Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 151. Köln, 24. November 1848.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Tagen ein von 1200 Unterschriften bedecktes Mißtrauensvotum abgesandt. Zu Gunsten der National-Versammlung ging ebenfalls eine Adresse ab. Große Erbitterung herrscht hier über verschiedene Maßregeln der Behörden, die nur zu sehr zeigen, daß sie gegen die Interessen des Volkes und für die Berliner Reaktionspartei sind.

* Weidenhausen, 19. November.

Bei einer heute stattgehabten Volksversammlung des Kreises Weidenhausen wurde eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen, in der man den Vertretern des Volkes den tief gefühltesten Dank für ihr energisches Auftreten zu erkennen giebt.

* Bilstein im Kreise Olpe, 19. November.

Zu Gunsten der National-Versammlung ist heute eine von der ganzen erwachsenen Bevölkerung unterzeichnete Adresse nach Berlin abgegangen, in der man zu gleicher Zeit seine Unzufriedenheit darüber ausspricht, daß der Abgeordnete des Kreises, der Amtmann Stachelscheid, sich unter den Anhängern des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel befindet.

* Reusrath im Kreise Solingen, 20. Nov.

Gestern wurde hier in einer Generalversammlung der Bürgerwehr einstimmig eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen und sofort abgesandt. Die Bürgerwehr giebt den Repräsentanten des Volks ihre wärmste Sympathie zu erkennen, und versichert sie des kräftigsten Beistandes.

* Siegen, 17. Nov.

Der hiesige Bürgerverein hat heute eine von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung nach Berlin abgesandt und den Vertretern des Volkes darin den wärmsten Dank für ihre kräftige Haltung ausgesprochen.

Alpen, 19. November.

Hohe National-Versammlung!

Hochherzig und würdig, wie die National-Versammlung durch den Mund Ihres würdigen Präsidenten am 9. und 10. d zur Nation gesprochen, so antwortet die Nation Euch. Wir sind ein kleiner Theil der Nation und unsere Antwort ist:

1. Unsere Deputirten, die Herren Kochs und Rombay haben nicht in unserm Sinne gehandelt, wenn sie sich von Euch trennten.
2. Mit begeisternder Anerkennung und tief gerührtem Danke stimmen wir Eurem Betragen und Euren Beschlüssen vom 9. und 10. d. bei und protestiren auf das Feierlichste mit Euch gegen die, die Freiheit und das Recht, die National-Versammlung und der Nation angreifenden Maßregeln, des Ministeriums Brandenburg.
3. Ihr habt brav gehandelt, denn Ihr seid Eurer Pflicht treu geblieben, und habt durch Euer Betragen verhindert, daß bis jetzt Blut geflossen ist. Ihr habt tapfer gehandelt, denn Ihr habt der Gewalt gegenüber, Euer Recht in Würde bewahrt, Ihr habt weise gehandelt, denn Ihr habt zu dem besten Zwecke die edelsten Mittel in der Majestät Eures Rechtes angewendet. Ihr habt gesetzlich gehandelt, denn als konstituirende als gesetzgebende Versammlung würdet Ihr das Gesetz verletzt haben, wenn Ihr anders gehandelt, wenn Ihr von der Stelle gewichen, worauf Euch das Vertrauen der Nation hingestellt hat und die Ihr so lange mit Würde behaupten müßt, als Ihr das Vertrauen der Nation besitzt.

Alpen, den 17. November 1848.

Die Urwähler von Alpen.

(Folgen die Unterschriften).

* Dahlen im Regierungsbezirk Düsseldorf, 19. November.

Von hier ging heute die folgende von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung zu Berlin ab.

Die unterzeichneten Bürger der Gemeinde Dahlen erklären hierdurch frei und offen, daß der Krone nicht das Recht zustehen konnte die National-Versammlung, ohne Einvernehmen mit derselben zu vertagen, zu verlegen oder aufzulösen; sie sprechen ferner ihre tiefste Entrüstung darüber aus, daß die erstere es sogar versucht hat, die Auflösung der Nationalversammlung durch die Macht der Bajonette zu bewirken; sie geben sodann der National-Versammlung ihre volle Zustimmung zu den seit dem 9 d. Mts. gefaßten Beschlüssen und erkennen die ruhige, entschieden feste und würdevolle Haltung derselben, selbst in den Momenten der dringendsten Gefahr mit aller Hochachtung und dem vollsten Danke an.

Schließlich können dieselben aber auch nicht umhin, ihre vollste Entrüstung über diejenigen Mitglieder auszudrücken, welche die Versammlung feige verlassen und somit die Rechte und Souveränität des Volkes mit Füßen getreten haben.

* Cleve, 19- November.

Die unterzeichneten Reservisten und Landwehrmänner des Kreises Cleve erklären hiermit, daß sie in dem zwischen der Krone und der Nationalversammlung jetzt entstandenen Conflikte, Recht und Gesetz nur auf Seiten der letztern sehen und nur diese als ihre rechtmäßige Behörde anerkennen können.

Sie erklären deshalb feierlich, daß wie sie mit der Nationalversammlung zu stehen und zu fallen gesonnen sind, sie einer vom Ministerium Brandenburg ausgehenden Einberufung keine Folge leisten werden

Folgen die Unterschriften der Reservisten und Landwehrmänner.

* Kerpen, 19. Novbr.

Folgende Adresse ist heute an die National-Versammlung mit fast allen Unterschriften der Bürger Kerpens abgegangen:

Die unterzeichneten Bürger der Stadt Kerpen erklären hiermit, daß sie mit den Beschlüssen der hohen Vertreter des Volkes einverstanden sind, und erkennen das standhafte Auftreten derselben, der Krone und dem Ministerium gegenüber, dankend an. Und erklären denselben mit Gut und Blut zur Seite zu stehen

Wir gestehen der Krone nicht das Recht zu, die Nationalversammlung ohne deren Zustimmung vertagen oder verlegen zu können.

Wir schenken dem Ministerium Brandenburg nicht das Zutrauen, daß es die errungenen Freiheiten dem Lande bewahren und dieselben befördern werde.

* Andernach, 20. November.

Folgende Adresse ging heute von hier nach Berlin ab.

Edle Repräsentanten!

Der Jubel, welcher in dem Augenblicke unter der Bevölkerung Berlins ertönte, als Sie gegen die Willkür und die schrankenlosen Uebergriffe einer durch Vorurtheile verblendeten Regierung das Fortsetzen ihrer Versammlungen beschlossen, hat auch in unseren Herzen einen kräftigen Wiederhall gefunden. Je schwieriger und gefahrvoller wir die Lage erachten, in welche die Reaktion Sie versetzt hat, um so mehr erkennen wir auch den Muth, die Entschlossenheit und den Männersinn an, welche Sie, erhabene Vertreter, in den letzten Tagen bewährt haben. Wir stimmen somit auf das Innigste in den Dank ein, der Ihnen aus allen Theilen des Vaterlandes zuströmt und sprechen es unumwunden aus, daß wir in Ihnen Männer erblicken, die es vollkommen würdig sind, die Verfechter des Volkes in dem bevorstehenden Freiheitskampfe zu sein. Indem wir Sie schriftlich bitten und beschwören auf dem eingeschlagenen Wege muthig voranzuschreiten, sagen wir Ihnen zugleich eine kräftige Unterstützung zu.

Folgen die Unterschriften.

Als Pflicht eines jeden Demokraten, in seinem Kreise nach Kräften zu wirken, glaube ich Sie darauf aufmerksam machen zu müssen, daß von vielen Seiten bezweifelt wird, ob die ausgesprochene gesetzliche Steuerverweigerung sich auch auf

1) Brücken- und Chausseegelder, Flußzölle und namentlich auf
2) Stempel zu Prozessen, gerichtlichen Verhandlungen und Exemtionen ausdehnt, und diese demnach zu verweigern? Mir scheint es keinem Zweifel unterworfen. Im Interesse unserer guten Sache würde es demnach sehr zweckmäßig sein, dies durch Ihr geehrtes Blatt anzuregen, und Notarien, Advokaten, Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher dazu aufzumuntern.

Cöln, 21. Novbr. 1848.

* Meschede.

Nachstehendes Schreiben an den geheimen Obertribunalsrath Rinteln, Abgeordneter des Kreises Meschede zur National-Versammlung in Berlin:

"Das gute Andenken, welches Ew. Wohlgeboren früheres freisinniges Auftreten in hiesigem Kreise zurückgelassen hat, berechtigte uns unterzeichnete Wahlmänner des Kreises Meschede zu der Hoffnung, in Ihnen einen Vertreter des Volkes gefunden zu haben, der bei der Berathung die Freiheiten des Volkes zu wahren und von allen beengenden und hemmenden Fesseln, womit die Vergangenheit solche zu erdrücken gewußt, los zu machen streben werde. Ein von Ihnen hier eingegangenes und durch das hiesige Kreisblatt den Wählern und Urwählern mitgetheiltes Schreiben, unterstützte unsre Hoffnungen.

" Um so schmerzlicher hat es uns deshalb überrascht, daß Sie bei den namentlichen Abstimmungen über uns Allen hochwichtige Fragen, gegen all unsre Erwartung gestimmt haben. So unter Andern gegen die Dringlichkeit einer Habeas-Corpus-Akte, gegen Aufhebung des Jagdrechts auf fremden Grund und Boden, gegen Aufhebung des Adels, der Orden und Titel, der Feudallasten, sogar gegen den jüngsten Rodbertus-Bergschen Antrag in der Wiener Angelegenheit.

" Nach diesem zu schließen, haben Sie mit der Vergangenheit noch nicht gebrochen und kann unseres Dafürhaltens Ihre Wirksamkeit für uns und unsre Urwähler, die zum größten Theile unsrer Ansicht sind, keine segensreiche sein. Hiervon ausgehend, haben wir zu Ihnen, als dem Vertreter unsres Kreises, jedes Vertrauen verloren und fühlen uns deshalb in unserm Gewissen gedrungen, Ihnen dieses mitzutheilen.

"Meschede, 7. November 1848.

Die Wahlmänner des Kreises Meschede."

cirkulirt seit dem 7. Nov. im hiesigen Kreise, und wurde von den Wahlmännern der Wahlbezirke, Stadt Meschede, Kirchspiel Meschede, Gemeinden Calle, Eversberg, Velmede und Remlinghausen durch Unterzeichnung als ihr Eigenes angenommen. Ein Wahlmann nur verweigerte die Unterschrift, zwei andere waren abwesend. Am 10. Nov. ist das Schreiben in die entferntern Bezirke des Kreises abgegangen, und ist dasselbe heute den 17. Nov. noch nicht in die Kreisstadt Meschede zurückgekommen. Inmittelst ist der Abgeordnete Herr Rinteln zum Justizminister ernannt, und würde demzufolge das Schreiben keinen großen Erfolg mehr haben, wenn es an seine Adresse gelangte, da Herr Rinteln wegen Annahme des neuen Amtes ohnehin aus der Versammlung scheiden muß. Damit aber der Herr Abgeordnete nicht glauben möchte, daß seine Wirksamkeit als solcher den Beifall seiner Wähler gefunden, so ist obiges Schreiben bereits am 13. d. an die Redaktion der Berliner Zeitungshalle zur Veröffentlichung abgegangen, welche jedoch durch den Belagerungszustand der Stadt Berlin am Abdruck verhindert sein wird, weshalb die Veröffentlichung, wie hiermit geschieht, durch die Neue Rheinische Zeitung erfolgt.

Am 12. Nov. ist von den Urwählern der Stadt und des Kirchspiels Meschede eine Adresse an die Berliner Nationalversammlung, welche circa 200 Unterschriften trug, abgegangen, worin gegen die Maßregeln der Regierung protestirt ist, der Nationalversammlung zu ihren Beschlüssen vom 9. und 10. völlige Zustimmung ertheilt wird, dem Abgeordneten Rinteln aber insbesondere gesagt worden ist, daß die Urwähler durch das Verlassen seines Postens das ohnehin schon geschwächte Vertrauen zu ihm, nun vollends verloren haben.

Italien.
** Venedig, 3. Nov.

Ich hatte nicht Unrecht, Ihnen zu schreiben, daß die in Mestre gefundenen Papiere der östreichischen Kanzlei von Wichtigkeit sein würden. Man hat Briefe darunter gefunden, welche beweisen, daß der östreich. General Mittis vom Plan der Unsrigen, einen allgemeinen Ausfall zu machen, vollkommen unterrichtet war, und daß sie dann, auf die Nachricht, Piemont werde die Feindseligkeiten nicht erneuern, sich auf einen Einzelausfall aus den Forts von Malghera zu beschränken beschlossen. Die Oestreicher hatten bereits alle nöthigen Dispositionen getroffen, um alle etwa angegriffene Punkte der Lagunen sogleich verstärken zu können; die Nachricht von dem bevorstehenden Ausfall aus Malghera, obwohl dem östreich. General drei Stunden früher zugekommen als der Befehl dazu dem Kommandanten von Malghera selbst zukam, erreichte ihn dennoch zu spät um starke Detaschements auf dem bedrohten Punkte konzentriren zu können. Wenn aber die Tapferkeit der Unsern das Gefecht nicht in wenigen Stunden entschieden hätte, so waren starke Unterstützungen den Oestreichern gewiß, die von Treviso und Vicenza, mit der Eisenbahn nach Padua, herangezogen kamen. Also auch hier sind Spione. Aber sie entgehen ihrer Strafe nicht; bereits ist die Untersuchung eingeleitet. -- Eine freiwillige Legion bildet sich, die den Truppen bei allen Ausfällen sich anschließen wird. -- Das Fort von Cavanella an der Etsch ist von den Oestreichern, ehe sie es verließen, demolirt worden. -- Die Artillerie der Nationalgarde ist in der Organisation und Einübung begriffen. Diese Waffe ist von der höchsten Wichtigkeit für Venedig. -- Niccolo Fabrizi ist nach Florenz mit der Mission unserer Regierung abgegangen, sich mit der toskanischen Regierung über die ital. Constituante zu verständigen und ein Anleihen zu kontrahiren.

* Livorno, 13. Novbr.

Folgender Aufruf des Generals Garibaldi an die Lombarden wird überall in Massen von Exemplaren verbreitet:

"Lombardische Völker!

Ich hörte von Eurem Freudenrufe, und bin mit Euch, der ich stets nur mit tapfern und edlen Menschen sein will. Ihr aber seid ausdauernd über die Maßen. Ich eile an einen Ort, der geeigneter ist zu Kämpfen, zu Bürgern von gleich erglühtem italischem Geiste, wie Ihr, um sie mit Euch zu verbinden. Meine Fahne, die Ihr kennt, wird in Kurzem sich neuerdings auf heiligem lombardischen Boden entfalten. Mir folgt eine Schaar Tapferer, die von Schritt zu Schritt anwächst. Mich begleitet der feierliche Jubelruf der Völker. Ich habe berührt mit meinem Schwerte die Asche Ferruccio's, und werde wissen zu sterben, wie er starb. Muth, o Lombarden! Erhebt Euch in Masse gegen Eure Barbaren. Ganz Italien erhebt sich in Waffen, und es wird ein Völkerkampf entstehen, der alle Hindernisse verachtet, alle Gefahren verlacht und die Feinde nicht zählt. Es wird ein Krieg sein der Nationalrache, ohne Schonung, ohne Erbarmen! Auf Wiedersehen, o Lombarden, mitten im Handgemenge!

Livorno, den 30. Oktober 1848. G. Garibaldi."

* Venedig, 4. Novbr.

Es hat sich zwischen dem österreichischen General Mitis und unserem General Pepe wegen des Schicksals der in unsere Gefangenschaft gerathenen Oesterreicher eine Korrespondenz entsponnen.

Pepe antwortete dem General Mitis auf sein kurzes, französisches Schreiben italienisch, und versicherte ihn, daß sowohl die bei Mestre gefangenen Officiere, fünf an der Zahl, in allen Ehren behandelt, sondern auch die blessirten Soldaten auf's Sorgfältigste verpflegt werden, beschwert sich jedoch, daß von Seite der österreichischen Truppen eine Reihe von Excessen in Mestre vorgefallen, die er bedauern müsse, dem General bekannt zu geben. Caffee- und Tabakboutiquen seien beraubt, die Besitzer "maltratati e bastonati", über zwanzig Häuser seien eingeäschert und die Einwohner erschlagen worden. Nicht einmal die einzige Apotheke drs Ortes sei von Plünderung und Zerstörung verschont geblieben. Weiber, Greisinnen und Kinder seien jämmerlich gequält worden, u. s. w. Und schließt mit der Bitte, durch einen Heerbefehl für die Zukunft dergleichen Unzukömmlichkeiten verhüten zu wollen.

* Florenz, 14. Nov.

Ein Dekret der hiesigen Regierung bestimmt, daß alle jene toskanischen Konsuln und Vizekonsuln, die gleichzeitig Oestreich und Toskana vertreten, sogleich in ihrem Amte als Repräsentanten Toskana's aufhören oder ihr Patent der k. Regierung sofort zurückstellen müssen. Das Dekret gibt das ganz richtige Motiv an, daß, "wer den fremden Feind Italiens repräsentirt, nicht zugleich einen italienischen Staat repräsentiren kann."

** Turin, 13. Nov.

Selbst die "Concordia" ist entrüstet über den Ausfall der viertägigen geheimen Kammersitzung. "Endlich, sagt sie, haben sich die Thüren der Kammer dem Volke geöffnet. Begierig drängte es sich auf den Tribünen, mit ängstlicher Erregung suchte es auf den Gesichtern der Deputirten eine Offenbarung zu lesen. Aber alle diese Gesichter zeigten einen unbefriedigten Geist -- war es Schmerz oder Scham, Gewissensbiß oder Furcht?

Man verliest den Beschluß der Geheimsitzung -- eine neue Tagesordnung, ein neues Vertrauensvotum. Der Schleier ist zerrissen; gut, das Volk wird wenigstens wissen, daß es seine Repräsentanten schlecht gewählt hat. Inzwischen erheben sich Josti, Valerio, Sineo und proklamiren vor Gott und der Nation, daß sie an dieser Conclusion keinen Antheil haben. Auch ein anderer Schleier ist zerrissen; vier Tage brachten die Deputirten im geheimen Heiligthum zu, um die Erklärungen der Minister zu vernehmen, und soviel sie vorher wußten, soviel gerade wissen sie auch jetzt. Das zornige Knirschen des Volks erdrückt die Minister; erdrückt sie? nein! das verborgene Ministerium des 15. August steht noch immer da, steif und aufrecht, unter dem Gewicht der Anklagen des ganzen Reichs; Pinelli nimmt Proteste und Anklagen mit gewohntem unveränderlichem Antlitz entgegen und sucht stets die gewohnte Antwort in seiner Tabatiere. So sieht es mit uns aus!"

Die Herren liberalen Aristokraten und großen Bourgeois von der Concordia ernten nur, was sie selbst gesäet haben. Solange die piemontesische Regierung an der Spitze der Bewegung war, drangen die italienischen Truppen unaufhaltsam vorwärts; der ganze revolutionäre Enthusiasmus, der die demoeratische Erhebung Italiens hervorgebracht, war mit ihnen. Aber die Bourgeois und mit ihnen die Concordia bekamen Angst vor der Revolution, sie suchten sie zu hemmen, sie bekämpften die Republikaner, sie warfen Koth auf die demokratische Schilderhebung in Mailand, und unterstützten die Regierung, die in ihrer revolutionären Laufbahn nur zu gern einhielt, um die Revolution zu Gunsten Karl Alberts zu eskamotiren. Und die Folge? Die Niederlage der Italiener am Oglio, die wilde Flucht der geschlagenen Armee über den Tessin, der Aufstand der Mailänder gegen Karl Albert, dieser würdige Schluß des ganzen Feldzugs, wo die piemontesische Armee ihre letzten Patronen nicht gegen die Oestreicher, sondern gegen Italiener verschoß! Die Lektion für die italienische Bourgeoisie ist dieselbe, wie die, welche die deutsche Bourgeoisie seit 5 Monaten erhalten hat und der jetzt in Wien und Berlin das Siegel aufgedrückt wird: Die Bourgeoisie braucht im Jahr 1848 nur zu versuchen, nach dem Vorbild von 1830 die Revolution in ihre eigene Tasche zu eskamotiren und das Volk, das den Kampf mit seinem Blut ausgefochten, um seinen Antheil an den Früchten des Sieges zu prellen, so ist sie selbst unrettbar verloren, so sinkt sie selbst und ihre politische Macht als erstes Opfer vor der Uebermacht der Aristokratie und ihrer Soldateska. Das ist die Moral von der Geschichte, und sie wird hoffentlich für 1849 nicht verloren sein.

** Von der italienischen Gränze, 15. November.

Die aktive östreichische Armee beläuft sich, nach Angaben der öffentlichen Blätter, die für zuverlässig gelten, auf 48,047 Mann in der Lombardei und 23,740 im Venetianischen, zusammen 71,787 M. Dazu kommen noch die 20,787 Kranken, die am 20. October in den verschiedenen Lazarethen lagen. Wenn man den demoralisirten Zustand der östreichischen Armee betrachtet, fügen die Blätter hinzu, einen Zustand, herbeigeführt durch die Krankheiten, durch die Streitigkeiten der Soldaten von verschiedenen Nationen untereinander durch die Desertion etc. etc. so sieht man daß Radetzkis Streitkräfte lange nicht so bedeutend sind als manche Journale glauben machen möchten. Und wenn das aktive Heer 70,000 Mann beträgt, so können nicht mehr als höchstens 55.000 Mann disponibel gemacht werden um ins Feld zu ziehen. Und die piemontesische Regierung die 120,000 Mann unter den Waffen zu haben behauptet, erlaubt daß unter ihren Augen die Barbaren die niederträchtigsten Grausamkeiten begehen!"

Sie wissen bereits daß Radetzki um seiner schweren Finanznoth abzuhelfen, und wie er sagt, die Ruhe wiederherzustellen, Personen und Eigenthum zu sichern, das Vertrauen wiederzubringen und dem Handel neue Thätigkeit zu verleihen (wörtlich), alle Mitglieder der ehemaligen provisorischen Regierungen und der Comites, sowie alle die an der Spitze der Revolution gestanden "oder mit ihren materiellen und intellektuellen Mitteln zu ihr beitragen" (welche letzte Kategorie natürlich die ganze Lombardei, Venedig, Parma und Modena umfaßt) mit einer außerordentlichen Kontribution belegt hat. Wie aber Radetzki sich anstellt um das Vertrauen wiederkehren und den Handel blühen zu machen, wissen sie gewiß noch nicht, wenigstens die deutschen Blätter verschweigen das gewiß.

1) Der Betrag der Steuer wird jedem, den Hr. Radetzki zu besteuern für gut findet, ohne Weiteres angezeigt. Einen allgemein gültigen Prozentsatz gibt es nicht, das sovrano piacere Radetzkis ist Gesetz.

2) Es wird angezeigt im jetzigen Domizil der Besteuerten oder in dem, welches sie vor dem 18. März hatten, und muß binnen sechs Wochen in den respektiven Kriegskassen entrichtet werden.

3) Nicht nur die Güter, die der Rückständige wirklich besitzt, sondern auch die, welche er seit dem 18. May etwa verkauft hat, werden ohne Rücksicht auf die seitdem eingetretene Veräußerung oder Verhypothecirung mit Beschlag belegt

Schließlich, um sich galizische Bauernscenen zu menagiren, erklärt Radetzki, der Ertrag dieser Steuer solle auch zum Unterhalt der Bedürftigen dienen -- dies sei aber nicht so eilig und werde später näher festgesetzt werden.

So stellt Radetzki Ruhe und Vertrauen her!

** Von der italienischen Gränze, 17. Oktbr.

Hier sind, nach mailänder Briefen, die Erstlinge der von Radetzki zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels aufgelegten Kontributionen:

Herzog Litta, Marchese Ala Ponzi, Herzog Viscrati jeder 800,000 Zwanziger, drei andere Familien jede 600,000, Advokat Traversi 500,000 Zwanziger, im Ganzen 20 Familien zusammen mit 7,560,000 Zwanziger "außerordentlicher Steuer" belegt! Unter den Angeführten finde ich auch einen deutschen Namen, Kramer, dessen Steuerquote sich auf 40,000 Zwanziger beläuft. Die Fortsetzung wird nicht auf sich warten lassen. Wenn man bedenkt, daß alle in der Liste aufgeführte Familien längst flüchtig sind, daß die meisten auf ihre Liegenschaften seit der Revolution große Summen aufgenommen und der provisorischen Regierung vorgeschossen haben, daß diese Liegenschaften nun versteigert werden, ohne daß Radetzki die neuaufgenommenen Hypothekenschulden abzahlt, daß dadurch also nicht nur die von der Steuer getroffenen Familien, sondern auch ihre Gläubiger ruinirt werden, so muß man die Unfehlbarkeit des eingeschlagenen Weges zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels bewundern. Radetzki hat das beste Mittel ergriffen, um zu verhindern, daß in Mailand "das Gras in den Straßen wächst." Wrangel, sein gelehriger Schüler, wird hoffentlich nicht ermangeln, sich ihn auch in dieser Beziehung zum Muster zu nehmen.

Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:

Aus Iserlohn 15 Thlr. -- Aus Lemgo 5 Thlr. -- Aus Neustadt an der Hardt vorläufig 210 Gulden.

Köln, 23. November 1848.

Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:

A. Steintraßer, Perlenpfuhl;
Halin, Börse;
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;
Eiser, beim Eingange während der Volksversammlungen;
J. Obladen, Streitzeuggasse;
Stollwerk, Schildergasse.

Hierzu eine Beilage.

Tagen ein von 1200 Unterschriften bedecktes Mißtrauensvotum abgesandt. Zu Gunsten der National-Versammlung ging ebenfalls eine Adresse ab. Große Erbitterung herrscht hier über verschiedene Maßregeln der Behörden, die nur zu sehr zeigen, daß sie gegen die Interessen des Volkes und für die Berliner Reaktionspartei sind.

* Weidenhausen, 19. November.

Bei einer heute stattgehabten Volksversammlung des Kreises Weidenhausen wurde eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen, in der man den Vertretern des Volkes den tief gefühltesten Dank für ihr energisches Auftreten zu erkennen giebt.

* Bilstein im Kreise Olpe, 19. November.

Zu Gunsten der National-Versammlung ist heute eine von der ganzen erwachsenen Bevölkerung unterzeichnete Adresse nach Berlin abgegangen, in der man zu gleicher Zeit seine Unzufriedenheit darüber ausspricht, daß der Abgeordnete des Kreises, der Amtmann Stachelscheid, sich unter den Anhängern des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel befindet.

* Reusrath im Kreise Solingen, 20. Nov.

Gestern wurde hier in einer Generalversammlung der Bürgerwehr einstimmig eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen und sofort abgesandt. Die Bürgerwehr giebt den Repräsentanten des Volks ihre wärmste Sympathie zu erkennen, und versichert sie des kräftigsten Beistandes.

* Siegen, 17. Nov.

Der hiesige Bürgerverein hat heute eine von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung nach Berlin abgesandt und den Vertretern des Volkes darin den wärmsten Dank für ihre kräftige Haltung ausgesprochen.

Alpen, 19. November.

Hohe National-Versammlung!

Hochherzig und würdig, wie die National-Versammlung durch den Mund Ihres würdigen Präsidenten am 9. und 10. d zur Nation gesprochen, so antwortet die Nation Euch. Wir sind ein kleiner Theil der Nation und unsere Antwort ist:

1. Unsere Deputirten, die Herren Kochs und Rombay haben nicht in unserm Sinne gehandelt, wenn sie sich von Euch trennten.
2. Mit begeisternder Anerkennung und tief gerührtem Danke stimmen wir Eurem Betragen und Euren Beschlüssen vom 9. und 10. d. bei und protestiren auf das Feierlichste mit Euch gegen die, die Freiheit und das Recht, die National-Versammlung und der Nation angreifenden Maßregeln, des Ministeriums Brandenburg.
3. Ihr habt brav gehandelt, denn Ihr seid Eurer Pflicht treu geblieben, und habt durch Euer Betragen verhindert, daß bis jetzt Blut geflossen ist. Ihr habt tapfer gehandelt, denn Ihr habt der Gewalt gegenüber, Euer Recht in Würde bewahrt, Ihr habt weise gehandelt, denn Ihr habt zu dem besten Zwecke die edelsten Mittel in der Majestät Eures Rechtes angewendet. Ihr habt gesetzlich gehandelt, denn als konstituirende als gesetzgebende Versammlung würdet Ihr das Gesetz verletzt haben, wenn Ihr anders gehandelt, wenn Ihr von der Stelle gewichen, worauf Euch das Vertrauen der Nation hingestellt hat und die Ihr so lange mit Würde behaupten müßt, als Ihr das Vertrauen der Nation besitzt.

Alpen, den 17. November 1848.

Die Urwähler von Alpen.

(Folgen die Unterschriften).

* Dahlen im Regierungsbezirk Düsseldorf, 19. November.

Von hier ging heute die folgende von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung zu Berlin ab.

Die unterzeichneten Bürger der Gemeinde Dahlen erklären hierdurch frei und offen, daß der Krone nicht das Recht zustehen konnte die National-Versammlung, ohne Einvernehmen mit derselben zu vertagen, zu verlegen oder aufzulösen; sie sprechen ferner ihre tiefste Entrüstung darüber aus, daß die erstere es sogar versucht hat, die Auflösung der Nationalversammlung durch die Macht der Bajonette zu bewirken; sie geben sodann der National-Versammlung ihre volle Zustimmung zu den seit dem 9 d. Mts. gefaßten Beschlüssen und erkennen die ruhige, entschieden feste und würdevolle Haltung derselben, selbst in den Momenten der dringendsten Gefahr mit aller Hochachtung und dem vollsten Danke an.

Schließlich können dieselben aber auch nicht umhin, ihre vollste Entrüstung über diejenigen Mitglieder auszudrücken, welche die Versammlung feige verlassen und somit die Rechte und Souveränität des Volkes mit Füßen getreten haben.

* Cleve, 19- November.

Die unterzeichneten Reservisten und Landwehrmänner des Kreises Cleve erklären hiermit, daß sie in dem zwischen der Krone und der Nationalversammlung jetzt entstandenen Conflikte, Recht und Gesetz nur auf Seiten der letztern sehen und nur diese als ihre rechtmäßige Behörde anerkennen können.

Sie erklären deshalb feierlich, daß wie sie mit der Nationalversammlung zu stehen und zu fallen gesonnen sind, sie einer vom Ministerium Brandenburg ausgehenden Einberufung keine Folge leisten werden

Folgen die Unterschriften der Reservisten und Landwehrmänner.

* Kerpen, 19. Novbr.

Folgende Adresse ist heute an die National-Versammlung mit fast allen Unterschriften der Bürger Kerpens abgegangen:

Die unterzeichneten Bürger der Stadt Kerpen erklären hiermit, daß sie mit den Beschlüssen der hohen Vertreter des Volkes einverstanden sind, und erkennen das standhafte Auftreten derselben, der Krone und dem Ministerium gegenüber, dankend an. Und erklären denselben mit Gut und Blut zur Seite zu stehen

Wir gestehen der Krone nicht das Recht zu, die Nationalversammlung ohne deren Zustimmung vertagen oder verlegen zu können.

Wir schenken dem Ministerium Brandenburg nicht das Zutrauen, daß es die errungenen Freiheiten dem Lande bewahren und dieselben befördern werde.

* Andernach, 20. November.

Folgende Adresse ging heute von hier nach Berlin ab.

Edle Repräsentanten!

Der Jubel, welcher in dem Augenblicke unter der Bevölkerung Berlins ertönte, als Sie gegen die Willkür und die schrankenlosen Uebergriffe einer durch Vorurtheile verblendeten Regierung das Fortsetzen ihrer Versammlungen beschlossen, hat auch in unseren Herzen einen kräftigen Wiederhall gefunden. Je schwieriger und gefahrvoller wir die Lage erachten, in welche die Reaktion Sie versetzt hat, um so mehr erkennen wir auch den Muth, die Entschlossenheit und den Männersinn an, welche Sie, erhabene Vertreter, in den letzten Tagen bewährt haben. Wir stimmen somit auf das Innigste in den Dank ein, der Ihnen aus allen Theilen des Vaterlandes zuströmt und sprechen es unumwunden aus, daß wir in Ihnen Männer erblicken, die es vollkommen würdig sind, die Verfechter des Volkes in dem bevorstehenden Freiheitskampfe zu sein. Indem wir Sie schriftlich bitten und beschwören auf dem eingeschlagenen Wege muthig voranzuschreiten, sagen wir Ihnen zugleich eine kräftige Unterstützung zu.

Folgen die Unterschriften.

Als Pflicht eines jeden Demokraten, in seinem Kreise nach Kräften zu wirken, glaube ich Sie darauf aufmerksam machen zu müssen, daß von vielen Seiten bezweifelt wird, ob die ausgesprochene gesetzliche Steuerverweigerung sich auch auf

1) Brücken- und Chausseegelder, Flußzölle und namentlich auf
2) Stempel zu Prozessen, gerichtlichen Verhandlungen und Exemtionen ausdehnt, und diese demnach zu verweigern? Mir scheint es keinem Zweifel unterworfen. Im Interesse unserer guten Sache würde es demnach sehr zweckmäßig sein, dies durch Ihr geehrtes Blatt anzuregen, und Notarien, Advokaten, Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher dazu aufzumuntern.

Cöln, 21. Novbr. 1848.

* Meschede.

Nachstehendes Schreiben an den geheimen Obertribunalsrath Rinteln, Abgeordneter des Kreises Meschede zur National-Versammlung in Berlin:

„Das gute Andenken, welches Ew. Wohlgeboren früheres freisinniges Auftreten in hiesigem Kreise zurückgelassen hat, berechtigte uns unterzeichnete Wahlmänner des Kreises Meschede zu der Hoffnung, in Ihnen einen Vertreter des Volkes gefunden zu haben, der bei der Berathung die Freiheiten des Volkes zu wahren und von allen beengenden und hemmenden Fesseln, womit die Vergangenheit solche zu erdrücken gewußt, los zu machen streben werde. Ein von Ihnen hier eingegangenes und durch das hiesige Kreisblatt den Wählern und Urwählern mitgetheiltes Schreiben, unterstützte unsre Hoffnungen.

„ Um so schmerzlicher hat es uns deshalb überrascht, daß Sie bei den namentlichen Abstimmungen über uns Allen hochwichtige Fragen, gegen all unsre Erwartung gestimmt haben. So unter Andern gegen die Dringlichkeit einer Habeas-Corpus-Akte, gegen Aufhebung des Jagdrechts auf fremden Grund und Boden, gegen Aufhebung des Adels, der Orden und Titel, der Feudallasten, sogar gegen den jüngsten Rodbertus-Bergschen Antrag in der Wiener Angelegenheit.

„ Nach diesem zu schließen, haben Sie mit der Vergangenheit noch nicht gebrochen und kann unseres Dafürhaltens Ihre Wirksamkeit für uns und unsre Urwähler, die zum größten Theile unsrer Ansicht sind, keine segensreiche sein. Hiervon ausgehend, haben wir zu Ihnen, als dem Vertreter unsres Kreises, jedes Vertrauen verloren und fühlen uns deshalb in unserm Gewissen gedrungen, Ihnen dieses mitzutheilen.

„Meschede, 7. November 1848.

Die Wahlmänner des Kreises Meschede.“

cirkulirt seit dem 7. Nov. im hiesigen Kreise, und wurde von den Wahlmännern der Wahlbezirke, Stadt Meschede, Kirchspiel Meschede, Gemeinden Calle, Eversberg, Velmede und Remlinghausen durch Unterzeichnung als ihr Eigenes angenommen. Ein Wahlmann nur verweigerte die Unterschrift, zwei andere waren abwesend. Am 10. Nov. ist das Schreiben in die entferntern Bezirke des Kreises abgegangen, und ist dasselbe heute den 17. Nov. noch nicht in die Kreisstadt Meschede zurückgekommen. Inmittelst ist der Abgeordnete Herr Rinteln zum Justizminister ernannt, und würde demzufolge das Schreiben keinen großen Erfolg mehr haben, wenn es an seine Adresse gelangte, da Herr Rinteln wegen Annahme des neuen Amtes ohnehin aus der Versammlung scheiden muß. Damit aber der Herr Abgeordnete nicht glauben möchte, daß seine Wirksamkeit als solcher den Beifall seiner Wähler gefunden, so ist obiges Schreiben bereits am 13. d. an die Redaktion der Berliner Zeitungshalle zur Veröffentlichung abgegangen, welche jedoch durch den Belagerungszustand der Stadt Berlin am Abdruck verhindert sein wird, weshalb die Veröffentlichung, wie hiermit geschieht, durch die Neue Rheinische Zeitung erfolgt.

Am 12. Nov. ist von den Urwählern der Stadt und des Kirchspiels Meschede eine Adresse an die Berliner Nationalversammlung, welche circa 200 Unterschriften trug, abgegangen, worin gegen die Maßregeln der Regierung protestirt ist, der Nationalversammlung zu ihren Beschlüssen vom 9. und 10. völlige Zustimmung ertheilt wird, dem Abgeordneten Rinteln aber insbesondere gesagt worden ist, daß die Urwähler durch das Verlassen seines Postens das ohnehin schon geschwächte Vertrauen zu ihm, nun vollends verloren haben.

Italien.
** Venedig, 3. Nov.

Ich hatte nicht Unrecht, Ihnen zu schreiben, daß die in Mestre gefundenen Papiere der östreichischen Kanzlei von Wichtigkeit sein würden. Man hat Briefe darunter gefunden, welche beweisen, daß der östreich. General Mittis vom Plan der Unsrigen, einen allgemeinen Ausfall zu machen, vollkommen unterrichtet war, und daß sie dann, auf die Nachricht, Piemont werde die Feindseligkeiten nicht erneuern, sich auf einen Einzelausfall aus den Forts von Malghera zu beschränken beschlossen. Die Oestreicher hatten bereits alle nöthigen Dispositionen getroffen, um alle etwa angegriffene Punkte der Lagunen sogleich verstärken zu können; die Nachricht von dem bevorstehenden Ausfall aus Malghera, obwohl dem östreich. General drei Stunden früher zugekommen als der Befehl dazu dem Kommandanten von Malghera selbst zukam, erreichte ihn dennoch zu spät um starke Detaschements auf dem bedrohten Punkte konzentriren zu können. Wenn aber die Tapferkeit der Unsern das Gefecht nicht in wenigen Stunden entschieden hätte, so waren starke Unterstützungen den Oestreichern gewiß, die von Treviso und Vicenza, mit der Eisenbahn nach Padua, herangezogen kamen. Also auch hier sind Spione. Aber sie entgehen ihrer Strafe nicht; bereits ist die Untersuchung eingeleitet. — Eine freiwillige Legion bildet sich, die den Truppen bei allen Ausfällen sich anschließen wird. — Das Fort von Cavanella an der Etsch ist von den Oestreichern, ehe sie es verließen, demolirt worden. — Die Artillerie der Nationalgarde ist in der Organisation und Einübung begriffen. Diese Waffe ist von der höchsten Wichtigkeit für Venedig. — Niccolo Fabrizi ist nach Florenz mit der Mission unserer Regierung abgegangen, sich mit der toskanischen Regierung über die ital. Constituante zu verständigen und ein Anleihen zu kontrahiren.

* Livorno, 13. Novbr.

Folgender Aufruf des Generals Garibaldi an die Lombarden wird überall in Massen von Exemplaren verbreitet:

„Lombardische Völker!

Ich hörte von Eurem Freudenrufe, und bin mit Euch, der ich stets nur mit tapfern und edlen Menschen sein will. Ihr aber seid ausdauernd über die Maßen. Ich eile an einen Ort, der geeigneter ist zu Kämpfen, zu Bürgern von gleich erglühtem italischem Geiste, wie Ihr, um sie mit Euch zu verbinden. Meine Fahne, die Ihr kennt, wird in Kurzem sich neuerdings auf heiligem lombardischen Boden entfalten. Mir folgt eine Schaar Tapferer, die von Schritt zu Schritt anwächst. Mich begleitet der feierliche Jubelruf der Völker. Ich habe berührt mit meinem Schwerte die Asche Ferruccio's, und werde wissen zu sterben, wie er starb. Muth, o Lombarden! Erhebt Euch in Masse gegen Eure Barbaren. Ganz Italien erhebt sich in Waffen, und es wird ein Völkerkampf entstehen, der alle Hindernisse verachtet, alle Gefahren verlacht und die Feinde nicht zählt. Es wird ein Krieg sein der Nationalrache, ohne Schonung, ohne Erbarmen! Auf Wiedersehen, o Lombarden, mitten im Handgemenge!

Livorno, den 30. Oktober 1848. G. Garibaldi.“

* Venedig, 4. Novbr.

Es hat sich zwischen dem österreichischen General Mitis und unserem General Pepe wegen des Schicksals der in unsere Gefangenschaft gerathenen Oesterreicher eine Korrespondenz entsponnen.

Pepe antwortete dem General Mitis auf sein kurzes, französisches Schreiben italienisch, und versicherte ihn, daß sowohl die bei Mestre gefangenen Officiere, fünf an der Zahl, in allen Ehren behandelt, sondern auch die blessirten Soldaten auf's Sorgfältigste verpflegt werden, beschwert sich jedoch, daß von Seite der österreichischen Truppen eine Reihe von Excessen in Mestre vorgefallen, die er bedauern müsse, dem General bekannt zu geben. Caffee- und Tabakboutiquen seien beraubt, die Besitzer „maltratati e bastonati“, über zwanzig Häuser seien eingeäschert und die Einwohner erschlagen worden. Nicht einmal die einzige Apotheke drs Ortes sei von Plünderung und Zerstörung verschont geblieben. Weiber, Greisinnen und Kinder seien jämmerlich gequält worden, u. s. w. Und schließt mit der Bitte, durch einen Heerbefehl für die Zukunft dergleichen Unzukömmlichkeiten verhüten zu wollen.

* Florenz, 14. Nov.

Ein Dekret der hiesigen Regierung bestimmt, daß alle jene toskanischen Konsuln und Vizekonsuln, die gleichzeitig Oestreich und Toskana vertreten, sogleich in ihrem Amte als Repräsentanten Toskana's aufhören oder ihr Patent der k. Regierung sofort zurückstellen müssen. Das Dekret gibt das ganz richtige Motiv an, daß, „wer den fremden Feind Italiens repräsentirt, nicht zugleich einen italienischen Staat repräsentiren kann.“

** Turin, 13. Nov.

Selbst die „Concordia“ ist entrüstet über den Ausfall der viertägigen geheimen Kammersitzung. „Endlich, sagt sie, haben sich die Thüren der Kammer dem Volke geöffnet. Begierig drängte es sich auf den Tribünen, mit ängstlicher Erregung suchte es auf den Gesichtern der Deputirten eine Offenbarung zu lesen. Aber alle diese Gesichter zeigten einen unbefriedigten Geist — war es Schmerz oder Scham, Gewissensbiß oder Furcht?

Man verliest den Beschluß der Geheimsitzung — eine neue Tagesordnung, ein neues Vertrauensvotum. Der Schleier ist zerrissen; gut, das Volk wird wenigstens wissen, daß es seine Repräsentanten schlecht gewählt hat. Inzwischen erheben sich Josti, Valerio, Sineo und proklamiren vor Gott und der Nation, daß sie an dieser Conclusion keinen Antheil haben. Auch ein anderer Schleier ist zerrissen; vier Tage brachten die Deputirten im geheimen Heiligthum zu, um die Erklärungen der Minister zu vernehmen, und soviel sie vorher wußten, soviel gerade wissen sie auch jetzt. Das zornige Knirschen des Volks erdrückt die Minister; erdrückt sie? nein! das verborgene Ministerium des 15. August steht noch immer da, steif und aufrecht, unter dem Gewicht der Anklagen des ganzen Reichs; Pinelli nimmt Proteste und Anklagen mit gewohntem unveränderlichem Antlitz entgegen und sucht stets die gewohnte Antwort in seiner Tabatiere. So sieht es mit uns aus!“

Die Herren liberalen Aristokraten und großen Bourgeois von der Concordia ernten nur, was sie selbst gesäet haben. Solange die piemontesische Regierung an der Spitze der Bewegung war, drangen die italienischen Truppen unaufhaltsam vorwärts; der ganze revolutionäre Enthusiasmus, der die demoeratische Erhebung Italiens hervorgebracht, war mit ihnen. Aber die Bourgeois und mit ihnen die Concordia bekamen Angst vor der Revolution, sie suchten sie zu hemmen, sie bekämpften die Republikaner, sie warfen Koth auf die demokratische Schilderhebung in Mailand, und unterstützten die Regierung, die in ihrer revolutionären Laufbahn nur zu gern einhielt, um die Revolution zu Gunsten Karl Alberts zu eskamotiren. Und die Folge? Die Niederlage der Italiener am Oglio, die wilde Flucht der geschlagenen Armee über den Tessin, der Aufstand der Mailänder gegen Karl Albert, dieser würdige Schluß des ganzen Feldzugs, wo die piemontesische Armee ihre letzten Patronen nicht gegen die Oestreicher, sondern gegen Italiener verschoß! Die Lektion für die italienische Bourgeoisie ist dieselbe, wie die, welche die deutsche Bourgeoisie seit 5 Monaten erhalten hat und der jetzt in Wien und Berlin das Siegel aufgedrückt wird: Die Bourgeoisie braucht im Jahr 1848 nur zu versuchen, nach dem Vorbild von 1830 die Revolution in ihre eigene Tasche zu eskamotiren und das Volk, das den Kampf mit seinem Blut ausgefochten, um seinen Antheil an den Früchten des Sieges zu prellen, so ist sie selbst unrettbar verloren, so sinkt sie selbst und ihre politische Macht als erstes Opfer vor der Uebermacht der Aristokratie und ihrer Soldateska. Das ist die Moral von der Geschichte, und sie wird hoffentlich für 1849 nicht verloren sein.

** Von der italienischen Gränze, 15. November.

Die aktive östreichische Armee beläuft sich, nach Angaben der öffentlichen Blätter, die für zuverlässig gelten, auf 48,047 Mann in der Lombardei und 23,740 im Venetianischen, zusammen 71,787 M. Dazu kommen noch die 20,787 Kranken, die am 20. October in den verschiedenen Lazarethen lagen. Wenn man den demoralisirten Zustand der östreichischen Armee betrachtet, fügen die Blätter hinzu, einen Zustand, herbeigeführt durch die Krankheiten, durch die Streitigkeiten der Soldaten von verschiedenen Nationen untereinander durch die Desertion etc. etc. so sieht man daß Radetzkis Streitkräfte lange nicht so bedeutend sind als manche Journale glauben machen möchten. Und wenn das aktive Heer 70,000 Mann beträgt, so können nicht mehr als höchstens 55.000 Mann disponibel gemacht werden um ins Feld zu ziehen. Und die piemontesische Regierung die 120,000 Mann unter den Waffen zu haben behauptet, erlaubt daß unter ihren Augen die Barbaren die niederträchtigsten Grausamkeiten begehen!“

Sie wissen bereits daß Radetzki um seiner schweren Finanznoth abzuhelfen, und wie er sagt, die Ruhe wiederherzustellen, Personen und Eigenthum zu sichern, das Vertrauen wiederzubringen und dem Handel neue Thätigkeit zu verleihen (wörtlich), alle Mitglieder der ehemaligen provisorischen Regierungen und der Comités, sowie alle die an der Spitze der Revolution gestanden „oder mit ihren materiellen und intellektuellen Mitteln zu ihr beitragen“ (welche letzte Kategorie natürlich die ganze Lombardei, Venedig, Parma und Modena umfaßt) mit einer außerordentlichen Kontribution belegt hat. Wie aber Radetzki sich anstellt um das Vertrauen wiederkehren und den Handel blühen zu machen, wissen sie gewiß noch nicht, wenigstens die deutschen Blätter verschweigen das gewiß.

1) Der Betrag der Steuer wird jedem, den Hr. Radetzki zu besteuern für gut findet, ohne Weiteres angezeigt. Einen allgemein gültigen Prozentsatz gibt es nicht, das sovrano piacere Radetzkis ist Gesetz.

2) Es wird angezeigt im jetzigen Domizil der Besteuerten oder in dem, welches sie vor dem 18. März hatten, und muß binnen sechs Wochen in den respektiven Kriegskassen entrichtet werden.

3) Nicht nur die Güter, die der Rückständige wirklich besitzt, sondern auch die, welche er seit dem 18. May etwa verkauft hat, werden ohne Rücksicht auf die seitdem eingetretene Veräußerung oder Verhypothecirung mit Beschlag belegt

Schließlich, um sich galizische Bauernscenen zu menagiren, erklärt Radetzki, der Ertrag dieser Steuer solle auch zum Unterhalt der Bedürftigen dienen — dies sei aber nicht so eilig und werde später näher festgesetzt werden.

So stellt Radetzki Ruhe und Vertrauen her!

** Von der italienischen Gränze, 17. Oktbr.

Hier sind, nach mailänder Briefen, die Erstlinge der von Radetzki zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels aufgelegten Kontributionen:

Herzog Litta, Marchese Ala Ponzi, Herzog Viscrati jeder 800,000 Zwanziger, drei andere Familien jede 600,000, Advokat Traversi 500,000 Zwanziger, im Ganzen 20 Familien zusammen mit 7,560,000 Zwanziger „außerordentlicher Steuer“ belegt! Unter den Angeführten finde ich auch einen deutschen Namen, Kramer, dessen Steuerquote sich auf 40,000 Zwanziger beläuft. Die Fortsetzung wird nicht auf sich warten lassen. Wenn man bedenkt, daß alle in der Liste aufgeführte Familien längst flüchtig sind, daß die meisten auf ihre Liegenschaften seit der Revolution große Summen aufgenommen und der provisorischen Regierung vorgeschossen haben, daß diese Liegenschaften nun versteigert werden, ohne daß Radetzki die neuaufgenommenen Hypothekenschulden abzahlt, daß dadurch also nicht nur die von der Steuer getroffenen Familien, sondern auch ihre Gläubiger ruinirt werden, so muß man die Unfehlbarkeit des eingeschlagenen Weges zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels bewundern. Radetzki hat das beste Mittel ergriffen, um zu verhindern, daß in Mailand „das Gras in den Straßen wächst.“ Wrangel, sein gelehriger Schüler, wird hoffentlich nicht ermangeln, sich ihn auch in dieser Beziehung zum Muster zu nehmen.

Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:

Aus Iserlohn 15 Thlr. — Aus Lemgo 5 Thlr. — Aus Neustadt an der Hardt vorläufig 210 Gulden.

Köln, 23. November 1848.

Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:

A. Steintraßer, Perlenpfuhl;
Halin, Börse;
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;
Eiser, beim Eingange während der Volksversammlungen;
J. Obladen, Streitzeuggasse;
Stollwerk, Schildergasse.

Hierzu eine Beilage.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar151_028" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0004" n="0794"/>
Tagen ein von 1200 Unterschriften bedecktes Mißtrauensvotum abgesandt. Zu Gunsten der National-Versammlung ging ebenfalls eine Adresse ab. Große Erbitterung herrscht hier über verschiedene Maßregeln der Behörden, die nur zu sehr zeigen, daß sie gegen die Interessen des Volkes und für die Berliner Reaktionspartei sind.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Weidenhausen, 19. November.</head>
          <p>Bei einer heute stattgehabten Volksversammlung des Kreises Weidenhausen wurde eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen, in der man den Vertretern des Volkes den tief gefühltesten Dank für ihr energisches Auftreten zu erkennen giebt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_030" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bilstein im Kreise Olpe, 19. November.</head>
          <p>Zu Gunsten der National-Versammlung ist heute eine von der ganzen erwachsenen Bevölkerung unterzeichnete Adresse nach Berlin abgegangen, in der man zu gleicher Zeit seine Unzufriedenheit darüber ausspricht, daß der Abgeordnete des Kreises, der Amtmann Stachelscheid, sich unter den Anhängern des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel befindet.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_031" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Reusrath im Kreise Solingen, 20. Nov.</head>
          <p>Gestern wurde hier in einer Generalversammlung der Bürgerwehr einstimmig eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen und sofort abgesandt. Die Bürgerwehr giebt den Repräsentanten des Volks ihre wärmste Sympathie zu erkennen, und versichert sie des kräftigsten Beistandes.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_032" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Siegen, 17. Nov.</head>
          <p>Der hiesige Bürgerverein hat heute eine von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung nach Berlin abgesandt und den Vertretern des Volkes darin den wärmsten Dank für ihre kräftige Haltung ausgesprochen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_033" type="jArticle">
          <head>Alpen, 19. November.</head>
          <p> <hi rendition="#g">Hohe National-Versammlung!</hi> </p>
          <p>Hochherzig und würdig, wie die National-Versammlung durch den Mund Ihres würdigen Präsidenten am 9. und 10. d zur Nation gesprochen, so antwortet die Nation Euch. Wir sind ein kleiner Theil der Nation und unsere Antwort ist:</p>
          <p rendition="#et">1. Unsere Deputirten, die Herren Kochs und Rombay haben nicht in unserm Sinne gehandelt, wenn sie sich von Euch trennten.<lb/>
2. Mit begeisternder Anerkennung und tief gerührtem Danke stimmen wir Eurem Betragen und Euren Beschlüssen vom 9. und 10. d. bei und protestiren auf das Feierlichste mit Euch gegen die, die Freiheit und das Recht, die National-Versammlung und der Nation angreifenden Maßregeln, des Ministeriums Brandenburg.<lb/>
3. Ihr habt <hi rendition="#g">brav</hi> gehandelt, denn Ihr seid Eurer Pflicht treu geblieben, und habt durch Euer Betragen verhindert, daß bis jetzt Blut geflossen ist. Ihr habt <hi rendition="#g">tapfer</hi> gehandelt, denn Ihr habt der Gewalt gegenüber, Euer Recht in Würde bewahrt, Ihr habt <hi rendition="#g">weise</hi> gehandelt, denn Ihr habt zu dem besten Zwecke die edelsten Mittel in der Majestät Eures Rechtes angewendet. Ihr habt <hi rendition="#g">gesetzlich</hi> gehandelt, denn als <hi rendition="#g">konstituirende</hi> als <hi rendition="#g">gesetzgebende</hi> Versammlung würdet Ihr das Gesetz verletzt haben, wenn Ihr anders gehandelt, wenn Ihr von der Stelle gewichen, worauf Euch das Vertrauen der Nation hingestellt hat und die Ihr so lange mit Würde behaupten müßt, als Ihr das Vertrauen der Nation besitzt.</p>
          <p>Alpen, den 17. November 1848.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Die Urwähler von Alpen.</hi> </p>
          <p>(Folgen die Unterschriften).</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_034" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dahlen im Regierungsbezirk Düsseldorf, 19. November.</head>
          <p>Von hier ging heute die folgende von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung zu Berlin ab.</p>
          <p>Die unterzeichneten Bürger der Gemeinde Dahlen erklären hierdurch frei und offen, daß der Krone nicht das Recht zustehen konnte die National-Versammlung, ohne Einvernehmen mit derselben zu vertagen, zu verlegen oder aufzulösen; sie sprechen ferner ihre tiefste Entrüstung darüber aus, daß die erstere es sogar versucht hat, die Auflösung der Nationalversammlung durch die Macht der Bajonette zu bewirken; sie geben sodann der National-Versammlung ihre volle Zustimmung zu den seit dem 9 d. Mts. gefaßten Beschlüssen und erkennen die ruhige, entschieden feste und würdevolle Haltung derselben, selbst in den Momenten der dringendsten Gefahr mit aller Hochachtung und dem vollsten Danke an.</p>
          <p>Schließlich können dieselben aber auch nicht umhin, ihre vollste Entrüstung über diejenigen Mitglieder auszudrücken, welche die Versammlung feige verlassen und somit die Rechte und Souveränität des Volkes mit Füßen getreten haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_035" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Cleve, 19- November.</head>
          <p>Die unterzeichneten Reservisten und Landwehrmänner des Kreises Cleve erklären hiermit, daß sie in dem zwischen der Krone und der Nationalversammlung jetzt entstandenen Conflikte, Recht und Gesetz nur auf Seiten der letztern sehen und nur diese als ihre rechtmäßige Behörde anerkennen können.</p>
          <p>Sie erklären deshalb feierlich, daß wie sie mit der Nationalversammlung zu stehen und zu fallen gesonnen sind, sie einer vom Ministerium Brandenburg ausgehenden Einberufung keine Folge leisten werden</p>
          <p>Folgen die Unterschriften der Reservisten und Landwehrmänner.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_036" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kerpen, 19. Novbr.</head>
          <p>Folgende Adresse ist heute an die National-Versammlung mit fast allen Unterschriften der Bürger Kerpens abgegangen:</p>
          <p>Die unterzeichneten Bürger der Stadt Kerpen erklären hiermit, daß sie mit den Beschlüssen der hohen Vertreter des Volkes einverstanden sind, und erkennen das standhafte Auftreten derselben, der Krone und dem Ministerium gegenüber, dankend an. Und erklären denselben mit Gut und Blut zur Seite zu stehen</p>
          <p>Wir gestehen der Krone nicht das Recht zu, die Nationalversammlung ohne deren Zustimmung vertagen oder verlegen zu können.</p>
          <p>Wir schenken dem Ministerium Brandenburg nicht das Zutrauen, daß es die errungenen Freiheiten dem Lande bewahren und dieselben befördern werde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_037" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Andernach, 20. November.</head>
          <p>Folgende Adresse ging heute von hier nach Berlin ab.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Edle Repräsentanten!</hi> </p>
          <p>Der Jubel, welcher in dem Augenblicke unter der Bevölkerung Berlins ertönte, als Sie gegen die Willkür und die schrankenlosen Uebergriffe einer durch Vorurtheile verblendeten Regierung das Fortsetzen ihrer Versammlungen beschlossen, hat auch in unseren Herzen einen kräftigen Wiederhall gefunden. Je schwieriger und gefahrvoller wir die Lage erachten, in welche die Reaktion Sie versetzt hat, um so mehr erkennen wir auch den Muth, die Entschlossenheit und den Männersinn an, welche Sie, erhabene Vertreter, in den letzten Tagen bewährt haben. Wir stimmen somit auf das Innigste in den Dank ein, der Ihnen aus allen Theilen des Vaterlandes zuströmt und sprechen es unumwunden aus, daß wir in Ihnen Männer erblicken, die es vollkommen würdig sind, die Verfechter des Volkes in dem bevorstehenden Freiheitskampfe zu sein. Indem wir Sie schriftlich bitten und beschwören auf dem eingeschlagenen Wege muthig voranzuschreiten, sagen wir Ihnen zugleich eine kräftige Unterstützung zu.</p>
          <p>Folgen die Unterschriften.</p>
          <p>Als Pflicht eines jeden Demokraten, in seinem Kreise nach Kräften zu wirken, glaube ich Sie darauf aufmerksam machen zu müssen, daß von vielen Seiten bezweifelt wird, ob die ausgesprochene gesetzliche Steuerverweigerung sich auch auf</p>
          <p rendition="#et">1) Brücken- und Chausseegelder, Flußzölle und namentlich auf<lb/>
2) Stempel zu Prozessen, gerichtlichen Verhandlungen und Exemtionen ausdehnt, und diese demnach zu verweigern? Mir scheint es keinem Zweifel unterworfen. Im Interesse unserer guten Sache würde es demnach sehr zweckmäßig sein, dies durch Ihr geehrtes Blatt anzuregen, und Notarien, Advokaten, Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher dazu aufzumuntern.</p>
          <p>Cöln, 21. Novbr. 1848.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_038" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Meschede.</head>
          <p>Nachstehendes Schreiben an den geheimen Obertribunalsrath Rinteln, Abgeordneter des Kreises Meschede zur National-Versammlung in Berlin:</p>
          <p>&#x201E;Das gute Andenken, welches Ew. Wohlgeboren früheres freisinniges Auftreten in hiesigem Kreise zurückgelassen hat, berechtigte uns unterzeichnete Wahlmänner des Kreises Meschede zu der Hoffnung, in Ihnen einen Vertreter des Volkes gefunden zu haben, der bei der Berathung die Freiheiten des Volkes zu wahren und von allen beengenden und hemmenden Fesseln, womit die Vergangenheit solche zu erdrücken gewußt, los zu machen streben werde. Ein von Ihnen hier eingegangenes und durch das hiesige Kreisblatt den Wählern und Urwählern mitgetheiltes Schreiben, unterstützte unsre Hoffnungen.</p>
          <p>&#x201E; Um so schmerzlicher hat es uns deshalb überrascht, daß Sie bei den namentlichen Abstimmungen über uns Allen hochwichtige Fragen, gegen all unsre Erwartung gestimmt haben. So unter Andern gegen die Dringlichkeit einer Habeas-Corpus-Akte, gegen Aufhebung des Jagdrechts auf fremden Grund und Boden, gegen Aufhebung des Adels, der Orden und Titel, der Feudallasten, sogar gegen den jüngsten Rodbertus-Bergschen Antrag in der Wiener Angelegenheit.</p>
          <p>&#x201E; Nach diesem zu schließen, haben Sie mit der Vergangenheit noch nicht gebrochen und kann unseres Dafürhaltens Ihre Wirksamkeit für uns und unsre Urwähler, die zum größten Theile unsrer Ansicht sind, keine segensreiche sein. Hiervon ausgehend, haben wir zu Ihnen, als dem Vertreter unsres Kreises, jedes Vertrauen verloren und fühlen uns deshalb in unserm Gewissen gedrungen, Ihnen dieses mitzutheilen.</p>
          <p>&#x201E;Meschede, 7. November 1848.</p>
          <p><hi rendition="#g">Die Wahlmänner des Kreises Meschede</hi>.&#x201C;</p>
          <p>cirkulirt seit dem 7. Nov. im hiesigen Kreise, und wurde von den Wahlmännern der Wahlbezirke, Stadt Meschede, Kirchspiel Meschede, Gemeinden Calle, Eversberg, Velmede und Remlinghausen durch Unterzeichnung als ihr Eigenes angenommen. Ein Wahlmann nur verweigerte die Unterschrift, zwei andere waren abwesend. Am 10. Nov. ist das Schreiben in die entferntern Bezirke des Kreises abgegangen, und ist dasselbe heute den 17. Nov. noch nicht in die Kreisstadt Meschede zurückgekommen. Inmittelst ist der Abgeordnete Herr Rinteln zum Justizminister ernannt, und würde demzufolge das Schreiben keinen großen Erfolg mehr haben, wenn es an seine Adresse gelangte, da Herr Rinteln wegen Annahme des neuen Amtes ohnehin aus der Versammlung scheiden muß. Damit aber der Herr Abgeordnete nicht glauben möchte, daß seine Wirksamkeit als solcher den Beifall seiner Wähler gefunden, so ist obiges Schreiben bereits am 13. d. an die Redaktion der Berliner Zeitungshalle zur Veröffentlichung abgegangen, welche jedoch durch den Belagerungszustand der Stadt Berlin am Abdruck verhindert sein wird, weshalb die Veröffentlichung, wie hiermit geschieht, durch die Neue Rheinische Zeitung erfolgt.</p>
          <p>Am 12. Nov. ist von den Urwählern der Stadt und des Kirchspiels Meschede eine Adresse an die Berliner Nationalversammlung, welche circa 200 Unterschriften trug, abgegangen, worin gegen die Maßregeln der Regierung protestirt ist, der Nationalversammlung zu ihren Beschlüssen vom 9. und 10. völlige Zustimmung ertheilt wird, dem Abgeordneten Rinteln aber insbesondere gesagt worden ist, daß die Urwähler durch das Verlassen seines Postens das ohnehin schon geschwächte Vertrauen zu ihm, nun vollends verloren haben.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar151_039" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Venedig, 3. Nov.</head>
          <p>Ich hatte nicht Unrecht, Ihnen zu schreiben, daß die in Mestre gefundenen Papiere der östreichischen Kanzlei von Wichtigkeit sein würden. Man hat Briefe darunter gefunden, welche beweisen, daß der östreich. General Mittis vom Plan der Unsrigen, einen allgemeinen Ausfall zu machen, vollkommen unterrichtet war, und daß sie dann, auf die Nachricht, Piemont werde die Feindseligkeiten nicht erneuern, sich auf einen Einzelausfall aus den Forts von Malghera zu beschränken beschlossen. Die Oestreicher hatten bereits alle nöthigen Dispositionen getroffen, um alle etwa angegriffene Punkte der Lagunen sogleich verstärken zu können; die Nachricht von dem bevorstehenden Ausfall aus Malghera, obwohl dem östreich. General drei Stunden früher zugekommen als der Befehl dazu dem Kommandanten von Malghera selbst zukam, erreichte ihn dennoch zu spät um starke Detaschements auf dem bedrohten Punkte konzentriren zu können. Wenn aber die Tapferkeit der Unsern das Gefecht nicht in wenigen Stunden entschieden hätte, so waren starke Unterstützungen den Oestreichern gewiß, die von Treviso und Vicenza, mit der Eisenbahn nach Padua, herangezogen kamen. Also auch hier sind Spione. Aber sie entgehen ihrer Strafe nicht; bereits ist die Untersuchung eingeleitet. &#x2014; Eine freiwillige Legion bildet sich, die den Truppen bei allen Ausfällen sich anschließen wird. &#x2014; Das Fort von Cavanella an der Etsch ist von den Oestreichern, ehe sie es verließen, demolirt worden. &#x2014; Die Artillerie der Nationalgarde ist in der Organisation und Einübung begriffen. Diese Waffe ist von der höchsten Wichtigkeit für Venedig. &#x2014; Niccolo Fabrizi ist nach Florenz mit der Mission unserer Regierung abgegangen, sich mit der toskanischen Regierung über die ital. Constituante zu verständigen und ein Anleihen zu kontrahiren.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_040" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Livorno, 13. Novbr.</head>
          <p>Folgender Aufruf des Generals <hi rendition="#g">Garibaldi</hi> an die Lombarden wird überall in Massen von Exemplaren verbreitet:</p>
          <p>&#x201E;Lombardische Völker!</p>
          <p>Ich hörte von Eurem Freudenrufe, und bin mit Euch, der ich stets nur mit tapfern und edlen Menschen sein will. Ihr aber seid ausdauernd über die Maßen. Ich eile an einen Ort, der geeigneter ist zu Kämpfen, zu Bürgern von gleich erglühtem italischem Geiste, wie Ihr, um sie mit Euch zu verbinden. Meine Fahne, die Ihr kennt, wird in Kurzem sich neuerdings auf heiligem lombardischen Boden entfalten. Mir folgt eine Schaar Tapferer, die von Schritt zu Schritt anwächst. Mich begleitet der feierliche Jubelruf der Völker. Ich habe berührt mit meinem Schwerte die Asche <hi rendition="#g">Ferruccio's</hi>, und werde wissen zu sterben, wie er starb. Muth, o Lombarden! Erhebt Euch in Masse gegen Eure Barbaren. Ganz Italien erhebt sich in Waffen, und es wird ein Völkerkampf entstehen, der alle Hindernisse verachtet, alle Gefahren verlacht und die Feinde nicht zählt. Es wird ein Krieg sein der Nationalrache, ohne Schonung, ohne Erbarmen! Auf Wiedersehen, o Lombarden, mitten im Handgemenge!</p>
          <p>Livorno, den 30. Oktober 1848. G. Garibaldi.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_041" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Venedig, 4. Novbr.</head>
          <p>Es hat sich zwischen dem österreichischen General <hi rendition="#g">Mitis</hi> und unserem General <hi rendition="#g">Pepe</hi> wegen des Schicksals der in unsere Gefangenschaft gerathenen Oesterreicher eine Korrespondenz entsponnen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pepe</hi> antwortete dem General Mitis auf sein kurzes, französisches Schreiben italienisch, und versicherte ihn, daß sowohl die bei <hi rendition="#g">Mestre</hi> gefangenen Officiere, fünf an der Zahl, in allen Ehren behandelt, sondern auch die blessirten Soldaten auf's Sorgfältigste verpflegt werden, beschwert sich jedoch, daß von Seite der österreichischen Truppen eine Reihe von Excessen in Mestre vorgefallen, die er bedauern müsse, dem General bekannt zu geben. Caffee- und Tabakboutiquen seien beraubt, die Besitzer &#x201E;maltratati e bastonati&#x201C;, über zwanzig Häuser seien eingeäschert und die Einwohner erschlagen worden. Nicht einmal die einzige Apotheke drs Ortes sei von Plünderung und Zerstörung verschont geblieben. Weiber, Greisinnen und Kinder seien jämmerlich gequält worden, u. s. w. Und schließt mit der Bitte, durch einen Heerbefehl für die Zukunft dergleichen Unzukömmlichkeiten verhüten zu wollen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_042" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 14. Nov.</head>
          <p>Ein Dekret der hiesigen Regierung bestimmt, daß alle jene toskanischen Konsuln und Vizekonsuln, die gleichzeitig Oestreich und Toskana vertreten, sogleich in ihrem Amte als Repräsentanten Toskana's aufhören oder ihr Patent der k. Regierung sofort zurückstellen müssen. Das Dekret gibt das ganz richtige Motiv an, daß, &#x201E;wer den fremden Feind Italiens repräsentirt, nicht zugleich einen italienischen Staat repräsentiren kann.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_043" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Turin, 13. Nov.</head>
          <p>Selbst die &#x201E;Concordia&#x201C; ist entrüstet über den Ausfall der viertägigen geheimen Kammersitzung. &#x201E;Endlich, sagt sie, haben sich die Thüren der Kammer dem Volke geöffnet. Begierig drängte es sich auf den Tribünen, mit ängstlicher Erregung suchte es auf den Gesichtern der Deputirten eine Offenbarung zu lesen. Aber alle diese Gesichter zeigten einen unbefriedigten Geist &#x2014; war es Schmerz oder Scham, Gewissensbiß oder Furcht?</p>
          <p>Man verliest den Beschluß der Geheimsitzung &#x2014; eine neue Tagesordnung, ein neues Vertrauensvotum. Der Schleier ist zerrissen; gut, das Volk wird wenigstens wissen, <hi rendition="#g">daß es seine Repräsentanten</hi> schlecht gewählt hat. Inzwischen erheben sich Josti, Valerio, Sineo und proklamiren vor Gott und der Nation, daß sie an dieser Conclusion keinen Antheil haben. Auch ein anderer Schleier ist zerrissen; vier Tage brachten die Deputirten im geheimen Heiligthum zu, um die Erklärungen der Minister zu vernehmen, und <hi rendition="#g">soviel sie vorher wußten, soviel gerade wissen sie auch jetzt</hi>. Das zornige Knirschen des Volks erdrückt die Minister; erdrückt sie? nein! das verborgene Ministerium des 15. August steht noch immer da, steif und aufrecht, unter dem Gewicht der Anklagen des ganzen Reichs; Pinelli nimmt Proteste und Anklagen mit gewohntem unveränderlichem Antlitz entgegen und sucht stets die gewohnte Antwort in seiner Tabatiere. So sieht es mit uns aus!&#x201C;</p>
          <p>Die Herren liberalen Aristokraten und großen Bourgeois von der Concordia ernten nur, was sie selbst gesäet haben. Solange die piemontesische Regierung an der Spitze der Bewegung war, drangen die italienischen Truppen unaufhaltsam vorwärts; der ganze revolutionäre Enthusiasmus, der die demoeratische Erhebung Italiens hervorgebracht, war mit ihnen. Aber die Bourgeois und mit ihnen die Concordia bekamen Angst vor der Revolution, sie suchten sie zu hemmen, sie bekämpften die Republikaner, sie warfen Koth auf die demokratische Schilderhebung in Mailand, und unterstützten die Regierung, die in ihrer revolutionären Laufbahn nur zu gern einhielt, um die Revolution zu Gunsten Karl Alberts zu eskamotiren. Und die Folge? Die Niederlage der Italiener am Oglio, die wilde Flucht der geschlagenen Armee über den Tessin, der Aufstand der Mailänder gegen Karl Albert, dieser würdige Schluß des ganzen Feldzugs, wo die piemontesische Armee ihre letzten Patronen nicht gegen die Oestreicher, sondern gegen Italiener verschoß! Die Lektion für die italienische Bourgeoisie ist dieselbe, wie die, welche die deutsche Bourgeoisie seit 5 Monaten erhalten hat und der jetzt in Wien und Berlin das Siegel aufgedrückt wird: Die Bourgeoisie braucht im Jahr 1848 nur zu versuchen, nach dem Vorbild von 1830 die Revolution in ihre eigene Tasche zu eskamotiren und das Volk, das den Kampf mit seinem Blut ausgefochten, um seinen Antheil an den Früchten des Sieges zu prellen, so ist sie selbst unrettbar verloren, so sinkt sie selbst und ihre politische Macht als erstes Opfer vor der Uebermacht der Aristokratie und ihrer Soldateska. Das ist die Moral von der Geschichte, und sie wird hoffentlich für 1849 nicht verloren sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_044" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Von der italienischen Gränze, 15. November.</head>
          <p>Die aktive östreichische Armee beläuft sich, nach Angaben der öffentlichen Blätter, die für zuverlässig gelten, auf 48,047 Mann in der Lombardei und 23,740 im Venetianischen, zusammen 71,787 M. Dazu kommen noch die 20,787 Kranken, die am 20. October in den verschiedenen Lazarethen lagen. Wenn man den demoralisirten Zustand der östreichischen Armee betrachtet, fügen die Blätter hinzu, einen Zustand, herbeigeführt durch die Krankheiten, durch die Streitigkeiten der Soldaten von verschiedenen Nationen untereinander durch die Desertion etc. etc. so sieht man daß Radetzkis Streitkräfte lange nicht so bedeutend sind als manche Journale glauben machen möchten. Und wenn das aktive Heer 70,000 Mann beträgt, so können nicht mehr als höchstens 55.000 Mann disponibel gemacht werden um ins Feld zu ziehen. Und die piemontesische Regierung die 120,000 Mann unter den Waffen zu haben behauptet, erlaubt daß unter ihren Augen die Barbaren die niederträchtigsten Grausamkeiten begehen!&#x201C;</p>
          <p>Sie wissen bereits daß Radetzki um seiner schweren Finanznoth abzuhelfen, und wie er sagt, die Ruhe wiederherzustellen, Personen und Eigenthum zu sichern, das Vertrauen wiederzubringen und dem Handel neue Thätigkeit zu verleihen (wörtlich), alle Mitglieder der ehemaligen provisorischen Regierungen und der Comités, sowie alle die an der Spitze der Revolution gestanden &#x201E;oder mit ihren materiellen und intellektuellen Mitteln zu ihr beitragen&#x201C; (welche letzte Kategorie natürlich die ganze Lombardei, Venedig, Parma und Modena umfaßt) mit einer außerordentlichen Kontribution belegt hat. Wie aber Radetzki sich anstellt um das Vertrauen wiederkehren und den Handel blühen zu machen, wissen sie gewiß noch nicht, wenigstens die deutschen Blätter verschweigen das gewiß.</p>
          <p>1) Der Betrag der Steuer wird jedem, den Hr. Radetzki zu besteuern für gut findet, ohne Weiteres angezeigt. Einen allgemein gültigen Prozentsatz gibt es nicht, das sovrano piacere Radetzkis ist Gesetz.</p>
          <p>2) Es wird angezeigt im jetzigen Domizil der Besteuerten oder in dem, welches sie <hi rendition="#g">vor dem 18. März hatten,</hi> und muß binnen <hi rendition="#g">sechs</hi> Wochen in den respektiven Kriegskassen entrichtet werden.</p>
          <p>3) Nicht nur die Güter, die der Rückständige wirklich besitzt, sondern auch die, welche er seit dem 18. May etwa verkauft hat, werden ohne Rücksicht auf die seitdem eingetretene Veräußerung oder Verhypothecirung mit Beschlag belegt</p>
          <p>Schließlich, um sich galizische Bauernscenen zu menagiren, erklärt Radetzki, der Ertrag dieser Steuer solle auch zum Unterhalt der Bedürftigen dienen &#x2014; dies sei aber nicht so eilig und werde später näher festgesetzt werden.</p>
          <p>So stellt Radetzki Ruhe und Vertrauen her!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar151_045" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Von der italienischen Gränze, 17. Oktbr.</head>
          <p>Hier sind, nach mailänder Briefen, die Erstlinge der von Radetzki zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels aufgelegten Kontributionen:</p>
          <p>Herzog Litta, Marchese Ala Ponzi, Herzog Viscrati jeder 800,000 Zwanziger, drei andere Familien jede 600,000, Advokat Traversi 500,000 Zwanziger, im Ganzen 20 Familien zusammen mit 7,560,000 Zwanziger &#x201E;außerordentlicher Steuer&#x201C; belegt! Unter den Angeführten finde ich auch einen deutschen Namen, Kramer, dessen Steuerquote sich auf 40,000 Zwanziger beläuft. Die Fortsetzung wird nicht auf sich warten lassen. Wenn man bedenkt, daß alle in der Liste aufgeführte Familien längst flüchtig sind, daß die meisten auf ihre Liegenschaften seit der Revolution große Summen aufgenommen und der provisorischen Regierung vorgeschossen haben, daß diese Liegenschaften nun versteigert werden, ohne daß Radetzki die neuaufgenommenen Hypothekenschulden abzahlt, daß dadurch also nicht nur die von der Steuer getroffenen Familien, sondern auch ihre Gläubiger ruinirt werden, so muß man die Unfehlbarkeit des eingeschlagenen Weges zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels bewundern. Radetzki hat das beste Mittel ergriffen, um zu verhindern, daß in Mailand &#x201E;das Gras in den Straßen wächst.&#x201C; Wrangel, sein gelehriger Schüler, wird hoffentlich nicht ermangeln, sich ihn auch in dieser Beziehung zum Muster zu nehmen.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar151_046" type="jArticle">
          <p> <hi rendition="#b">Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:</hi> </p>
          <p>Aus Iserlohn 15 Thlr. &#x2014; Aus Lemgo 5 Thlr. &#x2014; Aus Neustadt an der Hardt vorläufig 210 Gulden.</p>
          <p>Köln, 23. November 1848.</p>
          <p>Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:</p>
          <p rendition="#et">A. Steintraßer, Perlenpfuhl;<lb/>
Halin, Börse;<lb/>
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;<lb/>
Eiser, beim Eingange während der Volksversammlungen;<lb/>
J. Obladen, Streitzeuggasse;<lb/>
Stollwerk, Schildergasse.</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">Hierzu eine Beilage.</hi> </ref>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0794/0004] Tagen ein von 1200 Unterschriften bedecktes Mißtrauensvotum abgesandt. Zu Gunsten der National-Versammlung ging ebenfalls eine Adresse ab. Große Erbitterung herrscht hier über verschiedene Maßregeln der Behörden, die nur zu sehr zeigen, daß sie gegen die Interessen des Volkes und für die Berliner Reaktionspartei sind. * Weidenhausen, 19. November. Bei einer heute stattgehabten Volksversammlung des Kreises Weidenhausen wurde eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen, in der man den Vertretern des Volkes den tief gefühltesten Dank für ihr energisches Auftreten zu erkennen giebt. * Bilstein im Kreise Olpe, 19. November. Zu Gunsten der National-Versammlung ist heute eine von der ganzen erwachsenen Bevölkerung unterzeichnete Adresse nach Berlin abgegangen, in der man zu gleicher Zeit seine Unzufriedenheit darüber ausspricht, daß der Abgeordnete des Kreises, der Amtmann Stachelscheid, sich unter den Anhängern des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel befindet. * Reusrath im Kreise Solingen, 20. Nov. Gestern wurde hier in einer Generalversammlung der Bürgerwehr einstimmig eine Adresse an die Nationalversammlung in Berlin angenommen und sofort abgesandt. Die Bürgerwehr giebt den Repräsentanten des Volks ihre wärmste Sympathie zu erkennen, und versichert sie des kräftigsten Beistandes. * Siegen, 17. Nov. Der hiesige Bürgerverein hat heute eine von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung nach Berlin abgesandt und den Vertretern des Volkes darin den wärmsten Dank für ihre kräftige Haltung ausgesprochen. Alpen, 19. November. Hohe National-Versammlung! Hochherzig und würdig, wie die National-Versammlung durch den Mund Ihres würdigen Präsidenten am 9. und 10. d zur Nation gesprochen, so antwortet die Nation Euch. Wir sind ein kleiner Theil der Nation und unsere Antwort ist: 1. Unsere Deputirten, die Herren Kochs und Rombay haben nicht in unserm Sinne gehandelt, wenn sie sich von Euch trennten. 2. Mit begeisternder Anerkennung und tief gerührtem Danke stimmen wir Eurem Betragen und Euren Beschlüssen vom 9. und 10. d. bei und protestiren auf das Feierlichste mit Euch gegen die, die Freiheit und das Recht, die National-Versammlung und der Nation angreifenden Maßregeln, des Ministeriums Brandenburg. 3. Ihr habt brav gehandelt, denn Ihr seid Eurer Pflicht treu geblieben, und habt durch Euer Betragen verhindert, daß bis jetzt Blut geflossen ist. Ihr habt tapfer gehandelt, denn Ihr habt der Gewalt gegenüber, Euer Recht in Würde bewahrt, Ihr habt weise gehandelt, denn Ihr habt zu dem besten Zwecke die edelsten Mittel in der Majestät Eures Rechtes angewendet. Ihr habt gesetzlich gehandelt, denn als konstituirende als gesetzgebende Versammlung würdet Ihr das Gesetz verletzt haben, wenn Ihr anders gehandelt, wenn Ihr von der Stelle gewichen, worauf Euch das Vertrauen der Nation hingestellt hat und die Ihr so lange mit Würde behaupten müßt, als Ihr das Vertrauen der Nation besitzt. Alpen, den 17. November 1848. Die Urwähler von Alpen. (Folgen die Unterschriften). * Dahlen im Regierungsbezirk Düsseldorf, 19. November. Von hier ging heute die folgende von zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse an die Nationalversammlung zu Berlin ab. Die unterzeichneten Bürger der Gemeinde Dahlen erklären hierdurch frei und offen, daß der Krone nicht das Recht zustehen konnte die National-Versammlung, ohne Einvernehmen mit derselben zu vertagen, zu verlegen oder aufzulösen; sie sprechen ferner ihre tiefste Entrüstung darüber aus, daß die erstere es sogar versucht hat, die Auflösung der Nationalversammlung durch die Macht der Bajonette zu bewirken; sie geben sodann der National-Versammlung ihre volle Zustimmung zu den seit dem 9 d. Mts. gefaßten Beschlüssen und erkennen die ruhige, entschieden feste und würdevolle Haltung derselben, selbst in den Momenten der dringendsten Gefahr mit aller Hochachtung und dem vollsten Danke an. Schließlich können dieselben aber auch nicht umhin, ihre vollste Entrüstung über diejenigen Mitglieder auszudrücken, welche die Versammlung feige verlassen und somit die Rechte und Souveränität des Volkes mit Füßen getreten haben. * Cleve, 19- November. Die unterzeichneten Reservisten und Landwehrmänner des Kreises Cleve erklären hiermit, daß sie in dem zwischen der Krone und der Nationalversammlung jetzt entstandenen Conflikte, Recht und Gesetz nur auf Seiten der letztern sehen und nur diese als ihre rechtmäßige Behörde anerkennen können. Sie erklären deshalb feierlich, daß wie sie mit der Nationalversammlung zu stehen und zu fallen gesonnen sind, sie einer vom Ministerium Brandenburg ausgehenden Einberufung keine Folge leisten werden Folgen die Unterschriften der Reservisten und Landwehrmänner. * Kerpen, 19. Novbr. Folgende Adresse ist heute an die National-Versammlung mit fast allen Unterschriften der Bürger Kerpens abgegangen: Die unterzeichneten Bürger der Stadt Kerpen erklären hiermit, daß sie mit den Beschlüssen der hohen Vertreter des Volkes einverstanden sind, und erkennen das standhafte Auftreten derselben, der Krone und dem Ministerium gegenüber, dankend an. Und erklären denselben mit Gut und Blut zur Seite zu stehen Wir gestehen der Krone nicht das Recht zu, die Nationalversammlung ohne deren Zustimmung vertagen oder verlegen zu können. Wir schenken dem Ministerium Brandenburg nicht das Zutrauen, daß es die errungenen Freiheiten dem Lande bewahren und dieselben befördern werde. * Andernach, 20. November. Folgende Adresse ging heute von hier nach Berlin ab. Edle Repräsentanten! Der Jubel, welcher in dem Augenblicke unter der Bevölkerung Berlins ertönte, als Sie gegen die Willkür und die schrankenlosen Uebergriffe einer durch Vorurtheile verblendeten Regierung das Fortsetzen ihrer Versammlungen beschlossen, hat auch in unseren Herzen einen kräftigen Wiederhall gefunden. Je schwieriger und gefahrvoller wir die Lage erachten, in welche die Reaktion Sie versetzt hat, um so mehr erkennen wir auch den Muth, die Entschlossenheit und den Männersinn an, welche Sie, erhabene Vertreter, in den letzten Tagen bewährt haben. Wir stimmen somit auf das Innigste in den Dank ein, der Ihnen aus allen Theilen des Vaterlandes zuströmt und sprechen es unumwunden aus, daß wir in Ihnen Männer erblicken, die es vollkommen würdig sind, die Verfechter des Volkes in dem bevorstehenden Freiheitskampfe zu sein. Indem wir Sie schriftlich bitten und beschwören auf dem eingeschlagenen Wege muthig voranzuschreiten, sagen wir Ihnen zugleich eine kräftige Unterstützung zu. Folgen die Unterschriften. Als Pflicht eines jeden Demokraten, in seinem Kreise nach Kräften zu wirken, glaube ich Sie darauf aufmerksam machen zu müssen, daß von vielen Seiten bezweifelt wird, ob die ausgesprochene gesetzliche Steuerverweigerung sich auch auf 1) Brücken- und Chausseegelder, Flußzölle und namentlich auf 2) Stempel zu Prozessen, gerichtlichen Verhandlungen und Exemtionen ausdehnt, und diese demnach zu verweigern? Mir scheint es keinem Zweifel unterworfen. Im Interesse unserer guten Sache würde es demnach sehr zweckmäßig sein, dies durch Ihr geehrtes Blatt anzuregen, und Notarien, Advokaten, Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher dazu aufzumuntern. Cöln, 21. Novbr. 1848. * Meschede. Nachstehendes Schreiben an den geheimen Obertribunalsrath Rinteln, Abgeordneter des Kreises Meschede zur National-Versammlung in Berlin: „Das gute Andenken, welches Ew. Wohlgeboren früheres freisinniges Auftreten in hiesigem Kreise zurückgelassen hat, berechtigte uns unterzeichnete Wahlmänner des Kreises Meschede zu der Hoffnung, in Ihnen einen Vertreter des Volkes gefunden zu haben, der bei der Berathung die Freiheiten des Volkes zu wahren und von allen beengenden und hemmenden Fesseln, womit die Vergangenheit solche zu erdrücken gewußt, los zu machen streben werde. Ein von Ihnen hier eingegangenes und durch das hiesige Kreisblatt den Wählern und Urwählern mitgetheiltes Schreiben, unterstützte unsre Hoffnungen. „ Um so schmerzlicher hat es uns deshalb überrascht, daß Sie bei den namentlichen Abstimmungen über uns Allen hochwichtige Fragen, gegen all unsre Erwartung gestimmt haben. So unter Andern gegen die Dringlichkeit einer Habeas-Corpus-Akte, gegen Aufhebung des Jagdrechts auf fremden Grund und Boden, gegen Aufhebung des Adels, der Orden und Titel, der Feudallasten, sogar gegen den jüngsten Rodbertus-Bergschen Antrag in der Wiener Angelegenheit. „ Nach diesem zu schließen, haben Sie mit der Vergangenheit noch nicht gebrochen und kann unseres Dafürhaltens Ihre Wirksamkeit für uns und unsre Urwähler, die zum größten Theile unsrer Ansicht sind, keine segensreiche sein. Hiervon ausgehend, haben wir zu Ihnen, als dem Vertreter unsres Kreises, jedes Vertrauen verloren und fühlen uns deshalb in unserm Gewissen gedrungen, Ihnen dieses mitzutheilen. „Meschede, 7. November 1848. Die Wahlmänner des Kreises Meschede.“ cirkulirt seit dem 7. Nov. im hiesigen Kreise, und wurde von den Wahlmännern der Wahlbezirke, Stadt Meschede, Kirchspiel Meschede, Gemeinden Calle, Eversberg, Velmede und Remlinghausen durch Unterzeichnung als ihr Eigenes angenommen. Ein Wahlmann nur verweigerte die Unterschrift, zwei andere waren abwesend. Am 10. Nov. ist das Schreiben in die entferntern Bezirke des Kreises abgegangen, und ist dasselbe heute den 17. Nov. noch nicht in die Kreisstadt Meschede zurückgekommen. Inmittelst ist der Abgeordnete Herr Rinteln zum Justizminister ernannt, und würde demzufolge das Schreiben keinen großen Erfolg mehr haben, wenn es an seine Adresse gelangte, da Herr Rinteln wegen Annahme des neuen Amtes ohnehin aus der Versammlung scheiden muß. Damit aber der Herr Abgeordnete nicht glauben möchte, daß seine Wirksamkeit als solcher den Beifall seiner Wähler gefunden, so ist obiges Schreiben bereits am 13. d. an die Redaktion der Berliner Zeitungshalle zur Veröffentlichung abgegangen, welche jedoch durch den Belagerungszustand der Stadt Berlin am Abdruck verhindert sein wird, weshalb die Veröffentlichung, wie hiermit geschieht, durch die Neue Rheinische Zeitung erfolgt. Am 12. Nov. ist von den Urwählern der Stadt und des Kirchspiels Meschede eine Adresse an die Berliner Nationalversammlung, welche circa 200 Unterschriften trug, abgegangen, worin gegen die Maßregeln der Regierung protestirt ist, der Nationalversammlung zu ihren Beschlüssen vom 9. und 10. völlige Zustimmung ertheilt wird, dem Abgeordneten Rinteln aber insbesondere gesagt worden ist, daß die Urwähler durch das Verlassen seines Postens das ohnehin schon geschwächte Vertrauen zu ihm, nun vollends verloren haben. Italien. ** Venedig, 3. Nov. Ich hatte nicht Unrecht, Ihnen zu schreiben, daß die in Mestre gefundenen Papiere der östreichischen Kanzlei von Wichtigkeit sein würden. Man hat Briefe darunter gefunden, welche beweisen, daß der östreich. General Mittis vom Plan der Unsrigen, einen allgemeinen Ausfall zu machen, vollkommen unterrichtet war, und daß sie dann, auf die Nachricht, Piemont werde die Feindseligkeiten nicht erneuern, sich auf einen Einzelausfall aus den Forts von Malghera zu beschränken beschlossen. Die Oestreicher hatten bereits alle nöthigen Dispositionen getroffen, um alle etwa angegriffene Punkte der Lagunen sogleich verstärken zu können; die Nachricht von dem bevorstehenden Ausfall aus Malghera, obwohl dem östreich. General drei Stunden früher zugekommen als der Befehl dazu dem Kommandanten von Malghera selbst zukam, erreichte ihn dennoch zu spät um starke Detaschements auf dem bedrohten Punkte konzentriren zu können. Wenn aber die Tapferkeit der Unsern das Gefecht nicht in wenigen Stunden entschieden hätte, so waren starke Unterstützungen den Oestreichern gewiß, die von Treviso und Vicenza, mit der Eisenbahn nach Padua, herangezogen kamen. Also auch hier sind Spione. Aber sie entgehen ihrer Strafe nicht; bereits ist die Untersuchung eingeleitet. — Eine freiwillige Legion bildet sich, die den Truppen bei allen Ausfällen sich anschließen wird. — Das Fort von Cavanella an der Etsch ist von den Oestreichern, ehe sie es verließen, demolirt worden. — Die Artillerie der Nationalgarde ist in der Organisation und Einübung begriffen. Diese Waffe ist von der höchsten Wichtigkeit für Venedig. — Niccolo Fabrizi ist nach Florenz mit der Mission unserer Regierung abgegangen, sich mit der toskanischen Regierung über die ital. Constituante zu verständigen und ein Anleihen zu kontrahiren. * Livorno, 13. Novbr. Folgender Aufruf des Generals Garibaldi an die Lombarden wird überall in Massen von Exemplaren verbreitet: „Lombardische Völker! Ich hörte von Eurem Freudenrufe, und bin mit Euch, der ich stets nur mit tapfern und edlen Menschen sein will. Ihr aber seid ausdauernd über die Maßen. Ich eile an einen Ort, der geeigneter ist zu Kämpfen, zu Bürgern von gleich erglühtem italischem Geiste, wie Ihr, um sie mit Euch zu verbinden. Meine Fahne, die Ihr kennt, wird in Kurzem sich neuerdings auf heiligem lombardischen Boden entfalten. Mir folgt eine Schaar Tapferer, die von Schritt zu Schritt anwächst. Mich begleitet der feierliche Jubelruf der Völker. Ich habe berührt mit meinem Schwerte die Asche Ferruccio's, und werde wissen zu sterben, wie er starb. Muth, o Lombarden! Erhebt Euch in Masse gegen Eure Barbaren. Ganz Italien erhebt sich in Waffen, und es wird ein Völkerkampf entstehen, der alle Hindernisse verachtet, alle Gefahren verlacht und die Feinde nicht zählt. Es wird ein Krieg sein der Nationalrache, ohne Schonung, ohne Erbarmen! Auf Wiedersehen, o Lombarden, mitten im Handgemenge! Livorno, den 30. Oktober 1848. G. Garibaldi.“ * Venedig, 4. Novbr. Es hat sich zwischen dem österreichischen General Mitis und unserem General Pepe wegen des Schicksals der in unsere Gefangenschaft gerathenen Oesterreicher eine Korrespondenz entsponnen. Pepe antwortete dem General Mitis auf sein kurzes, französisches Schreiben italienisch, und versicherte ihn, daß sowohl die bei Mestre gefangenen Officiere, fünf an der Zahl, in allen Ehren behandelt, sondern auch die blessirten Soldaten auf's Sorgfältigste verpflegt werden, beschwert sich jedoch, daß von Seite der österreichischen Truppen eine Reihe von Excessen in Mestre vorgefallen, die er bedauern müsse, dem General bekannt zu geben. Caffee- und Tabakboutiquen seien beraubt, die Besitzer „maltratati e bastonati“, über zwanzig Häuser seien eingeäschert und die Einwohner erschlagen worden. Nicht einmal die einzige Apotheke drs Ortes sei von Plünderung und Zerstörung verschont geblieben. Weiber, Greisinnen und Kinder seien jämmerlich gequält worden, u. s. w. Und schließt mit der Bitte, durch einen Heerbefehl für die Zukunft dergleichen Unzukömmlichkeiten verhüten zu wollen. * Florenz, 14. Nov. Ein Dekret der hiesigen Regierung bestimmt, daß alle jene toskanischen Konsuln und Vizekonsuln, die gleichzeitig Oestreich und Toskana vertreten, sogleich in ihrem Amte als Repräsentanten Toskana's aufhören oder ihr Patent der k. Regierung sofort zurückstellen müssen. Das Dekret gibt das ganz richtige Motiv an, daß, „wer den fremden Feind Italiens repräsentirt, nicht zugleich einen italienischen Staat repräsentiren kann.“ ** Turin, 13. Nov. Selbst die „Concordia“ ist entrüstet über den Ausfall der viertägigen geheimen Kammersitzung. „Endlich, sagt sie, haben sich die Thüren der Kammer dem Volke geöffnet. Begierig drängte es sich auf den Tribünen, mit ängstlicher Erregung suchte es auf den Gesichtern der Deputirten eine Offenbarung zu lesen. Aber alle diese Gesichter zeigten einen unbefriedigten Geist — war es Schmerz oder Scham, Gewissensbiß oder Furcht? Man verliest den Beschluß der Geheimsitzung — eine neue Tagesordnung, ein neues Vertrauensvotum. Der Schleier ist zerrissen; gut, das Volk wird wenigstens wissen, daß es seine Repräsentanten schlecht gewählt hat. Inzwischen erheben sich Josti, Valerio, Sineo und proklamiren vor Gott und der Nation, daß sie an dieser Conclusion keinen Antheil haben. Auch ein anderer Schleier ist zerrissen; vier Tage brachten die Deputirten im geheimen Heiligthum zu, um die Erklärungen der Minister zu vernehmen, und soviel sie vorher wußten, soviel gerade wissen sie auch jetzt. Das zornige Knirschen des Volks erdrückt die Minister; erdrückt sie? nein! das verborgene Ministerium des 15. August steht noch immer da, steif und aufrecht, unter dem Gewicht der Anklagen des ganzen Reichs; Pinelli nimmt Proteste und Anklagen mit gewohntem unveränderlichem Antlitz entgegen und sucht stets die gewohnte Antwort in seiner Tabatiere. So sieht es mit uns aus!“ Die Herren liberalen Aristokraten und großen Bourgeois von der Concordia ernten nur, was sie selbst gesäet haben. Solange die piemontesische Regierung an der Spitze der Bewegung war, drangen die italienischen Truppen unaufhaltsam vorwärts; der ganze revolutionäre Enthusiasmus, der die demoeratische Erhebung Italiens hervorgebracht, war mit ihnen. Aber die Bourgeois und mit ihnen die Concordia bekamen Angst vor der Revolution, sie suchten sie zu hemmen, sie bekämpften die Republikaner, sie warfen Koth auf die demokratische Schilderhebung in Mailand, und unterstützten die Regierung, die in ihrer revolutionären Laufbahn nur zu gern einhielt, um die Revolution zu Gunsten Karl Alberts zu eskamotiren. Und die Folge? Die Niederlage der Italiener am Oglio, die wilde Flucht der geschlagenen Armee über den Tessin, der Aufstand der Mailänder gegen Karl Albert, dieser würdige Schluß des ganzen Feldzugs, wo die piemontesische Armee ihre letzten Patronen nicht gegen die Oestreicher, sondern gegen Italiener verschoß! Die Lektion für die italienische Bourgeoisie ist dieselbe, wie die, welche die deutsche Bourgeoisie seit 5 Monaten erhalten hat und der jetzt in Wien und Berlin das Siegel aufgedrückt wird: Die Bourgeoisie braucht im Jahr 1848 nur zu versuchen, nach dem Vorbild von 1830 die Revolution in ihre eigene Tasche zu eskamotiren und das Volk, das den Kampf mit seinem Blut ausgefochten, um seinen Antheil an den Früchten des Sieges zu prellen, so ist sie selbst unrettbar verloren, so sinkt sie selbst und ihre politische Macht als erstes Opfer vor der Uebermacht der Aristokratie und ihrer Soldateska. Das ist die Moral von der Geschichte, und sie wird hoffentlich für 1849 nicht verloren sein. ** Von der italienischen Gränze, 15. November. Die aktive östreichische Armee beläuft sich, nach Angaben der öffentlichen Blätter, die für zuverlässig gelten, auf 48,047 Mann in der Lombardei und 23,740 im Venetianischen, zusammen 71,787 M. Dazu kommen noch die 20,787 Kranken, die am 20. October in den verschiedenen Lazarethen lagen. Wenn man den demoralisirten Zustand der östreichischen Armee betrachtet, fügen die Blätter hinzu, einen Zustand, herbeigeführt durch die Krankheiten, durch die Streitigkeiten der Soldaten von verschiedenen Nationen untereinander durch die Desertion etc. etc. so sieht man daß Radetzkis Streitkräfte lange nicht so bedeutend sind als manche Journale glauben machen möchten. Und wenn das aktive Heer 70,000 Mann beträgt, so können nicht mehr als höchstens 55.000 Mann disponibel gemacht werden um ins Feld zu ziehen. Und die piemontesische Regierung die 120,000 Mann unter den Waffen zu haben behauptet, erlaubt daß unter ihren Augen die Barbaren die niederträchtigsten Grausamkeiten begehen!“ Sie wissen bereits daß Radetzki um seiner schweren Finanznoth abzuhelfen, und wie er sagt, die Ruhe wiederherzustellen, Personen und Eigenthum zu sichern, das Vertrauen wiederzubringen und dem Handel neue Thätigkeit zu verleihen (wörtlich), alle Mitglieder der ehemaligen provisorischen Regierungen und der Comités, sowie alle die an der Spitze der Revolution gestanden „oder mit ihren materiellen und intellektuellen Mitteln zu ihr beitragen“ (welche letzte Kategorie natürlich die ganze Lombardei, Venedig, Parma und Modena umfaßt) mit einer außerordentlichen Kontribution belegt hat. Wie aber Radetzki sich anstellt um das Vertrauen wiederkehren und den Handel blühen zu machen, wissen sie gewiß noch nicht, wenigstens die deutschen Blätter verschweigen das gewiß. 1) Der Betrag der Steuer wird jedem, den Hr. Radetzki zu besteuern für gut findet, ohne Weiteres angezeigt. Einen allgemein gültigen Prozentsatz gibt es nicht, das sovrano piacere Radetzkis ist Gesetz. 2) Es wird angezeigt im jetzigen Domizil der Besteuerten oder in dem, welches sie vor dem 18. März hatten, und muß binnen sechs Wochen in den respektiven Kriegskassen entrichtet werden. 3) Nicht nur die Güter, die der Rückständige wirklich besitzt, sondern auch die, welche er seit dem 18. May etwa verkauft hat, werden ohne Rücksicht auf die seitdem eingetretene Veräußerung oder Verhypothecirung mit Beschlag belegt Schließlich, um sich galizische Bauernscenen zu menagiren, erklärt Radetzki, der Ertrag dieser Steuer solle auch zum Unterhalt der Bedürftigen dienen — dies sei aber nicht so eilig und werde später näher festgesetzt werden. So stellt Radetzki Ruhe und Vertrauen her! ** Von der italienischen Gränze, 17. Oktbr. Hier sind, nach mailänder Briefen, die Erstlinge der von Radetzki zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels aufgelegten Kontributionen: Herzog Litta, Marchese Ala Ponzi, Herzog Viscrati jeder 800,000 Zwanziger, drei andere Familien jede 600,000, Advokat Traversi 500,000 Zwanziger, im Ganzen 20 Familien zusammen mit 7,560,000 Zwanziger „außerordentlicher Steuer“ belegt! Unter den Angeführten finde ich auch einen deutschen Namen, Kramer, dessen Steuerquote sich auf 40,000 Zwanziger beläuft. Die Fortsetzung wird nicht auf sich warten lassen. Wenn man bedenkt, daß alle in der Liste aufgeführte Familien längst flüchtig sind, daß die meisten auf ihre Liegenschaften seit der Revolution große Summen aufgenommen und der provisorischen Regierung vorgeschossen haben, daß diese Liegenschaften nun versteigert werden, ohne daß Radetzki die neuaufgenommenen Hypothekenschulden abzahlt, daß dadurch also nicht nur die von der Steuer getroffenen Familien, sondern auch ihre Gläubiger ruinirt werden, so muß man die Unfehlbarkeit des eingeschlagenen Weges zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Belebung des Handels bewundern. Radetzki hat das beste Mittel ergriffen, um zu verhindern, daß in Mailand „das Gras in den Straßen wächst.“ Wrangel, sein gelehriger Schüler, wird hoffentlich nicht ermangeln, sich ihn auch in dieser Beziehung zum Muster zu nehmen. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: Aus Iserlohn 15 Thlr. — Aus Lemgo 5 Thlr. — Aus Neustadt an der Hardt vorläufig 210 Gulden. Köln, 23. November 1848. Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei: A. Steintraßer, Perlenpfuhl; Halin, Börse; Hamspohn, Freischütz, Hochstraße; Eiser, beim Eingange während der Volksversammlungen; J. Obladen, Streitzeuggasse; Stollwerk, Schildergasse. Hierzu eine Beilage.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz151_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz151_1848/4
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 151. Köln, 24. November 1848, S. 0794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz151_1848/4>, abgerufen am 26.04.2024.