernste, die der Insur-
genten verhältnißmäßig geringer.




Correspondenzen.
[Orig.-Corr.]

(Deutsches Schulfest.) Das am 12. d. M.
von der hiesigen Schulvereins-Ortsgruppe für
die hierortige deutsche Schuljugend und für die
Zöglinge des deutschen Kindergartens veranstaltete
"Deutsche Schulfest" ermöglichte Dank der Opfer-
willigkeit zahlreicher Schulwohlthäter nicht nur
eine ausgiebige Bewirthung der Kinder, sondern
ergab noch einen Ueberschuß von 66 fl. 40 kr.,
welcher Betrag dem "Deutschen Schulverein" ge-
widmet wurde.




Locales und Provinzielles.


(Festfeier.)

In dem prächtigen Festsaale der
hiesigen Staatsoberrealschule fand gestern eine
überaus erhebende Feier statt, die wol allen Theil-
nehmern an derselben in bestem Andenken bleiben
wird. Wie wir bereits seinerzeit meldeten, hatte
sich aus den Herren A. Binowetz, M. Klar, H.
Kranz, A. Pallat und Emil Zbitek ein Comite
gebildet, welches an die im Jahre 1871 in Ol-
mütz absolvirten Oberrealschüler Einladungen er-
gehen ließ, nach 25 Jahren wieder in Olmütz zusam-
menzukommen und an einer aus diesem Anlasse
veranstalteten Festfeier sich zu betheiligen. Von
den 42 Abiturienten des genannten Jahrganges
folgten 20 diesem Rufe. Um 9 Uhr Vormittags
trafen die Festtheilnehmer vor dem mit Fahnen
geschmückten Oberrealschulgebäude zu Wagen ein,




nöthiae Unterstützung versprachen, und er folgte
dieser Einladung, empfing in der schottischen
Hauptstadt viele neue Anregungen, bereiste mit dem
für die zweite Auflage seiner Gedichte empfangenen
Honorar Schottland, übernahm dann die Farm
Ellisland und heiratete Jeane Armour, die er in
manchem Gedicht besungen, wenn auch nicht so
leidenschaftlich wie seine früh verstorbene Jugend-
geliebte Mary Campbell. Aber mit der Pachtung
glückte es ihm auch diesmal nicht recht, er siedelte
sich 1791 in Dumfries an und lebte mit seiner
Familie von dem bescheidenen Gehalt als Steuer-
beamter, in seinen letzten Lebensjahren wiederholt
von Schwermuth heimgesucht, die auch nicht der
Bereich der Schenke zu bannen vermochte. Nach
mehrmonatlichem Leiden starb er, erst achtunddreißig
Jahre alt, am 21. Juli 1796 in Dumfries,
damals schon so gefeiert und beliebt, daß sein
Hinscheiden fast als nationales Unglück betrachtet
wurde. Aus seinen letzten Lebensjahren stammt
ein Porträt von ihm, es stellt uns Burns dar
mit offenem, klugem, lebensfrohem, von lockigem,
dunkelm Haar umrahmten Gesicht, mit feinge-
schnittenem Mund und großen, feurig blickenden
Augen, -- ein frischer, fröhlicher Mann, so tritt
er uns aus seinen Gedichten entgegen und so
wird er in der Erinnerung weiterleben, er, in
dessen Wesen und Dichtungen uns so viel echt
Germanisches sympathisch berührt, daß wir glauben
möchten, er wäre unser gewesen und gehörte
unsrer Dichtkunst an.




[Spaltenumbruch]

worauf sie von Herrn Oberrealschuldirector Clemens
Barchanek im Vestibule freundlichst begrüßt
und sodann in den Festsaal geleitet wurden. Da-
selbst war eine Rednertribüne errichtet worden,
oberhalb welcher das Bildniß Seiner Majestät
des Kaisers
angebracht worden war. Vor
der Rednertribüne befand sich ein Bosquet
von lebenden Blumen. Bei dem Eintritte in den
Saal ertönte vom Orchesterraume, woselbst die
städt. Musikcapelle Platz genommen hatte, eine
Fanfare. Die Ehrenplätze hatten die Herren:
Landesschulinspector Dr. Schober, Gemeinde-
rath Adolf Thannabaur als Vertreter der
Stadtgemeinde, Director Vrzal des slavischen
Staatsgymnasiums, Professor Josef Thanna-
baur,
die ehemaligen Professoren der Anstalt
Dr. Demel und Kubiena, die Professoren
Dr. Lanner, Müller und Dr. Schilling
sowie st. Oberingenieur Lindemann eingenom-
men. Herr Landes-Baudirector Hugo Kranz dankte
hierauf zunächst Herrn Oberrealschuldirector Barcha-
nek in herzlichen Worten für den überaus freundlichen
Empfang, den er den ehemaligen Schülern der Anstalt
bereitet hatte. Hierauf begrüßte Redner die Herren
Festgäste, insbesondere Herrn Landesschul-
inspector Dr. Schober und Herrn GR. Thannabaur,
den früheren Ordinarius des jubilirenden Jahr-
ganges Herrn Professor Josef Thannabaur,
die früheren Herren Professoren und die zu der
Feier erschienenen gegenwärtigen Herren Professoren
der Anstalt, seiner Freude Ausdruck gebend, daß
diese Feier in den Räumen stattfinde, welche
die Stadtgemeinde Olmütz der Anstalt ge-
schaffen habe. Das prächtige Heim der Oberreal-
schule beweise, daß der Stadtgemeinde die Pflege
des Schulwesens am Herzen liege. Schließlich
begrüßte Herr Landesbandirector Kranz die ver-
sammelten ehemaligen Collegen des Jahrganges
1871 und dankte ihnen für deren zahlreiches
Erscheinen. Stürmischer Beifall folgte den zün-
denden Worten des Redners.

Hierauf hielt Herr Oberrealschuldirector
Clemens Barchanek an die Festversammlung
eine schwungvolle Ansprache, die oft von rau-
schendem Beifall unterbrochen wurde. Redner
sagte:

Hochverehrte Anwesende! Liebwerthe Schüler!

Ein seltenes Fest vereint uns heute zu froher
Stunde. Der collegiale Sinn der Abiturienten,
welche vor einem Vierteljahrhundert das Zeugniß
der academischen Reife an dieser Anstalt erlang-
ten, erhebt den heutigen Tag zu einem bedeu-
tungsvollen Festtage der Olmützer Staatsober-
realschule.

Ich begrüße achtungsvoll die anwesenden
Gäste und danke Ihnen liebwerthe Schüler für
die unserer Anstalt zugedachte Ehrung.

Die hoffnungsvollen Jünglinge, welche im
Jahre 1871 von uns Abschied genommen, finden
sich heute als wohlangesehene Männer zum ge-
treuen Brudergruß hier wieder zusammen, sie
feiern ein glückliches Wiedersehen nach 25jähriger
Trennung, sie feiern es an derselben Anstalt,
welche Ihnen die besten Glück- und Segenswünsche
auf den weiten Lebensweg mitgegeben hatte.

Durch diesen schönen Zug treuer Anhäng-
lichkeit haben Sie uns liebwerthe Schüler freund-
schaftlich verbunden und ich erwidere Ihre Wohl-
meinung im eigenen und im Namen des Lehr-
körpers mit gleicher Herzlichkeit eingedenk des
Wahlspruches:

Ein treu Gedenken, ein lieb' Erinnern sind
die herrlichsten Gaben, die wir von Gott empfan-
gen haben.

Im Gefühle trauter Zusammengehörigkeit
hebe ich ein gemeinsames Moment aus Ihrem
und aus dem Leben unserer Anstalt hervor: Im
Jahre 1871 zählten wir 42 Schüler in der 7.
Classe; dieselben mochten wohl recht strebsam ge-
wesen sein, weil die Cataloge 5 Schüler mit
Vorzug und keinen einzigen mit ungünstigem
Fortgange nachweisen. Sie bewarben sich alle um
die höchste Auszeichnung, welche die Mittelschule
zu verleihen vermag: um das Zeugniß der aca-
demischen Reife. Vielversprechend und von duf-
tigem Nebelschleier verhüllt lag die Zukunft vor
den wackeren Jünglingen. Nach erfolgreich abge-
legter Maturitätsprüfung waren die Anker ge-
lichtet, Jugendfrohsinn blähte die Segel, die
Wimpel der Hoffnung flatterten, -- aber wer
konnte es wissen ob alles klar an Bord, ob die
Masten sicher verfestigt, die Ladung wohl ver-
[Spaltenumbruch] staut und schwer genug war, das Schiff ihres
Lebensglückes hart am Wind ohne Abtreiben vom
rechten Curs zu halten und ob auch Vernunft
sicher genug das Steuer hält. Sie mußten hinaus
in die hohe See, sie mußten ihre Gefahren
bestehen.

Nach 25 ereignißreichen Jahren ist es Ihnen,
meine hochgeehrten Herren, ein Bedürfniß des
Herzens, als anhängliche Schüler im Zeichen der
Liebe und Treue bei uns einzutreten und durch
die That zu bekunden, daß Sie die sittlich reli-
giösen Grundsätze der Schulerziehung als character-
volle Männer bethätigt und Ihr Wissen und
Können nicht nur dem Berufe, sondern auch
dem öffentlichen Dienste arbeitsfreudig gewidmet
haben. -- Durch solche Attribute des edlen
Menschenthums ehrten Sie sich selbst und Sie
ehrten damit auch unsere Anstalt; denn wenn die
Rose selbst sich schmückt, so schmückt sie auch den
Garten.

Ich sehe, liebwerthe Schüler, daß Sie mit
dem Ausdrucke der Beftiedigung den schönen Fest-
saal betrachten, in welchem wir Sie heute zu
empfangen so glücklich sind. -- Unwillkürlich
denken Sie an die Verhältnisse der alten Olmützer
Realschule, welche vor 25 Jahren ihre 536
Schüler, in 11 Classen getheilt, im eigenen Hause
nicht beherbergen konnte, weshalb selbst unzu-
reichende Localitäten in Privatwohnungen benützt
werden mußten. -- Seither hat sich bei uns vieles
zum Besseren gewendet. Vier Jahre nach Ihrem
Scheiden von der Anstalt bezogen wir diesen,
von der Stadtgemeinde Olmütz für Wissenschaft
und Kunst errichteten Bau, ein ehrend Denkmal,
welches noch in späten Tagen von der Schul-
freundlichkeit und Opferwilligkeit der Gründer
und Erbauer erzählen wird.

Ihr solenner Besuch, meine hochverehrten
Herren, bekundet eine rege Antheilnahme an den
Schicksalen dieser Bildungsstätte. Nehmen Sie
also zur freundlichen Kenntniß, daß die Geschichte
unserer Lehranstalt in dem letzten Vierteljahr-
hundert eine kurze ist, aber es ist eine Geschichte
freudiger Entwicklung und Entfaltung, dank der
wohlwollenden Förderung von Seite der hohen
Unterrichtsbehörden und der löblichen Stadtver-
tretung. -- Und nun liebwerthe Schüler wäre
die Reihe an mir, mit Ihrer freundlichen Er-
laubniß einige Fragen vom Standpuncte des
Lehrers zu stellen, Fragen, welche die leichtlebige
Jugend zwar nicht gering schätzt, aber deren tiefe
Wahrheit doch nur der welterfahrene Mann im
vollen Umfange zu würdigen weiß. Hatte,
beispielsweise, die Schule recht, daß sie die Arbeit,
die ernste und ausdauernde Arbeit zum obersten
Erziehungs- und Unterrichtsprincipe erhob? Ist
es nöthig, daß die Schüler durch Gehorsam zur
Freiheit erzogen und angeleitet werden, für
Wahrheit und Recht offen einzustehen?

Hat die Schule wohl gethan, den heranwachsen-
den Jünglingen neben positiven Kenntnissen auch eine
ideale Auff[a]ssung des Lebens zu vermitteln, damit
ihnen eine innere Welt zugänglich sei, in welcher
sie sich auch dann glücklich fühlen, wenn sie die
äußere drückt und flößt?

Die eher gefühlte als gesprochene Antwort
auf derartige Fragen entnehme ich unzweideutig
aus der achtbaren Position, welche Sie, lieb-
werthe Schüler in der führenden Gesellschaft er-
folgreich einnehmen.

Ich breche die angeregte pädagogische Be-
trachtung ab und stelle als Hüter des Gedenk-
buches unserer Anstalt noch eine specielle Frage:
Nach 25jähriger Trennung ist die Frage nach
der Identität Ihrer Persönlichkeit, meine Herren,
geradezu geboten.

Die alten Schriftsteller erzählen uns, daß,
wenn Freunde, die durch das heilige Gastrecht
verbunden waren, von einander gingen, der
Abreisende eine Tessera oder ein Symbol empfing,
um sich bei etwaiger Wiederkehr als gastberechtigt
auszuweisen.

Wenn Sie verehrte Herren die Unseren sind,
dann werden Sie heute auch der Freundschafts-
marke gedenken, welche Sie bei dem ehrenvollen
Abgange von dieser Anstalt mitbekommen haben.
Sie werden sich darüber vollgiltig ausweisen,
wenn Ihnen bei dem theueren Namen Vater-
land
das Herz höher schlägt.

Unsere Arbeit wäre eine verfehlte gewesen,
wenn Ihnen die Liebe zum Vaterlande, die uner-
schütterliche Anhänglichkeit an das angestammte

[Spaltenumbruch]

mit Rückſicht auf die Mächte bereit erklärten, in
den Landtag zu kommen. Dieſer Erfolg der In-
tervention der Mächte läßt, Zwiſchenfälle ausge-
ſchloſſen, die Beendigung der kretenſiſchen Ange-
legenheit erhoffen und ruft allgemeine Befriedigung
hervor. Die Pforte beantwortete die Vorſtellungen
der Mächte dahin, daß ſie die Ordre zur Ein-
ſtellung der Feindſeligeeiten und Beſchränkung
auf ein defenſives Verhalten erneuert und das
Einvernehmen zwiſchen dem Generalgouverneur
und den Militär-Commanden angeordnet habe.
Die Pforte erklärt jedoch die Erſetzung des
Marſchalls Abdullah Paſcha durch einen Diviſions-
General für unmöglich, nachdem die Anzahl der
Truppen und der Umſtand, daß zwei Diviſions-
Generale Untercommando’s führen, die Marſchalls-
Charge für den Obercommandanten bedingen.
Wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet,
kämpfen in Kalyves 2000 Inſurgenten gegen
5000 Türken. Generalgouverneur Georgi Paſcha
Berowitſch ordnete an, daß die Truppen ihre
frühere Stellungen wieder einnehmen. Die In-
ſurgenten in Kalyves erhalten fortwährend Ver-
ſtärkungen und weiſen die Truppen zurück. Die
Verluſte der Türken ſind ernſte, die der Inſur-
genten verhältnißmäßig geringer.




Correſpondenzen.
[Orig.-Corr.]

(Deutſches Schulfeſt.) Das am 12. d. M.
von der hieſigen Schulvereins-Ortsgruppe für
die hierortige deutſche Schuljugend und für die
Zöglinge des deutſchen Kindergartens veranſtaltete
„Deutſche Schulfeſt“ ermöglichte Dank der Opfer-
willigkeit zahlreicher Schulwohlthäter nicht nur
eine ausgiebige Bewirthung der Kinder, ſondern
ergab noch einen Ueberſchuß von 66 fl. 40 kr.,
welcher Betrag dem „Deutſchen Schulverein“ ge-
widmet wurde.




Locales und Provinzielles.


(Feſtfeier.)

In dem prächtigen Feſtſaale der
hieſigen Staatsoberrealſchule fand geſtern eine
überaus erhebende Feier ſtatt, die wol allen Theil-
nehmern an derſelben in beſtem Andenken bleiben
wird. Wie wir bereits ſeinerzeit meldeten, hatte
ſich aus den Herren A. Binowetz, M. Klar, H.
Kranz, A. Pallat und Emil Zbitek ein Comité
gebildet, welches an die im Jahre 1871 in Ol-
mütz abſolvirten Oberrealſchüler Einladungen er-
gehen ließ, nach 25 Jahren wieder in Olmütz zuſam-
menzukommen und an einer aus dieſem Anlaſſe
veranſtalteten Feſtfeier ſich zu betheiligen. Von
den 42 Abiturienten des genannten Jahrganges
folgten 20 dieſem Rufe. Um 9 Uhr Vormittags
trafen die Feſttheilnehmer vor dem mit Fahnen
geſchmückten Oberrealſchulgebäude zu Wagen ein,




nöthiae Unterſtützung verſprachen, und er folgte
dieſer Einladung, empfing in der ſchottiſchen
Hauptſtadt viele neue Anregungen, bereiſte mit dem
für die zweite Auflage ſeiner Gedichte empfangenen
Honorar Schottland, übernahm dann die Farm
Ellisland und heiratete Jeane Armour, die er in
manchem Gedicht beſungen, wenn auch nicht ſo
leidenſchaftlich wie ſeine früh verſtorbene Jugend-
geliebte Mary Campbell. Aber mit der Pachtung
glückte es ihm auch diesmal nicht recht, er ſiedelte
ſich 1791 in Dumfries an und lebte mit ſeiner
Familie von dem beſcheidenen Gehalt als Steuer-
beamter, in ſeinen letzten Lebensjahren wiederholt
von Schwermuth heimgeſucht, die auch nicht der
Bereich der Schenke zu bannen vermochte. Nach
mehrmonatlichem Leiden ſtarb er, erſt achtunddreißig
Jahre alt, am 21. Juli 1796 in Dumfries,
damals ſchon ſo gefeiert und beliebt, daß ſein
Hinſcheiden faſt als nationales Unglück betrachtet
wurde. Aus ſeinen letzten Lebensjahren ſtammt
ein Porträt von ihm, es ſtellt uns Burns dar
mit offenem, klugem, lebensfrohem, von lockigem,
dunkelm Haar umrahmten Geſicht, mit feinge-
ſchnittenem Mund und großen, feurig blickenden
Augen, — ein friſcher, fröhlicher Mann, ſo tritt
er uns aus ſeinen Gedichten entgegen und ſo
wird er in der Erinnerung weiterleben, er, in
deſſen Weſen und Dichtungen uns ſo viel echt
Germaniſches ſympathiſch berührt, daß wir glauben
möchten, er wäre unſer geweſen und gehörte
unſrer Dichtkunſt an.




[Spaltenumbruch]

worauf ſie von Herrn Oberrealſchuldirector Clemens
Barchanek im Veſtibule freundlichſt begrüßt
und ſodann in den Feſtſaal geleitet wurden. Da-
ſelbſt war eine Rednertribüne errichtet worden,
oberhalb welcher das Bildniß Seiner Majeſtät
des Kaiſers
angebracht worden war. Vor
der Rednertribüne befand ſich ein Bosquet
von lebenden Blumen. Bei dem Eintritte in den
Saal ertönte vom Orcheſterraume, woſelbſt die
ſtädt. Muſikcapelle Platz genommen hatte, eine
Fanfare. Die Ehrenplätze hatten die Herren:
Landesſchulinſpector Dr. Schober, Gemeinde-
rath Adolf Thannabaur als Vertreter der
Stadtgemeinde, Director Vrzal des ſlaviſchen
Staatsgymnaſiums, Profeſſor Joſef Thanna-
baur,
die ehemaligen Profeſſoren der Anſtalt
Dr. Demel und Kubiena, die Profeſſoren
Dr. Lanner, Müller und Dr. Schilling
ſowie ſt. Oberingenieur Lindemann eingenom-
men. Herr Landes-Baudirector Hugo Kranz dankte
hierauf zunächſt Herrn Oberrealſchuldirector Barcha-
nek in herzlichen Worten für den überaus freundlichen
Empfang, den er den ehemaligen Schülern der Anſtalt
bereitet hatte. Hierauf begrüßte Redner die Herren
Feſtgäſte, insbeſondere Herrn Landesſchul-
inſpector Dr. Schober und Herrn GR. Thannabaur,
den früheren Ordinarius des jubilirenden Jahr-
ganges Herrn Profeſſor Joſef Thannabaur,
die früheren Herren Profeſſoren und die zu der
Feier erſchienenen gegenwärtigen Herren Profeſſoren
der Anſtalt, ſeiner Freude Ausdruck gebend, daß
dieſe Feier in den Räumen ſtattfinde, welche
die Stadtgemeinde Olmütz der Anſtalt ge-
ſchaffen habe. Das prächtige Heim der Oberreal-
ſchule beweiſe, daß der Stadtgemeinde die Pflege
des Schulweſens am Herzen liege. Schließlich
begrüßte Herr Landesbandirector Kranz die ver-
ſammelten ehemaligen Collegen des Jahrganges
1871 und dankte ihnen für deren zahlreiches
Erſcheinen. Stürmiſcher Beifall folgte den zün-
denden Worten des Redners.

Hierauf hielt Herr Oberrealſchuldirector
Clemens Barchanek an die Feſtverſammlung
eine ſchwungvolle Anſprache, die oft von rau-
ſchendem Beifall unterbrochen wurde. Redner
ſagte:

Hochverehrte Anweſende! Liebwerthe Schüler!

Ein ſeltenes Feſt vereint uns heute zu froher
Stunde. Der collegiale Sinn der Abiturienten,
welche vor einem Vierteljahrhundert das Zeugniß
der academiſchen Reife an dieſer Anſtalt erlang-
ten, erhebt den heutigen Tag zu einem bedeu-
tungsvollen Feſttage der Olmützer Staatsober-
realſchule.

Ich begrüße achtungsvoll die anweſenden
Gäſte und danke Ihnen liebwerthe Schüler für
die unſerer Anſtalt zugedachte Ehrung.

Die hoffnungsvollen Jünglinge, welche im
Jahre 1871 von uns Abſchied genommen, finden
ſich heute als wohlangeſehene Männer zum ge-
treuen Brudergruß hier wieder zuſammen, ſie
feiern ein glückliches Wiederſehen nach 25jähriger
Trennung, ſie feiern es an derſelben Anſtalt,
welche Ihnen die beſten Glück- und Segenswünſche
auf den weiten Lebensweg mitgegeben hatte.

Durch dieſen ſchönen Zug treuer Anhäng-
lichkeit haben Sie uns liebwerthe Schüler freund-
ſchaftlich verbunden und ich erwidere Ihre Wohl-
meinung im eigenen und im Namen des Lehr-
körpers mit gleicher Herzlichkeit eingedenk des
Wahlſpruches:

Ein treu Gedenken, ein lieb’ Erinnern ſind
die herrlichſten Gaben, die wir von Gott empfan-
gen haben.

Im Gefühle trauter Zuſammengehörigkeit
hebe ich ein gemeinſames Moment aus Ihrem
und aus dem Leben unſerer Anſtalt hervor: Im
Jahre 1871 zählten wir 42 Schüler in der 7.
Claſſe; dieſelben mochten wohl recht ſtrebſam ge-
weſen ſein, weil die Cataloge 5 Schüler mit
Vorzug und keinen einzigen mit ungünſtigem
Fortgange nachweiſen. Sie bewarben ſich alle um
die höchſte Auszeichnung, welche die Mittelſchule
zu verleihen vermag: um das Zeugniß der aca-
demiſchen Reife. Vielverſprechend und von duf-
tigem Nebelſchleier verhüllt lag die Zukunft vor
den wackeren Jünglingen. Nach erfolgreich abge-
legter Maturitätsprüfung waren die Anker ge-
lichtet, Jugendfrohſinn blähte die Segel, die
Wimpel der Hoffnung flatterten, — aber wer
konnte es wiſſen ob alles klar an Bord, ob die
Maſten ſicher verfeſtigt, die Ladung wohl ver-
[Spaltenumbruch] ſtaut und ſchwer genug war, das Schiff ihres
Lebensglückes hart am Wind ohne Abtreiben vom
rechten Curs zu halten und ob auch Vernunft
ſicher genug das Steuer hält. Sie mußten hinaus
in die hohe See, ſie mußten ihre Gefahren
beſtehen.

Nach 25 ereignißreichen Jahren iſt es Ihnen,
meine hochgeehrten Herren, ein Bedürfniß des
Herzens, als anhängliche Schüler im Zeichen der
Liebe und Treue bei uns einzutreten und durch
die That zu bekunden, daß Sie die ſittlich reli-
giöſen Grundſätze der Schulerziehung als character-
volle Männer bethätigt und Ihr Wiſſen und
Können nicht nur dem Berufe, ſondern auch
dem öffentlichen Dienſte arbeitsfreudig gewidmet
haben. — Durch ſolche Attribute des edlen
Menſchenthums ehrten Sie ſich ſelbſt und Sie
ehrten damit auch unſere Anſtalt; denn wenn die
Roſe ſelbſt ſich ſchmückt, ſo ſchmückt ſie auch den
Garten.

Ich ſehe, liebwerthe Schüler, daß Sie mit
dem Ausdrucke der Beftiedigung den ſchönen Feſt-
ſaal betrachten, in welchem wir Sie heute zu
empfangen ſo glücklich ſind. — Unwillkürlich
denken Sie an die Verhältniſſe der alten Olmützer
Realſchule, welche vor 25 Jahren ihre 536
Schüler, in 11 Claſſen getheilt, im eigenen Hauſe
nicht beherbergen konnte, weshalb ſelbſt unzu-
reichende Localitäten in Privatwohnungen benützt
werden mußten. — Seither hat ſich bei uns vieles
zum Beſſeren gewendet. Vier Jahre nach Ihrem
Scheiden von der Anſtalt bezogen wir dieſen,
von der Stadtgemeinde Olmütz für Wiſſenſchaft
und Kunſt errichteten Bau, ein ehrend Denkmal,
welches noch in ſpäten Tagen von der Schul-
freundlichkeit und Opferwilligkeit der Gründer
und Erbauer erzählen wird.

Ihr ſolenner Beſuch, meine hochverehrten
Herren, bekundet eine rege Antheilnahme an den
Schickſalen dieſer Bildungsſtätte. Nehmen Sie
alſo zur freundlichen Kenntniß, daß die Geſchichte
unſerer Lehranſtalt in dem letzten Vierteljahr-
hundert eine kurze iſt, aber es iſt eine Geſchichte
freudiger Entwicklung und Entfaltung, dank der
wohlwollenden Förderung von Seite der hohen
Unterrichtsbehörden und der löblichen Stadtver-
tretung. — Und nun liebwerthe Schüler wäre
die Reihe an mir, mit Ihrer freundlichen Er-
laubniß einige Fragen vom Standpuncte des
Lehrers zu ſtellen, Fragen, welche die leichtlebige
Jugend zwar nicht gering ſchätzt, aber deren tiefe
Wahrheit doch nur der welterfahrene Mann im
vollen Umfange zu würdigen weiß. Hatte,
beiſpielsweiſe, die Schule recht, daß ſie die Arbeit,
die ernſte und ausdauernde Arbeit zum oberſten
Erziehungs- und Unterrichtsprincipe erhob? Iſt
es nöthig, daß die Schüler durch Gehorſam zur
Freiheit erzogen und angeleitet werden, für
Wahrheit und Recht offen einzuſtehen?

Hat die Schule wohl gethan, den heranwachſen-
den Jünglingen neben poſitiven Kenntniſſen auch eine
ideale Auff[a]ſſung des Lebens zu vermitteln, damit
ihnen eine innere Welt zugänglich ſei, in welcher
ſie ſich auch dann glücklich fühlen, wenn ſie die
äußere drückt und flößt?

Die eher gefühlte als geſprochene Antwort
auf derartige Fragen entnehme ich unzweideutig
aus der achtbaren Poſition, welche Sie, lieb-
werthe Schüler in der führenden Geſellſchaft er-
folgreich einnehmen.

Ich breche die angeregte pädagogiſche Be-
trachtung ab und ſtelle als Hüter des Gedenk-
buches unſerer Anſtalt noch eine ſpecielle Frage:
Nach 25jähriger Trennung iſt die Frage nach
der Identität Ihrer Perſönlichkeit, meine Herren,
geradezu geboten.

Die alten Schriftſteller erzählen uns, daß,
wenn Freunde, die durch das heilige Gaſtrecht
verbunden waren, von einander gingen, der
Abreiſende eine Teſſera oder ein Symbol empfing,
um ſich bei etwaiger Wiederkehr als gaſtberechtigt
auszuweiſen.

Wenn Sie verehrte Herren die Unſeren ſind,
dann werden Sie heute auch der Freundſchafts-
marke gedenken, welche Sie bei dem ehrenvollen
Abgange von dieſer Anſtalt mitbekommen haben.
Sie werden ſich darüber vollgiltig ausweiſen,
wenn Ihnen bei dem theueren Namen Vater-
land
das Herz höher ſchlägt.

Unſere Arbeit wäre eine verfehlte geweſen,
wenn Ihnen die Liebe zum Vaterlande, die uner-
ſchütterliche Anhänglichkeit an das angeſtammte

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[[3]/0003] mit Rückſicht auf die Mächte bereit erklärten, in den Landtag zu kommen. Dieſer Erfolg der In- tervention der Mächte läßt, Zwiſchenfälle ausge- ſchloſſen, die Beendigung der kretenſiſchen Ange- legenheit erhoffen und ruft allgemeine Befriedigung hervor. Die Pforte beantwortete die Vorſtellungen der Mächte dahin, daß ſie die Ordre zur Ein- ſtellung der Feindſeligeeiten und Beſchränkung auf ein defenſives Verhalten erneuert und das Einvernehmen zwiſchen dem Generalgouverneur und den Militär-Commanden angeordnet habe. Die Pforte erklärt jedoch die Erſetzung des Marſchalls Abdullah Paſcha durch einen Diviſions- General für unmöglich, nachdem die Anzahl der Truppen und der Umſtand, daß zwei Diviſions- Generale Untercommando’s führen, die Marſchalls- Charge für den Obercommandanten bedingen. Wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet, kämpfen in Kalyves 2000 Inſurgenten gegen 5000 Türken. Generalgouverneur Georgi Paſcha Berowitſch ordnete an, daß die Truppen ihre frühere Stellungen wieder einnehmen. Die In- ſurgenten in Kalyves erhalten fortwährend Ver- ſtärkungen und weiſen die Truppen zurück. Die Verluſte der Türken ſind ernſte, die der Inſur- genten verhältnißmäßig geringer. Correſpondenzen. Böhmiſch-Trübau, 18. Juli. [Orig.-Corr.] (Deutſches Schulfeſt.) Das am 12. d. M. von der hieſigen Schulvereins-Ortsgruppe für die hierortige deutſche Schuljugend und für die Zöglinge des deutſchen Kindergartens veranſtaltete „Deutſche Schulfeſt“ ermöglichte Dank der Opfer- willigkeit zahlreicher Schulwohlthäter nicht nur eine ausgiebige Bewirthung der Kinder, ſondern ergab noch einen Ueberſchuß von 66 fl. 40 kr., welcher Betrag dem „Deutſchen Schulverein“ ge- widmet wurde. Locales und Provinzielles. Olmütz, 20. Juli. (Feſtfeier.) In dem prächtigen Feſtſaale der hieſigen Staatsoberrealſchule fand geſtern eine überaus erhebende Feier ſtatt, die wol allen Theil- nehmern an derſelben in beſtem Andenken bleiben wird. Wie wir bereits ſeinerzeit meldeten, hatte ſich aus den Herren A. Binowetz, M. Klar, H. Kranz, A. Pallat und Emil Zbitek ein Comité gebildet, welches an die im Jahre 1871 in Ol- mütz abſolvirten Oberrealſchüler Einladungen er- gehen ließ, nach 25 Jahren wieder in Olmütz zuſam- menzukommen und an einer aus dieſem Anlaſſe veranſtalteten Feſtfeier ſich zu betheiligen. Von den 42 Abiturienten des genannten Jahrganges folgten 20 dieſem Rufe. Um 9 Uhr Vormittags trafen die Feſttheilnehmer vor dem mit Fahnen geſchmückten Oberrealſchulgebäude zu Wagen ein, nöthiae Unterſtützung verſprachen, und er folgte dieſer Einladung, empfing in der ſchottiſchen Hauptſtadt viele neue Anregungen, bereiſte mit dem für die zweite Auflage ſeiner Gedichte empfangenen Honorar Schottland, übernahm dann die Farm Ellisland und heiratete Jeane Armour, die er in manchem Gedicht beſungen, wenn auch nicht ſo leidenſchaftlich wie ſeine früh verſtorbene Jugend- geliebte Mary Campbell. Aber mit der Pachtung glückte es ihm auch diesmal nicht recht, er ſiedelte ſich 1791 in Dumfries an und lebte mit ſeiner Familie von dem beſcheidenen Gehalt als Steuer- beamter, in ſeinen letzten Lebensjahren wiederholt von Schwermuth heimgeſucht, die auch nicht der Bereich der Schenke zu bannen vermochte. Nach mehrmonatlichem Leiden ſtarb er, erſt achtunddreißig Jahre alt, am 21. Juli 1796 in Dumfries, damals ſchon ſo gefeiert und beliebt, daß ſein Hinſcheiden faſt als nationales Unglück betrachtet wurde. Aus ſeinen letzten Lebensjahren ſtammt ein Porträt von ihm, es ſtellt uns Burns dar mit offenem, klugem, lebensfrohem, von lockigem, dunkelm Haar umrahmten Geſicht, mit feinge- ſchnittenem Mund und großen, feurig blickenden Augen, — ein friſcher, fröhlicher Mann, ſo tritt er uns aus ſeinen Gedichten entgegen und ſo wird er in der Erinnerung weiterleben, er, in deſſen Weſen und Dichtungen uns ſo viel echt Germaniſches ſympathiſch berührt, daß wir glauben möchten, er wäre unſer geweſen und gehörte unſrer Dichtkunſt an. worauf ſie von Herrn Oberrealſchuldirector Clemens Barchanek im Veſtibule freundlichſt begrüßt und ſodann in den Feſtſaal geleitet wurden. Da- ſelbſt war eine Rednertribüne errichtet worden, oberhalb welcher das Bildniß Seiner Majeſtät des Kaiſers angebracht worden war. Vor der Rednertribüne befand ſich ein Bosquet von lebenden Blumen. Bei dem Eintritte in den Saal ertönte vom Orcheſterraume, woſelbſt die ſtädt. Muſikcapelle Platz genommen hatte, eine Fanfare. Die Ehrenplätze hatten die Herren: Landesſchulinſpector Dr. Schober, Gemeinde- rath Adolf Thannabaur als Vertreter der Stadtgemeinde, Director Vrzal des ſlaviſchen Staatsgymnaſiums, Profeſſor Joſef Thanna- baur, die ehemaligen Profeſſoren der Anſtalt Dr. Demel und Kubiena, die Profeſſoren Dr. Lanner, Müller und Dr. Schilling ſowie ſt. Oberingenieur Lindemann eingenom- men. Herr Landes-Baudirector Hugo Kranz dankte hierauf zunächſt Herrn Oberrealſchuldirector Barcha- nek in herzlichen Worten für den überaus freundlichen Empfang, den er den ehemaligen Schülern der Anſtalt bereitet hatte. Hierauf begrüßte Redner die Herren Feſtgäſte, insbeſondere Herrn Landesſchul- inſpector Dr. Schober und Herrn GR. Thannabaur, den früheren Ordinarius des jubilirenden Jahr- ganges Herrn Profeſſor Joſef Thannabaur, die früheren Herren Profeſſoren und die zu der Feier erſchienenen gegenwärtigen Herren Profeſſoren der Anſtalt, ſeiner Freude Ausdruck gebend, daß dieſe Feier in den Räumen ſtattfinde, welche die Stadtgemeinde Olmütz der Anſtalt ge- ſchaffen habe. Das prächtige Heim der Oberreal- ſchule beweiſe, daß der Stadtgemeinde die Pflege des Schulweſens am Herzen liege. Schließlich begrüßte Herr Landesbandirector Kranz die ver- ſammelten ehemaligen Collegen des Jahrganges 1871 und dankte ihnen für deren zahlreiches Erſcheinen. Stürmiſcher Beifall folgte den zün- denden Worten des Redners. Hierauf hielt Herr Oberrealſchuldirector Clemens Barchanek an die Feſtverſammlung eine ſchwungvolle Anſprache, die oft von rau- ſchendem Beifall unterbrochen wurde. Redner ſagte: Hochverehrte Anweſende! Liebwerthe Schüler! Ein ſeltenes Feſt vereint uns heute zu froher Stunde. Der collegiale Sinn der Abiturienten, welche vor einem Vierteljahrhundert das Zeugniß der academiſchen Reife an dieſer Anſtalt erlang- ten, erhebt den heutigen Tag zu einem bedeu- tungsvollen Feſttage der Olmützer Staatsober- realſchule. Ich begrüße achtungsvoll die anweſenden Gäſte und danke Ihnen liebwerthe Schüler für die unſerer Anſtalt zugedachte Ehrung. Die hoffnungsvollen Jünglinge, welche im Jahre 1871 von uns Abſchied genommen, finden ſich heute als wohlangeſehene Männer zum ge- treuen Brudergruß hier wieder zuſammen, ſie feiern ein glückliches Wiederſehen nach 25jähriger Trennung, ſie feiern es an derſelben Anſtalt, welche Ihnen die beſten Glück- und Segenswünſche auf den weiten Lebensweg mitgegeben hatte. Durch dieſen ſchönen Zug treuer Anhäng- lichkeit haben Sie uns liebwerthe Schüler freund- ſchaftlich verbunden und ich erwidere Ihre Wohl- meinung im eigenen und im Namen des Lehr- körpers mit gleicher Herzlichkeit eingedenk des Wahlſpruches: Ein treu Gedenken, ein lieb’ Erinnern ſind die herrlichſten Gaben, die wir von Gott empfan- gen haben. Im Gefühle trauter Zuſammengehörigkeit hebe ich ein gemeinſames Moment aus Ihrem und aus dem Leben unſerer Anſtalt hervor: Im Jahre 1871 zählten wir 42 Schüler in der 7. Claſſe; dieſelben mochten wohl recht ſtrebſam ge- weſen ſein, weil die Cataloge 5 Schüler mit Vorzug und keinen einzigen mit ungünſtigem Fortgange nachweiſen. Sie bewarben ſich alle um die höchſte Auszeichnung, welche die Mittelſchule zu verleihen vermag: um das Zeugniß der aca- demiſchen Reife. Vielverſprechend und von duf- tigem Nebelſchleier verhüllt lag die Zukunft vor den wackeren Jünglingen. Nach erfolgreich abge- legter Maturitätsprüfung waren die Anker ge- lichtet, Jugendfrohſinn blähte die Segel, die Wimpel der Hoffnung flatterten, — aber wer konnte es wiſſen ob alles klar an Bord, ob die Maſten ſicher verfeſtigt, die Ladung wohl ver- ſtaut und ſchwer genug war, das Schiff ihres Lebensglückes hart am Wind ohne Abtreiben vom rechten Curs zu halten und ob auch Vernunft ſicher genug das Steuer hält. Sie mußten hinaus in die hohe See, ſie mußten ihre Gefahren beſtehen. Nach 25 ereignißreichen Jahren iſt es Ihnen, meine hochgeehrten Herren, ein Bedürfniß des Herzens, als anhängliche Schüler im Zeichen der Liebe und Treue bei uns einzutreten und durch die That zu bekunden, daß Sie die ſittlich reli- giöſen Grundſätze der Schulerziehung als character- volle Männer bethätigt und Ihr Wiſſen und Können nicht nur dem Berufe, ſondern auch dem öffentlichen Dienſte arbeitsfreudig gewidmet haben. — Durch ſolche Attribute des edlen Menſchenthums ehrten Sie ſich ſelbſt und Sie ehrten damit auch unſere Anſtalt; denn wenn die Roſe ſelbſt ſich ſchmückt, ſo ſchmückt ſie auch den Garten. Ich ſehe, liebwerthe Schüler, daß Sie mit dem Ausdrucke der Beftiedigung den ſchönen Feſt- ſaal betrachten, in welchem wir Sie heute zu empfangen ſo glücklich ſind. — Unwillkürlich denken Sie an die Verhältniſſe der alten Olmützer Realſchule, welche vor 25 Jahren ihre 536 Schüler, in 11 Claſſen getheilt, im eigenen Hauſe nicht beherbergen konnte, weshalb ſelbſt unzu- reichende Localitäten in Privatwohnungen benützt werden mußten. — Seither hat ſich bei uns vieles zum Beſſeren gewendet. Vier Jahre nach Ihrem Scheiden von der Anſtalt bezogen wir dieſen, von der Stadtgemeinde Olmütz für Wiſſenſchaft und Kunſt errichteten Bau, ein ehrend Denkmal, welches noch in ſpäten Tagen von der Schul- freundlichkeit und Opferwilligkeit der Gründer und Erbauer erzählen wird. Ihr ſolenner Beſuch, meine hochverehrten Herren, bekundet eine rege Antheilnahme an den Schickſalen dieſer Bildungsſtätte. Nehmen Sie alſo zur freundlichen Kenntniß, daß die Geſchichte unſerer Lehranſtalt in dem letzten Vierteljahr- hundert eine kurze iſt, aber es iſt eine Geſchichte freudiger Entwicklung und Entfaltung, dank der wohlwollenden Förderung von Seite der hohen Unterrichtsbehörden und der löblichen Stadtver- tretung. — Und nun liebwerthe Schüler wäre die Reihe an mir, mit Ihrer freundlichen Er- laubniß einige Fragen vom Standpuncte des Lehrers zu ſtellen, Fragen, welche die leichtlebige Jugend zwar nicht gering ſchätzt, aber deren tiefe Wahrheit doch nur der welterfahrene Mann im vollen Umfange zu würdigen weiß. Hatte, beiſpielsweiſe, die Schule recht, daß ſie die Arbeit, die ernſte und ausdauernde Arbeit zum oberſten Erziehungs- und Unterrichtsprincipe erhob? Iſt es nöthig, daß die Schüler durch Gehorſam zur Freiheit erzogen und angeleitet werden, für Wahrheit und Recht offen einzuſtehen? Hat die Schule wohl gethan, den heranwachſen- den Jünglingen neben poſitiven Kenntniſſen auch eine ideale Auffaſſung des Lebens zu vermitteln, damit ihnen eine innere Welt zugänglich ſei, in welcher ſie ſich auch dann glücklich fühlen, wenn ſie die äußere drückt und flößt? Die eher gefühlte als geſprochene Antwort auf derartige Fragen entnehme ich unzweideutig aus der achtbaren Poſition, welche Sie, lieb- werthe Schüler in der führenden Geſellſchaft er- folgreich einnehmen. Ich breche die angeregte pädagogiſche Be- trachtung ab und ſtelle als Hüter des Gedenk- buches unſerer Anſtalt noch eine ſpecielle Frage: Nach 25jähriger Trennung iſt die Frage nach der Identität Ihrer Perſönlichkeit, meine Herren, geradezu geboten. Die alten Schriftſteller erzählen uns, daß, wenn Freunde, die durch das heilige Gaſtrecht verbunden waren, von einander gingen, der Abreiſende eine Teſſera oder ein Symbol empfing, um ſich bei etwaiger Wiederkehr als gaſtberechtigt auszuweiſen. Wenn Sie verehrte Herren die Unſeren ſind, dann werden Sie heute auch der Freundſchafts- marke gedenken, welche Sie bei dem ehrenvollen Abgange von dieſer Anſtalt mitbekommen haben. Sie werden ſich darüber vollgiltig ausweiſen, wenn Ihnen bei dem theueren Namen Vater- land das Herz höher ſchlägt. Unſere Arbeit wäre eine verfehlte geweſen, wenn Ihnen die Liebe zum Vaterlande, die uner- ſchütterliche Anhänglichkeit an das angeſtammte

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 165, Olmütz, 20.07.1896, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches165_1896/3>, abgerufen am 26.04.2024.