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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 40. Köln, 10. Juli 1848.

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weder gehen noch stehen konnte, wurde, auf einem Wägelchen liegend, durch die Reihen der Soldaten geschleppt, um den Rest der ihm zudiktirten Prügel zu erhalten. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß Mazaraki, dessen Rücken fürchterlich zerfleischt ist, am Leben bleiben wird.

Ungarn.
27 Pesth, 1. Juli.

Kossuth bleibt Minister. Es wird also mit der Reaktion im Süden nun nicht mehr verhandelt, sondern energisch gegen dieselbe eingeschritten werden. Erzherzog Stephan ist jetzt zum unbeschränkten Stellvertreter des Kaisers bis zur Ankunft des letzteren ernannt worden. Bereits sind Befehle nach der südlichen Gränze abgegangen, welche dem bisherigen Zögern wie den verrätherischen Einverständnissen einzelner Civil- und Militärbeamten ein Ende machen sollen.

Temeswar, 27. Juni.

Hier treffen folgende Nachrichten ein. 1) Die Civil- und Militairkommissare Csernowitz und Hrabowsky haben mit den bei Karlowitz und in der Römerschanze versammelten Aufrührern eine vorläufige Convention abgeschlossen, in Folge deren eine vollständige Pacification versucht werden wird. 2) Fast der ganze Grenzcordon gegen Serbien ist aufgelöst, und in Weißkirchen kommen die Serben bereits mit Taback und Salz zu Markte. 3) Bewaffnete Serbenhaufen befinden sich in Pancsowa und sind neuerdings in Orsowa eingetrungen, welcher Ort von ihnen besetzt gehalten wird. Uebrigens treten in Palanka, Kubin, Moldowa und Swinitza ungehindert bewaffnete Serben auf das diesseitige Gebiet, auf welchem sie bereits anfangen, öffentliche Rechte auszuüben.

(Oest. Z.)
Italien.
Rom, 27. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Rom, 27. Juni.

Wir haben eine Instruktion des neapolitanischen Ministers des Auswärtigen von Anfang dieses Monats datirt und an die Konsular-Agenten gerichtet, vor Augen, worin bezüglich der aus der Lombardei zurückkehrenden Freiwilligen recht saubere Anweisungen ertheilt werden.

Jenes Aktenstück lautet:

"Fünf Bataillone Freiwillige reisten nach der Lombardei ab; zwei derselben verlangten Nichts, drei forderten und erhielten Sold von der hiesigen königlichen Regierung. Weder Jenen noch Diesen, falls sie aus dem Felde zurückkehren, werden Sie unter irgend einem Vorwand eine Entschädigung gewähren, vielmehr werden Sie die letztern 3 Bataillone der Lokalbehörde als Deserteure anzeigen; in Anbetracht, daß Se. Majestät die Linientruppen zurückgerufen hat, will sie, daß die Freiwilligen fortfahren, am Kampfe für die Unabhängigkeit Theil zu nehmen."

Die Perfidie dieses Circulars springt selbst den Blindesten in die Augen. Die tapfern Jünglinge, welche nach der Lombardei zogen, waren der Kern der neapolitanischen Patrioten. Sie fühlten gleich uns, daß Italien von den Alpen bis Kap Lilibeo reicht; sie wissen, wie wir, daß der König und seine Regierung die Sache Italiens verrathen haben; - und deshalb sollen sie nicht mehr ins Königreich zurückkehren; das ist der Gedanke des Circulars, das mit unerhörter Frechheit die Maske der Liebe Se. Maj. für die Sache der Unabhängigkeit aufsetzt. (In Deutschland wissen wir in Betreff der nach Schleswig gezogenen Freiwilligen ähnliche saubere, ja noch viel ärgere Camphausen-Auerswald-Schreckensteinsche Geschichten zu erzählen).

(Il Contemporaneo.)

Mayr findet, daß es dem Gesetz Entwurf an gehörigem Muth fehlt. Vieles sei darin verschleiert; man müsse dem Volke offen sagen, was seine Vertreter in Wahrheit sind. Er verlangt, daß in der Adresse von der Säkularisation der Regierung, von der Einheit Italiens durch Errichtung eines Bundesstaats gesprochen werde; und grade von Rom müsse dieser Vorschlag ausgehen. Er vermißt in der Adresse die Erwähnung des Verlangens nach einem italiänischen Zollverein und nach Eisenbahnen. Für den Entwurf spricht Farini. Obgleich zum Theil dafür erblickt Sterbini doch zwei bedeutende Mängel. Der eine bestehe mehr in der Form. Die Kommission habe sich zu sklavisch an den abgenutzten Gebrauch in andern konstitutionellen Ländern angeschlossen, wo man den sogenannten Thronreden Periode für Periode nachfolge. Der zweite größere Mangel sei der, daß es an klarer präziser Sprache darin fehle, die erst wieder Erläuterungen nöthig mache. Die Ideen, welche wir ausdrücken wollen, sind in einen hübschen Phrasen-Nebel eingewickelt. Namentlich aber fehlt die in unser Aller Wünschen enthaltene Idee, hier in Rom einen italiänischen Reichstag aus Abgeordneten aller gesetzgebenden Versammlungen der verschiedenen Theile Italiens unter dem Vorsitze des Papstes zu versammeln. In Bezug auf Neapel wünschte ich mehr Unwillen und stärkeren Tadel wegen des Wortbruches und des der italiänischen Sache zugefügten Schadens. Was ferner die aus dem Mittelalter herstammenden Fesseln des Grundeigenthums anlangt, so ist kaum eine leise Bemerkung vorhanden, gleichsam als hätte man gefürchtet, einer gewissen Klasse der Gesellschaft zu nahe zu treten. Pantaleoni vermißt insbesondere die Berührung der sozialen Frage - dieser Frage, die in allen Theilen Europa's debattirt wird, die den französischen Thron umgestürzt und welche immer drohender, gleich einer finstern Gewitterwolke, am Horizonte heraufzieht. Er geht hierbei in die Einzelheiten der Frage von ihrer materiellen und moralischen Seite ein und verlangt, daß man den Folgen der Vernachlässigung der ärmeren Klassen vorbeuge. Der Präsident Sereni, zugleich Mitglied der Kommissson, sucht den Entwurf gegen die gemachten Ausstellungen zu vertheidigen. Nachdem noch von andern Rednern einige Bemerkungen gemacht, wird die Debatte auf die nächste Sitzung vertagt.

Rom, 27. Juni.
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27 Neapel; 23. Juni.
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* Florenz, 29. Juni.
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* Venedig, 21. Juni.
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Venedig, 29. Juni.

Montag den 3. Juli soll die National-Versammlung stattfinden, um über die künftige Verfassung zu entscheiden. Nach dem Ausfall der Wahlen scheint es, daß die Mehrheit der Stimmen für die Vereinigung mit der Lombardei und mit Karl Albert sich entscheiden wird, um ein Königreich des obern Italiens (Regno dell' alta Italia) zu bilden. Unter den Deputirten befindet sich eine große Anzahl solcher, die, obgleich Republikaner, den Anschluß an Piemont als eine (traurige) Nothwendigkeit betrachten, um sich der so ersehnten Einheit zu nähern. Schon hat man vielfach versucht, durch Manifeste und Journale dem Volke den Gedanken der Nothwendigkeit dieser Vereinigung augenscheinlich zu machen, so daß man hofft, es werde kein Tumult an jenem Tage entstehen.

(A. A. Z.)
Französische Republik.
Paris, 7. Juli.

Emil Girardin veröffentlicht in allen Journalen von Paris folgenden Brief: "Ohne Motiv arretirt und während 11 Tagen im Sekret gehalten, ohne daß auch nur die fernste Anzeige gegen mich oder eine noch so unwahrscheinliche Denunciation vorlag: kaum der Form wegen verhört, endlich eben so unregelmäßig entlassen, wie ich eingesperrt worden bin, ohne daß irgend ein Aktenstück mich noch in Kenntniß gesetzt hätte, warum ich meiner Freiheit den 25. Juni beraubt und warum sie mir den 5. Juli zurückgegeben wurde - ist mein erster Akt gegen diese Sequestration des Journals "La Presse" zu protestiren, gegen dieses doppelte Attentat an der Freiheit und am Eigenthum, das ich mir zu besprechen vorbehalte, sobald die "Presse" wieder erscheinen wird, deren ganzes Material sich noch fortwährend unter Siegel befindet.

Lamartine richtet folgenden Brief an den Constitutionnell: aus Respekt vor der Krise meines Landes, wie aus Respekt vor dem gesunden Menschenverstand des Publikums, ließ ich diesen Strom von Bosheit, Verläumdung und Abgeschmacktheit, der immer während einiger Zeit die Namen, die Handlungen, die Absichten der Männer herabzieht, welche die Ereignisse in Revolutionstagen erheben oder stürzen, stumm an mir vorüber rauschen. Das Licht wird sich von selbst machen und den Thatsachen, wie den Menschen ihre wahre Physionomie wiedergeben. Ich warte nicht mit Ungeduld auf Gerechtigkeit, denn ich zweifle nicht an der Zukunft. Aber so eben lese ich ein Fragment von einem Artikel des Journal des Debats, worin man den Wahnwitz der Verläumdung bis zu folgenden Beschuldigungen treibt: (Folgt das in der gestrigen Nummer unsern Lesern mitgetheilte Mährchen von dem Barrikadenkomite u. s. w.). Ich gestehe, daß zum erstenmal die Lektüre dieser gehässigen Zeilen mich das Stillschweigen brechen läßt, das ich mir bis zum Tag der Erklärungen auferlegt hatte. Mich in einen Professor des Bürgerkriegs verwandelt zu sehn, in einen Verbreiter der Schlächterei, mich, der jeden Tag seit vier Monaten seine Brust dargeboten hat, um meinen Mitbürgern einen Blutstropfen zu ersparen. Auf eine solche Verläumdung giebt es keine Antwort. Ein Schrei der Entrüstung eclatirt aus dem Tiefsten meiner Seele und nur diesen bitte ich Sie, einzuregistiren.

- Gestern fand auf dem Revolutionsplatz der Trauergottesdienst der für die Vertheidigung der Republik gefallenen Bürger Statt. So lautet wenigstens der offizielle Titel des Programms, denn unter dem Ruf: "es lebe die Republik!" hatte man von beiden Seiten gekämpft und dieselbe Ceremonie hätte wahrscheinlich für die entgegengesetzte Partei stattgefunden, wenn sie den Sieg davon getragen. Uebrigens war das Gebet bei dieser Gelegenheit exklusiv. Man zeigte sich nur hülfreich für den Sieger. Man wollte nicht sehen, daß es auf beiden Seiten Wittwen und Waisen giebt, die gleichmäßig leiden. Sind wir gut unterrichtet, so subordiniren selbst die Wohlthätigkeitsbüreaus ihre Austheilungen, so weit sie mit den letzten Ereignissen zusammenhängen, einer unerbittlichen Inquisition. Die Subskriptionen strömen über von der einen Seite, während man kaum unter dem Mantel den Almosenteller für die andern zu verstecken wagt. Und dennoch, man vergesse es nicht, im Schooß des besiegten Paris accumulirte sich das Elend, unter dem Stachel des Hungers stand es auf. Mindestens lasse man ihm seinen Antheil am öffentlichen Mitleid. Man konspirirt nicht, wenn man dem Armen giebt.

(La Reforme.)

National-Versammlung. Sitzung vom 7. Juli. Portalis eröffnet sie um 2 Uhr. Paguerre erhält zuerst das Wort über die Tagesordnung. Er kommt auf die Bonjeauschen Angriffe in der letzten Sitzung gegen den kleinen Volksschullehrerkatechismus "Manuel republicain" zurück, welche den Sturz des Unterrichtsministers Carnot herbeigeführt haben und verwahrt sich gegen die darin enthaltenen kommunistischen Ideen. Er sei zwar Verleger desselben, habe aber Regierungsgeschäfte halber nicht Zeit gehabt, das Manuscript durchzulesen. Seine Buchhändler-Commis hätten dasselbe geprüft und zum Druck befördert. Mit der Hand auf dem Herzen, berief er sich auf seine ganze Vergangenheit, um der Versammlung zu beweisen, daß er kein Sozialist oder Kommunist sei Nach dieser ächtbuchhändlerischen Entschuldigung stattete Oudinot im Namen des Kriegsausschusses seinen Bericht über den Remillyschen Antrag auf Errichtung eines Lagers von 50,000 Mann zum Schutze der National-Versammlung ab. Cavaignac erklärte der letzteren, daß ihre Wünsche in dieser Beziehung von ihm übereilt worden seien, denn das Lager existire schon. Trousseau will zwar nicht gegen die übermäßige Dauer des Belagerungsstandes von Paris protestiren, aber er möchte doch gern die Absichten kennen, die der Konseilpräsident rücksichtlich der sequestrirten Journale hege? Cavaignac bedauerte diese schreckliche Waffe (arme terrible) noch länger anwenden zu müssen. Der Zustand von Paris erlaube noch nicht, den Belagerungszustand aufzuheben!

In diesem Augenblick erfährt man im Saale, daß in voriger Nacht ein neues Treffen zwischen einem Insurgenten-Korps und den Linientruppen in den Steinbrüchen von Montmartre stattgefunden habe, wobei die Arbeiter fünf Todte und mehrere Verwundete verloren.

Rücksichtlich der Journale wich der Konsailpräsident ganz aus. Aber Ribaud de la Ribiere drang von Neuem auf Antwort, da ein Avis diesen Morgen im Moniteur diejenigen Journale aufgefordert habe, welche seit dem 27. Juni erschienen, bis zum 12. Juli den im Gesetze vom 11. Dezember 1830 gestellten Kautionsförmlichkeiten zu genügen.

Cavaignac verspricht, sobald es der Zustand der Gemüther erlaube, dem Gedanken alle Freiheit wiederzugeben, selbst dem der Regierung feindlichen. Allein vorläufig müsse er an seinen provisorischen Maßregeln festhalten. Eine Rückkehr zu den Septembergesetzen habe man nicht zu fürchten.

Hiermit waren die Incidienzen aus und die Versammlung schritt zur Tagesordnung. Sie genehmigte 150,000 Franken für arme Schullehrer. Dann berieth sie die Gesetzentwürfe rücksichtlich der Sparkasse, wobei Charles Dupin, Gouin, Goudchaux das Wort führten. Perree (vom Siecle) bekämpfte den Entwurf und will einen neuen Plan der Rückzahlung vorlegen. Diese Finanz-Diskussion beschäftigte die Redner noch um vier Uhr.

(Nach 4 Uhr.) Die Sparkassen-Diskussion füllt die ganze übrige Sitzung. Im Gegensatze zu dem Entwurfe der provisorischen Regierung und des Finanzausschusses schlug bekanntlich Goudchaux vor, die Sparkassen-Antheile sowohl als die Schatzbons in 3 pCt. Renten zum Kourse von 52 und in 5 pCt. zu 75 a 80 umzuwandeln, während der Finanzausschuß und die provisorische Regierung nur die Conversion in fünfprozentigen Renten vorschlug, um den Reichen wie den Armen zu nivelliren. Garnier Pages vertheidigte mit Lebhaftigkeit den ursprünglichen Vorschlag. Delongrais erklärte rund heraus, daß eine Conversion in 3 pCt. dem Börsenspiele Thür und Riegel öffne. Auch Berryer drang auf Umwandlung in 5 pCt. und machte sich somit zum Advokaten der provisorischen Regierung und des Finanz-Ausschusses, dessen Conclusion er früher bekämpft hatte.

Allein Goudchaux und J. Lasteyie bewiesen wiederholt, daß das Interesse des Reichen auch das Interesse des Armen sei (wörtlich) und die Versammlung entschied die Umwandlung der Schatzbons in 3 pCt. Rente.

Goudchaux empfahl den Kours von 55. Kein Zweifel, daß ihm die Versammlung auch diese Ziffer nachbetet. Die Börsenwölfe (das Spiel ist bekanntlich in Paris in 3 pCt.) können Allelujah siegen. Sie haben gesiegt. (61/2 Uhr.)

- Der Moniteur und die übrigen Blätter bringen heute mehr oder weniger geschmeichelte Schilderungen der gestrigen bürgerlichen Todtenfeier. Das Journal des Debats, diese alte Schlange, giebt zu verstehen, daß die Arbeiter die Absicht gehegt hätten, die Nationalversammlung und die Julisäule durch eine Höllenmaschine in die Luft zu sprengen. Dieses Gerücht, wie die vielen anderen Tagesgeschichten, gehört aber in das Bereich der Fabeln, welche die müßige Bürgerwehr in den Wachtstuben erfindet.

- Eine telegraphische Depesche hat die Regierung benachrichtigt, daß die Arbeiter das Arsenal in Toulon in Brand zu stecken versucht hätten. Sind dabei etwa keine Engländer im Spiele? Die Regierung hat einen Kommissarius dahin geschickt, die Sache zu untersuchen.

- Die Ausschreier des Proudhon'schen "Representant du Peuple" wurden gestern von der gegen die sozialistischen Ideen dieses Blatts ergrimmten fashionablen Bürgerwehr auf den Boulevards arg gemißhandelt. Diese Herren wollen die neuen Ideen mit Fäusten todtschlagen.

- In Lyon nahm die Polizei zu einem andern Mittel Zuflucht. Sie steckte einen ihrer Schergen in einen blauen Kittel, verband sein Gesicht und schleppte ihn unter gräulichen Stößen über die Straßen, um die Erbitterung seiner vermeintlichen Kameraden herauszulocken. Es bildete sich alsbald in der That ein Haufe Neugieriger um den Transportirten; allein die Proletarier des Viertels von Croix Rousse haben scharfe Augen. Sie erkannten den Betrug und gingen nicht in die Falle. Die gewünschte Emeute fiel in's Wasser.

Großbritannien.
London, 7. Juli.

Die gestrige Times kömmt heute auf eine Erklärung des Preußischen Minister-Präsidenten von Auerswald, Betreffs der Russischen Note vom 8. Mai zu sprechen, worin Kaiser Nikolaus die Okkupation Jutlands, als Grund zum Bruche mit Preußen bezeichnete. Die Times gibt Hrn. v. Auerswald ein förmliches Dementi und sagt: Die Existenz dieser Note ist gewiß und notorisch. Wir hatten sie vor mehreren Wochen gelesen, ehe wir auf ihre Existenz hindeuteten und wir versichern, daß sie den Casus belli enthält, den wir in den klarsten Ausdrücken angeführt, wie auch, daß Hr. von Meyendorf, an den sie gerichtet war, angewiesen worden, eine Abschrift davon dem Berliner Kabinet zu überreichen!

* London, 7. Juli.

Der Antrag des Hrn. Hume in Betreff einer Reform des Parlamentes wurde in der gestrigen Unterhaussitzung mit 351 gegen 84 Stimmen verworfen.

[#] Wir unterlassen es, die langen für und wider gehaltenen Reden der verschiedenen Parteien anzuführen. Feargus O'Connor, der Repräsentant der Chartisten, bemerkte, daß die Prinzipien der Hume'schen Motion nie von einer Majorität der arbeitenden Klasse angenommen worden seien. Die parlamentarische Einmischung der Mittelklasse in die große Bewegung des englischen Volkes ist durch diese Debatte zunächst verloren. Die Sorge für eine radikale Reform wird nach wie vor in den Händen der Chartisten bleiben und nur durch sie wirksam sein.

- Von den verhafteten Chartisten wurde Joseph Williams als eines Theiles, W. John Vernon als der ganzen Anklage schuldig befunden. Der Prozeß der übrigen Angeklagten nimmt seinen Fortgang.

Rußland.
Petersburg, 17. Juni.

Zum 16. Juni waren von Cholerakranken in Behandlung geblieben 790; im Verlauf dieses Tages sind 595 neue Erkrankungen vorgekommen. Zum 17. blieben in Behandlung 1029 Personen.

(Voss. Z.)
Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
P. P.

In der jetzigen Zeit allgemeiner Aufregung zur Erringung politischer Freiheiten und Verbesserung socialer Zustände können auch wir Endesunterschriebene als die Leiter und Vertreter eines der einflußreichsten Gewerbe des Wupperthals nicht länger müßige Zuschauer bleiben, denn ein Jeder von uns hat es schon lange schmerzlich gefühlt, daß wir alle unter einem gemeinschaftlichem Drucke leiden, und daß derselbe beseitigt werden muß, wenn wir nicht bei den vielen bestehenden Mißbräuchen und dem nutzlosen Heruntersetzen des Farblohns einem sichern Ruine entgegen eilen wollen. -

Um also die vielen Uebelstände, die sich der Entwickelung unsers Wohlstandes entgegensetzen, aus dem Wege zu räumen, haben sich Unterschriebene in

weder gehen noch stehen konnte, wurde, auf einem Wägelchen liegend, durch die Reihen der Soldaten geschleppt, um den Rest der ihm zudiktirten Prügel zu erhalten. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß Mazaraki, dessen Rücken fürchterlich zerfleischt ist, am Leben bleiben wird.

Ungarn.
27 Pesth, 1. Juli.

Kossuth bleibt Minister. Es wird also mit der Reaktion im Süden nun nicht mehr verhandelt, sondern energisch gegen dieselbe eingeschritten werden. Erzherzog Stephan ist jetzt zum unbeschränkten Stellvertreter des Kaisers bis zur Ankunft des letzteren ernannt worden. Bereits sind Befehle nach der südlichen Gränze abgegangen, welche dem bisherigen Zögern wie den verrätherischen Einverständnissen einzelner Civil- und Militärbeamten ein Ende machen sollen.

Temeswar, 27. Juni.

Hier treffen folgende Nachrichten ein. 1) Die Civil- und Militairkommissare Csernowitz und Hrabowsky haben mit den bei Karlowitz und in der Römerschanze versammelten Aufrührern eine vorläufige Convention abgeschlossen, in Folge deren eine vollständige Pacification versucht werden wird. 2) Fast der ganze Grenzcordon gegen Serbien ist aufgelöst, und in Weißkirchen kommen die Serben bereits mit Taback und Salz zu Markte. 3) Bewaffnete Serbenhaufen befinden sich in Pancsowa und sind neuerdings in Orsowa eingetrungen, welcher Ort von ihnen besetzt gehalten wird. Uebrigens treten in Palanka, Kubin, Moldowa und Swinitza ungehindert bewaffnete Serben auf das diesseitige Gebiet, auf welchem sie bereits anfangen, öffentliche Rechte auszuüben.

(Oest. Z.)
Italien.
Rom, 27. Juni.
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Rom, 27. Juni.

Wir haben eine Instruktion des neapolitanischen Ministers des Auswärtigen von Anfang dieses Monats datirt und an die Konsular-Agenten gerichtet, vor Augen, worin bezüglich der aus der Lombardei zurückkehrenden Freiwilligen recht saubere Anweisungen ertheilt werden.

Jenes Aktenstück lautet:

„Fünf Bataillone Freiwillige reisten nach der Lombardei ab; zwei derselben verlangten Nichts, drei forderten und erhielten Sold von der hiesigen königlichen Regierung. Weder Jenen noch Diesen, falls sie aus dem Felde zurückkehren, werden Sie unter irgend einem Vorwand eine Entschädigung gewähren, vielmehr werden Sie die letztern 3 Bataillone der Lokalbehörde als Deserteure anzeigen; in Anbetracht, daß Se. Majestät die Linientruppen zurückgerufen hat, will sie, daß die Freiwilligen fortfahren, am Kampfe für die Unabhängigkeit Theil zu nehmen.“

Die Perfidie dieses Circulars springt selbst den Blindesten in die Augen. Die tapfern Jünglinge, welche nach der Lombardei zogen, waren der Kern der neapolitanischen Patrioten. Sie fühlten gleich uns, daß Italien von den Alpen bis Kap Lilibeo reicht; sie wissen, wie wir, daß der König und seine Regierung die Sache Italiens verrathen haben; ‒ und deshalb sollen sie nicht mehr ins Königreich zurückkehren; das ist der Gedanke des Circulars, das mit unerhörter Frechheit die Maske der Liebe Se. Maj. für die Sache der Unabhängigkeit aufsetzt. (In Deutschland wissen wir in Betreff der nach Schleswig gezogenen Freiwilligen ähnliche saubere, ja noch viel ärgere Camphausen-Auerswald-Schreckensteinsche Geschichten zu erzählen).

(Il Contemporaneo.)

Mayr findet, daß es dem Gesetz Entwurf an gehörigem Muth fehlt. Vieles sei darin verschleiert; man müsse dem Volke offen sagen, was seine Vertreter in Wahrheit sind. Er verlangt, daß in der Adresse von der Säkularisation der Regierung, von der Einheit Italiens durch Errichtung eines Bundesstaats gesprochen werde; und grade von Rom müsse dieser Vorschlag ausgehen. Er vermißt in der Adresse die Erwähnung des Verlangens nach einem italiänischen Zollverein und nach Eisenbahnen. Für den Entwurf spricht Farini. Obgleich zum Theil dafür erblickt Sterbini doch zwei bedeutende Mängel. Der eine bestehe mehr in der Form. Die Kommission habe sich zu sklavisch an den abgenutzten Gebrauch in andern konstitutionellen Ländern angeschlossen, wo man den sogenannten Thronreden Periode für Periode nachfolge. Der zweite größere Mangel sei der, daß es an klarer präziser Sprache darin fehle, die erst wieder Erläuterungen nöthig mache. Die Ideen, welche wir ausdrücken wollen, sind in einen hübschen Phrasen-Nebel eingewickelt. Namentlich aber fehlt die in unser Aller Wünschen enthaltene Idee, hier in Rom einen italiänischen Reichstag aus Abgeordneten aller gesetzgebenden Versammlungen der verschiedenen Theile Italiens unter dem Vorsitze des Papstes zu versammeln. In Bezug auf Neapel wünschte ich mehr Unwillen und stärkeren Tadel wegen des Wortbruches und des der italiänischen Sache zugefügten Schadens. Was ferner die aus dem Mittelalter herstammenden Fesseln des Grundeigenthums anlangt, so ist kaum eine leise Bemerkung vorhanden, gleichsam als hätte man gefürchtet, einer gewissen Klasse der Gesellschaft zu nahe zu treten. Pantaleoni vermißt insbesondere die Berührung der sozialen Frage ‒ dieser Frage, die in allen Theilen Europa's debattirt wird, die den französischen Thron umgestürzt und welche immer drohender, gleich einer finstern Gewitterwolke, am Horizonte heraufzieht. Er geht hierbei in die Einzelheiten der Frage von ihrer materiellen und moralischen Seite ein und verlangt, daß man den Folgen der Vernachlässigung der ärmeren Klassen vorbeuge. Der Präsident Sereni, zugleich Mitglied der Kommissson, sucht den Entwurf gegen die gemachten Ausstellungen zu vertheidigen. Nachdem noch von andern Rednern einige Bemerkungen gemacht, wird die Debatte auf die nächste Sitzung vertagt.

Rom, 27. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
27 Neapel; 23. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Florenz, 29. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Venedig, 21. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Venedig, 29. Juni.

Montag den 3. Juli soll die National-Versammlung stattfinden, um über die künftige Verfassung zu entscheiden. Nach dem Ausfall der Wahlen scheint es, daß die Mehrheit der Stimmen für die Vereinigung mit der Lombardei und mit Karl Albert sich entscheiden wird, um ein Königreich des obern Italiens (Regno dell' alta Italia) zu bilden. Unter den Deputirten befindet sich eine große Anzahl solcher, die, obgleich Republikaner, den Anschluß an Piemont als eine (traurige) Nothwendigkeit betrachten, um sich der so ersehnten Einheit zu nähern. Schon hat man vielfach versucht, durch Manifeste und Journale dem Volke den Gedanken der Nothwendigkeit dieser Vereinigung augenscheinlich zu machen, so daß man hofft, es werde kein Tumult an jenem Tage entstehen.

(A. A. Z.)
Französische Republik.
Paris, 7. Juli.

Emil Girardin veröffentlicht in allen Journalen von Paris folgenden Brief: „Ohne Motiv arretirt und während 11 Tagen im Sekret gehalten, ohne daß auch nur die fernste Anzeige gegen mich oder eine noch so unwahrscheinliche Denunciation vorlag: kaum der Form wegen verhört, endlich eben so unregelmäßig entlassen, wie ich eingesperrt worden bin, ohne daß irgend ein Aktenstück mich noch in Kenntniß gesetzt hätte, warum ich meiner Freiheit den 25. Juni beraubt und warum sie mir den 5. Juli zurückgegeben wurde ‒ ist mein erster Akt gegen diese Sequestration des Journals „La Presse“ zu protestiren, gegen dieses doppelte Attentat an der Freiheit und am Eigenthum, das ich mir zu besprechen vorbehalte, sobald die „Presse“ wieder erscheinen wird, deren ganzes Material sich noch fortwährend unter Siegel befindet.

Lamartine richtet folgenden Brief an den Constitutionnell: aus Respekt vor der Krise meines Landes, wie aus Respekt vor dem gesunden Menschenverstand des Publikums, ließ ich diesen Strom von Bosheit, Verläumdung und Abgeschmacktheit, der immer während einiger Zeit die Namen, die Handlungen, die Absichten der Männer herabzieht, welche die Ereignisse in Revolutionstagen erheben oder stürzen, stumm an mir vorüber rauschen. Das Licht wird sich von selbst machen und den Thatsachen, wie den Menschen ihre wahre Physionomie wiedergeben. Ich warte nicht mit Ungeduld auf Gerechtigkeit, denn ich zweifle nicht an der Zukunft. Aber so eben lese ich ein Fragment von einem Artikel des Journal des Debats, worin man den Wahnwitz der Verläumdung bis zu folgenden Beschuldigungen treibt: (Folgt das in der gestrigen Nummer unsern Lesern mitgetheilte Mährchen von dem Barrikadenkomite u. s. w.). Ich gestehe, daß zum erstenmal die Lektüre dieser gehässigen Zeilen mich das Stillschweigen brechen läßt, das ich mir bis zum Tag der Erklärungen auferlegt hatte. Mich in einen Professor des Bürgerkriegs verwandelt zu sehn, in einen Verbreiter der Schlächterei, mich, der jeden Tag seit vier Monaten seine Brust dargeboten hat, um meinen Mitbürgern einen Blutstropfen zu ersparen. Auf eine solche Verläumdung giebt es keine Antwort. Ein Schrei der Entrüstung eclatirt aus dem Tiefsten meiner Seele und nur diesen bitte ich Sie, einzuregistiren.

‒ Gestern fand auf dem Revolutionsplatz der Trauergottesdienst der für die Vertheidigung der Republik gefallenen Bürger Statt. So lautet wenigstens der offizielle Titel des Programms, denn unter dem Ruf: „es lebe die Republik!“ hatte man von beiden Seiten gekämpft und dieselbe Ceremonie hätte wahrscheinlich für die entgegengesetzte Partei stattgefunden, wenn sie den Sieg davon getragen. Uebrigens war das Gebet bei dieser Gelegenheit exklusiv. Man zeigte sich nur hülfreich für den Sieger. Man wollte nicht sehen, daß es auf beiden Seiten Wittwen und Waisen giebt, die gleichmäßig leiden. Sind wir gut unterrichtet, so subordiniren selbst die Wohlthätigkeitsbüreaus ihre Austheilungen, so weit sie mit den letzten Ereignissen zusammenhängen, einer unerbittlichen Inquisition. Die Subskriptionen strömen über von der einen Seite, während man kaum unter dem Mantel den Almosenteller für die andern zu verstecken wagt. Und dennoch, man vergesse es nicht, im Schooß des besiegten Paris accumulirte sich das Elend, unter dem Stachel des Hungers stand es auf. Mindestens lasse man ihm seinen Antheil am öffentlichen Mitleid. Man konspirirt nicht, wenn man dem Armen giebt.

(La Réforme.)

National-Versammlung. Sitzung vom 7. Juli. Portalis eröffnet sie um 2 Uhr. Paguerre erhält zuerst das Wort über die Tagesordnung. Er kommt auf die Bonjeauschen Angriffe in der letzten Sitzung gegen den kleinen Volksschullehrerkatechismus „Manuel républicain“ zurück, welche den Sturz des Unterrichtsministers Carnot herbeigeführt haben und verwahrt sich gegen die darin enthaltenen kommunistischen Ideen. Er sei zwar Verleger desselben, habe aber Regierungsgeschäfte halber nicht Zeit gehabt, das Manuscript durchzulesen. Seine Buchhändler-Commis hätten dasselbe geprüft und zum Druck befördert. Mit der Hand auf dem Herzen, berief er sich auf seine ganze Vergangenheit, um der Versammlung zu beweisen, daß er kein Sozialist oder Kommunist sei Nach dieser ächtbuchhändlerischen Entschuldigung stattete Oudinot im Namen des Kriegsausschusses seinen Bericht über den Remillyschen Antrag auf Errichtung eines Lagers von 50,000 Mann zum Schutze der National-Versammlung ab. Cavaignac erklärte der letzteren, daß ihre Wünsche in dieser Beziehung von ihm übereilt worden seien, denn das Lager existire schon. Trousseau will zwar nicht gegen die übermäßige Dauer des Belagerungsstandes von Paris protestiren, aber er möchte doch gern die Absichten kennen, die der Konseilpräsident rücksichtlich der sequestrirten Journale hege? Cavaignac bedauerte diese schreckliche Waffe (arme terrible) noch länger anwenden zu müssen. Der Zustand von Paris erlaube noch nicht, den Belagerungszustand aufzuheben!

In diesem Augenblick erfährt man im Saale, daß in voriger Nacht ein neues Treffen zwischen einem Insurgenten-Korps und den Linientruppen in den Steinbrüchen von Montmartre stattgefunden habe, wobei die Arbeiter fünf Todte und mehrere Verwundete verloren.

Rücksichtlich der Journale wich der Konsailpräsident ganz aus. Aber Ribaud de la Ribiere drang von Neuem auf Antwort, da ein Avis diesen Morgen im Moniteur diejenigen Journale aufgefordert habe, welche seit dem 27. Juni erschienen, bis zum 12. Juli den im Gesetze vom 11. Dezember 1830 gestellten Kautionsförmlichkeiten zu genügen.

Cavaignac verspricht, sobald es der Zustand der Gemüther erlaube, dem Gedanken alle Freiheit wiederzugeben, selbst dem der Regierung feindlichen. Allein vorläufig müsse er an seinen provisorischen Maßregeln festhalten. Eine Rückkehr zu den Septembergesetzen habe man nicht zu fürchten.

Hiermit waren die Incidienzen aus und die Versammlung schritt zur Tagesordnung. Sie genehmigte 150,000 Franken für arme Schullehrer. Dann berieth sie die Gesetzentwürfe rücksichtlich der Sparkasse, wobei Charles Dupin, Gouin, Goudchaux das Wort führten. Perrée (vom Siecle) bekämpfte den Entwurf und will einen neuen Plan der Rückzahlung vorlegen. Diese Finanz-Diskussion beschäftigte die Redner noch um vier Uhr.

(Nach 4 Uhr.) Die Sparkassen-Diskussion füllt die ganze übrige Sitzung. Im Gegensatze zu dem Entwurfe der provisorischen Regierung und des Finanzausschusses schlug bekanntlich Goudchaux vor, die Sparkassen-Antheile sowohl als die Schatzbons in 3 pCt. Renten zum Kourse von 52 und in 5 pCt. zu 75 à 80 umzuwandeln, während der Finanzausschuß und die provisorische Regierung nur die Conversion in fünfprozentigen Renten vorschlug, um den Reichen wie den Armen zu nivelliren. Garnier Pages vertheidigte mit Lebhaftigkeit den ursprünglichen Vorschlag. Delongrais erklärte rund heraus, daß eine Conversion in 3 pCt. dem Börsenspiele Thür und Riegel öffne. Auch Berryer drang auf Umwandlung in 5 pCt. und machte sich somit zum Advokaten der provisorischen Regierung und des Finanz-Ausschusses, dessen Conclusion er früher bekämpft hatte.

Allein Goudchaux und J. Lasteyie bewiesen wiederholt, daß das Interesse des Reichen auch das Interesse des Armen sei (wörtlich) und die Versammlung entschied die Umwandlung der Schatzbons in 3 pCt. Rente.

Goudchaux empfahl den Kours von 55. Kein Zweifel, daß ihm die Versammlung auch diese Ziffer nachbetet. Die Börsenwölfe (das Spiel ist bekanntlich in Paris in 3 pCt.) können Allelujah siegen. Sie haben gesiegt. (61/2 Uhr.)

‒ Der Moniteur und die übrigen Blätter bringen heute mehr oder weniger geschmeichelte Schilderungen der gestrigen bürgerlichen Todtenfeier. Das Journal des Debats, diese alte Schlange, giebt zu verstehen, daß die Arbeiter die Absicht gehegt hätten, die Nationalversammlung und die Julisäule durch eine Höllenmaschine in die Luft zu sprengen. Dieses Gerücht, wie die vielen anderen Tagesgeschichten, gehört aber in das Bereich der Fabeln, welche die müßige Bürgerwehr in den Wachtstuben erfindet.

‒ Eine telegraphische Depesche hat die Regierung benachrichtigt, daß die Arbeiter das Arsenal in Toulon in Brand zu stecken versucht hätten. Sind dabei etwa keine Engländer im Spiele? Die Regierung hat einen Kommissarius dahin geschickt, die Sache zu untersuchen.

‒ Die Ausschreier des Proudhon'schen „Representant du Peuple“ wurden gestern von der gegen die sozialistischen Ideen dieses Blatts ergrimmten fashionablen Bürgerwehr auf den Boulevards arg gemißhandelt. Diese Herren wollen die neuen Ideen mit Fäusten todtschlagen.

‒ In Lyon nahm die Polizei zu einem andern Mittel Zuflucht. Sie steckte einen ihrer Schergen in einen blauen Kittel, verband sein Gesicht und schleppte ihn unter gräulichen Stößen über die Straßen, um die Erbitterung seiner vermeintlichen Kameraden herauszulocken. Es bildete sich alsbald in der That ein Haufe Neugieriger um den Transportirten; allein die Proletarier des Viertels von Croix Rousse haben scharfe Augen. Sie erkannten den Betrug und gingen nicht in die Falle. Die gewünschte Emeute fiel in's Wasser.

Großbritannien.
London, 7. Juli.

Die gestrige Times kömmt heute auf eine Erklärung des Preußischen Minister-Präsidenten von Auerswald, Betreffs der Russischen Note vom 8. Mai zu sprechen, worin Kaiser Nikolaus die Okkupation Jutlands, als Grund zum Bruche mit Preußen bezeichnete. Die Times gibt Hrn. v. Auerswald ein förmliches Dementi und sagt: Die Existenz dieser Note ist gewiß und notorisch. Wir hatten sie vor mehreren Wochen gelesen, ehe wir auf ihre Existenz hindeuteten und wir versichern, daß sie den Casus belli enthält, den wir in den klarsten Ausdrücken angeführt, wie auch, daß Hr. von Meyendorf, an den sie gerichtet war, angewiesen worden, eine Abschrift davon dem Berliner Kabinet zu überreichen!

* London, 7. Juli.

Der Antrag des Hrn. Hume in Betreff einer Reform des Parlamentes wurde in der gestrigen Unterhaussitzung mit 351 gegen 84 Stimmen verworfen.

[#] Wir unterlassen es, die langen für und wider gehaltenen Reden der verschiedenen Parteien anzuführen. Feargus O'Connor, der Repräsentant der Chartisten, bemerkte, daß die Prinzipien der Hume'schen Motion nie von einer Majorität der arbeitenden Klasse angenommen worden seien. Die parlamentarische Einmischung der Mittelklasse in die große Bewegung des englischen Volkes ist durch diese Debatte zunächst verloren. Die Sorge für eine radikale Reform wird nach wie vor in den Händen der Chartisten bleiben und nur durch sie wirksam sein.

‒ Von den verhafteten Chartisten wurde Joseph Williams als eines Theiles, W. John Vernon als der ganzen Anklage schuldig befunden. Der Prozeß der übrigen Angeklagten nimmt seinen Fortgang.

Rußland.
Petersburg, 17. Juni.

Zum 16. Juni waren von Cholerakranken in Behandlung geblieben 790; im Verlauf dieses Tages sind 595 neue Erkrankungen vorgekommen. Zum 17. blieben in Behandlung 1029 Personen.

(Voss. Z.)
Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
P. P.

In der jetzigen Zeit allgemeiner Aufregung zur Erringung politischer Freiheiten und Verbesserung socialer Zustände können auch wir Endesunterschriebene als die Leiter und Vertreter eines der einflußreichsten Gewerbe des Wupperthals nicht länger müßige Zuschauer bleiben, denn ein Jeder von uns hat es schon lange schmerzlich gefühlt, daß wir alle unter einem gemeinschaftlichem Drucke leiden, und daß derselbe beseitigt werden muß, wenn wir nicht bei den vielen bestehenden Mißbräuchen und dem nutzlosen Heruntersetzen des Farblohns einem sichern Ruine entgegen eilen wollen. ‒

Um also die vielen Uebelstände, die sich der Entwickelung unsers Wohlstandes entgegensetzen, aus dem Wege zu räumen, haben sich Unterschriebene in

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="0199"/>
weder gehen noch stehen konnte, wurde, auf einem Wägelchen liegend, durch                         die Reihen der Soldaten geschleppt, um den Rest der ihm zudiktirten Prügel                         zu erhalten. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß Mazaraki, dessen Rücken                         fürchterlich zerfleischt ist, am Leben bleiben wird.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar040_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Pesth, 1. Juli.</head>
          <p>Kossuth bleibt Minister. Es wird also mit der Reaktion im Süden nun nicht                         mehr verhandelt, sondern energisch gegen dieselbe eingeschritten werden.                         Erzherzog Stephan ist jetzt zum unbeschränkten Stellvertreter des Kaisers                         bis zur Ankunft des letzteren ernannt worden. Bereits sind Befehle nach der                         südlichen Gränze abgegangen, welche dem bisherigen Zögern wie den                         verrätherischen Einverständnissen einzelner Civil- und Militärbeamten ein                         Ende machen sollen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar040_017" type="jArticle">
          <head>Temeswar, 27. Juni.</head>
          <p>Hier treffen folgende Nachrichten ein. 1) Die Civil- und Militairkommissare                         Csernowitz und Hrabowsky haben mit den bei Karlowitz und in der Römerschanze                         versammelten Aufrührern eine vorläufige Convention abgeschlossen, in Folge                         deren eine vollständige Pacification versucht werden wird. 2) Fast der ganze                         Grenzcordon gegen Serbien ist aufgelöst, und in Weißkirchen kommen die                         Serben bereits mit Taback und Salz zu Markte. 3) Bewaffnete Serbenhaufen                         befinden sich in Pancsowa und sind neuerdings in Orsowa eingetrungen,                         welcher Ort von ihnen besetzt gehalten wird. Uebrigens treten in Palanka,                         Kubin, Moldowa und Swinitza ungehindert bewaffnete Serben auf das                         diesseitige Gebiet, auf welchem sie bereits anfangen, öffentliche Rechte                         auszuüben.</p>
          <bibl>(Oest. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar040_018_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 299.</bibl></note>
          <head>Rom, 27. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar040_019" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 299.</bibl></note>
          <head>Rom, 27. Juni.</head>
          <p>Wir haben eine Instruktion des neapolitanischen Ministers des Auswärtigen von                         Anfang dieses Monats datirt und an die Konsular-Agenten gerichtet, vor                         Augen, worin bezüglich der aus der Lombardei zurückkehrenden Freiwilligen                         recht saubere Anweisungen ertheilt werden.</p>
          <p>Jenes Aktenstück lautet:</p>
          <p>&#x201E;Fünf Bataillone Freiwillige reisten nach der Lombardei ab; zwei derselben                         verlangten Nichts, drei forderten und erhielten Sold von der hiesigen                         königlichen Regierung. Weder Jenen noch Diesen, falls sie aus dem Felde                         zurückkehren, werden Sie unter irgend einem Vorwand eine Entschädigung                         gewähren, vielmehr werden Sie die letztern 3 Bataillone der Lokalbehörde als                         Deserteure anzeigen; in Anbetracht, daß Se. Majestät die Linientruppen                         zurückgerufen hat, will sie, daß die Freiwilligen fortfahren, am Kampfe für                         die Unabhängigkeit Theil zu nehmen.&#x201C;</p>
          <p>Die Perfidie dieses Circulars springt selbst den Blindesten in die Augen. Die                         tapfern Jünglinge, welche nach der Lombardei zogen, waren der Kern der                         neapolitanischen Patrioten. Sie fühlten gleich uns, daß Italien von den                         Alpen bis Kap Lilibeo reicht; sie wissen, wie wir, daß der König und seine                         Regierung die Sache Italiens verrathen haben; &#x2012; und deshalb sollen sie nicht                         mehr ins Königreich zurückkehren; das ist der Gedanke des Circulars, das mit                         unerhörter Frechheit die Maske der Liebe Se. Maj. für die Sache der                         Unabhängigkeit aufsetzt. (In Deutschland wissen wir in Betreff der nach                         Schleswig gezogenen Freiwilligen ähnliche saubere, ja noch viel ärgere                         Camphausen-Auerswald-Schreckensteinsche Geschichten zu erzählen).</p>
          <bibl>(Il Contemporaneo.)</bibl>
          <p><hi rendition="#g">Mayr</hi> findet, daß es dem Gesetz Entwurf an gehörigem                         Muth fehlt. Vieles sei darin verschleiert; man müsse dem Volke offen sagen,                         was seine Vertreter in Wahrheit sind. Er verlangt, daß in der Adresse von                         der Säkularisation der Regierung, von der Einheit Italiens durch Errichtung                         eines Bundesstaats gesprochen werde; und grade von Rom müsse dieser                         Vorschlag ausgehen. Er vermißt in der Adresse die Erwähnung des Verlangens                         nach einem italiänischen Zollverein und nach Eisenbahnen. Für den Entwurf                         spricht <hi rendition="#g">Farini.</hi> Obgleich zum Theil dafür erblickt <hi rendition="#g">Sterbini</hi> doch zwei bedeutende Mängel. Der eine                         bestehe mehr in der Form. Die Kommission habe sich zu sklavisch an den                         abgenutzten Gebrauch in andern konstitutionellen Ländern angeschlossen, wo                         man den sogenannten Thronreden Periode für Periode nachfolge. Der zweite                         größere Mangel sei der, daß es an klarer präziser Sprache darin fehle, die                         erst wieder Erläuterungen nöthig mache. Die Ideen, welche wir ausdrücken                         wollen, sind in einen hübschen Phrasen-Nebel eingewickelt. Namentlich aber                         fehlt die in unser Aller Wünschen enthaltene Idee, hier in Rom einen                         italiänischen Reichstag aus Abgeordneten aller gesetzgebenden Versammlungen                         der verschiedenen Theile Italiens unter dem Vorsitze des Papstes zu                         versammeln. In Bezug auf Neapel wünschte ich mehr Unwillen und stärkeren                         Tadel wegen des Wortbruches und des der italiänischen Sache zugefügten                         Schadens. Was ferner die aus dem Mittelalter herstammenden Fesseln des                         Grundeigenthums anlangt, so ist kaum eine leise Bemerkung vorhanden,                         gleichsam als hätte man gefürchtet, einer gewissen Klasse der Gesellschaft                         zu nahe zu treten. <hi rendition="#g">Pantaleoni</hi> vermißt insbesondere                         die Berührung der <hi rendition="#g">sozialen</hi> Frage &#x2012; dieser Frage, die                         in allen Theilen Europa's debattirt wird, die den französischen Thron                         umgestürzt und welche immer drohender, gleich einer finstern Gewitterwolke,                         am Horizonte heraufzieht. Er geht hierbei in die Einzelheiten der Frage von                         ihrer materiellen und moralischen Seite ein und verlangt, daß man den Folgen                         der Vernachlässigung der ärmeren Klassen vorbeuge. Der Präsident <hi rendition="#g">Sereni,</hi> zugleich Mitglied der Kommissson, sucht den                         Entwurf gegen die gemachten Ausstellungen zu vertheidigen. Nachdem noch von                         andern Rednern einige Bemerkungen gemacht, wird die Debatte auf die nächste                         Sitzung vertagt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar040_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 299.</bibl></note>
          <head>Rom, 27. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar040_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 299.</bibl></note>
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel; 23. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar040_021_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 299.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 29. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar040_022_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 299.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Venedig, 21. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar040_023" type="jArticle">
          <head>Venedig, 29. Juni.</head>
          <p>Montag den 3. Juli soll die National-Versammlung stattfinden, um über die                         künftige Verfassung zu entscheiden. Nach dem Ausfall der Wahlen scheint es,                         daß die Mehrheit der Stimmen für die Vereinigung mit der Lombardei und mit                         Karl Albert sich entscheiden wird, um ein Königreich des obern Italiens                         (Regno dell' alta Italia) zu bilden. Unter den Deputirten befindet sich eine                         große Anzahl solcher, die, obgleich Republikaner, den Anschluß an Piemont                         als eine (traurige) Nothwendigkeit betrachten, um sich der so ersehnten                         Einheit zu nähern. Schon hat man vielfach versucht, durch Manifeste und                         Journale dem Volke den Gedanken der Nothwendigkeit dieser Vereinigung                         augenscheinlich zu machen, so daß man hofft, es werde kein Tumult an jenem                         Tage entstehen.</p>
          <bibl>(A. A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar040_024" type="jArticle">
          <head>Paris, 7. Juli.</head>
          <p>Emil <hi rendition="#g">Girardin</hi> veröffentlicht in allen Journalen von                         Paris folgenden Brief: &#x201E;Ohne Motiv arretirt und während 11 Tagen im Sekret                         gehalten, ohne daß auch nur die fernste Anzeige gegen mich oder eine noch so                         unwahrscheinliche Denunciation vorlag: kaum der Form wegen verhört, endlich                         eben so unregelmäßig entlassen, wie ich eingesperrt worden bin, ohne daß                         irgend ein Aktenstück mich noch in Kenntniß gesetzt hätte, warum ich meiner                         Freiheit den 25. Juni beraubt und warum sie mir den 5. Juli zurückgegeben                         wurde &#x2012; ist mein erster Akt gegen diese Sequestration des Journals &#x201E;La                         Presse&#x201C; zu protestiren, gegen dieses doppelte Attentat an der Freiheit und                         am Eigenthum, das ich mir zu besprechen vorbehalte, sobald die &#x201E;Presse&#x201C;                         wieder erscheinen wird, deren ganzes Material sich noch fortwährend unter                         Siegel befindet.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamartine</hi> richtet folgenden Brief an den                         Constitutionnell: aus Respekt vor der Krise meines Landes, wie aus Respekt                         vor dem gesunden Menschenverstand des Publikums, ließ ich diesen Strom von                         Bosheit, Verläumdung und Abgeschmacktheit, der immer während einiger Zeit                         die Namen, die Handlungen, die Absichten der Männer herabzieht, welche die                         Ereignisse in Revolutionstagen erheben oder stürzen, stumm an mir vorüber                         rauschen. Das Licht wird sich von selbst machen und den Thatsachen, wie den                         Menschen ihre wahre Physionomie wiedergeben. Ich warte nicht mit Ungeduld                         auf Gerechtigkeit, denn ich zweifle nicht an der Zukunft. Aber so eben lese                         ich ein Fragment von einem Artikel des <hi rendition="#g">Journal des                             Debats,</hi> worin man den Wahnwitz der Verläumdung bis zu folgenden                         Beschuldigungen treibt: (Folgt das in der gestrigen Nummer unsern Lesern                         mitgetheilte Mährchen von dem <hi rendition="#g">Barrikadenkomite</hi> u. s.                         w.). Ich gestehe, daß zum erstenmal die Lektüre dieser gehässigen Zeilen                         mich das Stillschweigen brechen läßt, das ich mir bis zum Tag der                         Erklärungen auferlegt hatte. Mich in einen Professor des Bürgerkriegs                         verwandelt zu sehn, in einen Verbreiter der Schlächterei, mich, der jeden                         Tag seit vier Monaten seine Brust dargeboten hat, um meinen Mitbürgern einen                         Blutstropfen zu ersparen. Auf eine solche Verläumdung giebt es keine                         Antwort. Ein Schrei der Entrüstung eclatirt aus dem Tiefsten meiner Seele                         und nur diesen bitte ich Sie, einzuregistiren.</p>
          <p>&#x2012; Gestern fand auf dem Revolutionsplatz der Trauergottesdienst der für die                         Vertheidigung der Republik gefallenen Bürger Statt. So lautet wenigstens der                         offizielle Titel des Programms, denn unter dem Ruf: &#x201E;es lebe die Republik!&#x201C;                         hatte man von beiden Seiten gekämpft und dieselbe Ceremonie hätte                         wahrscheinlich für die entgegengesetzte Partei stattgefunden, wenn sie den                         Sieg davon getragen. Uebrigens war das Gebet bei dieser Gelegenheit                         exklusiv. Man zeigte sich nur hülfreich für den Sieger. Man wollte nicht                         sehen, daß es auf beiden Seiten Wittwen und Waisen giebt, die gleichmäßig                         leiden. Sind wir gut unterrichtet, so subordiniren selbst die                         Wohlthätigkeitsbüreaus ihre Austheilungen, so weit sie mit den letzten                         Ereignissen zusammenhängen, einer unerbittlichen Inquisition. Die                         Subskriptionen strömen über von der einen Seite, während man kaum unter dem                         Mantel den Almosenteller für die andern zu verstecken wagt. Und dennoch, man                         vergesse es nicht, im Schooß des besiegten Paris accumulirte sich das Elend,                         unter dem Stachel des Hungers stand es auf. Mindestens lasse man ihm seinen                         Antheil am öffentlichen Mitleid. Man konspirirt nicht, wenn man dem Armen                         giebt.</p>
          <bibl>(La Réforme.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar040_025" type="jArticle">
          <p><hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 7. Juli. Portalis                         eröffnet sie um 2 Uhr. Paguerre erhält zuerst das Wort über die                         Tagesordnung. Er kommt auf die Bonjeauschen Angriffe in der letzten Sitzung                         gegen den kleinen Volksschullehrerkatechismus &#x201E;Manuel républicain&#x201C; zurück,                         welche den Sturz des Unterrichtsministers Carnot herbeigeführt haben und                         verwahrt sich gegen die darin enthaltenen kommunistischen Ideen. Er sei zwar                         Verleger desselben, habe aber Regierungsgeschäfte halber nicht Zeit gehabt,                         das Manuscript durchzulesen. Seine Buchhändler-Commis hätten dasselbe                         geprüft und zum Druck befördert. Mit der Hand auf dem Herzen, berief er sich                         auf seine ganze Vergangenheit, um der Versammlung zu beweisen, daß er kein                         Sozialist oder Kommunist sei Nach dieser ächtbuchhändlerischen                         Entschuldigung stattete Oudinot im Namen des Kriegsausschusses seinen                         Bericht über den Remillyschen Antrag auf Errichtung eines Lagers von 50,000                         Mann zum Schutze der National-Versammlung ab. Cavaignac erklärte der                         letzteren, daß ihre Wünsche in dieser Beziehung von ihm übereilt worden                         seien, denn das Lager existire schon. Trousseau will zwar nicht gegen die                         übermäßige Dauer des Belagerungsstandes von Paris protestiren, aber er                         möchte doch gern die Absichten kennen, die der Konseilpräsident                         rücksichtlich der sequestrirten Journale hege? Cavaignac bedauerte diese                         schreckliche Waffe (arme terrible) noch länger anwenden zu müssen. Der                         Zustand von Paris erlaube noch nicht, den Belagerungszustand aufzuheben!</p>
          <p>In diesem Augenblick erfährt man im Saale, daß in voriger Nacht ein neues                         Treffen zwischen einem Insurgenten-Korps und den Linientruppen in den                         Steinbrüchen von Montmartre stattgefunden habe, wobei die Arbeiter fünf                         Todte und mehrere Verwundete verloren.</p>
          <p>Rücksichtlich der Journale wich der Konsailpräsident ganz aus. Aber Ribaud de                         la Ribiere drang von Neuem auf Antwort, da ein Avis diesen Morgen im                         Moniteur diejenigen Journale aufgefordert habe, welche seit dem 27. Juni                         erschienen, bis zum 12. Juli den im Gesetze vom 11. Dezember 1830 gestellten                         Kautionsförmlichkeiten zu genügen.</p>
          <p>Cavaignac verspricht, sobald es der Zustand der Gemüther erlaube, dem                         Gedanken alle Freiheit wiederzugeben, selbst dem der Regierung feindlichen.                         Allein vorläufig müsse er an seinen provisorischen Maßregeln festhalten.                         Eine Rückkehr zu den Septembergesetzen habe man nicht zu fürchten.</p>
          <p>Hiermit waren die Incidienzen aus und die Versammlung schritt zur                         Tagesordnung. Sie genehmigte 150,000 Franken für arme Schullehrer. Dann                         berieth sie die Gesetzentwürfe rücksichtlich der Sparkasse, wobei Charles                         Dupin, Gouin, Goudchaux das Wort führten. Perrée (vom Siecle) bekämpfte den                         Entwurf und will einen neuen Plan der Rückzahlung vorlegen. Diese                         Finanz-Diskussion beschäftigte die Redner noch um vier Uhr.</p>
          <p>(Nach 4 Uhr.) Die Sparkassen-Diskussion füllt die ganze übrige Sitzung. Im                         Gegensatze zu dem Entwurfe der provisorischen Regierung und des                         Finanzausschusses schlug bekanntlich Goudchaux vor, die Sparkassen-Antheile                         sowohl als die Schatzbons in 3 pCt. Renten zum Kourse von 52 und in 5 pCt.                         zu 75 à 80 umzuwandeln, während der Finanzausschuß und die provisorische                         Regierung nur die Conversion in fünfprozentigen Renten vorschlug, um den                         Reichen wie den Armen zu nivelliren. Garnier Pages vertheidigte mit                         Lebhaftigkeit den ursprünglichen Vorschlag. Delongrais erklärte rund heraus,                         daß eine Conversion in 3 pCt. dem Börsenspiele Thür und Riegel öffne. Auch                         Berryer drang auf Umwandlung in 5 pCt. und machte sich somit zum Advokaten                         der provisorischen Regierung und des Finanz-Ausschusses, dessen Conclusion                         er früher bekämpft hatte.</p>
          <p>Allein Goudchaux und J. Lasteyie bewiesen wiederholt, daß das Interesse des                         Reichen auch das Interesse des Armen sei (wörtlich) und die Versammlung                         entschied die Umwandlung der Schatzbons in 3 pCt. Rente.</p>
          <p>Goudchaux empfahl den Kours von 55. Kein Zweifel, daß ihm die Versammlung                         auch diese Ziffer nachbetet. Die Börsenwölfe (das Spiel ist bekanntlich in                         Paris in 3 pCt.) können Allelujah siegen. Sie haben gesiegt. (61/2 Uhr.)</p>
          <p>&#x2012; Der Moniteur und die übrigen Blätter bringen heute mehr oder weniger                         geschmeichelte Schilderungen der gestrigen bürgerlichen Todtenfeier. Das                         Journal des Debats, diese alte Schlange, giebt zu verstehen, daß die                         Arbeiter die Absicht gehegt hätten, die Nationalversammlung und die                         Julisäule durch eine Höllenmaschine in die Luft zu sprengen. Dieses Gerücht,                         wie die vielen anderen Tagesgeschichten, gehört aber in das Bereich der                         Fabeln, welche die müßige Bürgerwehr in den Wachtstuben erfindet.</p>
          <p>&#x2012; Eine telegraphische Depesche hat die Regierung benachrichtigt, daß die                         Arbeiter das Arsenal in Toulon in Brand zu stecken versucht hätten. Sind                         dabei etwa keine Engländer im Spiele? Die Regierung hat einen Kommissarius                         dahin geschickt, die Sache zu untersuchen.</p>
          <p>&#x2012; Die Ausschreier des Proudhon'schen &#x201E;Representant du Peuple&#x201C; wurden gestern                         von der gegen die sozialistischen Ideen dieses Blatts ergrimmten                         fashionablen Bürgerwehr auf den Boulevards arg gemißhandelt. Diese Herren                         wollen die neuen Ideen mit Fäusten todtschlagen.</p>
          <p>&#x2012; In Lyon nahm die Polizei zu einem andern Mittel Zuflucht. Sie steckte einen                         ihrer Schergen in einen blauen Kittel, verband sein Gesicht und schleppte                         ihn unter gräulichen Stößen über die Straßen, um die Erbitterung seiner                         vermeintlichen Kameraden herauszulocken. Es bildete sich alsbald in der That                         ein Haufe Neugieriger um den Transportirten; allein die Proletarier des                         Viertels von Croix Rousse haben scharfe Augen. Sie erkannten den Betrug und                         gingen nicht in die Falle. Die gewünschte Emeute fiel in's Wasser.</p>
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      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar040_026" type="jArticle">
          <head>London, 7. Juli.</head>
          <p>Die gestrige Times kömmt heute auf eine Erklärung des Preußischen                         Minister-Präsidenten von Auerswald, Betreffs der Russischen Note vom 8. Mai                         zu sprechen, worin Kaiser Nikolaus die Okkupation Jutlands, als Grund zum                         Bruche mit Preußen bezeichnete. Die Times gibt Hrn. v. Auerswald ein                         förmliches Dementi und sagt: Die Existenz dieser Note ist gewiß und                         notorisch. Wir hatten sie vor mehreren Wochen gelesen, ehe wir auf ihre                         Existenz hindeuteten und wir versichern, daß sie den Casus belli enthält,                         den wir in den klarsten Ausdrücken angeführt, wie auch, daß Hr. von                         Meyendorf, an den sie gerichtet war, angewiesen worden, eine Abschrift davon                         dem Berliner Kabinet zu überreichen!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar040_027" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 7. Juli.</head>
          <p>Der Antrag des Hrn. Hume in Betreff einer Reform des Parlamentes wurde in der                         gestrigen Unterhaussitzung mit 351 gegen 84 Stimmen verworfen.</p>
          <p>[#] Wir unterlassen es, die langen für und wider gehaltenen Reden der                         verschiedenen Parteien anzuführen. Feargus O'Connor, der Repräsentant der                         Chartisten, bemerkte, daß die Prinzipien der Hume'schen Motion nie von einer                         Majorität der arbeitenden Klasse angenommen worden seien. Die                         parlamentarische Einmischung der Mittelklasse in die große Bewegung des                         englischen Volkes ist durch diese Debatte zunächst verloren. Die Sorge für                         eine radikale Reform wird nach wie vor in den Händen der Chartisten bleiben                         und nur durch sie wirksam sein.</p>
          <p>&#x2012; Von den verhafteten Chartisten wurde Joseph Williams als eines Theiles, W.                         John Vernon als der ganzen Anklage schuldig befunden. Der Prozeß der übrigen                         Angeklagten nimmt seinen Fortgang.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Rußland.</head>
        <div xml:id="ar040_028" type="jArticle">
          <head>Petersburg, 17. Juni.</head>
          <p>Zum 16. Juni waren von Cholerakranken in Behandlung geblieben 790; im Verlauf                         dieses Tages sind 595 neue Erkrankungen vorgekommen. Zum 17. blieben in                         Behandlung 1029 Personen.</p>
          <bibl>(Voss. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handels-Nachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar040_029" type="jArticle">
          <head>P. P.</head>
          <p>In der jetzigen Zeit allgemeiner Aufregung zur Erringung politischer                         Freiheiten und Verbesserung socialer Zustände können auch wir                         Endesunterschriebene als die Leiter und Vertreter eines der einflußreichsten                         Gewerbe des Wupperthals nicht länger müßige Zuschauer bleiben, denn ein                         Jeder von uns hat es schon lange schmerzlich gefühlt, daß wir alle unter                         einem gemeinschaftlichem Drucke leiden, und daß derselbe beseitigt werden                         muß, wenn wir nicht bei den vielen bestehenden Mißbräuchen und dem nutzlosen                         Heruntersetzen des Farblohns einem sichern Ruine entgegen eilen wollen.                         &#x2012;</p>
          <p>Um also die vielen Uebelstände, die sich der Entwickelung unsers Wohlstandes                         entgegensetzen, aus dem Wege zu räumen, haben sich Unterschriebene in
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0199/0003] weder gehen noch stehen konnte, wurde, auf einem Wägelchen liegend, durch die Reihen der Soldaten geschleppt, um den Rest der ihm zudiktirten Prügel zu erhalten. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß Mazaraki, dessen Rücken fürchterlich zerfleischt ist, am Leben bleiben wird. Ungarn. 27 Pesth, 1. Juli. Kossuth bleibt Minister. Es wird also mit der Reaktion im Süden nun nicht mehr verhandelt, sondern energisch gegen dieselbe eingeschritten werden. Erzherzog Stephan ist jetzt zum unbeschränkten Stellvertreter des Kaisers bis zur Ankunft des letzteren ernannt worden. Bereits sind Befehle nach der südlichen Gränze abgegangen, welche dem bisherigen Zögern wie den verrätherischen Einverständnissen einzelner Civil- und Militärbeamten ein Ende machen sollen. Temeswar, 27. Juni. Hier treffen folgende Nachrichten ein. 1) Die Civil- und Militairkommissare Csernowitz und Hrabowsky haben mit den bei Karlowitz und in der Römerschanze versammelten Aufrührern eine vorläufige Convention abgeschlossen, in Folge deren eine vollständige Pacification versucht werden wird. 2) Fast der ganze Grenzcordon gegen Serbien ist aufgelöst, und in Weißkirchen kommen die Serben bereits mit Taback und Salz zu Markte. 3) Bewaffnete Serbenhaufen befinden sich in Pancsowa und sind neuerdings in Orsowa eingetrungen, welcher Ort von ihnen besetzt gehalten wird. Uebrigens treten in Palanka, Kubin, Moldowa und Swinitza ungehindert bewaffnete Serben auf das diesseitige Gebiet, auf welchem sie bereits anfangen, öffentliche Rechte auszuüben. (Oest. Z.) Italien. Rom, 27. Juni. _ Rom, 27. Juni. Wir haben eine Instruktion des neapolitanischen Ministers des Auswärtigen von Anfang dieses Monats datirt und an die Konsular-Agenten gerichtet, vor Augen, worin bezüglich der aus der Lombardei zurückkehrenden Freiwilligen recht saubere Anweisungen ertheilt werden. Jenes Aktenstück lautet: „Fünf Bataillone Freiwillige reisten nach der Lombardei ab; zwei derselben verlangten Nichts, drei forderten und erhielten Sold von der hiesigen königlichen Regierung. Weder Jenen noch Diesen, falls sie aus dem Felde zurückkehren, werden Sie unter irgend einem Vorwand eine Entschädigung gewähren, vielmehr werden Sie die letztern 3 Bataillone der Lokalbehörde als Deserteure anzeigen; in Anbetracht, daß Se. Majestät die Linientruppen zurückgerufen hat, will sie, daß die Freiwilligen fortfahren, am Kampfe für die Unabhängigkeit Theil zu nehmen.“ Die Perfidie dieses Circulars springt selbst den Blindesten in die Augen. Die tapfern Jünglinge, welche nach der Lombardei zogen, waren der Kern der neapolitanischen Patrioten. Sie fühlten gleich uns, daß Italien von den Alpen bis Kap Lilibeo reicht; sie wissen, wie wir, daß der König und seine Regierung die Sache Italiens verrathen haben; ‒ und deshalb sollen sie nicht mehr ins Königreich zurückkehren; das ist der Gedanke des Circulars, das mit unerhörter Frechheit die Maske der Liebe Se. Maj. für die Sache der Unabhängigkeit aufsetzt. (In Deutschland wissen wir in Betreff der nach Schleswig gezogenen Freiwilligen ähnliche saubere, ja noch viel ärgere Camphausen-Auerswald-Schreckensteinsche Geschichten zu erzählen). (Il Contemporaneo.) Mayr findet, daß es dem Gesetz Entwurf an gehörigem Muth fehlt. Vieles sei darin verschleiert; man müsse dem Volke offen sagen, was seine Vertreter in Wahrheit sind. Er verlangt, daß in der Adresse von der Säkularisation der Regierung, von der Einheit Italiens durch Errichtung eines Bundesstaats gesprochen werde; und grade von Rom müsse dieser Vorschlag ausgehen. Er vermißt in der Adresse die Erwähnung des Verlangens nach einem italiänischen Zollverein und nach Eisenbahnen. Für den Entwurf spricht Farini. Obgleich zum Theil dafür erblickt Sterbini doch zwei bedeutende Mängel. Der eine bestehe mehr in der Form. Die Kommission habe sich zu sklavisch an den abgenutzten Gebrauch in andern konstitutionellen Ländern angeschlossen, wo man den sogenannten Thronreden Periode für Periode nachfolge. Der zweite größere Mangel sei der, daß es an klarer präziser Sprache darin fehle, die erst wieder Erläuterungen nöthig mache. Die Ideen, welche wir ausdrücken wollen, sind in einen hübschen Phrasen-Nebel eingewickelt. Namentlich aber fehlt die in unser Aller Wünschen enthaltene Idee, hier in Rom einen italiänischen Reichstag aus Abgeordneten aller gesetzgebenden Versammlungen der verschiedenen Theile Italiens unter dem Vorsitze des Papstes zu versammeln. In Bezug auf Neapel wünschte ich mehr Unwillen und stärkeren Tadel wegen des Wortbruches und des der italiänischen Sache zugefügten Schadens. Was ferner die aus dem Mittelalter herstammenden Fesseln des Grundeigenthums anlangt, so ist kaum eine leise Bemerkung vorhanden, gleichsam als hätte man gefürchtet, einer gewissen Klasse der Gesellschaft zu nahe zu treten. Pantaleoni vermißt insbesondere die Berührung der sozialen Frage ‒ dieser Frage, die in allen Theilen Europa's debattirt wird, die den französischen Thron umgestürzt und welche immer drohender, gleich einer finstern Gewitterwolke, am Horizonte heraufzieht. Er geht hierbei in die Einzelheiten der Frage von ihrer materiellen und moralischen Seite ein und verlangt, daß man den Folgen der Vernachlässigung der ärmeren Klassen vorbeuge. Der Präsident Sereni, zugleich Mitglied der Kommissson, sucht den Entwurf gegen die gemachten Ausstellungen zu vertheidigen. Nachdem noch von andern Rednern einige Bemerkungen gemacht, wird die Debatte auf die nächste Sitzung vertagt. Rom, 27. Juni. _ 27 Neapel; 23. Juni. _ * Florenz, 29. Juni. _ * Venedig, 21. Juni. _ Venedig, 29. Juni. Montag den 3. Juli soll die National-Versammlung stattfinden, um über die künftige Verfassung zu entscheiden. Nach dem Ausfall der Wahlen scheint es, daß die Mehrheit der Stimmen für die Vereinigung mit der Lombardei und mit Karl Albert sich entscheiden wird, um ein Königreich des obern Italiens (Regno dell' alta Italia) zu bilden. Unter den Deputirten befindet sich eine große Anzahl solcher, die, obgleich Republikaner, den Anschluß an Piemont als eine (traurige) Nothwendigkeit betrachten, um sich der so ersehnten Einheit zu nähern. Schon hat man vielfach versucht, durch Manifeste und Journale dem Volke den Gedanken der Nothwendigkeit dieser Vereinigung augenscheinlich zu machen, so daß man hofft, es werde kein Tumult an jenem Tage entstehen. (A. A. Z.) Französische Republik. Paris, 7. Juli. Emil Girardin veröffentlicht in allen Journalen von Paris folgenden Brief: „Ohne Motiv arretirt und während 11 Tagen im Sekret gehalten, ohne daß auch nur die fernste Anzeige gegen mich oder eine noch so unwahrscheinliche Denunciation vorlag: kaum der Form wegen verhört, endlich eben so unregelmäßig entlassen, wie ich eingesperrt worden bin, ohne daß irgend ein Aktenstück mich noch in Kenntniß gesetzt hätte, warum ich meiner Freiheit den 25. Juni beraubt und warum sie mir den 5. Juli zurückgegeben wurde ‒ ist mein erster Akt gegen diese Sequestration des Journals „La Presse“ zu protestiren, gegen dieses doppelte Attentat an der Freiheit und am Eigenthum, das ich mir zu besprechen vorbehalte, sobald die „Presse“ wieder erscheinen wird, deren ganzes Material sich noch fortwährend unter Siegel befindet. Lamartine richtet folgenden Brief an den Constitutionnell: aus Respekt vor der Krise meines Landes, wie aus Respekt vor dem gesunden Menschenverstand des Publikums, ließ ich diesen Strom von Bosheit, Verläumdung und Abgeschmacktheit, der immer während einiger Zeit die Namen, die Handlungen, die Absichten der Männer herabzieht, welche die Ereignisse in Revolutionstagen erheben oder stürzen, stumm an mir vorüber rauschen. Das Licht wird sich von selbst machen und den Thatsachen, wie den Menschen ihre wahre Physionomie wiedergeben. Ich warte nicht mit Ungeduld auf Gerechtigkeit, denn ich zweifle nicht an der Zukunft. Aber so eben lese ich ein Fragment von einem Artikel des Journal des Debats, worin man den Wahnwitz der Verläumdung bis zu folgenden Beschuldigungen treibt: (Folgt das in der gestrigen Nummer unsern Lesern mitgetheilte Mährchen von dem Barrikadenkomite u. s. w.). Ich gestehe, daß zum erstenmal die Lektüre dieser gehässigen Zeilen mich das Stillschweigen brechen läßt, das ich mir bis zum Tag der Erklärungen auferlegt hatte. Mich in einen Professor des Bürgerkriegs verwandelt zu sehn, in einen Verbreiter der Schlächterei, mich, der jeden Tag seit vier Monaten seine Brust dargeboten hat, um meinen Mitbürgern einen Blutstropfen zu ersparen. Auf eine solche Verläumdung giebt es keine Antwort. Ein Schrei der Entrüstung eclatirt aus dem Tiefsten meiner Seele und nur diesen bitte ich Sie, einzuregistiren. ‒ Gestern fand auf dem Revolutionsplatz der Trauergottesdienst der für die Vertheidigung der Republik gefallenen Bürger Statt. So lautet wenigstens der offizielle Titel des Programms, denn unter dem Ruf: „es lebe die Republik!“ hatte man von beiden Seiten gekämpft und dieselbe Ceremonie hätte wahrscheinlich für die entgegengesetzte Partei stattgefunden, wenn sie den Sieg davon getragen. Uebrigens war das Gebet bei dieser Gelegenheit exklusiv. Man zeigte sich nur hülfreich für den Sieger. Man wollte nicht sehen, daß es auf beiden Seiten Wittwen und Waisen giebt, die gleichmäßig leiden. Sind wir gut unterrichtet, so subordiniren selbst die Wohlthätigkeitsbüreaus ihre Austheilungen, so weit sie mit den letzten Ereignissen zusammenhängen, einer unerbittlichen Inquisition. Die Subskriptionen strömen über von der einen Seite, während man kaum unter dem Mantel den Almosenteller für die andern zu verstecken wagt. Und dennoch, man vergesse es nicht, im Schooß des besiegten Paris accumulirte sich das Elend, unter dem Stachel des Hungers stand es auf. Mindestens lasse man ihm seinen Antheil am öffentlichen Mitleid. Man konspirirt nicht, wenn man dem Armen giebt. (La Réforme.) National-Versammlung. Sitzung vom 7. Juli. Portalis eröffnet sie um 2 Uhr. Paguerre erhält zuerst das Wort über die Tagesordnung. Er kommt auf die Bonjeauschen Angriffe in der letzten Sitzung gegen den kleinen Volksschullehrerkatechismus „Manuel républicain“ zurück, welche den Sturz des Unterrichtsministers Carnot herbeigeführt haben und verwahrt sich gegen die darin enthaltenen kommunistischen Ideen. Er sei zwar Verleger desselben, habe aber Regierungsgeschäfte halber nicht Zeit gehabt, das Manuscript durchzulesen. Seine Buchhändler-Commis hätten dasselbe geprüft und zum Druck befördert. Mit der Hand auf dem Herzen, berief er sich auf seine ganze Vergangenheit, um der Versammlung zu beweisen, daß er kein Sozialist oder Kommunist sei Nach dieser ächtbuchhändlerischen Entschuldigung stattete Oudinot im Namen des Kriegsausschusses seinen Bericht über den Remillyschen Antrag auf Errichtung eines Lagers von 50,000 Mann zum Schutze der National-Versammlung ab. Cavaignac erklärte der letzteren, daß ihre Wünsche in dieser Beziehung von ihm übereilt worden seien, denn das Lager existire schon. Trousseau will zwar nicht gegen die übermäßige Dauer des Belagerungsstandes von Paris protestiren, aber er möchte doch gern die Absichten kennen, die der Konseilpräsident rücksichtlich der sequestrirten Journale hege? Cavaignac bedauerte diese schreckliche Waffe (arme terrible) noch länger anwenden zu müssen. Der Zustand von Paris erlaube noch nicht, den Belagerungszustand aufzuheben! In diesem Augenblick erfährt man im Saale, daß in voriger Nacht ein neues Treffen zwischen einem Insurgenten-Korps und den Linientruppen in den Steinbrüchen von Montmartre stattgefunden habe, wobei die Arbeiter fünf Todte und mehrere Verwundete verloren. Rücksichtlich der Journale wich der Konsailpräsident ganz aus. Aber Ribaud de la Ribiere drang von Neuem auf Antwort, da ein Avis diesen Morgen im Moniteur diejenigen Journale aufgefordert habe, welche seit dem 27. Juni erschienen, bis zum 12. Juli den im Gesetze vom 11. Dezember 1830 gestellten Kautionsförmlichkeiten zu genügen. Cavaignac verspricht, sobald es der Zustand der Gemüther erlaube, dem Gedanken alle Freiheit wiederzugeben, selbst dem der Regierung feindlichen. Allein vorläufig müsse er an seinen provisorischen Maßregeln festhalten. Eine Rückkehr zu den Septembergesetzen habe man nicht zu fürchten. Hiermit waren die Incidienzen aus und die Versammlung schritt zur Tagesordnung. Sie genehmigte 150,000 Franken für arme Schullehrer. Dann berieth sie die Gesetzentwürfe rücksichtlich der Sparkasse, wobei Charles Dupin, Gouin, Goudchaux das Wort führten. Perrée (vom Siecle) bekämpfte den Entwurf und will einen neuen Plan der Rückzahlung vorlegen. Diese Finanz-Diskussion beschäftigte die Redner noch um vier Uhr. (Nach 4 Uhr.) Die Sparkassen-Diskussion füllt die ganze übrige Sitzung. Im Gegensatze zu dem Entwurfe der provisorischen Regierung und des Finanzausschusses schlug bekanntlich Goudchaux vor, die Sparkassen-Antheile sowohl als die Schatzbons in 3 pCt. Renten zum Kourse von 52 und in 5 pCt. zu 75 à 80 umzuwandeln, während der Finanzausschuß und die provisorische Regierung nur die Conversion in fünfprozentigen Renten vorschlug, um den Reichen wie den Armen zu nivelliren. Garnier Pages vertheidigte mit Lebhaftigkeit den ursprünglichen Vorschlag. Delongrais erklärte rund heraus, daß eine Conversion in 3 pCt. dem Börsenspiele Thür und Riegel öffne. Auch Berryer drang auf Umwandlung in 5 pCt. und machte sich somit zum Advokaten der provisorischen Regierung und des Finanz-Ausschusses, dessen Conclusion er früher bekämpft hatte. Allein Goudchaux und J. Lasteyie bewiesen wiederholt, daß das Interesse des Reichen auch das Interesse des Armen sei (wörtlich) und die Versammlung entschied die Umwandlung der Schatzbons in 3 pCt. Rente. Goudchaux empfahl den Kours von 55. Kein Zweifel, daß ihm die Versammlung auch diese Ziffer nachbetet. Die Börsenwölfe (das Spiel ist bekanntlich in Paris in 3 pCt.) können Allelujah siegen. Sie haben gesiegt. (61/2 Uhr.) ‒ Der Moniteur und die übrigen Blätter bringen heute mehr oder weniger geschmeichelte Schilderungen der gestrigen bürgerlichen Todtenfeier. Das Journal des Debats, diese alte Schlange, giebt zu verstehen, daß die Arbeiter die Absicht gehegt hätten, die Nationalversammlung und die Julisäule durch eine Höllenmaschine in die Luft zu sprengen. Dieses Gerücht, wie die vielen anderen Tagesgeschichten, gehört aber in das Bereich der Fabeln, welche die müßige Bürgerwehr in den Wachtstuben erfindet. ‒ Eine telegraphische Depesche hat die Regierung benachrichtigt, daß die Arbeiter das Arsenal in Toulon in Brand zu stecken versucht hätten. Sind dabei etwa keine Engländer im Spiele? Die Regierung hat einen Kommissarius dahin geschickt, die Sache zu untersuchen. ‒ Die Ausschreier des Proudhon'schen „Representant du Peuple“ wurden gestern von der gegen die sozialistischen Ideen dieses Blatts ergrimmten fashionablen Bürgerwehr auf den Boulevards arg gemißhandelt. Diese Herren wollen die neuen Ideen mit Fäusten todtschlagen. ‒ In Lyon nahm die Polizei zu einem andern Mittel Zuflucht. Sie steckte einen ihrer Schergen in einen blauen Kittel, verband sein Gesicht und schleppte ihn unter gräulichen Stößen über die Straßen, um die Erbitterung seiner vermeintlichen Kameraden herauszulocken. Es bildete sich alsbald in der That ein Haufe Neugieriger um den Transportirten; allein die Proletarier des Viertels von Croix Rousse haben scharfe Augen. Sie erkannten den Betrug und gingen nicht in die Falle. Die gewünschte Emeute fiel in's Wasser. Großbritannien. London, 7. Juli. Die gestrige Times kömmt heute auf eine Erklärung des Preußischen Minister-Präsidenten von Auerswald, Betreffs der Russischen Note vom 8. Mai zu sprechen, worin Kaiser Nikolaus die Okkupation Jutlands, als Grund zum Bruche mit Preußen bezeichnete. Die Times gibt Hrn. v. Auerswald ein förmliches Dementi und sagt: Die Existenz dieser Note ist gewiß und notorisch. Wir hatten sie vor mehreren Wochen gelesen, ehe wir auf ihre Existenz hindeuteten und wir versichern, daß sie den Casus belli enthält, den wir in den klarsten Ausdrücken angeführt, wie auch, daß Hr. von Meyendorf, an den sie gerichtet war, angewiesen worden, eine Abschrift davon dem Berliner Kabinet zu überreichen! * London, 7. Juli. Der Antrag des Hrn. Hume in Betreff einer Reform des Parlamentes wurde in der gestrigen Unterhaussitzung mit 351 gegen 84 Stimmen verworfen. [#] Wir unterlassen es, die langen für und wider gehaltenen Reden der verschiedenen Parteien anzuführen. Feargus O'Connor, der Repräsentant der Chartisten, bemerkte, daß die Prinzipien der Hume'schen Motion nie von einer Majorität der arbeitenden Klasse angenommen worden seien. Die parlamentarische Einmischung der Mittelklasse in die große Bewegung des englischen Volkes ist durch diese Debatte zunächst verloren. Die Sorge für eine radikale Reform wird nach wie vor in den Händen der Chartisten bleiben und nur durch sie wirksam sein. ‒ Von den verhafteten Chartisten wurde Joseph Williams als eines Theiles, W. John Vernon als der ganzen Anklage schuldig befunden. Der Prozeß der übrigen Angeklagten nimmt seinen Fortgang. Rußland. Petersburg, 17. Juni. Zum 16. Juni waren von Cholerakranken in Behandlung geblieben 790; im Verlauf dieses Tages sind 595 neue Erkrankungen vorgekommen. Zum 17. blieben in Behandlung 1029 Personen. (Voss. Z.) Handels-Nachrichten. _ P. P. In der jetzigen Zeit allgemeiner Aufregung zur Erringung politischer Freiheiten und Verbesserung socialer Zustände können auch wir Endesunterschriebene als die Leiter und Vertreter eines der einflußreichsten Gewerbe des Wupperthals nicht länger müßige Zuschauer bleiben, denn ein Jeder von uns hat es schon lange schmerzlich gefühlt, daß wir alle unter einem gemeinschaftlichem Drucke leiden, und daß derselbe beseitigt werden muß, wenn wir nicht bei den vielen bestehenden Mißbräuchen und dem nutzlosen Heruntersetzen des Farblohns einem sichern Ruine entgegen eilen wollen. ‒ Um also die vielen Uebelstände, die sich der Entwickelung unsers Wohlstandes entgegensetzen, aus dem Wege zu räumen, haben sich Unterschriebene in

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 40. Köln, 10. Juli 1848, S. 0199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz040_1848/3>, abgerufen am 26.04.2024.