Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

zu, bis zu den geringen Quantität derselben abnehmen.
R. Brown glaubte, daß die größte Zahl der Pflanzenarten
nicht innerhalb der Wendekreisen beisammen sich fänden, sondern
in den ihren zur Seite gelegenen Erdstrichen zwischen der 25
und 30° der Breite, und daß der größte Reichthum an Pfl.
sich auf dem Continente von Neu-Holland fänden. Der Dr. Pohl
hat aber in Brasilien allein so viele Pflanzen gesammelt,
als Brown für jenen Erdstrich insgesammt annahm, so daß
er jetzt durch diese Widerlegung seine Meinung auf ge-
geben hat. In Frankreich giebt es 3800 Phanerogamen,
und fast eben so viele hat auch Deutschland, wenn wir die
Schweiz mit dazu rechnen, nämlich 3400. Ohne die Schweiz hat
aber Deutschland nur 3200 aufzuweisen. Aber dagegen
beträgt die mittl. Temperatur hier 7-9°, während die
von Frankreich 10-12° ist, ein Umstand der als einfluß-
reich nicht außer Acht gelassen werden darf. Rechnen wir
dagegen Tyrol mit zu Deutschland, so werden die Bedingungen
weit mannigfaltiger. Die Neumark hat nach Schlechten-
dal
's
Flora nur 950 Phanerogamen, und 1000 mit Einschluß
der kultivirten, aber 2200 wenn die Cryptogamen mit
hinzu gerechnet werden. Nach Schübler's Angabe hat ganz
Würtenberg mit den schönsten Abwechselungen von Bergen

zu, bis zu den geringen Quantität derſelben abnehmen.
R. Brown glaubte, daß die größte Zahl der Pflanzenarten
nicht innerhalb der Wendekreiſen beiſammen ſich fänden, ſondern
in den ihren zur Seite gelegenen Erdſtrichen zwiſchen der 25
und 30° der Breite, und daß der größte Reichthum an Pfl.
ſich auf dem Continente von Neu-Holland fänden. Der Dr. Pohl
hat aber in Braſilien allein ſo viele Pflanzen geſammelt,
als Brown für jenen Erdſtrich insgeſammt annahm, ſo daß
er jetzt durch dieſe Widerlegung ſeine Meinung auf ge-
geben hat. In Frankreich giebt es 3800 Phanerogamen,
und faſt eben ſo viele hat auch Deutſchland, wenn wir die
Schweiz mit dazu rechnen, nämlich 3400. Ohne die Schweiz hat
aber Deutſchland nur 3200 aufzuweiſen. Aber dagegen
beträgt die mittl. Temperatur hier 7–9°, während die
von Frankreich 10–12° iſt, ein Umſtand der als einfluß-
reich nicht außer Acht gelaſſen werden darf. Rechnen wir
dagegen Tyrol mit zu Deutſchland, ſo werden die Bedingungen
weit mannigfaltiger. Die Neumark hat nach Schlechten-
dal
’s
Flora nur 950 Phanerogamen, und 1000 mit Einſchluß
der kultivirten, aber 2200 wenn die Cryptogamen mit
hinzu gerechnet werden. Nach Schübler’s Angabe hat ganz
Würtenberg mit den ſchönſten Abwechſelungen von Bergen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="56">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0522" n="516."/>
zu, bis zu den geringen Quantität der&#x017F;elben abnehmen.<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118674455 http://d-nb.info/gnd/118674455">R. Brown</persName></hi> glaubte, daß die größte Zahl der Pflanzenarten<lb/>
nicht innerhalb der Wendekrei&#x017F;en bei&#x017F;ammen &#x017F;ich fänden, &#x017F;ondern<lb/>
in den ihren zur Seite gelegenen Erd&#x017F;trichen zwi&#x017F;chen der 25<lb/>
und 30° der Breite, und daß der größte Reichthum an Pfl.<lb/>
&#x017F;ich auf dem Continente von Neu-Holland fänden. Der <hi rendition="#aq">Dr. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-104208899 http://d-nb.info/gnd/104208899">Pohl</persName></hi><lb/>
hat aber in Bra&#x017F;ilien allein &#x017F;o viele Pflanzen ge&#x017F;ammelt,<lb/>
als <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118674455 http://d-nb.info/gnd/118674455">Brown</persName></hi> für jenen Erd&#x017F;trich insge&#x017F;ammt annahm, &#x017F;o daß<lb/>
er jetzt durch die&#x017F;e Widerlegung &#x017F;eine Meinung auf ge-<lb/>
geben hat. In Frankreich giebt es 3800 Phanerogamen,<lb/>
und fa&#x017F;t eben &#x017F;o viele hat auch Deut&#x017F;chland, wenn wir die<lb/>
Schweiz mit dazu rechnen, nämlich 3400. Ohne die Schweiz hat<lb/>
aber Deut&#x017F;chland nur 3200 aufzuwei&#x017F;en. Aber dagegen<lb/>
beträgt die mittl. Temperatur hier 7&#x2013;9°, während die<lb/>
von Frankreich 10&#x2013;12° i&#x017F;t, ein Um&#x017F;tand der als einfluß-<lb/>
reich nicht außer Acht gela&#x017F;&#x017F;en werden darf. Rechnen wir<lb/>
dagegen Tyrol mit zu Deut&#x017F;chland, &#x017F;o werden die Bedingungen<lb/>
weit mannigfaltiger. Die Neumark hat nach <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117282995 http://d-nb.info/gnd/117282995">Schlechten-<lb/>
dal</persName>&#x2019;s</hi> Flora nur 950 Phanerogamen, und 1000 mit Ein&#x017F;chluß<lb/>
der kultivirten, aber 2200 wenn die Cryptogamen mit<lb/>
hinzu gerechnet werden. Nach <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117124354 http://d-nb.info/gnd/117124354">Schübler</persName>&#x2019;s</hi> Angabe hat ganz<lb/>
Würtenberg mit den &#x017F;chön&#x017F;ten Abwech&#x017F;elungen von Bergen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[516./0522] zu, bis zu den geringen Quantität derſelben abnehmen. R. Brown glaubte, daß die größte Zahl der Pflanzenarten nicht innerhalb der Wendekreiſen beiſammen ſich fänden, ſondern in den ihren zur Seite gelegenen Erdſtrichen zwiſchen der 25 und 30° der Breite, und daß der größte Reichthum an Pfl. ſich auf dem Continente von Neu-Holland fänden. Der Dr. Pohl hat aber in Braſilien allein ſo viele Pflanzen geſammelt, als Brown für jenen Erdſtrich insgeſammt annahm, ſo daß er jetzt durch dieſe Widerlegung ſeine Meinung auf ge- geben hat. In Frankreich giebt es 3800 Phanerogamen, und faſt eben ſo viele hat auch Deutſchland, wenn wir die Schweiz mit dazu rechnen, nämlich 3400. Ohne die Schweiz hat aber Deutſchland nur 3200 aufzuweiſen. Aber dagegen beträgt die mittl. Temperatur hier 7–9°, während die von Frankreich 10–12° iſt, ein Umſtand der als einfluß- reich nicht außer Acht gelaſſen werden darf. Rechnen wir dagegen Tyrol mit zu Deutſchland, ſo werden die Bedingungen weit mannigfaltiger. Die Neumark hat nach Schlechten- dal’s Flora nur 950 Phanerogamen, und 1000 mit Einſchluß der kultivirten, aber 2200 wenn die Cryptogamen mit hinzu gerechnet werden. Nach Schübler’s Angabe hat ganz Würtenberg mit den ſchönſten Abwechſelungen von Bergen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/522
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 516.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/522>, abgerufen am 26.04.2024.